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MyelinMyelin ist eine lipidreiche Biomembran, welche die Axone der meisten Neuronen spiralförmig umgibt und elektrisch isoliert. Myelin wurde 1854 von dem Pathologen Rudolf Virchow (1821 - 1902) mittels Lichtmikroskopie an Gewebeschnitten entdeckt. Er fand in Nervenfasern eine Markscheide und schlug vor, sie Myelin (griech. myelòs = Mark, Gehirn) zu nennen.[1] Der aktuelle Begriff des Myelins in der Biologie und Medizin geht auf detaillierte strukturelle Beschreibungen des Pariser Pathologen Louis-Antoine Ranvier im Jahr 1878 zurück. Die für die Funktion der Axone essentiellen ringförmigen Aussparungen der Myelinscheide tragen seinen Namen (Ranvier-Schnürringe). Im Vergleich zu anderen Biomembranen weist Myelin einen besonders hohen Lipidgehalt (75%) und einen relativ geringen Proteinanteil (25%) auf. Daher erscheint Myelin in der makroskopischen Sicht weiß, weshalb stark myelinisierte Regionen im Zentralnervensystem auch als „weiße Substanz“ bezeichnet werden, im Gegensatz zur gering myelinisierten „grauen Substanz“. Auch die schnell leitenden sensorischen und motorischen Axone des peripheren Nervensystems sind myelinisiert. Multiple Sklerose beruht auf der Zerstörung des Myelins durch körpereigene Zellen des Immunsystems, stellt also eine neurodegenerative Autoimmunerkrankung dar. Genetisch vererbte Erkrankungen, die primär das Myelin im Zentralnervensystem betreffen, werden als Leukodystrophien bezeichnet. Dazu gehören u.a. Pelizaeus-Merzbacher-Krankheit, Morbus Krabbe und X-chromosomal erbliche Adrenoleukodystrophie. Eine Subgruppe erblicher Neuropathien beruht ursächlich auf Mutationen in Genen, die für das Myelin des peripheren Nervensystems relevant sind. Von historischem Interesse ist ein typisches Aufquellen des Myelins in Wasser unter Ausbildung wurmartiger Formen. Als weiteres wichtiges Merkmal entdeckte der Frankfurter Arzt Carl von Mettenheim (1824 - 1898) im Jahre 1858 die optische Doppelbrechung des Myelins. Aus diesen Eigenschaften und aufgrund eigener Experimente folgerte der Karlsruher Physiker Otto Lehmann (1855 - 1922), der "Vater der Flüssigkristalle", dass es sich beim Myelin um "flüssige Kristalle" handelt, genauer: um lyotrope Flüssigkristalle, die sich in Verbindung mit einem Lösungsmittel, hier Wasser, bilden. Virchow hat also in der Tat erstmals einen Flüssigkristall beobachtet.[2] Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
FunktionDie Myelinscheide dient der elektrischen Isolierung der Axone von Nervenfasern. Sie wird entlang der Axone regelmäßig von den Ranvier-Schnürringen unterbrochen. Nur an den Ranvier-Schnürringen entstehen Aktionspotentiale. Diese Beschränkung ermöglicht die saltatorische Erregungsleitung, die deutlich schneller als die kontinuierliche Erregungsleitung nicht-myelinisierter Fasern ist. Myelin wird von Zellen gebildet: im Zentralnervensystem von Oligodendrozyten, im peripheren Nervensystem von Schwann-Zellen. Dass zentralnervöses Myelin von zellulären Fortsätzen der Oligodendrocyten gebildet wird, war lange umstritten und wurde erstmals 1962 von Mary Bartlett Bunge und Richard Bunge in elektronenmikroskopischen Aufnahmen gezeigt. Myelin wird häufig als ein spezielles Merkmal der Wirbeltiere angesehen. Allerdings besitzen einige wirbellose Tiergruppen ein funktionales und strukturelles Analog.
ZusammensetzungLipideDie Lipidkomponente besteht aus 25 % Cholesterin, 20 % Galactocerebrosid, 5 % Galactosulfatid und 50 % weiteren Phospholipiden, hauptsächlich Phosphatidylethanolamin und Lecithin. Proteine
Zentrales Myelin
Peripheres Myelin
MausmutantenMäuse mit spezifischen Defekten in der Myelinisierung werden zur wissenschaftlichen Untersuchung dieses komplexen Vorgangs herangezogen. Dies ermöglicht ein besseres Verständnis der korrespondierenden menschlichen Erbkrankheiten, der Leukodystrophien.
Quellen
Kategorien: Neurobiologie | Genetik | Nervensystem |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Myelin aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |