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Neurapraxie



Klassifikation nach ICD-10
T14.4 Verletzung eines oder mehrerer Nerven an einer nicht näher bezeichneten Körperregion
S44.2 Verletzung des N. radialis in Höhe des Oberarmes
ICD-10 online (WHO-Version 2006)


Neurapraxie (gr. νεύρον = Nerv, άπραξία = Untätigkeit) ist die Schädigung eines Nervs durch Dehnung oder Druck. Hierbei ist weder das Axon (der „Kupferdraht“ der Nervenleitung) noch das Hüllgewebe (Epi- und Perineurium: die „Isolierung“ der Leitung) unterbrochen.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung

Von der mildesten Form der Nervenverletzung, der Neurapraxie, sind gemäß der Klassifikation nach dem britischen orthopädischen Chirurgen Sir Herbert Seddon (1903-1977) abzugrenzen die gravierenderen Schädigungen:

Axonotmesis

(gr. άξων = Achse, τμήσις = Schnitt) Die Axonotmesis ist eine teilweise Durchtrennung der Axone bei intaktem Hüllgewebe.

Neurotmesis

Hier ist der Nerv komplett durchtrennt.

Beispiele

Parkbanklähmung

Der Begriff Parkbanklähmung beschreibt ein Phänomen, welches gelegentlich bei Trinkern, die auf einer Parkbank zu nächtigen pflegen, auftritt: Wenn die Beugeseite des Oberarmes lange auf der Rücklehne der Bank zu liegen kommt, kann das zu einer Schädigung des Nervus radialis kommen. Das führt zu Schmerzen im Ausbreitungsgebiet des Nerven und gelegentlich zur vorübergehenden Lähmung („Fallhand“). Die Franzosen benennen dieses Krankheitsbild viel charmanter paralysie des amoureux, hervorgerufen durch den Kopf der Geliebten auf dem Arm des Partners.

Sonstiges

Die Neurapraxie ist ein alltägliches Phänomen, z.B. hervorgerufen durch Arbeiten mit einer Schere mit Gefühlsstörungen in den Fingern oder auch durch lange Sitzungen auf der Toilette mit anschließendem Kribbeln der Beine.

Prognose

Die Prognose, also die Heilungs-Chancen sind bei der Neurapraxie durchweg gut: Die Nervenleitung ist vor und nach dem Ort der Schädigung erhalten. Die Symptome bilden sich spontan innerhalb von Minuten bis Wochen - je nach Grad der Läsion - zurück.

Anders liegt das bei der Axonotmesis. Hier degeneriert im Gegensatz zur Neurapraxie das Axon jenseits der Schädigungsstelle. Die Prognose ist trotzdem günstig, da die Kontinuität des umgebenen Bindegewebes und der Basalmembran erhalten ist. Daher kann eine weitgehende oder gar vollständige Regeneration der Nervenfunktion eintreten. Nerven erholen sich mit einer Geschwindigkeit von 0,25 bis 3 mm pro Tag. Diese Regenerationsfähigkeit bleibt über Jahre erhalten. Geduld ist also erforderlich aber oft lohnend.

Wiederum anders die Neurotmesis: Wegen der vollständigen anatomischen Unterbrechung aller Nervenstrukturen ist hier eine Spontanheilung ausgeschlossen. Es kommt nicht nur zu einer Degeneration des körperfernen, „distalen“ Anteils des Nerven sondern auch körpernah, „proximal“ wird er geschädigt.

Therapie

Die Behandlung ergibt sich weitgehend aus den Ausführungen zur Prognose: Die Neurapraxie bedarf keiner Therapie, die Axonotmesis bedarf der Geduld und die Neurotmesis führt ohne Nervennaht immer zum Ausfall des geschädigten Nerven. Eine solche Naht führt allerdings keineswegs immer zum Erfolg - und wenn erst nach Monaten.

Gelegentlich wird bei Nervenschädigungen die Gabe von Vitamin B propagiert. Der Nutzen ist umstritten.

Literatur

  • Herbert Seddon: Surgical disorders of the peripheral nerves. Churchill Livingstone, Edinburgh 1975, ISBN 0-443-01264-4
  • Horch, Hans-Henning (Hrsg.); Bier, J.; Burkhardt, A.; Deppe, Herbert Ludwig; Emshoff, Rüdiger; Frerich, Bernhard; Friedrich, R. E.; Gundlach, K. K. H.; Hemprich, Alexander; Hoffmeister, B.: Mund-Kiefer- Gesichtschirurgie - Praxis der Zahnheilkunde Band 10. Urban & Fischer, München/Jena 2006, ISBN 978-3-437-05417-4
  • Marco Mumenthaler, Manfred Stöhr, Hermann Müller-Vahl: Läsionen peripherer Nerven und radikuläre Syndrome. 8. Auflage. Thieme Stuttgart, 2003. ISBN 3-13-380208-9.
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Neurapraxie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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