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Prophylaxe (Zahnmedizin)



   

Die zahnmedizinische Prophylaxe (gr.: „die Vorbeugung“), auch vorbeugende Zahnheilkunde oder zahnmedizinische Prävention genannt, beschäftigt sich mit vorbeugenden Maßnahmen, die die Entstehung von Krankheiten an Zähnen und am Zahnhalteapparat verhindern sollen.

Die kollektive Prophylaxe bezieht sich dabei auf große Bevölkerungskreise. Betrifft sie ausgewählte große Bevölkerungsgruppen, z.B. Schulkinder, spricht man von semikollektiver Prophylaxe im Gegensatz zur Individualprophylaxe, die sich auf Einzelpersonen bezieht. Basisprophylaktische Maßnahmen, darunter das tägliche Zähneputzen, stehen einer Vielzahl von Personen zur Verfügung, intensivprophylaktische Maßnahmen richten sich an Personen mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Zahnpflege

Aus der Steinzeit ist bekannt, dass sich Menschen mit Weidenstöcken die Zähne sauber stocherten. Von altägyptischen Ärzten ist eine erste Zahnpasta überliefert (vor ca. 4000 Jahren), eine Mischung aus gemahlenem Bims und Weinessig auf Kaustöcken (siehe auch Geschichte der Zahnpasta).

Im alten Rom wurde das erste Mundwasser entwickelt. Es bestand aus Urin, das durch seinen hohen Ammoniakgehalt desinfiziert. Aus bisher ungeklärten Gründen wurde es aus Portugal eingeführt und nicht selbst produziert.

Präventionsebenen

Primäre Prävention

Durch primäre Präventionsmaßnahmen wird das Auftreten neuer Krankheiten vermindert: z.B. Mundhygiene mit Zahnbürste, Zahnpasta und Zahnseide. Auch die Vermeidung zuckerhaltiger Lebensmittel und die Trinkwasserfluoridierung entsprechen dieser Präventionsebene.

Sekundäre Prävention

Die möglichst frühe Diagnose auftretender Krankheiten sowie deren Behandlung zur Heilung und/oder Einschränkung der Krankheitsausbreitung entspricht der sekundären Präventionsebene. Besuche zur Routine-Kontrolle in der Zahnarztpraxis in halbjährlichen Intervallen gehören zur Prävention.

Tertiäre Prävention

Tertiäre Präventionsmaßnahmen bestehen in der Vermeidung von Komplikationen, die bei der Behandlung bereits entstandener Krankheiten auftreten können.

Karies- und Parodontalprophylaxe

       

Siehe Unterartikel: Zahnkaries und Parodontitis

Karieserkrankungen der Zähne und Erkrankungen des Zahnhalteapparates haben ihre gemeinsame Ursache in der Plaque und deren Stoffwechselprodukten. Die primäre Karies- und Parodontalprophylaxe richtet sich auf die Schaffung einer möglichst plaque- und zahnsteinfreien Mundhöhle. Dieses Ziel kann nur durch geeignete Mundhygienemaßnahmen erreicht werden.

Mundhygienemaßnahmen

Bei der Mundhygiene unterscheidet man zwischen Zahnpflege und Prothesenhygiene. Ziel der Mundhygiene ist die regelmäßige und gründliche Entfernung von Speiseresten und Plaque, um Karies, parodontalen Erkrankungen und Mundgeruch vorzubeugen. Durch Mundspülungen, Sprays und Mundduschen allein können Zähne und Prothesenoberflächen nicht ausreichend gesäubert werden, allenfalls größere Speisereste lassen sich dadurch herausspülen.
Auch der langfristige Erfolg bereits bestehender zahnmedizinischer Restaurationen (meist Füllungen) hängt von einer guten Mundhygiene ab.
Die Mundhygienemaßnahmen, die jeder zu Hause durchführen kann, ergänzend sollte in regelmäßigen Zeitabständen von 6 Monaten eine professionelle Zahnreinigung durch den Zahnarzt oder dessen Hilfspersonal durchgeführt werden.

Zahnpflege (mechanische Plaqueentfernung)

Am wichtigsten ist sicherlich das regelmäßige Zähneputzen. Normalerweise sollte es ausreichen, sich zweimal am Tag die Zähne zu putzen. Das Putzen vor dem Schlafen ist das wichtigste. Andernfalls sind die Zähne viele Stunden einer Belastung ausgesetzt. (Zur Entstehung von Karies siehe Zahnkaries). Nach dem Genuss säurehaltiger Nahrungsmittel wie Obst oder zitronensäurehaltigen Softdrinks sollte man den Mund zunächst nur mit Wasser ausspülen und erst nach 20 Minuten mit dem Zähneputzen beginnen. Natürlich kann man auch vor dem Genuß säurehaltiger Nahrungsmittel die Zähne putzen. Die Fluoridierung über die Zahnpaste härtet den Schmelz vor nachfolgenden Säureangriffen

Zahnbürsten

Siehe Unterartikel: Zahnbürste

Eine elektrische Zahnbürste ist grundsätzlich eine Alternative zur herkömmlichen (nicht elektrisch betriebenen) Zahnbürste. Eine herkömmliche Zahnbürste ist bei korrekter Anwendung zwar genauso geeignet zur Zahnpflege, doch wird sie oft falsch verwendet. Der Umgang mit einer elektrischen Zahnbürste ist dagegen etwas einfacher. Wichtig ist der regelmäßige Wechsel der Bürstenköpfe. Der Bürstenkopf sollte nach etwa 6-8 Wochen gewechselt werden, spätestens allerdings wenn die Borsten anfangen sich auseinander zu biegen.

  Verwendung der elektrischen Zahnbürste: Den Bürstenkopf setzt man am Zahnfleischrand an und bewegt ihn vom Zahnfleisch ausgehend über den Zahn. Für jeden Zahn setzt man also neu am Zahnfleisch an, und putzt so von Zahn zu Zahn. Damit ist gewährleistet, dass der Bereich am Zahnfleischsaum und auch der Zahnzwischenraum weitestgehend gereinigt werden. Eine "Massage" des Zahnfleisches ist nach heutigem Kenntnisstand nicht erforderlich. Mit einer elektrischen Zahnbürste sollte nicht schrubbend vorgegangen werden. Es ist wichtig, an den leicht vergessenen letzten Zahn und besonders dessen Rückseite zu denken.

Verwendung der herkömmlichen Zahnbürste: Bürsten mit mittelharten, abgerundeten Kunststoffborsten sind besonders empfehlenswert. Die ideale Länge des Bürstenkopfes beträgt 30-35 mm, jeweils 20-40 Borsten sind in Bündeln zusammengefasst. Bürstenkopf und -griff sollen so geformt sein, dass alle Zähne leicht erreicht und gereinigt werden können. Spezielle Kinderzahnbürsten sind im Handel erhältlich.

Zahnpasta

Siehe Unterartikel: Zahnpasta

Zahnpasta unterstützt die reinigende Wirkung der Zahnbürste durch ihren Gehalt an Poliermitteln und anderen Zusatzstoffen; sie sollen einen hohen Reinigungsgrad, aber eine geringe abrasive Wirkung haben, um den Zahnschmelz nicht zu schädigen. Zum Zähneputzen sollte eine fluoridhaltige Zahnpasta verwendet werden. Gerade abends ist es sinnvoll den Mund nach dem Zähneputzen nicht auszuspülen. Denn so können die Wirkstoffe der Zahnpasta länger wirken. Der Schaum wird nur ausgespuckt. Wer das, wegen des Geschmacks, nicht mag, sollte darauf achten den Mund nur leicht auszuspülen.

 

Zahnputztabletten

Siehe Unterartikel: Zahnputztabletten

Zahnputztabletten entstehen durch die Dehydratation von Zahnpasta, wodurch auch die Fluoride länger konserviert werden können. Sie werden nicht geschluckt, sondern sind gemäß der Packungsbeilage in die Zahnpflege einzubeziehen.

Zahnputztechnik

Bewährt hat sich die modifizierte Bass-Technik. In einem Winkel von 45° werden die Borsten der Zahnbürste auf Zähne und Zahnfleisch aufgesetzt. Vibrierende, kurze Bewegungen werden unter leichtem, gleichmäßigem Druck durchgeführt, abschließend wird die gelöste Plaque mit einer Drehbewegung in Richtung Zahnkrone ausgewischt. An derselben Stelle ist das Vorgehen mehrmals zu wiederholen. Systematisch werden zunächst alle Zähne im Oberkiefer, dann die im Unterkiefer geputzt.
Kleinkinder können diese komplexe Vorgehensweise noch nicht gleich richtig beherrschen, Eltern sollten mit Rat und Tat zur Seite stehen. Die alte sog. Schrubbtechnik sollte nicht erlernt werden, da es sich zeigt, dass einmal gelernte Techniken meist nur geändert werden, wenn es erst ernsthafte Probleme gab. Hier wird die Zahnbürste in waagerechter Richtung hin und her bewegt.
Außerdem gibt es die Stillman-Technik, bei der ohne die Rüttelbewegung der Bass-Technik die Zähne mit kreisenden Bewegungen vom Zahnfleisch zur Zahnkrone hin gereinigt werden. Auch hier ist auf den Winkel von 45° zu achten. Nach der Jackson-Technik wird hauptsächlich mit den obersten Borsten der Bürste gearbeitet. Schräg -senkrecht beginnt man nun nach der Anwendung der Bass-Technik spez. die Zwischenräume zu reinigen. Es ist auch mögl. statt der senkrechten Haltung für die innen Flächen eine waagerechte Haltung zu nutzen.

Die Zahnzwischenräume bedürfen einer besonderen Pflege, da sie mit der Zahnbürste kaum erreicht werden können:

 

Zahnseide

Siehe Unterartikel: Zahnseide

Auch die Zahnzwischenräume müssen gepflegt werden. Dies geschieht einmal täglich gründlich mit Zahnseide, Zahnhölzchen oder Zwischenraumbürsten (Interdentalbürstchen). Am besten eignet sich hier auch der Abend. Es gibt gewachste und ungewachste Zahnseide im Handel. Anfängern sei die gewachste Variante empfohlen, da sie weniger leicht reißt und besser über den approximalen Kontaktpunkt gleitet. Geübtere Anwender können die ungewachste Zahnseide mit noch besserer Reinigungswirkung verwenden. Interdentalbürstchen sind in verschiedenen Durchmessern, Formen und Ausführungen erhältlich. Sie finden insbesondere bei parodontal vorgeschädigten Gebissen Anwendung.
Anwendung:
Sind die Interdentalräume sehr schmal, verwendet man Zahnseide, die sich um je eine der aneinanderstoßenden Flächen legt und durch Auf- und Abbewegungen unterhalb des Punktes, an dem die Zähne seitlich aneinanderstoßen, den Zahn reinigt. Bei breiteren Räumen und zur Pflege von Brücken ist auch die Anwendung von Zahnseide mit flauschigen, dickeren Anteilen hifreich.

Zahnhölzchen

Bei leicht geöffneten Interdentalräumen eignen sich Zahnhölzchen zur Entfernung der Plaque. Die flache Seite des Hölzchens zeigt zum Zahnfleisch. Das Hölzchen wird vorsichtig zwischen den Richtungen nach innen/nach außen hin und her bewegt. Es besteht die Gefahr, das Zahnfleisch zu verletzen.

Zahnhölzchen, wie beispielsweise Miswak, werden bereits seit dem Altertum verwendet.

Interdentalbürstchen

Falls der Interdentalraum weiter geöffnet ist (z.B. bei einer Parodontitis), ist die Zahnzwischenraumbürste (Interdentalbürste) das effektivste Hilfsmittel zur Pflege dieses Bereichs. Vorsicht ist bei engeren Räumen geboten, da die Zahnfleischpapille verletzt bzw. verdrängt werden kann. Auch bei Brücken oder Zahnersatz auf Implantaten verwendet man Interdentalbürstchen.

Chemische Plaquekontrolle

Spüllösungen, Gels, und Zahnpasten enthalten Wirkstoffe, die die Entstehung von Plaque bzw. die Entstehung von Stoffwechselprodukten der Plaque hemmen. Bereits bestehende Plaque versucht man teilweise chemisch aufzulösen.

Chlorhexidindiglukonat

Siehe Unterartikel: Chlorhexidin

Chlorhexidin ist gegen

Keime wirksam. Konzentrationsabhängig wirkt es bakterizid und bakteriostatisch. In 0,1 bis 0,2 % wässriger Lösung kann es zur Keimreduktion im Mund genutzt werden. Bei einer Langzeitanwendung wird eine 0,1 % Lösung empfohlen. Relativ neu (Stand: 2002) auf dem Markt sind Lösungen mit einer niedrigeren Konzentration (0,06 %). Ob die Anwendung von Chlorhexidin angezeigt ist, beraten Sie bitte mit Ihrem Zahnarzt.

Aminfluorid mit Zinnfluorid

Die Kombination von Aminfluorid mit Zinnfluorid ist als Lösung oder in Gelform erhältlich (Fluoridgehalt 0,025 % F). Die plaquehemmende und plaquereduzierende Wirkung ist ähnlich der von Chlorhexidindiglukonat.

Enzyme

Die Versuche die Plaquebildung beim Menschen mit Enzymen einzuschränken waren bisher wenig erfolgreich.

Sanguinarin

Sanguinarin ist ein Alkaloid aus der Blutwurz-Sanguinaria canadensis. Es wird Zahnpasten und Spüllösungen zugesetzt. Seine antimikrobielle Wirkung erzielt es durch den Eingriff in die Nukleinsäuresynthese und in die enzymatische Aktivität von Plaquebakterien.

Zahnsteininhibitoren

Zahnsteininhibitoren sind ebenfalls Zusatzstoffe in Zahnpasten und Spüllösungen, es handelt sich um Pyrophosphate, Polyphosphonate, Phosphonate und Zinkcitrat. Sie sollen die Ausfällung der Kalziumsalze aus dem Speichel hemmen. Die Wirksamkeit ist bisher nicht belegt.

Tenside

Tenside können sich aufgrund ihrer chemischen Struktur auf Oberflächen auflagern und besitzen so eine desorbierende Wirkung auf die Plaquebakterien. In ihrem Schaum halten sie die Plaquebakterien fest und fördern das Ausspülen. Auch sie werden Zahnpasten und Spüllösungen zugesetzt.

Weitere Substanzen

Als alleinige Mittel zur Plaqueentfernung nicht geeignet sind folgende Substanzen, deren Wirksamkeit nicht eindeutig belegt ist, die jedoch Zahnpasten und Spüllösungen zugesetzt werden:

  • Hexetidin
  • Phenole
  • quaternäre Ammoniumverbindungen
  • und andere

Plaquerevelatoren

Unter Plaquerevelatoren versteht man Substanzen, die die Plaque einfärben und so besser sichtbar machen. Früher wurde meist Erythrosin verwendet, heute benutzt man Lebensmittelfarbstoffe in Tablettenform oder als Lösung.

Prothesenhygiene

Auch Zahnersatz („Die Dritten“) braucht intensive Pflege. Herausnehmbarer Zahnersatz wird mindestens einmal am Tag gründlich gereinigt. Die Oberfläche des Zahnersatzes ist, wie die eigenen Zähne von Plaqueablagerungen betroffen, ebenso die Zwischenräume zwischen Kiefer und Zahnprothese und zwischen eigenen Zähnen und Zahnprothese.
Nachlässige Prothesenhygiene kann Mundgeruch, Zahnfleischentzündungen und Karies an den verbleibenden eigenen Zähnen zur Folge haben, was zum Verlust weiterer Zähne führen kann.

Vorgehensweise:

  • Damit sich an der Unterseite der Zahnprothese keine Speisereste und Bakterien festsetzen, erfolgt die Reinigung von herausnehmbaren Zahnersatz stets außerhalb des Mundes.
  • Die groben Ablagerungen werden mit einer weichen Zahnbürste mindestens einmal am Tag, besser nach jeder Mahlzeit, entfernt.
  • Die Zahnpasta sollte nur wenig Schleifkörper enthalten, um Abrasionsschäden und damit eine rauhe Zahnersatzoberfläche, in der sich Bakterien ansiedeln können, zu vermeiden.
  • Einmal täglich wird ein Reinigungsbad mit Gebissreinigungstabletten durchgeführt, das auch an Stellen, die die Zahnbürste nicht erreicht, für hygienische Sauberkeit sorgt.

   

Zungenhygiene

Siehe Unterartikel: Zungenschaber

Die Beläge der Zunge werden mit einem Zungenschaber entfernt. Dabei ist zu beachten, dass der Schaber möglichst weit hinten ansetzt und mit sehr sanftem Druck über die Zunge nach vorne geführt wird. Die entfernte Substanz wird ausgespuckt, der Mund danach ausgespült.

Kontroll-Untersuchungen durch den Zahnarzt

Zur Erhebung einer allgemeinen Anamnese füllt der Patient, meist, wenn er das erste Mal in einer Praxis behandelt wird, einen Fragebogen aus. Allgemeinerkrankungen können Auswirkungen auf die Zahngesundheit haben und spezielle Behandlungsrisiken beinhalten. Ergänzend zur schriftlichen Selbstauskunft des Patienten führen Patient und Arzt ein Gespräch. Eventuell bittet der Arzt den Patienten einen Ernährungsfragebogen auszufüllen, um das individuelle Kariesrisiko besser einschätzen zu können. Es folgt der intraorale Befund, zu dessen Erhebung der Arzt die Zähne, das Zahnfleisch und die übrige Mundschleimhaut des Patienten untersucht. In Einzelfällen wird die Speichelfließrate bestimmt.

Es folgt die Dokumentation des Zahnstatus. Als Zahnstatus wird die Erfassung des Gebisszustandes bezeichnet. Hierbei werden fehlende Zähne, ersetzte Zähne, Kariesbefall, Füllungen, Inlays, Onlays, Implantate sowie Fehlstellungen oder sonstige Zahnerkrankungen in schriftlicher Form oder als Bild festgehalten.

Als weißer Punkt (white Spot) sichtbare demineralisierte Stellen an den Zähnen bezeichnet man auch als kariöse Initialläsion. Wird regelmäßig und ausreichend Fluorid angewandt, kann die weitere Zerstörung des Zahnschmelzes und damit des Zahns aufgehalten werden.

Ist die Karies weiter fortgeschritten und als dunkle Stelle oder als Loch sichtbar, entfernt der Zahnarzt die erkrankten Teile mit dem Bohrer, reinigt die Kavität und versieht den Zahn mit einer Füllung. So ist es möglich die fortschreitende Zerstörung des erkrankten Zahnes zu verhindern. Werden kariöse Zähne nicht behandelt, steigt die Zahl der verursachenden Bakterien in der Mundhöhle und es sind auch bisher gesunde Zähne von der Karies bedroht.

Kariesprophylaxe

Unter Kariesprophylaxe versteht man vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung von Karies (Zahnfäule).

Kariesprophylaxe mit Fluoriden [1]

  Siehe Unterartikel: Fluoride
Hierbei ist die Wirkung der Fluoride wissenschaftlich am besten untersucht und gesichert. Fluoride kommen in natürlichen Mineralien auf der ganzen Welt vor und werden seit Menschengedenken mit der Nahrung und dem Trinkwasser aufgenommen. Allergien oder Unverträglichkeitsreaktionen auf Fluoride sind nicht bekannt. Eine Aufnahme zu großer Mengen kann zu akuter oder chronischer Vergiftung (Fluorose) führen. Die in der Kariesprophylaxe eingesetzten Fluoride sind zugleich natürliche Spurenelemente. Sie sind an der körpereigenen Immunabwehr beteiligt und damit für die Gesundheit unverzichtbar. Mit dem (giftigen) Element Fluor haben Fluoride so wenig gemein wie etwa das (giftige) Chlor mit dem ebenfalls lebensnotwendigen Chlorid in Form des Kochsalzes (NaCl).

Fluoride entfalten ihre karieshemmende Wirkung über drei Mechanismen:

  • die Remineralisation entkalkter Schmelzbereiche wird begünstigt,
  • die Vergärung von Zucker in der Mundhöhle wird gehemmt und
  • der fluoridreiche Zahnschmelz wird weniger säurelöslich.

Das natürliche Fluoridangebot reicht für den menschlichen Organismus im Allgemeinen aus, für eine ausreichende Kariesprophylaxe sind diese Mengen allerdings zu gering. Deshalb werden Fluoride zusätzlich zugeführt, beispielsweise lokal über Zahnpasta und Mundspüllösungen oder gesamtkörperlich in Form von Tabletten oder spezifisch angereichertem Kochsalz.

Fluoridapplikation

Fluoride erhöhen die Widerstandskraft der Zähne gegen die Angriffe durch die sauren Stoffwechselprodukte der Bakterien im Zahnbelag (Plaque) oder Säuren aus der Nahrung (Fruchtsäfte, Softdrinks).
In jeder Zahnpasta sollten Fluoride zur regelmäßigen Anwendung enthalten sein.
Auch möglich ist das Benutzen einer hoch konzentrierten Zahnpasta (Duraphat-Zahnpasta) 1-2x pro Woche. Diese ist verschreibungspflichtig und relativ teuer, dazu sollten Sie Ihrem Zahnarzt ansprechen, ob die Anwendung bei Ihnen sinnvoll ist. Es stehen auch verschiedene Gels zur Verfügung, die apothekenpflichtig sind.

Bei Patienten mit hohem Kariesrisiko kann zusätzlich eine Fluoridapplikation durch den Zahnarzt notwendig werden.

Empfehlungen der DGZMK zur Kariesprophylaxe mit Fluoriden

Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (vgl. Weblinks) gibt auf der Grundlage der Erkenntnisse, dass Fluoride hauptsächlich durch direkten Kontakt mit der Zahnhartsubstanz karieshemmend wirken, Empfehlungen zur Kariesprophylaxe mit Fluoriden insbesondere bei Kindern und Jugendlichen:

  • Vor dem sechsten Lebensmonat sind aus zahnärztlicher Sicht keine Fluoridierungsmaßnahmen erforderlich. Wenn Fluorid gegeben wird, sollte nicht gleichzeitig fluoridhaltige Zahnpasta gegeben werden, da es zu Überdosierungen kommen kann.
  • Bereits die ersten Milchzähne sollen mit Kinderzahnpasta (maximal 500 ppm Fluorid) 1-2 mal am Tag gereinigt werden.
  • Mit Beginn des dritten Lebensjahres (also wenn das Kind zwei Jahre alt geworden ist) sollen die Milchzähne zweimal täglich geputzt werden, besonders wichtig ist eine abendliche gründliche Reinigung.
  • Ergänzend wird die Verwendung von fluoridhaltigem Speisesalz empfohlen, spezielle Fluoridtabletten sind im Allgemeinen nicht notwendig und nur nach Rücksprache mit einem Kinderarzt zu verabreichen.

Kariesprophylaxe mit Xylitol

Siehe Unterartikel: Xylitol

Xylitol ist ein natürlich und auch im menschl. Stoffwechsel als Zwischenprodukt vorkommender Zuckeraustauschstoff, der z. B. Zahnpflegekaugummis beigegeben wird. Xylitol kann in der Mundhöhle Komplexe mit Calcium und Speicheleiweißen bilden, was zu einer Remineralisation von Zahnhartsubstanz führen soll. Bei ausreichender, nach Studien mindestens 5 Gramm pro Tag in mehreren Portionen, Xylitolzufuhr bildet sich keine Plaque auf den Zähnen und somit wird die Kariesentstehung verhindert. Xylitol wird von verschiedenen Mikroorganismen aufgenommen. Dies führt jedoch mangels Verstoffwechselungsmöglichkeit zum Absterben und „Wegzüchten“ dieser Mikroorganismen. An erster Stelle ist Streptokokkus mutans zu nennen, welcher für die Bildung des Zahnbelags und nachfolgend für die Zahnkaries verantwortlich zeichnet. Somit wird eine Kariesreduktion allein durch Xylitol in hohem Maße für möglich gehalten.

Ernährungsberatung und -lenkung

Neben einer allgemeinen Ernährungsberatung steht aus zahnärztlicher Sicht eine zahngesunde Ernährung im Vordergrund. Insbesondere Zucker fördert die Entstehung von Karies. Bei Zucker handelt es sich um niedermolekulare Kohlehydrate, die auch in Form von Honig, Traubenzucker und Fruchtzucker kariesfördernd wirken.

Zuckergehalt (Sacharose, Glukose und Fruktose)
in einigen Lebensmitteln
Lebensmittel Zuckergehalt
in g/100 g
Süßwaren:
  • Bonbons
  • Schokolade
  • Eiscreme
  • Butterkeks
 
→ 90
→ 60
→ 20
→ 20
Brotaufstriche:
  • Honig
  • Marmelade
  • Nuss-Nougat-Creme
 
→ 75
→ 60
→ 50–60
Obstkonserven 16–44
Fruchtsaft:
gesüßt
 
10–20
Frischobst:
Bananen
 
18
Trockenfrüchte 40–64
Cola-Getränke 8–11
Tomatenketchup 28–30

Zwischenmahlzeiten

Nach einer Mahlzeit sinkt der pH-Wert im Mund. Je nach gegessenem Lebensmittel dauert es unterschiedlich lange, bis die Bakterien im Mund die Reste zu Säure verarbeitet haben. Der pH-Wert wird vom Speichel automatisch nach einiger Zeit wieder neutralisiert. Der Prozess kann mit „Kaubaren Zahnbürsten“, Zahnputztabletten oder Zahnpflegekaugummis beschleunigt werden. Das Zähneputzen kann so jedoch nicht ersetzt werden, da die Keime, die das Zahnfleisch schädigen, nicht beeinflusst werden und die Plaque nicht beseitigt wird.

Um die Säure im Mund zu neutralisieren, kann eine basische Mundspüllösung aus einem Esslöffel Natron auf 0,5 l Wasser verwendet werden.

Versiegelung tiefer Fissuren

Siehe Unterartikel: Fissur (Zahn)

Nach dem Zahndurchbruch können die Fissuren durch Mikroorganismen besiedelt werden. Da Fissuren sehr tief (bis zu 1 mm) und sehr schmal (50μm) sein können, ist eine effektive Reinigung häufig unmöglich.
Der Zahnarzt kann bei kariesgefährdeten Personen kurz nach dem Zahndurchbruch die noch kariesfreien Fissuren mit einem dünnflüssigen Kunstharz- oder Kompositmaterial versiegeln, um die Besiedlung durch die Mundflora zu verhindern (Fissurenversiegelung). Ist die Fissur bereits besiedelt, muss diese erst durch Beschleifen oder Sandstrahlen gereinigt und evtl. etwas erweitert werden (erweiterte oder invasive Fissurenversiegelung).

Literatur

  • Christoph Benz: Zahnmedizinisches Projekt - Typische Probleme in Altenheimen – Lösungsansätze für die Praxis. In ProAlter 3/2006:63-66
  • Klaus M. Lehmann und Elmar Hellwig: Zahnärztliche Propädeutik, 9. Auflage, Urban & Fischer Verlag, München Jena 2002 ISBN 3-437-05390-6
  • Elmar Hellwig, Joachim Klimek und Thomas Attin: Einführung in die Zahnerhaltung, Urban & Schwarzenberg Verlag, München Wien Baltimore 1995 ISBN 3-541-18601-1

Einzelnachweise

  1. [1] Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde zur Kariesprophylaxe mit Fluoriden
  • Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
  • Fluoride zur Kariesverhütung
  • Zahnpflegetipps aus Sicht eines Zahnarztes
  • Kauen statt Putzen - Ein Protein im Kaugummi tötet Mundbakterien
  • Mundhygiene bei Zahnimplantaten
  • Prophylaxe bei Rundum-Zahngesund im DGK e.V.
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Prophylaxe_(Zahnmedizin) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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