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MisandrieMisandrie (griech. μισανδρεία misandreia (Männerhass), aus μισεῖν misein (hassen) und ἀνήρ anēr (Mann), Genitiv: ἀνδρός andros) ist eine extrem feindselige Haltung gegenüber Männern aufgrund ihres Geschlechts. Sie wird als eine Form von Sexismus betrachtet. Misandrie ist nicht nur bei Frauen, sondern auch bei Männern anzutreffen. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Erscheinungsformen der MisandrieMisandrie erscheint in verschiedenen Formen. In der auffälligsten hassen Misandristen und Misandristinnen offen alle Männer und verletzen sie verbal, manchmal auch tätlich, nur aufgrund ihrer Männlichkeit. In Kultur, Gesellschaft, Politik und Medien wie Büchern, Zeitschriften, Film, Fernsehen, Bühnenstücken usw. ist Misandrie dagegen oftmals nur in subtilen Formen anzutreffen: Männer werden als Bedrohung oder Hindernis wahrgenommen oder als Tölpel karikiert, soweit sie sich nicht dieser ständigen „Herrschaft des Verdachts“ (Hegel) fügen. In Spielfilmen, Krimiserien usw. gehört es seit ungefähr 1980 zum zunehmend üblich gewordenen Ritual, die weiblichen Rollen als solche von makellosen Heldinnen und die männlichen Pendants als geistig und moralisch minderwertig zu inszenieren. Ähnliches gilt für TV-Talkshows, TV-Gerichtsverhandlungen usw. Zudem ist in den 1990er Jahren ein offener und latenter Männerhass mit Buchtiteln wie „Nur ein toter Mann ist ein guter Mann“ und Popsongs wie „Männer sind Schweine“ (Die Ärzte), die dieses Thema in ihrem Lied allerdings ironisieren, in die Massenkultur eingegangen. Eine aus seiner Sicht zunehmend verbreitete Männerfeindlichkeit dokumentierte der Medienwissenschaftler Arne Hoffmann mit einem Buch, das bereits im Titel die Frage aufwirft, ob Frauen die besseren Menschen seien. Männerfeindliche Äußerungen sind darin auf fast 600 Seiten zusammengetragen und analysiert. Eine ähnliche Analyse gibt es in dem Buch „Heterophobia“ der US-amerikanischen Professorin für Frauenstudien Daphne Patai. Die Journalistinnen Angela und Juliana von Gatterburg problematisieren in ihrem Buch „Liebe Drama Wahnsinn – Wie Frauen endlich glücklich werden“ (Goldmann Verlag, 2005) einen Männer abwertenden Biologismus in der populären Sachbuchliteratur: „Liest man die verschiedenen modernen Theorien über Männer, wundert man sich, dass sie nicht regelmäßig gemeinsam in die Wälder verschwinden, um dort wie eine Horde Wildschweine zu jagen, im Erdreich zu buddeln und zu grunzen. Warum einige Männer aus der Art schlagen und keineswegs damit beschäftigt sind, ihren Samen immerzu an die Frau zu bringen, sondern lieber Autos bauen, dem Nobelpreis entgegenforschen und wunderbare Romane schreiben, erklären uns die Anthropologen leider nicht.“ Frauen hingegen würden als das „von Natur aus friedliche, freundliche, sozial überlegene Geschlecht“ beschrieben. Bei einer weltweiten Studie sollten den beiden Geschlechtern positive und negative Eigenschaften zugeordnet werden. Das Ergebnis war, dass Frauen kulturübergreifend als die „besseren Menschen“ galten, liebevoll, freundlich und gut, während Männer eher mit Negativem in Verbindung gebracht wurden. Schließlich erschienen sie ja auch in der populären Darstellung als „soziale und sexuelle Idioten, die man einer gründlichen Dressur unterziehen muss“. Während dieser Volksglaube nicht mit tatsächlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen in Deckung zu bringen sei (hier führen die Gatterburgs verschiedene Studien an), beeinträchtige dies das männerfeindliche Weltbild vieler Frauen und Männer keineswegs: „Das Beharren darüber, wie Männer so sind, kippte irgendwann ins bornierte Vorurteil und offenbarte eine erstaunliche Intoleranz“ befinden die Autorinnen. Sie beklagen „Frauen (…), die sich für Superfrauen halten und in ständiger Empörungsbereitschaft sind, wenn es um Fehler der Männer geht.“ Diplompsychologen des Kölner Marktforschungsinstituts Rheingold zufolge verursacht diese enorme Erwartungshaltung des weiblichen Geschlechts aktuell eine handfeste Krise für Männer. Während diese „politisch korrekt auf die Bedürfnisse der Frauen eingehen müssten“, kämen ihnen die Frauen dabei nicht etwa hilfreich entgegen, sondern meldeten zurück, dass, egal wie die Männer sich verhielten, es immer „falsch“ war. Oft fest etabliert und staatlich vielfältig gefördert sei Misandrie dabei nicht nur, aber vor allem, im englischen Sprachraum (USA, Kanada, Großbritannien, Australien, Neuseeland), im deutschen Sprachraum (Deutschland, Österreich, Schweiz), in Japan und zunehmend in Südkorea sowie in den skandinavischen Staaten. In den betroffenen Ländern, allen voran im englischen Sprachraum, mache sich zunehmende Kritik sowohl an Misandrie wie Feminismus bemerkbar. Im romanischen Sprachraum (Italien, Frankreich, Spanien) hat die Misandrie bisher kaum Fuß fassen können. In den östlichen Staaten (Russland, Ukraine, Polen, Ungarn usw.), in sozialistischen Staaten (Kuba, Nordkorea, China) und allgemein in den ärmeren Ländern Asiens, Afrikas, Mittel- und Südamerikas spiele die Misandrie eine ebenso geringe Rolle wie Feminismus. Der Militärhistoriker Martin van Creveld (Das bevorzugte Geschlecht), der die seiner Ansicht nach bevorzugte Position von Frauen in der Gesellschaft historisch untersucht hat, mutmaßt, dass der Grund für die unterschiedlichen Situationen in der Entwicklung bzw. dem Vorhandensein eines „Frauenüberschusses“ und vor allem des allgemeinen Wohlstands in den einzelnen Ländern liegen könnte. Einzelbeispiele aus der LiteraturExplizite Äußerungen der Misandrie können zeitgeschichtlich mindestens bis an den Beginn des letzten Jahrhunderts zurückverfolgt werden. So vertrat Helene von Druskowitz, eine Doktorin der Philosophie an der Universität Zürich in einer 1905 erschienen Schrift die Auffassung, dass „in der Niederkritisierung des Mannes (…) die einzig wahre Weltbeleuchtung“ gipfele. Druskowitz erblickte in dem „groben, verlogenen, hässlichen“ Mann eine Art „Zwischenglied zwischen Mensch und Tier“. Die Schrift, die sich als Antwort auf die Arbeit des Wissenschaftlers Paul Julius Möbius Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes verstand, wurde 1988 unter dem Titel Der Mann als logische und sittliche Unmöglichkeit und als Fluch der Welt wieder aufgelegt. In den 1970er Jahren publizierte der Verleger Maurice Girodias Valerie Solanas' „Manifest der Gesellschaft zur Vernichtung der Männer“ (ursprüngliche Auflage 200 Stück, später mehrfach neuaufgelegt). Auf gut 50 Seiten gab sie darin den Männern die Schuld an allen Übeln der Welt und rief zum „totalen Krieg gegen die Männer und ihre Kollaborateurinnen“ auf. Die Vernichtung der Männer bezeichnete sie als die einzige Möglichkeit, eine menschliche Gesellschaft aufzubauen. Das Buch wurde im Jahre 1996 neu aufgelegt, trotz des Verdachts der Volksverhetzung seitens einiger Männerrechtsgruppen. Als umstritten gilt auch die 2005 verstorbene US-amerikanische Feministin Andrea Dworkin. Kritiker bemängeln bei ihr Äußerungen wie „Terror strahlt aus vom Mann, Terror erleuchtet sein Wesen, Terror ist sein Lebenszweck“ (aus ihrer Streitschrift „Pornographie. Männer beherrschen Frauen“) oder ihre Darstellung von Sexualität, Gewalt und Tod als „erotische Dreifaltigkeit des Mannes“. Dworkin zufolge seien Männer „von ihrer Biologie her aggressiv, von Natur aus kämpferisch, immer und ewig antagonistisch, genetisch grausam, hormonell konfliktfreudig, unverrückbar feindselig und kriegerisch“, weshalb sie fordert: „Ich möchte einen Mann zu einer blutigen Masse geprügelt sehen, mit einem hochhackigen Schuh in seinen Mund gerammt wie ein Apfel in dem Maul eines Schweins.“ In einem Nachruf im Boston Globe vom 18. April 2005 auf die kurz zuvor verstorbene Dworkin skizziert die Publizistin Cathy Young (Autorin von „Ceasefire! Why Women And Men Must Join Forces To Achieve True Equality“) Dworkin als „eine Predigerin des Hasses“ und führt viele vergleichbare Zitate an. Dworkin argumentierte, dass jede Art sexuellen Eindringens in eine Frau eine Form von Vergewaltigung darstelle, selbst wenn diese von der „besetzten Person“ genossen werde, und dass Kaiserschnitte bei Geburten aufgrund des sexuellen Sadismus der Ärzte erfolgten. Dworkins Schriften wurden in den USA unter anderem von Gloria Steinem und Catharine MacKinnon, in Deutschland von Alice Schwarzer propagiert. Die Feministin Catharine MacKinnon ist ebenfalls für sehr scharfe Äußerungen bekannt. So hielt sie im April 2005 eine Vorlesung an der Universität Stanford, in der sie den „Krieg der Männer gegen die Frauen“ mit den terroristischen Massenmorden des 11. September gleichsetzte. So wie die Terrorattacken seien die „Angriffe der Männer gegen Frauen“ (etwa Massenvergewaltigung und Pornographie) sorgfältig geplant, gegen Zivilisten gerichtet und so ideologiegetrieben wie der islamische Fundamentalismus. MacKinnon führte aus: „Die Hauptbegründung für den Krieg im Irak war die Vorsorge gegen Bedrohungen durch Saddam Husseins Regime – weil wir Angst vor dir haben, können wir dich töten. Stellt euch vor, wie es wäre, wenn Frauen eines Tages dasselbe mit Männern täten.“ Dworkin und MacKinnon stehen mit dem Anstacheln von Hass gegen Männer in Verbindung mit Aufrufen zu (vorbeugender) Gegenwehr nicht allein. Beispielsweise formulierte die UN-Sonderbotschafterin Waris Dirie in ihrem Bestseller „Wüstenblume“: „Vielleicht sollten die Frauen den Männern die Eier abschneiden, damit auf der Erde wieder ein Paradies entstehen kann. Die Männer würden ruhiger werden und sensibler mit ihrer Umwelt umgehen. Ohne diesen ständigen Ausstoß von Testosteron gäbe es keinen Krieg, kein Töten, kein Rauben, keine Vergewaltigungen.“ Und Alice Schwarzer bekundete in dem EMMA-Beitrag „Beyond Bitch“ (1994/2), nachdem Lorena Bobbit ihrem schlafenden Mann, der sie jahrelang misshandelt und vergewaltigt haben soll, den Penis abgetrennt hatte: „Sie hat ihren Mann entwaffnet. (…) Eine hat es getan. Jetzt könnte es jede tun. Der Damm ist gebrochen, Gewalt ist für Frauen kein Tabu mehr. Es kann zurückgeschlagen werden. Oder gestochen. Amerikanische Hausfrauen denken beim Anblick eines Küchenmessers nicht mehr nur ans Petersilie-Hacken. (…) Es bleibt den Opfern gar nichts anderes übrig, als selbst zu handeln. Und da muss ja Frauenfreude aufkommen, wenn eine zurückschlägt. Endlich.“ Wissenschaftliche Erforschung der MisandrieAnders als zum Thema Misogynie gibt es zur Misandrie noch kaum explorative Studien. Bisher gibt es eine Studie von Paul Nathanson und Katherine K. Young („Spreading Misandry: Teaching Contempt for Men in Popular Culture“, 2001), die sich explizit mit dem Thema auseinandersetzt. Den Autoren wird von dem Feminismus nahestehenden Soziologen vorgeworfen, aufgrund ihrer betont antifeministischen Grundhaltung wesentliche Erkenntnisse der Genderforschung ignoriert zu haben. Andere Studien wie Judith Levines My Enemy, My Love. Men-Hating and Ambivalence in Women’s Lives (Doubleday 1992) befassen sich mit Männerhass bei Frauen. Levine wiederum wird von den Rezensenten dafür kritisiert, dass sie diesen Männerhass teilweise als verständliche Reaktion auf Misshandlungen durch Männer rechtfertige. Die Existenz von Misandrie als gesellschaftliches Phänomen als Äquivalent zur „Misogynie“ ist wissenschaftlich umstritten, da man strukturelle Misogynie in der Gesellschaft auf der Grundlage patriarchaler Strukturen betrachtet hat. Inwieweit diese auch zu einer strukturellen Misandrie führen, ist noch nicht erforscht. Die Autoren, die Misandrie als kollektives Problem in der Gesellschaft betrachten, sehen vor allem den Feminismus als Ursache. So wird er hier als „kollektives kulturelles Phänomen“ (Levine) bezeichnet, das die Kulturen so selbstverständlich und erfolgreich durchdringt, dass viele sie kaum wahrnehmen, verdrängen oder jedenfalls nicht kritisch reflektieren (Nathanson/Young). Levine kommt auf der Grundlage von 80 Tiefeninterviews zu dem Ergebnis, dass Männerfeindlichkeit keine individuelle Neurose darstelle, sondern ein „kollektives kulturelles Phänomen“ sei. Fast alle Frauen hätten ein ambivalentes Verhältnis zu Männern. Männern würden von fast allen Frauen abwertende Stereotype zugeschrieben; so würden sie unter anderem als kindisch, Nichtskönner, Ausbeuter oder Betrüger dargestellt. Levine arbeitete als Ursache solcher Einstellungen die Beziehungen der Frauen zu ihren Vätern sowie zur feministischen Bewegung ab den sechziger Jahren heraus. Zu einem analogen Ergebnis gelangt fast zeitgleich, aber unabhängig von Levine 1991 Marion Rave in ihrer Analyse „Befreiungsstrategien. Der Mann als Feindbild in der feministischen Literatur“. Nathanson und Young untersuchen in ihrer Studie, inwiefern Männerhass ein Kernkonstituens zeitgenössischer Kultur darstellt. Danach sei unsere Gesellschaft von dem Gedanken beherrscht, wirkliche oder vermeintliche Frauenfeindlichkeit auszumerzen, wohingegen fast keinerlei Gespür dafür bestehe, dass etwas wie Männerfeindlichkeit überhaupt existiere. Tatsächlich zeige sich Männerfeindlichkeit aber sehr massiv und in durchgehenden Mustern. Misandrie durchdringe unsere Kultur derart, dass die meisten sie kaum wahrnähmen. Das gelte auch für viele Männer. Insgesamt sei unsere Gesellschaft durch ein gleichermaßen gynozentrisches (frauenzentriertes) wie männerfeindliches Weltbild geprägt. Gerade die Männerfeindlichkeit in bestimmten Medienprodukten so extrem, dass sie beim besten Willen nicht mehr zu übersehen sei, werde sie von den Verantwortlichen entweder heruntergespielt oder gar gerechtfertigt: Männer seien nun einmal so, und das müsse man auch entsprechend darstellen. Dadurch werde aber Hass geschürt.
Nach Nathanson und Young geben die bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse Grund zur Sorge. So sei nicht zu vernachlässigen, dass der männliche Teil der Bevölkerung durch Misandrie geschürte Vorurteile unter Umständen übernehmen könnte. Männer könnten das Bild, sie seien beispielsweise emotionskalt und gewalttätig, verinnerlichen, und somit tatsächlich derartige Persönlichkeitsmerkmale annehmen. Die Autoren konstatieren, dass das Problem bei vielen Frauen gerade aus dem feministisch geprägten Spektrum sei, dass sie von Männern Liebe einforderten, aber selbst nur Hass und Verachtung zu geben hätten. Das Empfangen und Geben von Liebe bedingten einander jedoch. Im Augenblick züchte unsere männerfeindliche Gesellschaft genau jenes klischeehafte Feindbild, das sie so gern beklage. Wie die Schweizer Wochenzeitung am 17. Februar 2002 berichtete, beschäftigen sich die Sozialarbeiterin Sarah Meinrad und die Psychologin Meike Baumann in einer der Misandrie gewidmeten Studie mit der abschätzigen Reduktion von Männern auf ihre Körper, ihre Diskriminierung am Arbeitsplatz, Mobbing, von Frauen ausgehender Gewalt oder sexuellen Anzüglichkeiten am Telefon. Zahlen über die Häufigkeit weiblicher Misandrie gebe es noch nicht. Anhand des großen Interesses in der Öffentlichkeit ließe sich feststellen, wie groß der Forschungsbedarf zu diesem Thema noch sei. In einem von den Forscherinnen geschalteten Internet-Diskussionsforum fanden sich Äußerungen wie „Männer sind nichts als Probleme, Schweine, verkrüppelte Chromosomen, danebengegangene Abtreibungen, Parasiten, die wir zu Leichen oder Wirtstieren machen müssen.“ Wiedemann betont, dass Sexistinnen keineswegs zwangsläufig Feministinnen oder „Opfer eines Männerregimes“ seien, sondern eher einem aktuellen Trend entsprächen, „den Mann“ für gewerbliche Zwecke als Trottel zu stilisieren – so etwa in der Reklame für eine Salbe, die gestaltet wird, indem eine nette Frau einen netten Mann in seine empfindlichen Bereiche schlägt. Meinrad und Baumann bekunden auf ihrer Website: „Häufig handelt es sich bei den Täterinnen gerade nicht um Verliererinnen oder Opfer des Patriarchats. Als Motive für ihre Handlungsweise betrachten sie vielmehr einfach ‚Spaß‘ oder eine mit Konkurrenzlust verbundene hohe Aggressionsbereitschaft. Dieser Sexismus von Frauen gegen Männer wird von der breiteren Öffentlichkeit völlig ignoriert.“ Misandrie aus feministischer SichtMännerverachtung wird von Feministinnen als individuelles oder Gruppenphänomen betrachtet, aber als strukturelles gesellschaftliches Phänomen analog zur Misogynie verneint. Eine Ausnahme bildet der von Wendy McElroy begründete libertäre „Individualfeminismus“. Dieser sieht Misogynie und Misandrie als gleichwertige Phänomene und wendet sich unter Berufung auf Gleichberechtigung und Menschenrechte mit derselben Entschiedenheit gegen beide. Den oft geäußerten Vorwürfen, männerfeindlich zu sein und männerfeindliche Forderungen zu stellen, haben feministische Autorinnen bereits im 19. Jahrhundert widersprochen. Einige feministische Autoren, so beispielsweise im arte-Themenabend „Maskulismus“[1] sehen Männerverachtung als Klischee, das der Lobbyarbeit extremistischer Teile der Männerbewegung diene, die sich zum Teil als Männerrechtler, Maskulisten oder auch Maskulinisten bezeichneten. Misandrie aus soziologischer SichtDie Diskriminierung von Männern auf Grund ihrer Geschlechterrolle wird kontrovers diskutiert. Einige Wissenschaftler verneinen eine strukturelle Diskriminierung. Zwar würden Männer genau so durch ihre Geschlechterrolle in ihren Verhaltensmöglichkeiten eingeengt wie Frauen, und bestimmte Klassen der Gesellschaft würden diskriminiert, wovon auch Männer betroffen seien, jedoch „erfahren Männer keine systematische Diskriminierung allein aufgrund der Tatsache, dass sie Männer sind“, so der kanadische Soziologe Jean-Claud St Amant. Er kritisierte damit den seiner Meinung nach simplen Umkehrschluss einiger Männerrechtsgruppen, dass, wenn Frauen in der Gesellschaft systematisch benachteiligt würden, dies auch automatisch auf Männer zutreffen müsse. Der Soziologe Rainer Paris jedoch vertritt in seinem Essay Doing Gender eine alles durchdringende Kultur des Misstrauens, die das Verhältnis zwischen Männern und Frauen nachhaltig vergiftet habe. Als Ursache dafür sieht Paris die ideologisierende Macht eines pervertierten Feminismus. Nach dem Motto, Frauen seien grundsätzlich die besseren Menschen, sei aus dem berechtigten Anspruch nach gleichen Chancen schlicht Rassismus geworden. Behindert durch die feministischen Scheuklappen würden die unterschiedlichsten männlichen Verhaltensformen (Höflichkeit, Flirt etc.) als Angriff und Zurücksetzung uminterpretiert, was eine emotionale Verwüstung im Privat- und Intimleben erzeuge. Die Zeche dafür zahlten letztlich auch die Frauen, da sie sich statt mit der angestrebten Autonomie in einem Gefängnis emotionaler Einsamkeit wiederfänden. Die Lösung des Problems sieht Paris in der Rückkehr zu tradierten „asymmetrischen“ Beziehungsmustern, in der trotz männlicher Dominanz erst wahre erotische Erfüllung und spielerische „Gleichberechtigung“ möglich wäre. Misandrie aus feminismuskritischer und aus antifeministischer SichtDie Autorin Doris Lessing kritisierte im August 2001 in der britischen Zeitung „Guardian“ eine denkfaule und heimtückische Kultur, die sich im Feminismus breit gemacht habe und darauf hinauslaufe, auf Männer einzudreschen: „Ich bin zunehmend schockiert über die gedankenlose Abwertung von Männern, die so sehr Teil unserer Kultur geworden ist, dass sie kaum noch wahrgenommen wird. Es ist Zeit, dass wir uns fragen, wer eigentlich diese Frauen sind, die ständig die Männer abwerten. Die dümmsten, ungebildetsten und scheußlichsten Frauen können die herzlichsten, freundlichsten und intelligentesten Männer kritisieren, und niemand sagt etwas dagegen. Die Männer scheinen so eingeschüchtert zu sein, dass sie sich nicht wehren. Aber sie sollten es tun.“ Maskulisten und Antifeministen sehen Misandrie als Konstante in den meisten Kulturen der Menschen, im Wirken des heutigen Feminismus allerdings die am deutlichsten ausgeprägten Formen bewusst gepflegter und politisch instrumentalisierter Männerverachtung. Heute werde eine Diskriminierung von Männern durch deren offene Herabsetzung in intellektueller und moralischer Hinsicht angestrebt. Zur Zeit Simone de Beauvoirs habe sich der Feminismus die Männer noch quasi zum Vorbild genommen und das Ziel verfolgt, mit ihnen auf möglichst allen auch wissenschaftlichen, philosophischen, kulturellen und technischen Gebieten mit dem Ziele gleichzuziehen, die in Jahrhunderten errungenen Erkenntnisse und in ihrer Bedeutung ausdrücklich anerkannten Werte der europäischen Kultur und Zivilisation im Sinne eines kooperativen Modells auf der Grundlage der Gleichberechtigung gemeinschaftlich zu pflegen. Heute überwiege die konfrontative Tendenz: Für „männlich“ gehaltene Tugenden und Fähigkeiten wie Objektivität, Rationalität, Wissenschaft und Logik werden als „patriarchale Konstrukte“ verworfen und durch eine vermeintlich „überlegene“, vermeintlich „weibliche“ Sicht der Dinge substituiert (Subjektivität, emotionale Intelligenz, „Feministische Wissenschaft“). Feminismus und feministische „Wissenschaft“ zeichneten heute ein sorgsam gepflegtes Bild von einem bloß libidogesteuerten, gewalttätigen Mann, während Frauen grundsätzlich als die besseren Menschen gelten. Beispiel der pauschalen Dämonisierung der anderen Bevölkerungshälfte sei eine faktenwidrige Herabwürdigung „der Männer“ als potentielle Vergewaltiger, Kindesvergewaltiger, Schläger ihrer Ehefrauen, Kriegstreiber o. Ä.. Antifeministen sehen Misandrie von jeher in der westlichen Kultur verankert. Phrasen wie Frauen und Kinder zuerst umschrieben bereits, dass männliches Leben als weniger schützenswert gelte als weibliches Leben, was sich auch in der Tatsache äußere, dass weltweit überwiegend Männer in den Krieg ziehen müssen. Männern werde die Fähigkeit zur offenen und aufrichtigen Emotionalität abgesprochen – für einen Mann gezieme es sich bis heute nicht, in der Öffentlichkeit zu weinen. Misandrie wird ganzen Kulturen zugeschrieben, wenn diese Gesellschaften Männer abwerten oder diskriminieren. Aus antifeministischer Sicht schürten die führenden Feministinnen der 1970er und 1980er Jahre wie Germaine Greer oder Andrea Dworkin Männerfeindlichkeit. Männerfeindliche feministische Schriften würden verharmlost. Im Jahr 2003 legte die französische Philosophin Élisabeth Badinter eine Analyse der feministischen Bewegung in Frankreich vor (Fausse Route, dt. „Die Wiederentdeckung der Gleichheit. Schwache Frauen, gefährliche Männer und andere feministische Irrtümer“, Ullstein 2004). Badinter kommt zu dem Schluss, dass während für Frauen die Gleichheit inzwischen errungen sei, ein radikaler Feminismus die Frauen zum Opfer erklärt und das männliche Geschlecht unter Generalanklage gestellt habe. Dabei würde beispielsweise die Definition männlicher Gewalt so sehr manipulativ erweitert, bis man epidemische Ausmaße suggerieren könne und die Frauen im Kontrast dazu als die besseren Menschen, das Gute schlechthin, erschienen. Die Täterschaft des weiblichen Geschlechts werde dabei unter den Teppich gekehrt. Zugleich konstatiert Badinter einen weiblichen Machtmissbrauch, etwa wenn Frauen sich des Spermas von Männern bedienten, die gar kein Kind haben wollten. Badinter zählt damit neben Astrid von Friesen und Wendy McElroy und anderen zu jenen Autorinnen, die den Ansichten vieler Maskulisten nahe stehen. Siehe auch
Quellen und weiterführende InformationenEinzelnachweise
Literatur
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