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ReisekrankheitUnter Reisekrankheit, Kinetose oder auch Bewegungskrankheit versteht man verschiedene Symptome wie Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerz, Übelkeit und Erbrechen, die bei der Fortbewegung in einem Verkehrsmittel auftreten. Seekrankheit ist die bekannteste Form der Reisekrankheit. Jedoch sind Reisekrankheiten keineswegs auf Schiffsreisende beschränkt. Reisebusse, Autos, Züge mit Neigetechnik oder auch Flugzeuge können ebensogut die Symptome hervorrufen. Charakteristisch ist, dass die Lenker des jeweiligen Fahrzeugs so gut wie nie von Reisekrankheit geplagt sind. In Fahr- und Flugsimulatoren kann es ebenfalls zum Auftreten derselben Symptome kommen. Diese Form der Kinetose wird als Simulatorkrankheit bezeichnet. Die Symptome verschwinden in den allermeisten Fällen nach zwei bis drei Tagen auch ohne Behandlung. In seltenen Fällen jedoch kann Reisekrankheit bei Menschen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden zum Tod führen. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
UrsachenAls Ursache der Reisekrankheit ist gemeinhin anerkannt, dass die über den Gleichgewichtssinn im Innenohr wahrgenommenen Bewegungen bzw. Beschleunigungen (Schaukeln, Stöße, etc.) in Konflikt stehen mit den Eindrücken, die andere Sinnesorgane wie z.B. die Augen vermitteln. Viele (natürliche) Gifte wirken ähnlich auf die Gleichgewichtszentren. Im Laufe der Evolution hat sich Erbrechen als Reaktion auf solche Gleichgewichtsirritationen entwickelt. Dies ist ein wirksamer Mechanismus, um den Körper von aufgenommenem Gift zu befreien und gleichzeitig die weitere Giftzufuhr zu unterbinden. Besonders häufig tritt Reise- bzw. Seekrankheit in geschlossenen Kabinen eines schwankenden Schiffs auf, in denen der Passagier die Bewegung ohne visuelle Bestätigung, etwa durch den Blick auf den Horizont, erlebt. In Flugzeugen und Zügen ist sie seltener anzutreffen, da die Fahrten meist weniger Beschleunigungsvorgänge beinhalten und mit Ausnahme des Starts und der Landung eines Flugzeugs auch die Intensität viel kleiner ist als etwa beim Auto oder Reisebus. Wahrscheinlich wird die Reisekrankheit aber bei Luft-Turbulenzen. Das ist einer der Gründe, warum fast alle Fluggesellschaften Spuckbeutel an jedem Sitz anbieten. Ebenso begünstigen Züge mit Neigetechnik (wie z.B. der Pendolino) die Ausbildung von Reisekrankheitssymptomen, da die Zugneigung hier oft nicht exakt mit den durchfahrenen Kurven synchronisiert ist. Dies hat zur Folge, dass der Mensch doppelt so häufig Änderungen der Senkrechten erfährt: einmal durch die einsetzende Zentrifugalkraft beim Begin der Kurve und anschließend durch das Einsetzen der Neigetechnik, die den Wagon kurz darauf auf die neue Kraftrichtung ausrichtet. In Fahr- und Flugsimulatoren kann ein umgekehrter Effekt auftreten. Die durch die Augen wahrgenommenen schnellen Bewegungen werden nicht durch die Eindrücke des Gleichgewichtssinns bestätigt. Reisekrankheit wird meist intensiviert durch Fixierung der Sicht auf Objekte, die sich mit dem Fahrzeug bewegen, wie z.B. einem Buch. Auch das Sitzen gegen die Fahrtrichtung kann die Reisekrankheit auslösen. Es existieren daneben psychosomatische Erscheinungen, wonach die Erwartung, unter Reisekrankheit bei einer Fahrt zu leiden, das Auftreten der Symptome begünstigt. AnfälligkeitPrinzipiell kann jeder Mensch in jeder Phase seines Lebens von Reisekrankheit betroffen sein. Nur rund 15 % der Menschen sind weitgehend unempfindlich gegenüber Reisekrankheit. 10 % sind besonders stark betroffen. Bei Frauen treten Reisekrankheiten häufiger auf als bei Männern, bei Asiaten häufiger als bei Europäern. BehandlungVorbeugungDie Reisekrankheit kann meist gelindert werden, indem der Mensch die äußere Umwelt beobachtet (also z.B. durch das Fenster schaut), am besten sich in die Rolle des Fahrzeug-Steuernden hineinversetzt. Dies gibt dem Gehirn zusätzliche Informationen, dass die Beschleunigungen tatsächlich stattfinden und keine Irritation etwa durch Gifte sind. Neuerdings existieren Brillen, die einen künstlichen Horizont erzeugen, indem in jedem Glas etwa zur Hälfte eine Flüssigkeit eingebracht ist. Diese Brillen zeigen dem Träger die Richtung des Beschleunigungsvektors an. Ebenfalls hilfreich sind lockere Arm- oder Fußkettchen, die durch ihre Lage zusätzliche, taktile Bestätigung des Gleichgewichtssinns bewirken. BehandlungEs existieren Medikamente zur Behandlung der Symptome. Vorbeugend kommen in Deutschland vor allem rezeptfreie Antihistaminika wie Dimenhydrinat zum Einsatz. In der Darreichungsform von Reise-Kaugummis treten die typischen Begleiterscheinungen wie Müdigkeit und Konzentrationsschwäche seltener auf, außerdem ist der Wirkeintritt schneller. Zur Unterdrückung des Brechreizes kommen seit langem transdermale Pflaster mit Scopolamin zum Einsatz, die allerdings wegen der Nebenwirkungen verschreibungspflichtig sind. Auch wenn viele Segler auf die antiemetische Wirkung von Ingwer schwören, liegt für die Wirksamkeit von Ingwer zur Behandlung der Seekrankheit bisher nur wenig Evidenz vor. In einer kleinen doppeltblinden Studie, die an 80 Seekadetten durchgeführt wurde, reduzierte Ingwer jedoch im Vergleich zu Placebo signifikant das Auftreten von Erbrechen.[1] Hilfreich im Vorfeld einer Reise ist der Verzicht auf Alkohol und andere Drogen. Ein ausgeruhter Reiseantritt ohne vorheriges schweres Essen vermindert die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Treten erste Symptome auf, sollte sich der Patient umgehend in Fahrtrichtung ausrichten. Ideal ist ein ähnlicher Blickwinkel wie der des Fahrers. Falls möglich sollte eine Rast eingelegt werden. Histamin-TheorieBisher war man der Überzeugung, dass Seekrankheit durch das unterschiedliche Bewegungsempfinden von Auge und Ohr (besser: dem Gleichgewichtsorgan im Ohr) ausgelöst wird. Aber: Von Geburt an blinde Menschen können ebenfalls seekrank werden - was gegen die Theorie von Auge und Gleichgewichtsorgan spricht. Bestimmte Tiere werden nachweislich nicht seekrank (z.B. Schweine, Raubtiere), haben aber ein ähnliches Gleichgewichtssystem wie der Mensch, und so waren Wissenschaftler auf der Suche nach einer anderen Ursache für die Seekrankheit. Allen Tieren, die nicht seekrank werden, ist eine Eigenschaft gemein - als Extremverwerter von eiweißreichem Futter produziert ihr Körper eine hohe Dosis an Diaminoxidase, ein Gegenmittel gegen Histamin, das in eiweißreicher Nahrung wie etwa Fleisch entsteht. Histamin ist ein biogenes Amin und entsteht in Lebensmitteln durch den bakteriellen Abbau der Aminosäure Histidin. Alle Nahrungsmittel, die leicht verderblich sind, viel Eiweiß enthalten und aus tierischen Produkten bestehen, fallen in diese Gruppe, also: Käse, Wurst, Schinken, einige Fische, aber auch Sauerkraut, Spinat, Wein, Bier. Zu viel Histamin im Körper führt zu bestimmten Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Durchfall. Histamin kommt jedoch auch natürlich im Körper vor und ist ein Neurotransmitter, der z. B. bei allergischen Reaktionen ausgeschüttet wird. Tierversuche haben gezeigt, dass die Histaminwerte im Körper deutlich ansteigen, wenn das Tier unkontrollierten Bewegungen ausgesetzt wird (selbst Fische im Aquarium können seekrank werden). Als man Tieren ein Mittel gab, das eine Bindung des Histamins im Körper aufhob, zeigten die Tiere selbst im Ruhezustand alle Symptome einer Seekrankheit. Es zeigte sich außerdem, dass die Zufuhr von Vitamin C Histamin im Körper bindet. Ähnliche Auswirkungen eines erhöhten Histamin-Spiegels im Blut treten bei der Lebensmittelunverträglichkeit Histamin-Intoleranz bzw. der Histaminose auf. Diese Entdeckung wirft ein besonderes Licht auf die früher an Bord gefürchtete Mangelerscheinungskrankheit Skorbut. Bewegte sich ein Schiff auf See sehr stark, stieg der Histaminspiegel im Körper eines Seemannes drastisch an. Der Körper wehrt sich automatisch gegen diese Überflutung und verbraucht zur Bindung des überschüssigen Histamins Unmengen an Vitamin C. Da kein entsprechender Nachschub an Vitamin C verabreicht werden konnte, erkrankten viele Seeleute an Skorbut. SonstigesReisekrankheit ist nicht zu verwechseln mit fehlender Schwindelfreiheit, obwohl die Symptome und sogar die Ursache ähnlich sind. Bei Luftfahrzeugen wie Flugzeugen, Ballons, etc. kann ein Blick in die Tiefe die Symptome also verschlimmern, indem Schwindel hinzukommt. Eine solche Problematik wird meist durch die Gabe eines verschreibungspflichtigen Beruhigungsmittels (bspw. Diazepam aus der Gruppe der Benzodiazepine) behandelt. Quellen
Literatur
Siehe auchSiehe auch: Gaming Sickness, Simulator Sickness
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