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Meningokokken



Neisseria meningitidis
Systematik
Abteilung: Proteobacteria
Klasse: Betaproteobacteria
Ordnung: Neisseriales
Familie: Neisseriaceae
Gattung: Neisseria
Art: Neisseria meningitidis
Wissenschaftlicher Name
Neisseria meningitidis
(Albrecht & Ghon 1901)
Murray 1929

Meningokokken (Neisseria meningitidis) sind gramnegative, semmelförmige Diplokokken (Bakterien), die verschiedene Krankheitsbilder auslösen können. Etwa zehn Prozent der europäischen Bevölkerung tragen diese Bakterien im Nasenrachenraum, ohne dabei krank zu sein. Meningokokken sind, wie auch Pneumokokken, bekapselte Bakterien und werden durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch beim Anhusten, Niesen oder Küssen übertragen. Sie heften sich mit Hilfe kleiner Fortsätze an die Schleimhäute des Nasenrachenraumes, wo sie wochen- oder monatelang bleiben können. Vor allem, wenn das Immunsystem geschwächt ist, etwa durch andere Infektionen, vermehren sich die Bakterien, durchdringen die Schleimhäute und lösen Hirnhautentzündungen und Blutvergiftungen aus.

Inhaltsverzeichnis

Meningokokken-Infektionen

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 700 bis 800 Menschen an einer Meningokokken-Infektion. Einige Fälle werden von Reisenden aus dem europäischen Ausland eingeschleppt. 40 Prozent aller Patienten sind Kinder unter vier Jahren, mit Abstand am häufigsten sind Säuglinge im ersten Lebensjahr betroffen. Auch heute noch sterben etwa zehn Prozent der Patienten.

13 verschiedene Typen der Meningokokken-Familie sind bekannt. Die Bakterien unterscheiden sich aufgrund ihrer Oberflächenstruktur, die unter anderem aus speziellen Zuckermolekülen besteht. Diese und andere Moleküle bilden eine dicke Kapsel um die Bakterien, die diese vor den Angriffen des Abwehrsystems schützt. Weltweit werden mehr als 90 Prozent der Meningokokken-Infektionen durch bestimmte Typen, Typ A, B, C und Y, hervorgerufen. In Deutschland werden etwa 70 Prozent der Erkrankungsfälle durch den Serotyp B verursacht. Gegen diesen gibt es zurzeit noch keinen Impfstoff. Impfstoffe gibt es nur gegen den Typ C, der beispielsweise in England, Spanien oder auch in einigen Regionen Deutschlands gehäuft auftritt, und gegen die Typen A, Y und W135.

Von Dezember bis Juni kommen Meningokokken-Epidemien verstärkt im afrikanischen "Meningitisgürtel" vor (südlich der Sahara vom Sudan bis nach Gambia). Von November bis Mai treten sie auch gehäuft in Indien, vor allem Nordindien, und Nepal auf. Grundsätzlich kann jedes Land mit schwierigen Hygiene-Verhältnissen als mögliches Meningitis-Gebiet angesehen werden. Hier werden im Allgemeinen Erkrankungen an Gruppe A oder C gesehen.

Krankheitsbild

Die Inkubationszeit beträgt in der Regel 3-4 Tage (2-10 Tage).

Das Spektrum der Erkrankung reicht von leichten Verläufen mit spontaner Abheilung bis hin zu einem hochakuten Ausbruch, der trotz Behandlung in wenigen Stunden zum Tod führt. Die Meningitis beginnt mit starkem Krankheitsgefühl wie Abgeschlagenheit, hohem Fieber, Erbrechen, Schüttelfrost, Gelenk- und Muskelschmerzen, Krämpfen oder Bewusstseinsstörungen. Als typisches Zeichen einer Hirnhautentzündung tritt die Nackensteifigkeit auf; diese bewirkt dann das so genannte Kissenbohren: wenn der Patient liegt, zeigt sich ein überstrecktes Hohlkreuz und der Kopf drückt sich in das Kissen.

Bei Säuglingen kann neben dem fast immer auftretenden Fieber die Symptomatik zunächst wenig eindeutig sein: Apathie oder Unruhe, Nahrungsverweigerung und Berührungsempfindlichkeit.

Bewusstseinstrübung, punktförmige Hautblutungen und Kreislaufkollaps sind Hinweise auf einen lebensbedrohenden Krankheitsverlauf (Waterhouse-Friderichsen-Syndrom). In schweren Fällen tritt der Tod schon innerhalb weniger Stunden ein. Treten die Bakterien in die Blutbahn über und überschwemmen den Körper mit ihren Giftstoffen, spricht der Arzt von einer Sepsis. Sie ist lebensbedrohlich.

Entscheidend ist eine möglichst frühe Behandlung mit Antibiotika. Trotz Behandlung können Komplikationen und Spätfolgen wie Hörverlust, Blindheit, Lähmungen oder Krampfleiden auftreten und für jeden zehnten Patienten kommt jede Hilfe zu spät. Deshalb ist die vorbeugende Schutzimpfung für gefährdete Personen besonders wichtig.

Enge Kontaktpersonen sollten eine vorbeugende Therapie mit einem Antibiotikum erhalten.

Therapie

Sind Meningokokken als Erreger nachgewiesen worden, ist das Antibiotikum der Wahl Penicillin G oder ein Cephalosporin 3a (Ceftriaxon). Der Vorteil von Ceftriaxon ist das Erfassen weiterer bakterieller Meningitiserreger. Wichtig ist das frühzeitige Therapieren.

Impfung

Es stehen drei Impfstoffe zur Verfügung. Sie enthalten im Wesentlichen gereinigte Bruchstücke (Polysaccharide oder Oligosaccharide) des Bakteriums Neisseria meningitidis.

Ein Polysaccharid-Impfstoff richtet sich gegen die Gruppen A und C (AC-Impfstoff), ein weiterer gegen die Gruppen A, C, W 135 und Y (ACWY-Impfstoff), beide schützen am besten ab einem Alter von zwei Jahren.

Mit den neuen "Konjugat"-Impfstoffen können auch Kinder ab einem Alter von zwei Monaten gegen Meningokokken C geschützt werden.

Beide Polysaccharid-Impfstoffe werden unter die Haut gespritzt. Der Impfschutz hält mindestens drei Jahre. Für Erwachsene und Kinder genügt eine einmalige Injektion. Der AC-Impfstoff kann ab einem Alter von 18 Monaten eingesetzt werden. Der ACWY-Impfstoff ist ab zwei Jahren wirksam. Bei jüngeren Kindern ist ein Schutz gegen die Gruppen C, W 135 und Y nicht gesichert und der Impfschutz hält höchstens zwei Jahre an. Um einen besseren Impfschutz zu erreichen, können Kinder unter zwei Jahren im Abstand von drei Monaten auch ein zweites Mal geimpft werden. Die Schutzwirkung der Impfung setzt etwa nach zwei Wochen ein. Bei bestehendem Infektionsrisiko ist nach drei Jahren eine Auffrischungsimpfung ratsam.

Speziell für Kinder im Alter zwischen zwei Monaten und zwei Jahren sind C-Konjugat-Impfstoffe entwickelt worden. Sie können bei Bedarf aber auch bei älteren Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen eingesetzt werden. Sie schützen vor Infektionen des Meningokokken-Typs C, der in Deutschland etwa jede fünfte Erkrankung verursacht. Die Impfung mit dem Konjugatimpfstoff kann bei Bedarf ab dem dritten Lebensjahr mit einem Polysaccharidimpfstoff ergänzt werden.

Die Meningokokken-Impfung kann meistens gleichzeitig mit anderen Schutzimpfungen vorgenommen werden. Zeitabstände zu anderen Impfungen sind nicht einzuhalten.

Wer soll geimpft werden?

Die Impfung wird allen Personen mit erhöhtem Infektionsrisiko empfohlen. Besonders gefährdet sind zum Beispiel Personen mit Immundefekten oder fehlender beziehungsweise funktionsuntüchtiger Milz. Auch Reisende in Gebiete, in denen Meningokokken-Infektionen häufig auftreten, tragen ein erhöhtes Infektionsrisiko, wenn sie sich dort länger aufhalten oder engen Kontakt zur Bevölkerung haben.

Schüler und Studenten mit einem längeren Aufenthalt in Ländern wie England, Irland oder Spanien, in denen die Impfung gegen Meningokokken C allgemein oder gezielt für diese Altersgruppe empfohlen wird, sollten ebenfalls geimpft werden.

Im Bundesland Sachsen gelten nach der dortigen Impfkommission (SIKO) ab Juli 2003 zusätzliche Empfehlungen für die Impfung mit konjugierten Meningokokken-C-Impfstoffen, danach sollten folgende Personengruppen geimpft werden:

  • alle Kinder ab dem 3. Lebensmonat und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr (Kosten werden inzwischen von den meisten Krankenkassen übernommen)
  • enge Kontaktpersonen zu einem Kranken mit invasiver Meningokokken-C-Infektion, parallel zur Chemoprophylaxe mit Antibiotika.

Nachzulesen sind die Empfehlungen der Sächsischen Impfkommission unter [1].

Die STIKO empfiehlt in ihrem Epidemiologisches Bulletin vom 4. August 2006 die Einführung einer generellen Impfung von Kindern im 2. Lebensjahr gegen Meningokokken-Erkrankungen der Serogruppe C. Die Reduzierung der Morbidität invasiver Meningokokken-Erkrankungen der Serogruppe C und die resultierenden Folgen wie Hospitalisierung, schwere Komplikationen, Behinderung und Tod werden dabei als primäres Ziel angesehen. Weitere Informationen finden sich im Epidemiologisches Bulletin vom 4. August 2006.

Saudi-Arabien verlangt während der Mekka-Wallfahrten von Pilgern und Besuchern eine Impfbescheinigung, die maximal drei Jahre und minimal zehn Tage vor dem Eintreffen in Saudi-Arabien ausgestellt worden sein darf. Pflicht ist der Vierfach-Impfstoff A,C,W135,Y. Pilger, die aus Endemiegebieten einreisen, werden untersucht und bei Verdacht auf Meningitis beobachtet. Alle anderen Reisenden müssen nicht geimpft sein.

Hinweis: Nur gegen die jeweils genannten Serogruppen wird ein Schutz aufgebaut. Die Impfungen bieten keinen Schutz gegen die in Mitteleuropa und Brasilien häufiger vorkommende Meningitis durch Meningokokken der Gruppe B.

Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Meningokokken aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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