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Olivenbaum
Der Olivenbaum (Olea europaea), auch Echter Ölbaum, ist ein mittelgroßer, im Alter oft knorriger Baum aus der Gattung der Ölbäume (Olea), die zur Familie der Ölbaumgewächse (Oleaceae) gehört. Er wird schon seit dem 4. Jahrtausend v. Chr. als Nutzpflanze kultiviert. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Botanische Beschreibung
WurzelDie mächtigen, weit auslaufenden Wurzeln des Olivenbaums reichen bis in eine Tiefe von 6 m. Dadurch haben sie immer die Möglichkeit, an Wasser für ihr Wachstum zu kommen. Habitus und StammDas langsam wachsende Holz des Baumes ist reich verzweigt, mit grüngrauer, glatter und im Alter rissiger Rinde. Der Baum wird (je nach Sorte) bis zu 20 m hoch. Die wilden Oliven sind kleiner als die Züchtungen. Die Olivenbäume in den Olivenhainen werden zur besseren Ernte beschnitten, damit sie kleiner bleiben. Dabei gilt die traditionelle Regel: je krummer und knorriger, desto besser der Ertrag. Der Olivenbaum benötigt viel Zeit zum Wachsen, kann jedoch mehrere hundert Jahre alt werden, das älteste bekannte Exemplar Italiens in Trevi wird auf 1700 Jahre geschätzt, genauso alt wie ein Olivenbaum bei Getsemani in Israel. Als ältester Olivenbaum Europas gilt ein über 2000jähriger Olivenbaum bei der montenegrinischen Stadt Bar.
BlattDer Olivenbaum ist eine immergrüne Pflanze, das heißt, er verliert zu keiner Jahreszeit all sein Laub, sondern mehrere Jahre alte Blätter werden jahreszeitunabhängig abgeworfen. Die gegenständigen, gestielten, einfachen, kleinen, ledrigen Laubblätter sind oberseits graugrün und an der Unterseite silbrig glänzend und grau gefärbt. Sie sind schmal, laufen spitz nach vorne zu (lanzettlich) und sind ganzrandig. An der Unterseite haben sie kleine Härchen, so genannte Sternhaare oder sternförmige Schuppenhaare, die den Baum vor dem Austrocknen schützen, indem sie aus den Spaltöffnungen austretendes Wasser wieder einfangen und dem Blatt erneut zuführen.
Blütenstand und BlüteAbhängig vom Verbreitungsgebiet blühen Olivenbäume von Ende April bis Anfang Juni. An rispigen Blütenständen, stehen zwischen 10 und 40 Blüten. Die vierzähligen, weißen oder gelben Blüten des Olivenbaumes sind zwittrig, können aber funktional eingeschlechtig sein. Die Blütenhülle besteht aus vier Kelchblättern und vier verwachsenen Kronblättern. Jede Blüte enthält vier Staubblätter und zwei Fruchtblätter. Sie blühen von etwa zwischen April und Mai. Wird der Baum durch Trockenheit oder Nährstoffmangel etwa sechs Wochen vor der Blüte gestresst, verringert sich der Ertrag, weil die Blütenzahl vermindert wird und Blüten nicht zum Fruchten kommen. Die meisten Sorten sind selbstbefruchtend, wobei Fremdbestäubung meist den Ertrag steigert. Einige Sorten sind jedoch auf Fremdbestäubung angewiesen und brauchen ein genetisch verschiedenes Exemplar zur Bestäubung. Die Blüte wird über den Wind bestäubt. FruchtAus der Blüte bildet sich nach der Befruchtung die Frucht: die begehrte Olive. Dabei handelt es sich um eine Kernfrucht, bei der ein harter Kern von weichem Fruchtfleisch umgeben ist. Die Farbe der unreifen Oliven ist grün, die der reifen schwarz oder violett/braun. Am ertragreichsten ist der Baum nach ca. 20 Jahren. Die durchschnittliche Zusammensetzung einer Olive ist: Wasser 50 %, Öl 22 %, Zucker 19,1 %, Zellulose 5,8 %, Proteine 1,6 %. Die Olive ist eine mediterrane Steinfrucht. Sie ist wegen ihrer Bitterkeit roh nicht genießbar, aber nach mehrmaligem Einlegen in Wasser, bei dem die Bitterstoffe ausgeschwemmt werden, essbar. Echte Schwarze Oliven sind voll ausgereifte grüne (olivgrüne) Oliven. Oft werden jedoch grüne, mit Eisengluconat schwarz gefärbte Oliven verkauft. 90 % der Oliven werden zu Olivenöl gepresst. Im Handel erhältlich sind Oliven vor allem in modifizierter Form. Üblich ist dabei die Füllung der grünen Olive (mit Paprika, Mandeln) sowie das Einlegen/Marinieren der entkernten Früchte. In Öl eingelegte Oliven sind ohne weitere Konservierungsstoffe relativ lange haltbar und werden auch nicht von Schädlingen befallen, was zumindest zum Teil ihre große Bedeutung für die mediterrane Küche erklärt. Der Olivenbaum zeigt, wie andere fruchtende Bäume auch, das Phänomen der Alternanz; sein Fruchtertrag schwankt also in zweijährigem Rhythmus. HeimatDie wilde Olive hat ein sog. disjunktes Areal, sie hat ein weit auseinanderliegendes, nicht zusammenhängendes natürliches Vorkommen: Mittelmeergebiet, Naher Osten und Südafrika. Davon stark verschieden ist das Anbaugebiet der heutigen Kultursorten (siehe Anbau/Verbreitung). ÖkologieDer Olivenbaum ist ein wichtiges Element der mediterranen Vegetation und Kulturlandschaft. Der Olivenbaum gedeiht im mediterranen Klima, also bei Jahresmitteltemperaturen von 15 bis 20°C und Jahresniederschlägen 500 bis 700 mm am besten, mindestens sind 200 mm nötig. Beispiele für mediterrane Pflanzengesellschaften mit Olivenbäumen:
SystematikVon der Art Olea europaea unterscheidet man mehrere Unterarten:
AnbauVerbreitungDer Olivenbaum wächst in allen Gebieten um das Mittelmeer und zum Teil auch um das Schwarze Meer, die keine extremen Klimabedingungen aufweisen. Er kann hohe Hitze ertragen, leidet aber leicht durch Frost in kalten Wintern, wodurch nicht nur die Ernte einzelner Jahre, sondern der Bestand ganzer Plantagen bedroht ist. Er gilt als Charakterpflanze der mediterranen Pflanzenwelt und weist die Gebiete, in denen er gedeiht, als Gebiete mit mediterranem oder Mittelmeerklima aus. Es wurde immer wieder versucht, das Anbaugebiet des Olivenbaums nach Norden und in rauere Gebiete zu erweitern. Diese oft über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte erfolgreichen Versuche schlugen letztendlich aber immer wieder fehl, das letzte Mal im Februar 1956, als ein Kälteeinbruch aus Osteuropa Millionen von Olivenbäumen in Südfrankreich, Italien und Spanien vernichtete. Seit der neuzeitlichen Kolonisation wird der Olivenbaum auch in entsprechenden Klimaten Nord- und Südamerikas sowie in Australien, Südafrika und Japan angebaut. Alle Anbaugebiete des Olivenbaums liegen zwischen dem 30. und dem 45. Grad nördlicher bzw. südlicher Breite, mit Ausnahme einiger äquatornäherer Höhenlagen, etwa in Peru, wohin er von den spanischen Konquistadoren im 16. Jh. gebracht wurde. Von dort aus gelangte er über Mexiko bis Kalifornien und Hawaii. VermehrungDie Olivenkerne werden durch Vögel verbreitet, die die Früchte fressen. Olivenbäume in Kultur werden allerdings meist über Stecklinge vermehrt (so sind alle dabei entstehenden Pflanzen genetisch identisch (siehe Klonen), und damit haben die Jungpflanzen alle guten Eigenschaften der Mutterpflanze, sind aber auch alle gleich anfällig für Krankheiten und Schädlinge wie diese). ErnteVon der Jungpflanze bis zum ersten Ertrag dauert es oft sieben Jahre. Die Ernte findet je nach Gebiet ab Mitte Oktober, teilweise bis in den März statt. Wer nach Kalabrien kommt, wird aus der Ferne immer wieder rote Flächen sehen; dies sind feine Netze, die ausgelegt werden, um die Oliven aufzufangen. In Sizilien z. B. werden die Netze immer wieder verschoben, da traditionell von Hand gepflückt wird oder mit einer Art Kamm und man nicht wartet, bis die Oliven von selbst zu Boden fallen. Daher gibt es dort selten verfaulende Oliven, wenn die Früchte in Öl eingelegt sind. Krankheiten und Schädlinge
Sorten von OlivenbäumenEs gibt allein im Mittelmeerraum über 1.000 Sorten von Olivenbäumen. Je nach Klima und Bodenbeschaffenheit hat sich der Olivenbaum über hunderte Jahre anders entwickelt, manche Olivenbaumsorten sind auf einzelne Dörfer beschränkt. Eine große Vielfalt an Olivenbäumen gibt es in Italien, wo es alleine zwischen Sizilien und Ligurien an die 80 verschiedene Sorten gibt. Die italienischen Hauptsorten sind Leccino, Frantoio 'und Carolea. Da die Oliven der verschiedenen Sorten leicht unterschiedlich im Geschmack sind, gibt es eine Vielzahl verschiedener Öle, die von Kennern geschätzt werden.
NutzungAus den Oliven wird in der Hauptsache Olivenöl gepresst. Der Olivenbaum wird genutzt
ÖkonomieOlivenbaumpflanzungen nehmen auf der Welt 8,6 Millionen Hektar an Fläche ein, auf denen jährlich 17,3 Millionen Tonnen Oliven geerntet werden. Spanien ist der größte Olivenproduzent. Die vier wichtigsten Länder (Spanien, Italien, Griechenland und Syrien) erstellen ca. 80 % der weltweiten Olivenproduktion. Die Vermarktung wird dabei von italienischen Firmen dominiert, auch bei nichtitalienischem Öl. Nimmt in Europa die Beliebtheit des Olivenöls auch stetig zu, so nimmt es wegen seines vergleichsweise hohen Preises weltweit im Gegensatz zur Ölpalme oder Sojaöl nur einen geringen Anteil der Speiseölproduktion ein. Ökonomie in der Europäischen Union60 Prozent der weltweit ca. 750 Millionen Olivenbäume stehen in der Europäischen Union. Die EU ist nicht nur der größte Olivenölproduzent, sondern auch der größte Verbraucher. Da die Nachfrage nach dem gesunden Olivenöl auch in nördlichen Ländern stetig zugenommen hat, wurde der Anbau von Olivenbäumen erheblich ausgeweitet. In vielen Regionen der Hauptproduzenten ist der Olivenbaum Grundlage der ländlichen Wirtschaft. Es wird kritisiert, dass die EU durch ihre Förderungspolitik nur den wegen Erosion, Wasserverbrauch und chemischer Schädlingsbekämpfung ökologisch problematischen Großanbau fördert, der Kleinbauer jedoch vernachlässigt wird. Es kam nachweislich zu vielen Missbräuchen der EU-Förderpolitik.
Ökonomie außerhalb der EUSyrien, die Türkei und Tunesien sind die größten Olivenöl- und Olivenproduzenten außerhalb der EU. In diesen Ländern macht die Olivenölproduktion einen höheren Teil am BIP aus, und der Olivenanbau bindet viele Arbeitskräfte, so dass er die Lebensgrundlage vieler Menschen ist.
Quellen: Kulturgeschichte des OlivenbaumesDie Geschichte des Ölbaums reicht bis in die Antike zurück. Wann die Wildform zur fruchtbaren Gartenolive kultiviert wurde, ist unbekannt. Archäologische Funde deuten jedoch darauf hin, dass dies um 4000 v. Chr. in Kreta und Syrien geschah. (Erste archäologische Funde von Olivenkernen sind über 9000 Jahre alt, dabei handelt es sich aber um von Menschen gesammelte Oliven von wilden Olivenbäumen.) Auch der häufige Hinweis in der Bibel auf den Baum und seine Erzeugnisse, auf seinen Überfluss im Land von Kanaan und den wichtigen Platz, den er in der Wirtschaft von Syrien hat, lässt vermuten, dass dort der Ursprung des kultivierten Olivenbaumes liegt. Möglicherweise gelang es erst einigen Stämmen die Olive zu kultivieren, die den Olivenbaum dann weitergaben. So wurde die Pflanze schnell zum Zeichen des Friedens. Im trockenen Klima des Nahen Ostens stellte das Öl bald ein wichtiges und gesundes Grundnahrungsmittel dar. In der Wirtschaft, Religion und Kunst sowie den vielen Mythen spiegelt sich diese wichtige Rolle des Olivenbaums wieder. Der Bibel nach war die Ölfrucht den Juden im gelobten Land verheißen, bildete einen bedeutenden Teil des Reichtums und war neben dem Feigenbaum und Weinstock das Bild des Wohlstandes und bürgerlichen Glückes. Die eingewanderten Israeliten fanden den Olivenbaum schon vor. Die Könige David und Salomo förderten seinen Anbau. Man benutzte das Öl zu Speisen, bei Opfergaben, als Brennöl und zum Salben des Haars und des ganzen Körpers. Zu Homers Zeiten benutzte man in Griechenland das Holz des wilden Ölbaums wegen seiner großen Festigkeit zur Anfertigung von Axtstielen. Das Öl diente zum Salben des Körpers, war aber den Reichen und Edlen als Luxusgut vorbehalten, wie es in der Ilias beschrieben wird. In der Akademie standen die der Athene geweihten unantastbaren Ölbäume; sie stammten der Sage nach von der Mutterolive auf der Burg, die von der Göttin selbst geschaffen und später nach der Verbrennung durch die Perser von selbst aus der Wurzel wieder aufgesprossen sein soll. Nach einer griechischen Sage hatten die Götter Athene und Poseidon einen Wettstreit ausgetragen. Als Gewinner sollte derjenige gelten, der den Bewohnern von Athen das sinnvollere Geschenk überbringt. Athene setzte sich mit dem von ihr erschaffenen Olivenbaum durch, der den antiken Griechen als heilig galt. In zahlreichen griechischen Stadtstaaten war es gesetzlich verboten, Olivenbäume zu fällen. Im 6. Jahrhundert v. Chr. kam der Olivenbaum nach Italien. Wie schon in Griechenland war ein Kranz aus Ölzweigen die höchste Auszeichnung des um das Vaterland hochverdienten Bürgers, sowie der höchste Siegespreis bei den Olympischen Spielen. Der Ölzweig war das Symbol des Friedens, und Besiegte, die um Frieden baten, trugen Ölzweige in den Händen. Auch im alten Christentum ist die Taube mit dem Ölzweig ein Symbol des Friedens. Der Bibel zufolge schickte Noah nach der Sintflut eine Taube los. Sie kehrte mit einem Ölzweig im Schnabel zurück: die Erde grünte wieder, das Leben war zurück. Jesus hielt zwischen Olivenbäumen im Garten Getsemani kurz vor seiner Kreuzigung Zwiesprache mit Gott. Paulus illustrierte das Verhältnis zwischen Heidentum und Judentum mit einem wilden und einem edlen Ölbaum. Zitate„Die Ölbäume sind sehr charakteristisch, und ich gebe mir große Mühe, das einzufangen. Es ist Silber, das mal ins Blaue, mal ins Grüne spielt, bronzefarben und beinah weiß auf gelbem, rosa, violettem oder orange Boden, der bis zum stumpfroten Ocker geht … Eines Tages mache ich vielleicht etwas ganz Persönliches daraus, wie ich es mit den Sonnenblumen für die gelben Töne gemacht habe.“ Vincent van Gogh an seinen Bruder Theo, Brief 608 Der Ölbaum in der Bibel„Einst machten sich die Bäume auf, um sich einen König zu salben, und sie sagten zum Ölbaum: ‚Sei du unser König.‘ Der Ölbaum sagte zu ihnen: ‚Soll ich mein Fett aufgeben, mit dem man Götter und Menschen ehrt und hingehen, um über den anderen Bäumen zu schwanken?‘“ (Buch der Richter, 9, 8-9) „Gegen Abend kam die Taube zu ihm zurück, und siehe da: In ihrem Schnabel hatte sie einen frischen Olivenzweig. Jetzt wusste Noah, dass nur noch wenig Wasser auf der Erde stand.“ (Genesis, 8, 11) „Ob aber nun etliche von den Zweigen ausgebrochen sind und du, da du ein wilder Ölbaum warst, bist unter sie gepfropft und teilhaftig geworden der Wurzel und des Safts im Ölbaum, so rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmst du dich aber wider sie, so sollst du wissen, daß du die Wurzel nicht trägst, sondern die Wurzel trägt dich.“ (Römerbrief, 11, 17-18) Der Ölbaum im Koran„Und ER ist es, Der aus dem Himmel Wasser niedersendet; damit bringen Wir alle Arten von Pflanzen hervor; … und Oliven- und Granatapfel-(Bäume) …“ (Die ungefähre Bedeutung des Al-Qur'an Al-Karim, Sure 6:99 „Das Vieh“) „Allah ist das Licht der Himmel und der Erde. Sein Licht ist gleich einer Nische, in der sich eine Lampe befindet: Die Lampe … Angezündet (wird die Lampe) von einem gesegneten Ölbaum, der weder östlich noch westlich ist, dessen Öl beinahe leuchten würde, auch wenn das Feuer es nicht berührte.“ (Die ungefähre Bedeutung des Al-Qur'an Al-Karim, Sure 24:35 „Das Licht“) „Alsdann spalteten Wir die Erde in wunderbarer Weise und ließen Korn in ihr wachsen … und Ölbäume…“ (Die ungefähre Bedeutung des Al-Qur'an Al-Karim, Sure 80:26–29 „Er runzelte die Stirn“) Der Ölbaum bei Homer„Doch der Atreid', ausziehend das Schwert voll silberner Buckeln, „Innerhalb des Gehegs war ein weitumschattender Ölbaum, Literatur
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