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Mekoniumaspiration
Eine Mekoniumaspiration (Mekoniumaspirationsyndrom, MAS) bezeichnet das Eindringen von Mekonium in die Lungen des Neugeborenen vor oder unter der Geburt und die damit verbundene Folgesymptomatik. Mekonium, auch „Kindspech“ genannt, ist der Darminhalt des Feten und der Stuhlgang des Neugeborenen in den ersten Lebenstagen. Dem Mekoniumaspirationssyndrom geht ein vorzeiger Abgang des Mekoniums ins Fruchtwasser voraus. Mekoniumhaltiges Fruchtwasser ist keineswegs selten, denn 13 % aller lebenden Neugeborenen werden aus mekoniumhaltigem Fruchtwasser geboren. Von diesen Kindern entwickeln 5 % - 12 % ein MAS.[1] Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Auslösendes Ereignis für ein MASDer Entwicklung eines MAS geht in der Regel eine fetale Notsituation (z. B. Sauerstoffmindeversorgung der Gewebe = Hypoxie) oder ein unzureichender Blutfluss beim Feten (Ischämie) voraus. Auf Grund der fetalen Stress- oder Schocksituation mit Blutfluss-Umverteilung zu den lebenswichtigen Organen (Herz und Gehirn) wird der Magen-Darm-Trakt des Feten zunächst unzureichend durchblutet, wobei es jedoch im weiteren Verlauf zu einer reaktiven Hyperperistaltik (vermehrte Darmbewegung) und in Verbindung mit einer Analsphinkter-Relaxierung (Schließmuskel-Erschlaffung) zum Abgang von Mekonium in die Fruchthöhle kommt. Da beim Ungeborenen im Rahmen des Sauerstoffmangels kräftige Atembemühungen (unter Umständen Schnappatmung) ausgelöst werden, kann das im Fruchtwasser schwimmende Mekonim bis tief in die Atemwege eindringen.[2][3] Mit MAS assoziierte ErkrankungenFolgende Erkrankungen sind gehäuft mit einem MAS assoziiert:
Klinische Zeichen eines MASMekoniumverschmierte Kinder müssen nicht zwingend eine Mekoniumaspiration entwickelt haben. Nicht wenige Kinder entleeren durch den Geburtsstress Mekonium. Vor allem in der Austreibungsphase, wenn das Kind durch die Presswehen zeitweise einen Sauerstoffmangel erfährt kann es Mekonium entleeren. Ist der Kopf des Kindes jedoch erst in den Geburtskanal eingetreten, kann es kein Mekonium aspirieren. Zeigt das Kind unmittelbar nach der Geburt keine normale Vitalität und sind gleichzeitig nachfolgende Symptome vorhanden, muss eine Mekoniumaspiration mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden:
Behandlungsstrategie einer MekoniumaspirationEs wird angenommen, dass ein erheblicher Anteil der Neugeborenen mit MAS dieses bereits vor Beginn des eigentlichen Geburtsvorganges erlitten haben und Maßnahmen im unmittelbar postnatalen Verlauf zur Vermeidung eines MAS bei diesen Kindern letztlich nur marginalen Erfolg bringen. Das früher noch empfohlene Vorgehen bei mekoniumhaltigem Fruchtwasser die Kinder generell nach Entwicklung des kindlichen Kopfes und Schulter im Rachen abzusaugen (intrapartales Absaugen), gefolgt von einem trachealen Absaugen nach vollständiger Geburt des Kindes, konnte die Inzidenz (Erkrankungshäufigkeit) eines MAS jedenfalls nicht signifikant (nachweislich) reduzieren.[4][5] Liegt mekoniumhaltiges Fruchtwasser vor oder ist das Kind mekoniumverschmiert, sollte es dennoch möglichst frühzeitig gründlich im Mund und Rachen abgesaugt werden. Sofern das Kind danach eine unbeeinträchtigte Atmung und einen ausreichenden Muskeltonus zeigt, kann es zunächst wie ein gesund geborenes Kind weiter betreut werden, wobei es im weiteren Verlauf hinsichtlich der Atmung engmaschiger überwacht werden sollte. Bei Kindern mit unzureichendem oder fehlendem Muskeltonus, die nicht oder unzureichend atmen, sollte dagegen durch medizinisches Fachpersonal ein Beatmungsschlauch (Endotrachealtubus) in die Luftröhre eingelegt werden (Intubation) und möglichst viel aspiriertes Mekonium durch einen Absauger entfernen werden.[6] Bei dickem Mekonium im Larynx (Kehlkopf) kann unter Umständen auch eine Spülung der Trachea und Bronchien (endotracheale Lavage) mit einer verdünnten Surfactantlösung zum Auswaschen des Mekoniums versucht werden. Anschließend wird das Kind maschinell beatmet, gegebenenfalls Maßnahmen zur Kreislaufstabilisierung ergriffen und das Kind einer intensivmedizinischen Überwachung und Therapie auf einer Kinderintensivstation zugeführt. Krankhafte Abläufe nach der MekoniumaspirationGelangt eine größere Menge Mekonium in die Atemwege, kann das Kind unmittelbar nach der Geburt seine Lungen nicht ausreichend belüften, es entsteht eine Atemnot. Das Kind zeigt klassische Zeichen einer postnatalen (nach der Geburt) Anpassungsstörung der Atmung, mit beschleunigter Atmung (Tachypnoe), erschwerter Atmung (Dyspnoe), ein stöhnendes oder "karchelndes" Atemgeräusch, Einziehungen der Zwischenrippen-Räume (intracostale Einziehungen) und des Brustbeines (sternale Einziehungen), sowie ein sichtbare Blauverfärbung der Haut und Schleimhäute (Zyanose). Abhängig von Dauer und Ausprägung der Atemnot und der daraus resultierenden Hypoxie kann das Kind auch eine schwere Herz-Kreislauf-Depression erfahren. Bei schwerwiegenden und vor allem länger andauernden (protrahierten) intrauterinen Sauerstoffmangel-Zuständen kann das Kind auch schon ohne Lebenszeichen (Asphyxie palladia = weiße Asphyxie) geboren werden und muss sofort einer Herz-Kreislauf-Wiederbelebung (Reanimation) zugeführt werden. Durch das eingeatmete Mekonium entstehen in der Lunge des Kindes Bereiche mit unzureichender Belüftung (Atelektasen), während andere Bereiche dagegen überdehnt bzw. überbläht (Emphysem) werden. Bei der Überblähung wirkt das in den Atemwegen befindliche zähe Mekonium wie ein Ventil. Atemgas wird bei der Überdruckbeatmung zwar am Mekonium vorbei in die nachgeschalteten Lungenbläschen (Alevolen) eingeblasen, kann aber bei der Ausatmung nicht mehr am Mekonium vorbei entweichen und verbleibt in der Lunge. Die betroffenen Lungenbezirke können faktisch nicht mehr ausreichend ausatmen und werden so überbläht. Die Folgen eines solchen ungleichmäßigen Belüftungsverhaltens einzelner Lungenbereiche sind in der Röntgenaufnahme der Lunge (Röntgen-Thorax) deutlich zu sehen. Der Radiologe befundet ein "Mischbild aus diffuser Minderbelüftung (Atelektasen) bei gleichzeitig vorhandenen Bereichen der Überblähung (Emphysem)". Sehr häufig tritt in einer solchen Situation ein Pneumothorax auf. Die sehr dünne Membran der überdehnten Lungenbläschen zerreist und Atemgas gelangt dann aus den Alveolen in das Lungen-Bindegewebe (interstitielles Emphysem). Findet diese außerhalb der Alveolen gelegene Gasansammlung dann Anschluss an den Pleuraspalt, wird dort die Haftung der beiden Pleurablätter aufgehoben und die Lunge zieht sich auf Grund der Eigenelastiziät zusammen. Hierdurch kann eine akut lebensbedrohliche Situation für das Kind resultieren. Als weitere Komplikation der Mekoniumansammlung in den Atemwegen entsteht eine reaktive Pneumonie (Lungenentzündung) und eine Inaktivierung von lungenstabilisierendem Faktor (Surfactant). Während bis vor 15 - 20 Jahren ein MAS noch eine schwer zu behandelnde Erkrankung des Neugeborenen mit hoher Letalität darstellte, sind die Behandlungsergebnisse des MAS heute durch spezielle Beatmungstechniken, antibiotische Therapie, inhalative Stickoxidtherapie (iNO) und vor allem der Gabe von aus Tierlungen extrahiertem lungenstabilisierendem Faktor (Surfactantsubstitution) erheblich verbessert worden. So ist der ECMO-Bedarf bei Neugeborenen mit diesem Krankheitsbild über die letzten 10 Jahre kontinuierlich gesunken.[7] Literaturhinweis
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Kategorien: Krankheitsbild in der Kinderheilkunde | Neonatologie |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Mekoniumaspiration aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |