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Neurobiologie der BindungDie Neurobiologie der Bindung beschreibt komplexe neurobiologische Abläufe, die während des Bindungsverhaltens wirksam werden. Das Bindungsverhalten hat sich im Zuge der Evolution geformt und dient der Arterhaltung. Es motiviert dazu, soziale Nähe herzustellen und sie aufrecht zu erhalten. Unter günstigen inneren und äußeren Bedingungen, können sich die neurobiologischen Abläufe positiv aufeinander abstimmen und Bindungsverhalten aktivieren, unter ungünstigen Bedingungen behindern sie die Aktivierung. Wird eine Situation als bedrohlich erlebt, aktiviert sich anstelle des Bindungsverhaltens die Selbsterhaltung, die in Gefahrensituationen dem Bindungsverhalten übergeordnet ist. Das Bindungssystem, das Lustsystem und das Annäherungssystem sind Gehirnsysteme, die miteinander agieren können. Sie funktionieren auf der Grundlage von Emotion und Motivation (emotional-motivationale Gehirnsysteme). (Fisher et al. 2002) Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Bindungssystem/ArterhaltungssystemVerhalten, die dem Bindungssystem/Arterhaltungssystem entsprechen, sind Verteidigung des Territoriums, Nestbau, Fürsorge, Pflege und Familienplanung; zugehörige Gefühle sind Ruhe, Sicherheitsgefühl, soziale Ausgeglichenheit und emotionale Verbundenheit.
Das Kind weint oder schreit und die Mutter geht hin, wendet sich dem Kind zu, töstet es und schaut, was es braucht. Neurobiologisch betrachtet wird durch das Weinen des Kindes bei der Mutter das neuroendokrine Bindungssystem aktiviert, was zur Ausschüttung von Oxytozin führt. Oxytozin erhöht die Motivation für situationsangemessenes Fürsorgeverhalten der Mutter. Das Kind hört auf zu weinen und wird von der Mutter in der Emotionsregulation sozial unterstützt. Es kann sich ein positiv besetztes inneres Modell der Interaktion/(sichere Bindung) beim Kind entwickeln und es wird bei ihm beispielsweise Oxytozin ausgeschüttet, durch das Fürsorgeverhalten der Mutter. Siehe auch: Bindungstheorie Entwicklung neuronaler Verschaltungen des BindungssystemsDie neuronalen Verschaltungen des Bindungssystems entwickeln sich in der frühen Kindheit. Im Sinne der Evolution, sollen sie so angelegt sein, dass das Bindungsverhalten/Arterhaltung möglichst leicht aktiviert werden kann. Die Entwicklung der Verschaltungen wird durch bestimmte Mechanismen geformt und beeinflusst. (Henry & Wang 1998) Dabei wird ein Zusammenhang vermutet zwischen:
Die neuronalen Verschaltungen, die ein Mensch im Laufe seiner Kindheit ausbildet, sind vergleichbar mit gut ausgetretenen Pfaden, die gern und bevorzugt wieder benutzt werden. Sie sind gebahnt und stellen seine Präferenz dar. Neuronale Verschaltungen können im Verlauf des ganzen Lebens verändert werden. Eine Veränderung ist ein Wachstumsprozess im Bereich der Synapsen, bei dem sich neue Verschaltungen bilden und bahnen/ausweiten können. Bindungshormon OxytozinDie Anwesenheit von Oxytozin im Zentralnervensystem wirkt (in Kooperation mit opioiden Peptiden und Strukturen) scheinbar belohnend auf sozialen und sexuellen Kontakt. Es setzt soziale Hemmschwellen herab, erzeugt die Basis für Vertrauen, fördert die Entwicklung von engen zwischenmenschlichen Bindungen. Es hat eine wichtige Bedeutung zwischen Geschlechtspartnern beim Sex, eine wesentliche Bedeutung beim Geburtsprozess und beeinflusst das Verhalten zwischen Mutter und Kind.[1][2] Zeigt eine Mutter wenig Fürsorge für ihr Kind, besteht mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Oxytozin-induziertes Problem. Am neuronalen System des Bindungsverhaltens sind vorwiegend Netzwerke und Strukturen mit Oxytozin und Vasopressin beteiligt. (Carter 1998, Fisher 2002) Bei Tierarten mit lebenslang bestehender Partnerschaft, wurden deutlich vermehrt Oxytozin-Rezeptor-Bindungsorte im limbischen und hypotalamischen System festgestellt. SelbsterhaltungssystemZum Überleben in einer Gefahrensituation, hat die Evolution das System der Selbsterhaltung hervorgebracht, welches in Stressituationen dem Bindungsverhalten übergeordnet ist. Kampf, Flucht oder Erstarrung sind die zum Selbsterhaltungssystem gehörigen Verhalten. Im Bereich der Gefühle sind es Stress, Hilflosigkeit, Unsicherheit, Ohnmacht, Gefühle von bedroht sein. Ist ein Mensch dauerhaft Situationen mit Stress und Hilflosigkeit ausgesetzt, bahnt sich neurobiologisch die Tendenz, die Selbsterhaltung sehr früh und in unangemessener Situation zu aktivieren. Frühkindlicher Stress kann zu einer Dominanz neurobiologischer Mechanismen der Selbsterhaltung gegenüber denen der Arterhaltung/Bindungssystem führen. Beispiel zur Aktivierung des Selbsterhaltungssystems/(Kampf oder Flucht) in unangemessener Situation:Folgendes Beispiel betrachtet den Ablauf zwischen Mutter und Kind. Bei der Mutter hat sich durch eigene belastende Kindheitserfahrungen ein negativ besetztes inneres Modell zur Interaktion ausgebildet. Durch frühen chronischen Stress hat sich eine Dominanz des Selbsterhaltungssystems gegenüber dem Arterhaltungssystem herausgebildet was bedeutet, es wird bevorzugt aktiviert.
Das Kind weint oder schreit, die Mutter schließt die Tür vom Kinderzimmer und geht fort, um das Schreien nicht zu hören (flüchtet).
Das Kind weint oder schreit, die Mutter geht gestresst hin und schüttelt das Kind und schreit es an, dass es endlich still sein soll (Angriff). Neurobiologisch betrachtet wird durch das weinende Kind in diesen Fällen bei der Mutter das neuroendokroine Selbsterhaltungssystem/Stressreaktion anstelle des Bindungssystems aktiviert. Dies sorgt für Ausschüttung von Epinephrin/Norepinephrin, was die Motivation für Kampf oder Flucht erhöht. Es erfolgt beim Kind eine kurzfristige Stressreaktion und Ausschüttung von Glucocorticoiden, es hört auf zu weinen und eventuell wird das Bindungssystem unterdrückt. Das Kind entwickelt ein negativ besetztes inneres Modell der Interaktion/(unsichere Bindung).
Unsichere und sichere Bindung sind beides Antworten des Organismus. Diese Antwort ist aktiv angepasst an Ereignisse, die als bewältigbar beziehungsweise unbewältigbar eingeschätzt werden. Dabei sind unsichere Bindungen verknüpft mit dem Erleben von Stress und Hilflosigkeit. siehe auch
Stressreaktion und PathologieSind die Bewältigungsmechanismen eines Menschen überschritten, treten Stressreaktionen auf. Über Aktivierung des sympathischen Nervensystems wird im Nebennierenmark Noradrenalin und Adrenalin ausgeschüttet. Gleichzeitig aktiviert der Hypophysenvorderlappen die Nebennierenrinde, Glucocorticoide auszuschütten. Traumatisierende, stressreiche Erfahrungen bewirken langanhaltende Aktivierung des sympatischen Systems mit nachweisbar erhöhtem Anteil von Epinephrin/Norepinephrin, sowie erhöhter Aktivität des Locus coeruleus. Der Locus coeruleus zeichnet sich durch einen hohen Gehalt an Noradrenalin aus, (er hat die Funktion des Noradrenergen Systems). Auf eine sensorische Eingabe antworten alle Neurone mit Freisetzung von Transmittern, die breite Erregung hervorrufen. Es wird eine Funktion bei Orientierung und Aufmerksamkeit vermutet.[5] Häufige und langandauernde Stressreaktionen führen zu Veränderungen auf der Ebene des Zentralnervensystems. Die Symptome der chronischen Stressreaktion sind Vigilanz, erhöhte Reizbarkeit und dysphorische Stimmung. Bei Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung ist die Ausschüttung von Kortisol verringert. Dies ist verbunden mit verrinertem Bindungsverhalten, beispielsweise einer Störung der Fähigkeit, Gefühle zu erkennen und auszudrücken (Alexithymie). Literatur
Einzelnachweise
Kategorien: Neuropsychologie | Neurobiologie |
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