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Pelargonium (Medikament)
Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
ProduktionDas Medikament ist ein ethanolischer Auszug aus den Wurzeln der südafrikanischen Kapland-Pelargonie Pelargonium sidoides DC. aus der Familie der Storchschnabelgewächse. Auf südafrikanischen Plantagen angebaut, wächst die Pflanze drei Jahre, bevor sie geerntet wird. Ein Großteil des Bedarfs an Rohmaterial wird zurzeit noch durch Wildsammlung gedeckt. Der Wurzelextrakt des gegenwärtig erhältlichen Arzneimittels (Extrakt: EPs 7630, gewonnen durch Perkolation und/oder Mazeration) enthält unter anderem mehrfach substituierte Benzopyranonderivate und kondensierte Gerbstoffe. Bei den Benzopyranonderivaten handelt es sich um in 5- bis 8-Position zwei- bis vierfach mit Hydroxy, Methoxy und/oder Sulfooxy substituierte 2H-1-Benzopyran-2-one wie z. B. Scopoletin und Umckalin, bei den kondensierten Gerbstoffen um Proanthocyanidine, die hauptsächlich aus Gallocatechin- und Epigallocatechin-Monomeren aufgebaut sind. Im weiteren sind einfache phenolische Verbindungen, in erster Linie Gallussäure, enthalten[1] HistorischesIm Süden Afrikas werden Dekokte aus Pelargonium-Arten in der traditionellen Heilkunst verwendet. Ein englischer Major namens Charles H. Stevens, der an Tuberkulose erkrankt war, reiste 1897 nach Südafrika (in das Gebiet des heutigen Lesotho) und wurde dort von einem Basotho-Heiler mit einem solchen Extrakt behandelt. Zu dieser Zeit war die Tuberkulose unter den Zulus eine weit verbreitete Erkrankung. Es wird vermutet, dass die Bezeichnung Umckaloabo auf ein Missverständnis zwischen Stevens und seinem Heiler zurückging. Die Zulu-Wörter umkhuhlane (Oberbegriff für Krankheiten, die mit Fieber und Husten einhergehen) und uhlabo (pleuritischer Brustschmerz) bezeichneten vermutlich die Diagnose, aber Stevens fasste „Umckaloabo“ als Bezeichnung für das ihm verabreichte Mittel auf. Stevens erholte sich angeblich innerhalb von drei Monaten vollständig und importierte die vermeintliche Wunderpflanze nach Europa. Unter der Bezeichnung „Stevens' Consumption Cure“ war der Extrakt eine Zeitlang als Tuberkulosemittel populär. Es verschwand jedoch vom Markt, als Stevens nach einer verlorenen gerichtlichen Auseinandersetzung mit der British Medical Association den Bankrott erklären musste. Die Standesorganisation hatte sein Heilmittel als Fälschung und ihn selbst als Betrüger bezeichnet.[2] Im deutschsprachigen Raum hielt das Interesse jedoch an, auch aufgrund der Arbeit des Schweizer Missionsarztes Adrien Sechehaye (Universität Genf). Er behandelte noch in den 1920er Jahren rund 800 Tuberkulosepatienten mit „Stevens' Cure“. Während diesen Behandlungen soll er in vielen Fällen klare Heilungseffekte verzeichnet haben. Die Berichte darüber veröffentlichte er 1933 und 1954 zusammen mit den Ergebnissen diverser Experimente und Fallberichte.[3] Zulassung und StudienIn der Vergangenheit in der Therapie akuter und chronischer Infektionskrankheiten, besonders im Atemwegs- und im Hals-Nasen-Ohrenbereich angewendet, wurde Umckaloabo am 10. Dezember 2005 vom deutschen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als Arzneimittel für die Behandlung der akuten Bronchitis zugelassen.[4] Zur Wirksamkeit bei akuter Bronchitis existieren zahlreiche klinische Studien an Erwachsenen und Kindern, unter anderem vier placebokontrollierte Doppelblindstudien: Zwei dieser Studien wurden bereits veröffentlicht,[5][6] Publikationen zu den beiden anderen Doppelblindstudien werden nach Auskunft des Herstellers derzeit erstellt. Im Ergebnis aller vier Studien zeige sich hierbei eine statistisch signifikante Überlegenheit von Umckaloabo gegenüber Placebo. Zudem habe die Verkürzung der Arbeitsunfähigkeitsdauer um mehr als 2 Tage im Vergleich zu Placebo gezeigt werden können. Darüber hinaus zeige sich auch in Studien zum Einsatz bei Mandel- und Nasennebenhöhlenentzündungen eine statistisch signifikante Überlegenheit von Umckaloabo gegenüber Placebo.[7] EigenschaftenDas Pelargonium-Extrakt soll eine dreifache Wirkung gegen Viren, gegen Bakterien und gegen Schleim besitzen. Wirkung gegen VirenDer Extrakt EPs 7630 ist in der Lage, im Infektfall die Produktion des körpereigenen β-Interferons zu steigern. Es ist damit in der Lage, Zellen vor Zerstörung durch Viren zu schützen.[8] Wirkungen gegen BakterienHier sind zum einen moderate direkt antibakterielle Wirkungen gegen verschiedene grampositive Bakterien (siehe auch: Gram-Färbung) (Staphylococcus aureus, Streptococcus pneumoniae) und gramnegative Bakterien (Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Proteus mirabilis , Haemophilus Influenzae) beschrieben worden.[9] Diese Wirkungen sind jedoch nur relativ schwach und vermögen die klinische Wirksamkeit nicht zu erklären. Hingegen wurden zusätzlich potente indirekt antibakterielle Wirkungen nachgewiesen: So werde die Anheftung von Bakterien an die Atemwegsschleimhaut verhindert, die den ersten Schritt einer Infektion darstellt, aber auch das Eindringen und Durchschleusen der Bakterien in die tieferen Gewebeschichten, die die Ausbreitung der Infektion ermöglichen, würden durch Umckaloabo verhindert.[10] Außerdem würden die körpereigenen Fresszellen (Makrophagen) durch Umckaloabo mobilisiert: Einerseits würden sie aktiver und andererseits töteten sie die aufgefressenen Keime deutlich besser ab.[11] Letztlich komme es zur Aktivierung natürlicher Killerzellen, die befallene Zellen abtöten und damit den Erregern die weitere Vermehrung erschweren bzw. unmöglich machen. Wirkung gegen SchleimDie Schleimhäute der Atemwege sind auf Ihrer Oberfläche mit Flimmerhärchen besetzt. Diese schlagen in Richtung Kehlkopf und ermöglichen somit den Abtransport von Fremdkörpern, aber auch Schleim, der dann abgehustet wird. Schleim stellt die Vermehrungsgrundlage für Bakterien dar. Die entzündete Schleimhaut produziert vermehrt Schleim und begünstigt somit das Anheften und die Vermehrung weiterer Krankheitserreger, die sogenannte Superinfektion. Umckaloabo erhöht die Schlagfrequenz der Flimmerhärchen und ermöglicht somit einen besseren Abtransport des Schleimes.[12] Damit werde das Abhusten erleichtert und so das Risiko für eine Superinfektion verringert. Ziel der TherapieLaut Eigenwerbung könne mit Perlargonium-Extrakt beim einfachen Atemwegsinfekt gegen virale Infekte vorgegangen und das Risiko für bakterielle Superinfektionen minimiert werden. Zudem könne das Arzneimittel helfen, Rückfälle zu verhindern. KritikEs wird oft diskutiert, ob die in dem Extrakt enthaltenen Cumarine gerinnungshemmend wirken und damit das Blutungsrisiko erhöhen können. Der Hersteller hält dagegen, Cumarine verfügten nur dann über gerinnungshemmende Wirkung, wenn sie an der Position 4 eine Hydroxy (OH-)Gruppe und an der Position 3 einen lipophilen Rest aufweisen. Diese strukturellen Voraussetzungen würden die in Umckaloabo vorkommenden Cumarine nicht erfüllen. Eine direkte gerinnungshemmende Wirkung sei deshalb theoretisch ausgeschlossen und habe auch im Tierversuch nicht nachgewiesen werden können. Obwohl in tierexperimentellen Untersuchungen dafür keinerlei Hinweise gefunden werden konnten, [13] sei allerdings nicht restlos auszuschließen, dass die in Umckaloabo vorkommenden Cumarine die Verstoffwechslung von gerinnungshemmenden Medikamenten (orale Antikoagulanzien wie z. B. Marcumar) beeinflussen und damit indirekt die gerinnungshemmende Wirkung dieser Arzneimittel verstärken oder auch abschwächen. Arzneimittel, die auf die Blutplättchen wirken (Wirkstoffe wie z. B. Acetylsalicylsäure oder Clopidogrel), seien hiervon jedoch nicht betroffen. Ebenfalls oft diskutiert wird der Ethanolanteil von 12 Volumenprozent, der das Mittel zumindest bei kleinen Kindern problematisch erscheinen lasse. Der Hersteller verweist jedoch darauf, dass die Tagesdosis des Präparats von Kinderärzten für weitgehend unbedenklich gehalten wird, da sie unterhalb des natürlichen Alkoholgehalts eines Glases Apfelsaft liege. Zudem habe das Präparat von der Deutschen Arzneimittelbundesbehörde die Zulassung zum Einsatz bei Kindern ab 1 Jahr erhalten.[14] Umckaloabo kann den Einsatz von Antibiotika bei bakteriellen Infektionen (z. B. Lungenentzündung) nicht ersetzen. Allerdings werden die meisten Atemwegsinfekte von Viren ausgelöst. Referenzen
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Pelargonium_(Medikament) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |