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Neurotheologie



Neurotheologie ist eine Bezeichnung für eine relativ junge Richtung der neurowissenschaftlichen Forschung, der „Neurophysiologie religiöser Erfahrung“. Gegenstand ist die Beschreibung und Erklärung religiöser Erlebnisse (beispielsweise Erfahrungen einer „höheren Wahrnehmung“) als neurowissenschaftliche Phänomene.

Inhaltsverzeichnis

Vertreter

Experimente in denen mit von außen angelegten magnetischen Feldern (Transkranielle Magnetstimulation TMS) bei 80 Prozent der Probanden das Gefühl der Präsenz einer „höheren Wirklichkeit“ erzeugt werden konnte, machten den kanadischen Neurologen Michael Persinger bekannt. Viele seiner religiösen Probanden sprachen davon, von Gott berührt worden zu sein, Atheisten dagegen von einer gefühlten Verbundenheit mit dem Universum. Allerdings sind die Experimente und die darauf aufbauenden Erklärungen von Persinger nicht unumstritten. Eine erfolgreiche Wiederholung seiner Versuche steht noch aus und einige Forscher werfen ihm methodische Mängel bei der Versuchsdurchführung vor.

Bildgebende Verfahren setzte Andrew Newberg von der University of Pennsylvania ein, um der Meditationserfahrung neurowissenschaftlich näher zu kommen. Die Ergebnisse bezog er in neurobiologisch begründbare Theorien zur Bildung von Mythen und Ritualen ein. Newberg wurde zu einem der bekanntesten Vertreter dieser Forschungsrichtung. In Deutschland machte sich vor allem Detlef Linke (1945 - 2005) in mehreren Büchern und Vorträgen einen Namen.

In der populären Mem-Theorie, die auf den Biologen Richard Dawkins zurückgeht, wird angenommen, Religion folge aus einer Invasion des biologischen Gehirns durch Meme.[1]

Religiöse Deutungen

Vereinzelt zu beobachten sind Versuche religiöser Deutungen neurobiologischen Geschehens, z.B. bei Laurence McKinneys Buch Neurotheology, das sich um eine neurologische Legitimation des Buddhismus bemüht oder der Vermutung, die stimulierbaren Regionen des Gehirns seien ein Art „Mailbox Gottes“, durch die der Heilige Geist Gottes dem Menschen, der betet, seine Antworten und Informationen in Form von Eingebungen und Erleuchtungen zukommen lässt.

Siehe auch

Referenzen

  1. Die Church of Virus - www.churchofvirus.org - versteht sich halb-ironisierend als erste memetische Internetkirche und verwendet das Bild eines Hirnscans quasi-ikonisch.

Literatur

  • Newberg, Andrew, D’Aquili, Eugene und Rause, Vince: Der gedachte Gott, Piper 2003, ISBN 3-492-24138-7
  • Wolf, Gerald: Der HirnGott, Dr. Ziethen Verlag 2005, ISBN 3-938380-04-7 (Wissenschaftsroman)
  • Linke, Detlef: Identität, Kultur und Neurowissenschaften., in: Gephart W et al: Religion und Identität im Horizont des Pluralismus. Suhrkamp, Frankfurt am Main (1999) 72-80, ISBN 3-518290-11-8
  • Hafner, Urs: Gott im Kopf. Wie die Wissenschaft den Glauben erklärt, in: Stapferhaus Lenzburg (Hg.), Glaubenssache. Ein Buch für Gläubige und Ungläubige, Baden 2006, 54–60, ISBN 3039190385.
  • Vaas, Rüdiger: Gott und Gehirn, in: Peter R. Sahm u.a. (Hg.): Der Mensch im Kosmos. Discorsi Verlag, Hamburg 2005, 181-208, ISBN 3980733084.
 
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