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Methaqualon



Strukturformel
Allgemeines
Freiname Methaqualon
Andere Namen
  • Methylquinazolon
  • 2-Methyl-3-(2-methylphenyl)-4(3H)-chinazolinon
  • 2-Methyl-3-(o-tolyl)-4-chinazolon
Summenformel C16H14N2O
CAS-Nummer 72-44-6
Kurzbeschreibung farblose Kristalle
Arzneistoffangaben
Wirkstoffgruppe

Hypnotikum

ATC-Code N05CM01
Fertigpräparate
  • Melsedin®
  • Normi-Nox®
  • Parest®
  • Quaalude®
  • Toquilone®
Verschreibungspflichtig: BtMG
Eigenschaften
Molare Masse 250,30 g·mol-1
Aggregatzustand fest
Schmelzpunkt 120 °C [1]
Löslichkeit
Sicherheitshinweise
Gefahrstoffkennzeichnung
R- und S-Sätze R: 22
S: keine S-Sätze
Bitte beachten Sie die eingeschränkte Gültigkeit der Gefahrstoffkennzeichnung bei Arzneimitteln
LD50

185 mg/kg (Ratte, peroral) [1]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Methaqualon ist ein Chinazolin-Derivat, dessen Name sich von der englischen chemischen Bezeichnung Methylquinazolinone (deutsch: Methylchinazolinon) ableitet. Es ist ein Arzneistoff, der als Hypnotikum verwendet und als Droge missbraucht wurde und – mit gegenwärtigem Verbreitungsgebiet Afrika – wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Es wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg vom indischen Forscher M. L. Gujiral zufällig im Zuge der Suche nach einem Malariamittel entdeckt und seit den 1960er-Jahren als Schlafmittel eingesetzt. 1965 wurde es unter den Handelsnamen Quaalude® und Parest® in den USA als Alternative zu den nicht ungefährlichen Barbituraten eingeführt. Das ursprünglich in der Werbung als nicht abhängig machend dargestellte Mittel führte aber zu Fällen physischer und psychischer Abhängigkeit, die bereits 1966 in Großbritannien berichtet wurden.

Als illegal auf der Straße gehandeltes Rauschmittel erfreute es sich in den USA bald großer Beliebtheit aufgrund seiner euphorisierenden und aphrodisierenden Wirkung. Anfang der 1970er war das sogenannte "Luding out", die Einnahme von 300 bis 450 mg Methaqualon zusammen mit Wein unter College-Studenten weit verbreitet. Durch den Alkohol wird das durch Methaqualon ausgelöste Gefühl der Unzerstörbarkeit und starken Euphorie noch verstärkt. Methaqualon senkt (wie andere sedative Hypnotika) die Hemmschwelle und kann damit einhergehend zu einer Steigerung der sexuellen Leistungsfähigkeit führen.

Rechtsstatus

In den USA wurde das Medikament zwar 1984 aufgrund des weit verbreiteten Missbrauchs vom Markt genommen, aber dennoch weiterhin illegal hergestellt. Sehr oft handelte es sich bei später sichergestellten illegal produzierten Methaqualontabletten allerdings lediglich um hochdosierte Benzodiazepine, wie Diazepam. In Deutschland war Methaqualon als Normi-Nox® auf dem Markt und 1981 der BtMVV unterstellt. In Österreich wurde Methaqualon 1992 (in Deutschland 1993) wegen des Suchtpotentials die Zulassung als Schlafmittel entzogen. Es ist in Deutschland in Anlage III des BtMG aufgeführt, ist somit also noch verschreibungsfähig und könnte durch einen Arzt weiterhin verschrieben werden. In der Schweiz sind keine Präparate, welche Methaqualon enthalten, im Handel.

 

Verbreitung

Während in westlichen Ländern Methaqualon als Rauschmittel kaum noch eine Rolle spielt, ist es in manchen afrikanischen Ländern und dort vor allem in Südafrika weit verbreitet. In Südafrika ist es neben Marihuana das verbreitetste illegale Rauschmittel, es kommt in vielen verschiedenen illegal produzierten Tabletten auf den Schwarzmarkt, die, ähnlich den Ecstasytabletten hier, mit verschiedenen Logos versehen sind. Der Großteil des dort verbrauchten Methaqualons stammt aus illegaler Produktion aus Indien, von wo aus es nach Afrika eingeschmuggelt wird. Die am häufigsten anzutreffende Konsumform dort ist das Rauchen der zerbröselten Tabletten, oft gemischt mit Marihuana, was einen kurzzeitigen, sehr intensiven "Euphorieflash" auslöst. Danach beginnt die sedative Komponente zu überwiegen und der Konsument verfällt in einen länger andauernden Dämmerzustand.

Eingeführt wurde Methaqualon in Südafrika vermutlich vom damaligen Apartheid-Regime, das so Aufstände in den Townships verhindern wollte. Im Zuge des Zusammenbruchs wurden große Mengen von Mandrax® (Handelsname eines Methaqualon/Antihistamin-Kombipräparats) im Meer versenkt. In ähnlicher Weise war Methaqualon unter Nicolae Ceauşescu in Rumänien in den staatlichen Waisenhäusern im Einsatz, um die Insassen ruhigzustellen.

Geschichtlich zählt Methaqualon zu den Schlafmitteln, die in den 1960ern als Ersatz der aufgrund einer möglichen tödlichen Überdosierung umstrittenen Barbiturate dienen sollten. Andere Beispiele sind Ethchlorvynol (Placidyl®) oder Glutethimid (Doriden®). Allerdings riefen viele dieser Stoffe Euphorie und damit eine psychische und teilweise auch physische Abhängigkeit hervor, weshalb sie heute kaum noch in Verwendung sind. Interessanterweise wurden bei Experimenten mit Methaqualon mehr oder weniger zufällig die Benzodiazepine entdeckt, die heute fast den gesamten Bedarf an Schlaf- und Beruhigungsmitteln decken.

Nebenwirkungen und Abhängigkeit

Chronischer Gebrauch kann zu Polyneuropathie und zur psychischen und physischen Abhängigkeit führen.

Bei der Einnahme von kleineren Dosen kann die Wirkung euphorisierend sein, anstatt sedierend, wie es eigentlich bei einem Schlafmittel zu erwarten wäre.

Mögliche Symptome einer Methaqualon-Überdosis: Magen-Darm-Beschwerden, Benommenheit, Ataxie, Kribbeln, langsame, undeutliche Sprache und Muskelhyperaktivität, innere Blutungen, Konvulsionen, Koma.

Szenenamen

Im Drogenslang ist Methaqualon teilweise als seven-one-fours, seventeen, oder lemmon 714 bekannt. Diese Bezeichnungen rühren alle von dem Lemmon 714-Aufdruck auf der Quaalude®-Tablette her. Andere Bezeichnungen sind ludes (ebenfalls von Quaalude®) oder einfach Mandrax nach dem gleichlautenden Handelsnamen. Unter dem Handelsnamen Mozambin® wurde es von Falco in "Ganz Wien" besungen. Wegen der Größe der Tabletten war das Methaqualon in den frühen 80er Jahren in New York auch als "Gorilla Biscuits" bekannt, woher die Straight Edge Band Gorilla Biscuits ihren Namen hat.

Die hier beschriebenen Wirkungen und unerwünschten Nebenwirkungen hat der legendäre Singer-Songwriter Shel Silverstein 1980 in seinem satirischen Lied Quaaludes Again beschrieben.

Quellen

  1. a b c Methaqualon bei ChemIDplus

Literatur

  • Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie; Karow, Lang-Roth; 1020S.; Eigenverlag 2004
  • Kacker, Zaheer; J. Indian Chemistry Society 28, S. 344 (1951) (Synthese)
  • R. Bonnichsen et al; Clin. Chim. Acta 60, S. 67 (1975) (Metabolismus)
  • E. I. Goldenthal; Toxicol. Appl. Pharmacol. 18, S. 185 (1971) (Toxizität)
  • D. M. Patel et al; Anal. Profiles Drug Subs. 4, S. 245-267 (1975) (ausführliche Beschreibung)
Bitte beachten Sie den Hinweis zu Gesundheitsthemen!
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Methaqualon aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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