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PaläopathologiePaläopathologie (von griechisch παλαιός, palaios „alt“ und πάθος, páthos „Leiden(schaft), die Sucht, die Krankheit“ sowie λόγος, logos „Wort, Erklärung, Lehre“) beschäftigt sich mit Krankheiten und degenerativen Veränderungen in geschichtlichen und vorgeschichtlichen Epochen. Als junge Wissenschaft ist sie dynamisch; es gibt noch keine direkte Ausbildung, Paläopathologen qualifizieren sich durch ihre Beschäftigung mit geschichtlichen Leichenfunden im Rahmen einer medizinischen (Pathologie/Gerichtsmedizin) bzw. biologischen (Prähistorische Anthropologie) Ausbildung. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
ForschungsgeschichteAls Begründer der Paläopathologie gilt der englische Bakteriologe Marc Armand Ruffer. Ähnlich wie in der Ägyptologie, so waren es auch in der Paläopathologie vor allem Einzelpersonen, die die Methoden und Techniken entwickelten und den Wissenschaftszweig formten. UntersuchungsmethodenBei Untersuchungen direkt am Individuum unterscheidet man invasive und nicht-invasive Methoden. Nicht-invasive Methoden greifen nicht in den Körper ein, so dass der Fund nicht beschädigt wird.
Darüber hinaus gibt es in seltenen Fällen auch Untersuchungen an überlieferten Fäkalien, etwa in mittelalterlichen Latrinen oder an Koprolithen (fossilisierter Dung), die Aufschluss über den Darm-Parasitenbefall ihrer Verursacher liefern können. Im folgenden seien einige Bereiche näher beleuchtet: Untersuchung am HartgewebeKnochen und Zähne sind meistens am besten – bzw. in den überwiegenden Fällen als einzige Reste – überliefert, dementsprechend häufig werden die Methoden auch an diesen Geweben angewendet. Die Untersuchung konzentriert sich dabei auf:
Molekularbiologische UntersuchungenIn organischen Überresten, die sich auch auf wenige Zellen (etwa innerhalb des kompakten Knochens) beschränken können, lassen sich bei günstigen Erhaltungsbedingungen körpereigene Stoffe nachweisen. Die derzeitige Forschung konzentriert sich in diesem Bereich auf die Untersuchung alter DNA, die unter Umständen Aufschluss über Infektionskrankheiten liefern kann. Auf diesem Wege ist zum Beispiel zum Beispiel die Pest bereits in frühmittelalterlichen Skeletten aus Bayern nachgewiesen (Weichmann & Grupe, 2005). Andere Infektionen, wie etwa Malaria, sind ebenfalls nachgewiesen, doch scheinen nicht alle Erreger grundsätzlich beobachtbare Spuren in altem Material zu hinterlassen – der molekularbiologische Nachweis von Syphilis beispielsweise misslang bisher. Zukünftig werden auf diesem Wege wohl ebenfalls Erbkrankheiten nachweisbar sein, auf alle Fälle solche, die durch Genmutationen verursacht werden. ErkenntnisgewinnDie beobachteten Symptome werden nach der Dokumentation für jedes Individuum zur Rekonstruktion seiner Lebens-, speziell aber seiner Krankheitsgeschichte genutzt. Wie gesehen, sind eindeutige Krankheitsbilder selten, die Ursachen der Mangelerscheinungen und Wachstumsverlangsamung sind aufgrund ihrer möglichen Vielfalt (Krankheiten, Mangel-/Fehlernährung) ebenfalls schwer zu bestimmen. Dagegen lassen sich durch die Zusammenschau mit anderen anthropologischen (Sterbealter, Geschlecht) und archäologischen Daten (Ort der Bestattung, Grabbau, Beigaben oder ähnlichem) Aussagen zu den Lebensumständen allgemein sowie zu evtl. Verteilungsmustern bestimmter Erscheinungen innerhalb einer Gesellschaft treffen. Im Einzelnen kann so etwa bestimmt werden, ob bestimmte Bevölkerungsteile im Vergleich mit anderen, etwa Männer und Frauen oder ärmere und reichere stärkeren körperlichen Belastungen ausgesetzt waren oder häufiger bestimmte Symptombilder aufzeigen. Beispielsweise konnte Johannes Müller anhand der Bestattungen im hallstattzeitlichen Magdalenenberg nachweisen, dass reichere Grabausstattungen mit Kariesbefall korrelierten, das heißt, materiell besser gestellte Personen auch qualitativ bessere Nahrung zu sich nahmen (feiner gemahlenes Mehl begünstigt, neben Süßspeisen und ähnlichem, Karies). Die Entwicklungs- und Ausbreitungsgeschichte (Epidemiologie) einzelner Krankheiten ist ein weiterer wichtiger Forschungsbereich, zu dem die Paläopathologie beiträgt. So konnte zum Beispiel aufgrund von Knochenfunden nachgewiesen werden, dass eine, allerdings weniger infektiöse Syphilis-Art bereits vor der „Entdeckung“ Amerikas durch Christoph Columbus in der alten Welt vorhanden war. In einigen Fällen ist auch die Beschreibung von Therapien gegen Krankheiten und bei Traumata in vergangenen Zeiten mithilfe paläopathologischer Beobachtungen möglich (s. Medizingeschichte). Die seit dem Mesolithikum auftretenden Schädelöffnungen (Trepanationen) sind wohl das bekannteste Beispiel dafür - obwohl neben der medizinischen Indikation auch andere andere Ursachen, etwa religiöser Natur, als Erklärung angeführt werden können. Die Nutzung von Degenerativa zur Sterbealtersbestimmung ist überdies in der prähistorischen Anthropologie, hier vor allem im angloamerikanischen Raum, weit verbreitet, obwohl die starke Umweltabhängigkeit dieser Merkmale bekannt ist.
LiteraturÜbersichtswerke
Fachartikel
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Paläopathologie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |