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Mumps




Klassifikation nach ICD-10
B26.0 Mumps-Orchitis
B26.1 Mumps-Meningitis
B26.2 Mumps-Enzephalitis
B26.3 Mumps-Pankreatitis
B26.8 Mumps mit sonstigen Komplikationen
B26.9 Mumps ohne Komplikation
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Mumps (Parotitis epidemica, Salivitis epidemica), umgangssprachlich Ziegenpeter oder Tölpel, ist eine ansteckende Virusinfektion, welche die Speicheldrüse und andere Organe befällt. Neben Kindern können sich auch junge Erwachsene infizieren. Häufige Komplikationen sind Hirnentzündung und Hodenentzündung, die zu Unfruchtbarkeit führen kann. Der Erkrankung und den Komplikationen kann durch Impfung vorgebeugt werden.

Inhaltsverzeichnis

Erreger

 

Der Verursacher dieser Erkrankung ist das Mumps-Virus Paramyxovirus parotitis, ein behülltes Einzel(−)-Strang-RNA-Virus [ss(−)RNA] aus der Familie der Paramyxoviridae, Unterfamilie Paramyxovirinae, Gattung Rubulaviren. Der Mensch ist das einzige Erregerreservoir.

Die Tatsache, dass bei nicht erheblich vorgeschädigten Menschen und bei nicht erfolgter Doppelinfektion oder Sekundärinfektion (siehe auch Infektion) die von diesen Erregern verursachte Erkrankung nur extrem selten einen tödlichen Verlauf nimmt, zeigt zum Einen, dass diese Viren sehr stark an den Menschen als ihren Reservoirwirt angepasst sind. Die Schädigungen seines Reservoirwirts sind im Grunde nur Nebeneffekte der durch das Virus ausgelösten Infektion, welche die Virusvermehrung jedoch nicht unterstützen sondern ihr sogar hinderlich sein können, wie beispielsweise durch den Tod des Wirtes. Zum Zweiten wird dadurch auch deutlich, dass sich der Mensch ebenfalls im Verlaufe vieler Generationen an dieses Virus anpassen konnte.

Vorkommen

Mumps kommt auf der ganzen Welt endemisch vor. Mumps befällt hauptsächlich Kinder, kann aber auch bei Erwachsenen auftreten. (siehe Kinderkrankheit)

Übertragung

Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, direkten Kontakt oder seltener durch speichelverschmutzte Gegenstände. Das Virus wird auch im Urin und der Muttermilch ausgeschieden.
Patienten sind drei bis fünf, maximal sieben Tage vor Ausbruch der Erkrankung bis in die frühe Rekonvaleszenz, aber maximal bis zum neunten Tag nach Ausbruch der Erkrankung ansteckend.

Krankheitsverlauf/Symptome

 

Vor Einführung der allgemein empfohlenen Impfung erkrankten die meisten Kinder zwischen dem 2. und 15. Lebensjahr. Jungen erkranken häufiger als Mädchen. Die Erkrankung verläuft umso schwerer und komplikationsreicher je älter der Betroffene ist.

Seit Einführung der Impfung (in Österreich seit 1974) ging die Häufigkeit drastisch zurück, die zunehmende Impfmüdigkeit hat jedoch international wieder zu einem Anstieg der Erkrankungsfälle geführt. In England treten nach langen Jahren seit 1998 wieder Mumpserkankungen auf. Die Zahl der gemeldeten Erkrankten betrug 2003 schon rund 4000, 2005 bereits 56390. In Österreich kam es im Frühjahr 2006 zu einem Ausbruch mit 227 erfassten Fällen. Von den Fällen mit bekanntem Impfstatus waren 48 % nicht und 40 % nur einmal geimpft.[1].

Die Inkubationszeit beträgt 12 bis 25, im Mittel 16 bis 18 Tage. Die Infektiosität ist wie bei allen klassischen Kinderkrankheiten hoch, über 80 % nicht immuner Haushaltsmitglieder werden angesteckt.

Mumps zeigt eine große Variabilität im Erscheinungsbild. Bis zu 20 % der Infektionen verlaufen symptomlos (stille Feiung). Als häufigste Symptome treten Fieber und eine ein- oder noch häufiger doppelseitige entzündliche Schwellung der Ohrspeicheldrüse auf (Parotitis, 80 %). Nicht selten sind auch andere Speicheldrüsen einschließlich der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis, 2 bis 5 %) betroffen. Zusätzlich kommen bei 40 bis 50 % der Fälle respiratorische Symptome zum Tragen.

Das zentrale Nervensystem ist klinisch relevant in 3 bis 15 % in Form einer aseptischen Meningitis betroffen. Diese kann bereits eine Woche vor, bis zu drei Wochen nach Beginn der Ohrspeicheldrüsenentzündung oder auch isoliert auftreten. Während oder nach der Pubertät kommt es bei 25 bis 50 % der männlichen Betroffenen zu einer Hodenentzündung (Mumpsorchitis). Diese beginnt am Ende der ersten Krankheitswoche mit erneutem Fieberanstieg, Schwellung und Schmerzhaftigkeit meist nur eines Hodens.

Die Erkrankung hinterlässt in der Regel eine lebenslange Immunität. Zweiterkrankungen sind möglich, aber selten. [2]

Komplikationen

  • Hirnentzündung

Die häufigste Komplikation bei Kindern ist die Hirnhaut- bzw. Hirnentzündung (aseptische Meningitis bzw. Encephalitis). Benommenheit, Erbrechen, Schwindel und neurologische Ausfälle (z. B. Lähmungen) sind die Folge. Selten bleiben solche Ausfälle dauerhaft bestehen.

  • Ertaubung

In etwa einer von 20.000 Infektionen kann eine Innenohrschwerhörigkeit auftreten, meist in Form einer einseitigen oder aber auch beidseitigen Ertaubung. Mumps gilt als häufigste Ursache einer einseitigen Ertaubung bei Kindern. Eine einseitige Taubheit wird bei Kleinkindern von den Eltern meist nicht bemerkt, daher ist im Krankheitsverlauf eine dahingehende Untersuchung empfehlenswert. Eine beidseitige Ertaubung stellt eine schwere Behinderung mit gravierenden Folgen für das weitere Leben dar.

  • Hodenentzündung

Der Mumpsvirus befällt in ca. 30 % der Fälle bei Jungen und Männern auch die Hoden und führt zu Mumpsorchitis. Bei 13 % der Betroffenen kommt es zu einer Störung der Fruchtbarkeit. Selten kann Unfruchtbarkeit als Spätschaden erhalten bleiben.

  • Entzündungen verschiedener Art

Seltenere Komplikationen sind Eierstockentzündung, Schilddrüsenentzündung, Entzündung der Regenbogenhaut am Auge, Herzmuskelentzündung oder Nierenentzündung. Todesfälle kommen heutzutage praktisch nicht mehr vor, jedoch werden chronische Erkrankungen des Zentralnervensystems vereinzelt beschrieben.

Nach heutiger Auffassung besteht kein direkter kausaler Zusammenhang zwischen Mumps und Diabetes mellitus Typ I.

  • Fehlgeburt

Bei Mumps während der Schwangerschaft ist im ersten Drittel (1. Trimenon) mit einer erhöhten Rate von Fehlgeburten zu rechnen. Eine Mumpsembryopathie ist nicht bekannt.

  • Tod

Unbehandelt kann die Krankheit auch zum Tode führen.

Untersuchung

Bei typischer Symptomatik im Rahmen einer Epidemie kann die Diagnose klinisch gestellt werden. Im Einzelfall kann die Diagnose durch Bestimmung der spezifischen Antikörper im Serum bestätigt werden (zum Beispiel mittels ELISA). In besonderen Fällen ist auch die Virusanzucht oder der Nachweis mumpsspezifischer RNA durch RT-PCR aus Rachenabstrich, Speichel, Liquor, Urin oder Biopsiematerial möglich. Ein hinweisender Befund kann die Erhöhung der Serumamylase sein. Die Immunität einer Person kann leicht durch Bestimmung mumpsspezifischer IgG-Antikörper festgestellt werden.

Behandlung

Es gibt keine spezifische antivirale Behandlung. Eine symptomatische Behandlung ist selten erforderlich und beschränkt sich meist auf fiebersenkende Maßnahmen. Bei schweren Verläufen sind unter Umständen Kortikosteroide indiziert.

Vorbeugung

Gegenüberstellung der Komplikationen von Erkrankung mit Mumps und nach Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). (Adaptiert nach [3])
Symptom/Erkrankung  Komplikationsrate  
bei Mumps-Erkrankung 
Komplikationsrate
nach MMR-Impfung 
Entzündung der Speicheldrüse98%0,5%
Bauchspeicheldrüse2 bis 5%0,5%
Hodenentzündung bei Jugendlichen  
und erwachsenen Männern
20 bis 50%1/1.000.000
Meningitis~15%1/1.000.000
Taubheit1/20.0000

Zur Vorbeugung gibt es einen Lebendimpfstoff aus abgeschwächten Mumpsviren. Die Mumpsimpfung gehört in Deutschland zu den von der STIKO allgemein empfohlenen Impfungen und soll als Kombinationsimpfung mit der Masern- und Röteln-Impfung (MMR-Impfstoff) bzw. zusätzlich mit der Windpocken-Impfung (MMRV-Impfstoff seit Juli 2006 in Deutschland zugelassen [4]) ab dem elften bis zum 14. Lebensmonat und eine Wiederholungsimpfung zur Schließung von Impflücken frühestens vier Wochen nach der ersten Impfung verabreicht werden. Der Impfstoff bewirkt eine lebenslange Immunität.

Gegenanzeigen gegen die Impfung sind Schwangerschaft, allergische Reaktionen auf Impfstoffbestandteile und angeborene oder erworbene T-Zell-Defekte. Eine gesicherte Hühnereiweißallergie stellt allerdings keine Kontraindikation dar. Auch Personen mit humoralen Immundefekten, Granulozytenfunktionsstörungen, Asplenie oder asymptomatischer HIV-Infektion dürfen geimpft werden.
Nach Mumpskontakt kann eine Erkrankung durch eine Impfung in der frühen Inkubationszeit nicht sicher verhindert werden. Dennoch wird die Impfung empfohlen, da sie vor Ansteckung bei nachfolgender Exposition schützt. Spezielle Mumpsimmunglobuline zur passiven Impfung gibt es nicht.

Fieber und lokale Impfreaktionen wie Rötung, Schmerzen und Schwellungen an der Injektionsstelle können wie bei allen Impfungen vorkommen und sind als harmlose Nebenwirkungen zu betrachten. Da es sich bei der MMR-Impfung um eine Impfung mit einem abgeschwächten Lebendimpfstoff handelt, können in seltenen Fälle abgeschwächte Formen der drei Infektionskrankheiten entstehen. In der Folge können ähnliche Symptome wie bei den Infektionskrankheiten entstehen (s. Tabelle). Diese Auswirkungen sind üblicherweise leichter und kurzfristiger Natur. Obschon also bekannte Nebeneffekte existieren, überwiegen die Vorteile gegenüber einer "natürlichen" Infektion bei weitem. Weitere mögliche Nebenwirkungen wurden immer wieder kontrovers diskutiert. Der Artikel MMR-Impfstoff enthält hierzu detailliertere Informationen.

Hospitalisierte Patienten mit Mumps sollen von anderen Patienten getrennt werden. Nach Abklingen der Symptome können Kinder frühestens neun Tage nach Ausbruch der Erkrankung Gemeinschaftseinrichtungen wieder besuchen.

Einzelnachweise

  1. Mumps in The Pink Book: Epidemiology and Prevention of Vaccine-Preventable Diseases CDC 9th Edition; January 2006.
  2. R.T. Chen: Vaccine risks: real percieved and unknown. Vaccine 17/1999. S. 41–46
  3. http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/07/28/139a0401.asp?cat=/medizin/kinderkrankheiten Vierfachimpfstoff mit Schutz gegen Windpocken] ÄrzteZeitung.de
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Mumps aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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