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NeurodidaktikNeurodidaktik ist ein Sammelbegriff für verschiedene praxisorienterte Ansätze, die für sich in Anspruch nehmen, didaktische bzw. pädagogische Konzepte unter wesentlicher Berücksichtigung der Erkenntnisse der Neurowissenschaften und insbesondere der neueren Hirnforschung zu entwickeln. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
EntstehungDer Begriff „Neurodidaktik“ hat in der jüngeren Vergangenheit zwar Eingang in die populäre Diskussion über die pädagogische Relevanz der Hirnforschung gefunden., in der pädagogischen Fachliteratur fristet er jedoch ein Schattendasein. Geprägt wurde er Ende der 80er Jahre von dem Fachdidaktiker Gerhard Preiß, „um die Wichtigkeit zu betonen, die Ergebnisse der modernen Hirnforschung für die Didaktik zu erschließen und deren pädagogische Anwendbarkeit zu prüfen“ (Friedrich 2005, S. 8). Seit Anfang der 90er Jahre widmet sich auch Gerhard Friedrich der Entwicklung einer „Neurodidaktik“ und weitete ihn in seiner Habilitationsschrift auf allgemeindidaktische Fragestellungen aus. Mittlerweile gibt es eine bunte Vielfalt von Autoren (Wissenschaftlern und praktisch arbeitenden Didaktikern), die den Begriff nutzen, um ihre didaktischen Positionen zu kennzeichnen. GrundannahmenGrundlage der meisten neurodidaktischen Arbeiten ist die (naturwissenschaftlich fundierte) Annahme, dass die materielle Voraussetzung aller psychischen bzw. geistigen Leistungen (also auch des Lernens) nur das Gehirn bzw. das Zentralnervensystem ist. Weiter geht sie (in Frontstellung zur traditionellen Didaktik und pädagogischen Lehr-Lern-Forschung) davon aus, dass es einer umfassenden Kenntnis über die im Gehirn ablaufenden materiellen Prozesse bedürfe, um Lernumgebungen effizient und effektiv gestalten zu können. Hierauf aufbauend sind manche Neurowissenschaftler (z.B. Spitzer 2003a, 2003b, 2005), aber auch Pädagogen (z.B. Friedrich 2005, Herrmann 2006) der Ansicht, dass die heute zur Verfügung stehenden Kenntnisse über neuronale Hirnprozesse bereits ausreichende Hinweise zur Entwicklung solcher neuer effizienterer didaktischer Methoden liefern und haben entsprechende Empfehlungen und Konzepte vorgeschlagen. Am prominentesten ist hier wohl der sog. Zahlengarten [1] des Mathematikdidaktikers Preiss. KritikWeitgehend unbestritten ist, dass die Neurowissenschaften interessante Einsichten in basale Lernvorgänge auf neuronaler Ebene liefert. Fragwürdig ist jedoch die weitergehende These, dass diese Einsichten für die Gestaltung von schulischen Lernumgebungen von praktischer Relevanz seien. Diese Kritik wird sowohl von Pädagogen und Psychologen (z.B. Becker 2006, 2006a, 2006b, Bopp 2006, Paulus 2003, Stern in DIE ZEIT vom 01. Juli 2004 Nr.28 [2]) vorgetragen, aber auch von namhaften Hirnforschern wie Gerhard Roth (vgl. Becker/Roth 2004; siehe auch den detaillierten und ernüchternden Forschungsbericht des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF, 2005 [3]. Diese Kritik an der Neurodidaktik setzt an verschiedenen Punkten an. Pointiert zusammengefasst vertritt die Entwicklungspsychologin Elsbeth Stern (vgl. Blakemore & Frith 2006, Einleitung) folgende These: Der Versuch, mit Hilfe der Neurowissenschaften das deutsche Bildungssystem zu verbessern ist mit dem Plan vergleichbar, mittels einer neurophysiologischen Beschreibung von Hunger die Unterernährung in der Welt zu bekämpfen. Im Einzelnen umfasst die Kritik an der praktischen Relevanz der neurowissenschaften für die Pädagogik/Didaktik folgende Kernthesen:
Kritiker der Neurodidaktik (vgl. Becker 2006) weisen jedoch auch darauf hin, dass die Pädagogik/Erziehungswissenschaft die Neurowissenschaften trotz ihrer Bedeutungslosigkeit für die Planung pädagogischer Praxis dennoch aus disziplinpolitischen Gründen kritisch rezipieren solle, um z.B. Ablösungsversuchen der erziehungswissenschaftlichen Lehr-Lern-Forschung durch die Neurowissenschaft argumentativ begegnen zu können. Kooperationsmöglichkeiten zwischen der Erziehungswissenschaft und den Neurowissenschaften sehen sie am ehesten dort, wo es um die Untersuchung neurophysiologischer Korrelate von Lern- und Verhaltensstörungen (z.B. Leseschwäche, Sprachentwicklungsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen (ADHS), etc.) geht. Eine pädagogisch-psychologische Diagnostik kann der Blick ins Gehirn allerdings nicht ersetzen, und auch therapeutische Interventionen lassen sich aus solchen Befunden nicht ableiten (vgl. auch Goswami 2004). Literatur
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Neurodidaktik aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |