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Nierenkrebs



 

Nierenkrebs (meist bösartiger Nierentumor) ist relativ selten (1 bis 2 % aller bösartigen Tumoren). Am häufigsten ist das Nierenzellkarzinom (Synonyme: Hypernephrom, Grawitz-Tumor), welches vom Tubulusepithel ausgeht. Es betrifft ca. 9 auf 100.000 Einwohner, wobei Männer dreimal häufiger erkranken als Frauen. Überwiegend tritt das Nierenzellkarzinom im 5. und 6. Lebensjahrzehnt auf.

Risikofaktoren sind hohes Alter, Rauchen, chronische Niereninsuffizienz, langjährige Analgetikatherapie, Cadmium- und Bleibelastung und angeborene Nierenerkrankungen (Tuberöse Sklerose, Morbus Hippel-Lindau)

Inhaltsverzeichnis

Klassifikation

Unter Nierenkrebs im engeren Sinne versteht man bösartige Erkrankungen, die dem Funktionsgewebe der Niere (Nierenparenchym) entspringen. Prinzipiell kann an allen Abschnitten eines Nephrons eine maligne Entartung entstehen. Diese Arten von Nierentumoren werden auch als Nierenzellkarzinome (NCC) bezeichnet. Es wird nach dem Ausgangsgewebe, den zytogenetischen Befunden und dem histologischen Bild unterschieden. Am häufigsten findet sich das konventionelle Nierenzellkarzinom, das oft auch als klarzelliges bezeichnet wird. Weiterhin finden sich das chromophile (papilläre), das chromophobe und am seltensten, das Ductus-Bellini-Karzinom (Sammelrohrkarzinom). Letzteres zeichnet sich durch besondere Aggressivität aus. Auch das Wachstumsmuster dieser Tumoren wird erwähnt. Tumorzytogenetisch werden chromosomale Aberrationen (Chromosomenabweichungen) beschrieben. Die Zellen des konventionellen Nierenzellkarzinom zeigen beispielsweise sehr bald im Entstehungsprozess einen Fragmentverlust am Chromosom 3.


Klassifikation der epithelialen Neoplasien in der Niere

Karzinomtyp

Wachstumsmuster

Ursprung

Zytogenetik

Klarzellkarzinom

azinös, sarkomatoid

proximaler Tubulus

3p-

chromophiles Karzinom
-basophiler Typ
-eosinophiler Typ

papillär, sarkomatoid

proximaler Tubulus

+7, +17, -Y

chromophobes Karzinom

solid, tubulär, sarkomatoid

Sammeltubulus (kortikal)

Hypodiploidie

onkozytäres Karzinom

Tumornester

Sammeltubulus (kortikal)

-

Ductus-Bellini-Karzinom

papillär, sarkomatoid

Sammeltubulus (medullär)

-


Im weiteren Sinne versteht man unter Nierenkrebs auch bösartige Erkankungen, die zwar in der Niere entstehen, nicht jedoch dem Funktionsgewebe der Niere entspringen. Hervorzuheben ist das Nierenbeckenkarzinom (Urothelkarzinom des Nierenbeckes). Dies ist ein Tumor, der dem Übergangsgewebe (Urothel) in den angrenzenden Harnwegen entspringt. Von besonderer Wichtigkeit ist auch das Nephroblastom (Wilms-Tumor). Das ist ein embryonaler Mischtumor, welcher in der Pädiatrie eine bedeutende Rolle spielt. Weitere maligne Prozesse in der Niere können durch Metastasen (Lungenkrebs, Brustkrebs, malignes Melanom) und vereinzelt durch Sarkome verusacht sein.

Symptome

  Die klassische Trias Blut im Harn (Hämaturie), Flankenschmerzen und tastbarer Tumor in der Flanke findet man heute nur noch selten. Wenn der Tumor in die linke Nierenvene einbricht, kann sich beim Mann eine symptomatische Varikozele im linken Hoden bilden (1% der Fälle). Weiterhin treten selten Paraneoplastische Syndrome auf (durch die Tumorzellen gebildete Hormone, z.B. Renin, Erythropoetin, Parathormon, ACTH). Wie bei den meisten Tumorerkrankungen können Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Fieber und Gewichtsverlust auftreten. 70% der Nierentumore werden zufällig im Rahmen von bildgebenden Untersuchungen (Sonographie, Computertomographie, usw.) gefunden. Dies hat in den letzten zwei Jahrzehnten auch zu einem so genannten "stage shift" geführt: Es werden immer häufiger kleine nicht symptomatische Tumoren in den Nieren gefunden, die sich somit auch besser behandeln lassen.

Diagnose

Bei der klinischen Untersuchung fallen nur große, fortgeschrittene Tumoren im Bauch auf. Die Laboruntersuchung kann eine durch den Blutverlust über den Urin hervorgerufene Anämie zeigen. Die Sonographie ist der erste Schritt zur genaueren Beurteilung der Niere. Mit ihrer Hilfe können auch Punktionen verdächtiger Raumforderungen in der Niere vorgenommen werden, die dann vom Pathologen histologisch beurteilt werden. Eine i.v.-Urographie ist eine Röntgenaufnahme mit nierengängigem Kontrastmittel, die Aufschlüsse über einen behinderten Harnabfluss geben kann und die Funktion der gesunden Niere beurteilen lässt. Um die Ausbreitung des Tumors (Staging) und damit die Operabilität zu bestimmen, wird eine Computertomographie des Bauches durchgeführt. Mit Röntgenaufnahmen der Brust (Thorax) und ggf. eine Skelettszintigraphie und ein Gehirn-MRT (Kernspin) lassen sich mögliche Fernmetastasen nachweisen. Erwähnenswert ist, dass sich röntgenografisch Metastasen ab 1 cm Durchmesser erfassen lassen, was der Computertomographie eindeutig den Vorzug gibt.

TNM-Klassifikation
T1 Tumor begrenzt auf die Niere und < 7 cm
T2 Tumor begrenzt auf die Niere und > 7 cm
T3 Tumor infiltriert das umliegende Gewebe nicht über die Gerota-Faszie
T3a Tumor infiltriert die Nebenniere oder das perirenales Gewebe
T3b Tumor infiltriert die Nierenvene oder die Vena cava bis unterhalb des Zwerchfells
T3c Tumor infiltriert die Vena cava oberhalb des Zwerchfells
T4 Tumor infiltriert über die Gerota-Faszie hinaus
N0 keine Lymphknotenmetastasen
N1 Metastasen in einem Lymphknoten
N2 Metastasen in mehr als einem Lymphknoten
M0 keine Fernmetastasen
M1 Fernmetastasen

Therapie

Die Therapie der Wahl bei Vorliegen eines nicht metastasierten Nierenzellkarzinoms ist die chirurgische Entfernung des Tumors, wobei neuere Studien gezeigt haben, dass die onkologischen Langzeitergebnisse bei nierenerhaltender Entfernung des Nierentumors (wenn operativ möglich und sinnvoll) genauso gut ist wie die radikale Entfernung der Niere. Bei größeren Tumoren (Stadium T1 bis T3) wird die ganze Niere mit Nebenniere, Harnleiter und dem sie umgebende Fettgewebe und Kapsel chirurgisch entfernt. In die Nierenvene und Vena cava gewachsene Tumorzapfen müssen mitreseziert werden, ggf. mit Einsatz einer Herz-Lungen-Maschine bei Vorwachsen bis in den rechten Herzvorhof. Auch andere Standards sind durch neueste Erkenntnisse in Diskussion: Einzug der laparoskopischen radikalen und nierenerhaltenden Nephrektomie; Ist die Nebennierenentfernung immer notwendig; nierenerhaltende Chirurgie auch bei zwei gesunden Nieren, Minimal Invasive Therapiealternativen (RITA, HIFU, usw.), ... Das Nierenzellkarzinom entzieht sich weitgehend einer konservativen Therapie (Bestrahlung, Chemotherapie). Immunologisch wirksame Substanzen wie Interleukin-2 und Interferon-Alpha zeigen in neueren Studien Behandlungserfolge. Derzeit laufen zudem mehrere erfolgversprechende Studien zu oral verabreichbaren Tyrosinkinaseinhibitoren (Sorafenib von Bayer und Sunitinib von Pfizer).

Prognose

5-Jahres-Überlebensrate des Nierenzellkarzinoms insgesamt: ca. 50%

Stadienabhängig:

  • lokal begrenzt (T1-T2, N0, M0): 70-80%
  • lokal fortgeschritten (T3, N0-N2, M0): 20-60%
  • Fernmetastasen (alle T, alle N, M1): <10%
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Nierenkrebs aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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