Ottilie Wilmanns (* 24. Oktober 1928 in Bremen) ist eine deutsche Botanikerin.
Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Otti Wilmanns ist in Bremen aufgewachsen und verbrachte dann kriegsbedingt einen Teil ihrer Schulzeit in Tuttlingen. Nach dem Abitur und einer Landwirtschaftslehre studierte sie Biologie, Geologie und Chemie in Tübingen und Göttingen. Einflussreiche Lehrer waren Walter Zimmermann, Konrad Buchwald und der Geologe Georg Wagner.
1955 schloss sie ihr Studium mit Staatsexamen für das Höhere Lehramt und Promotion ab.
Nach Assistenzzeit und Habilitation für Botanik wirkte sie ab 1961 als Wissenschaftliche Rätin am Lehrstuhl für Botanik der Universität Freiburg, wo sie die Fächer Geobotanik und Systematik vertrat. 1975 wurde sie auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Geobotanik berufen. Otti Wilmanns wurde 1996 emeritiert.
Ihre Forschungen betreffen alle Facetten der Pflanzensoziologie, besonders Standortökologie und Dynamik der Vegetation. Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit liegen in folgenden Themenkreisen:
- Erforschung von Epiphyten-Synusien, insbesondere von Flechtengesellschaften an Baumstämmen, die auch in theoretische Überlegungen zur Pflanzensoziologie bzw. zur Klassifizierung von Vegetationseinheiten und Synusien führten
- Untersuchungen zu Landschafts- und Vegetationswandel am Beispiel verschiedener Pflanzengesellschaften auf der Schwäbischen Alb, im Schwarzwald und im Kaiserstuhl
- Untersuchungen von Vegetationskomplexen etwa am Beispiel umgestalteter Weinbaulandschaften des Kaiserstuhls, bei denen sie anhand der Vegetationstypen nachweisen konnte, dass das umgestaltete Gelände biologisch wesentlich verarmt war.
- Am Beispiel von langjährigen Dauerbeobachtungen an Trespenrasen des Kaiserstuhls konnte Otti Willmanns bahnbrechende Erkenntnisse zu den Prozessen des Sukzessionsablaufs in der Vegetation gewinnen.
- Zusammen mit Günther Osche hat Otti Wilmanns der Erforschung der Interaktion von Flora und Fauna und damit der jungen Disziplin der Biozönologie einen wesentlichen Anschub gegeben.
Bei allen Forschungen wird die praktische Nutzanwendung, insbesondere für den Naturschutz betrachtet, bei vielen steht diese im Mittelpunkt.
Für ihre Verdienste erhielt Otti Wilmanns 1978 die Staatsmedaille des Landes Baden-Württemberg, 1982 den Naturschutzpreis des Landes Baden-Württemberg für richtungsweisende Leistungen auf dem Gebiet der Erhaltung der natürlichen Umwelt und 1983 Staatsmedaille in Gold, sowie 2004 den Reinhold-Tüxen-Preis.
Schriften (Auswahl)
- Zur standörtlichen Parallelisierung von Epiphyten- und Waldgesellschaften. Beiträge zur naturkundlichen Forschung Südwesteutschlands, 1958
- Rindenbewohnende Epiphytengemeinschaften in Südwestdeutschland. Beiträge zur naturkundlichen Forschung Südwestdeutschlands, 1962
- Kurt Rasbach u. Helga Rasbach: Die Farnpflanzen Zentraleuropas: Gestalt, Geschichte, Lebensraum / Photographie. Quelle & Meyer, Heidelberg 1968, Text: Otti Wilmanns
- Gedanken über den wissenschaftlichen Wert von Naturschutzgebieten, 1970 (Volltext)
- Günther Reichelt u. Otti Wilmanns: Vegetationsgeographie. Westermann, Braunschweig 1973
- Otti Wilmanns, Helga Rasbach: Erläuterungen zur Karte schutzbedürftiger Gebiete im Kaiserstuhl. Landesstelle für Naturschutz u. Landschaftspflege Baden-Württemberg, Ludwigsburg 1973
- Alpenbotanik im Gebiet um die Freiburger Hütte oberhalb Dalaas, Vorarlberg, 1975
- Das Wechselspiel von Beobachtung, Fragestellung und Folgerung. Zur Didaktik und Methodik botanischer Exkursionen, 1976 (Volltext)
- Otti Wilmanns, Wolfhard Wimmenauer, Hansjörg Willhauck: Die Naturlehrpfade Badberg und Büchsenberg-Pfaffenlochberg. Schwarzwaldverein, Freiburg 1978
- Werden und Vergehen von Pflanzengesellschaften. Cramer, Vaduz 1979
- Ed. mit Reinhold Tüxen: Epharmonie. Cramer, Vaduz 1980
- Zur Verbindung von Pflanzensoziologie und Zoologie in der Biozönologie, 1987 (Volltext)
- Können Trockenrasen derzeit trotz Immissionen überleben? Eine kritische Analyse des Xerobrometum im Kaiserstuhl, 1988 (Volltext)
- Zur Entwicklung von Trespenrasen im letzten halben Jahrhundert: Einblick, Ausblick, Rückblick, das Beispiel des Kaiserstuhls. Flora und Vegetation des Mte. Conero (zentraladriatische Küste). Düsseldorf 1989 (Volltext)
- Vergesellschaftung und Strategie-Typen von Pflanzen mitteleuropäischer Rebkulturen, 1989 (Volltext)
- Der Kaiserstuhl: Gesteine und Pflanzenwelt. 3., neubearb. Aufl., Ulmer, Stuttgart 1989, Text: Otti Wilmanns, Photogr.: Helga Rasbach
- Ökologische Pflanzensoziologie: eine Einführung in die Vegetation Mitteleuropas. 6., neu bearb. Aufl., Quelle & Meyer, Wiesbaden 1998
- Exkursionsführer Schwarzwald: eine Einführung in Landschaft und Vegetation mit 45 Wanderrouten. Ulmer, Stuttgart 2001
- Mit Miyawaki Akira hencho: Nihon-shokusei-shi. Shibundo, Tokyo (japanisch)
- Kältezeitliche Reliktpflanzen der Schwäbischen Alb : aktualisierte Überlegungen zur prähistorischen Landschaft, 2005 (Volltext)
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