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Somatoforme Störung
Als Somatoforme Störungen werden körperliche Beschwerden bezeichnet, die sich nicht oder nicht hinreichend auf eine organische Erkrankung zurückführen lassen. Dabei stehen neben Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit und Erschöpfung Schmerzsymptome an vorderster Stelle, gefolgt von Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden, sexuellen und pseudoneurologischen Symptomen. Somatoforme Störungen treten bei ca. 80% der Bevölkerung zumindest zeitweise auf, gehen in der Regel "von selbst" vorüber und werden kaum beachtet. Bei einigen Personen (die Angaben über die Häufigkeit schwanken zwischen 4% und ca. 20%) können sich diese Beschwerden aber chronifizieren und eine zentrale Rolle im Leben einnehmen. Sie gehören zu den häufigsten Störungsbildern bei Patienten von Allgemeinärzten und Allgemeinkrankenhäusern. Mindestens 20% der Patienten, die einen Hausarzt aufsuchen, leiden an einer somatoformen Störung; aus stationären Abteilungen werden somatoforme Störungen in einer Häufigkeit von 10 bis zu 40% der Patienten berichtet. Patienten mit somatoformen Störungen gelten traditionell als schwierig beim Hausarzt und als unmotiviert beim Psychotherapeuten. Die Kosten für die Behandlung dieser Personengruppe sind immens und liegen bis zu 14-mal höher als die durchschnittlichen Pro-Kopf-Behandlungsausgaben. Der Begriff "Somatoforme Störungen" wurde 1980 in die offiziellen Klassifikationssysteme eingeführt. In der Internationalen Klassifikation von Krankheiten (ICD-10) werden sie in der Kategorie F45 erfasst. Traditionelle Bezeichnungen für Krankheitsbilder aus diesen Kategorien sind z.B. psychogene Störungen, funktionelle Störungen, vegetative Dystonie, allgemeines psychosomatisches Syndrom, Konversionshysterie, Briquet-Hysterie, psychische Überlagerung, Neurasthenie.
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Ursache, EntstehungSomatoforme Störungen lassen sich normalerweise nicht auf eine einzige Ursache zurückführen. Vielmehr wird ein Wechselspiel verschiedener biologischer, seelischer und sozialer Faktoren als Auslöser angenommen. Auch genetische Faktoren (z.B. eine verstärkte Reaktionsbereitschaft des vegetativen Nervensystems) werden diskutiert. Wahrscheinlich sind aber insbesondere psychosoziale Faktoren für die Entstehung und den Verlauf somatoformer Störungen von Bedeutung:
SymptomeSomatoforme Störungen können sich in einer Vielzahl von Symptomen äußern:
Häufig handelt es sich um Symptome, die auf eine starke Erregung des autonomen Nervensystems zurückgeführt werden können. Aber auch Fehlfunktionen, die über das nicht-autonome Nervensystem vermittelt sind, wie Zittern und muskulärer Hartspann oder Abweichungen im Hormonsystem sind zu beobachten. Daneben findet man bei Patienten mit somatoformen Störungen nicht selten andere psychische Störungen, insbesondere depressive Störungen, Angststörungen und Persönlichkeitsstörungen. DiagnoseDie Diagnose einer somatoformen Störung beruht zunächst auf dem Ausschluss einer organischen Verursachung der beklagten Körperbeschwerden. Dazu muss aber eine psychische Diagnostik kommen, die gegenwärtige Affekte, psychische Konflikte, Aspekte der psychischen Struktur, biographische Belastungen und soziale und kulturelle Faktoren berücksichtigt. Besonderheiten der Arzt-Patient-BeziehungDie Interaktion zwischen Ärzten und Patienten mit somatoformen Störungen ist häufig schwierig; nicht selten kommt es zu Abbrüchen der Beziehung und zu häufigen Arztwechseln ("doctor-hopping" oder "doctor-shopping"). Als Grund wird zumeist die Diskrepanz in den jeweiligen Ursachenüberzeugungen angesehen: der Arzt vermutet nach fehlendem Nachweis organischer Erklärungen psychogene Ursachen oder Simulation oder (häufig!), dass der Patient ihn belästigen will (also eine aus der Gegenübertragung gespeiste Interpretation des Patientenverhaltens), der Patient nimmt weiter organische Ursachen an, weil nur diese für ihn eine Legitimierung seiner Beschwerden bedeuten und fühlt sich vom Arzt nicht ernstgenommen. Der Verlauf somatoformer Störungen wird in dieser Situation wesentlich vom Verhalten der Ärzte mitbestimmt: wiederholte beschwerdegesteuerte organische Diagnostik trägt z.B. zur Chronifizierung bei. Therapie
Die Therapie besteht zunächst in geeigneter Information über somatoforme Störungen und über das Wechselspiel von körperlichen und seelischen Prozessen. Dazu muss zunächst ein tragfähiges Vertrauensverhältnis aufgebaut werden. Die Beschwerden der Patienten müssen ernst genommen werden, sollen aber nicht durch eine Überdiagnostik, die neue Ängste auslösen kann, verstärkt werden. Allgemein wird zu einer gesunden Lebensführung geraten: Reduktion oder Verzicht auf „Genussmittel“ mit negativen Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem (Nikotin, Alkohol, Coffein), regelmäßiger und ausreichender Schlaf, gesunde Ernährung, körperliches Ausdauertraining. Ein Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Herzkohärenz oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson kann sehr hilfreich sein. Physiotherapeutische und körpertherapeutische Maßnahmen wie Krankengymnastik, Feldenkrais-Methode, Funktionelle Entspannung, Tanztherapie u.a. können die Beschwerden oft deutlich lindern. Bei anhaltenden, nicht selbst lösbaren Stress-Situationen bzw. seelischen Konflikten ist eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll. Literatur
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Somatoforme_Störung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |