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Leonhard Thurneysser



  Leonhard Thurneysser (* 1531 in Basel; † 1595 bei Köln), eigentlich Leonhart Thurneisser zum Thurn, war ein Gelehrter und Wunderdoktor am Hofe des Brandenburger Kurfürsten Johann Georg.

Leben und Wirken

Als Sohn eines Goldschmieds entwickelte er eine Neigung zur Mineralogie und Alchemie. So wurde er Metallurg und Untermehmer eines Bergwerks. Ausgiebige Reisen durch den Orient und Nordafrika sollen ihm zum Erwerb medizinischer und pharmazeutischer Kenntnisse verholfen haben.

Leonhard Thurneysser war ein Mann, der vor allem in den Bereichen der Chemie, Metallurgie, Botanik, Mathematik, Astronomie und Medizin über große Kenntnisse verfügte. Das erste Zusammentreffen zwischen Thurneysser und Johann Georg fand in Frankfurt an der Oder statt, wo Thurneysser die kränkelnde Gemahlin des Kurfürsten heilte. Johann Georg ernannte ihn daraufhin zu seinem Leibarzt und nahm ihn mit nach Berlin bei einem Gehalt von 1352 Talern. Für seine Arbeiten stellte Johann Georg ihm einen Teil des ehemaligen Franziskanerklosters zur Verfügung, das heute als Graues Koster bekannt ist.

Leonhard Thurneysser richtete in dem Kloster seine Wohnung, seine Bibliothek, eine Druckerei sowie seine Laboratorien ein. Aufgrund seiner selbst erstellten Medizin wurde er schnell zu einem reichen Mann, außerdem verkaufte er astrologische Kalender, Horoskope und Talismane zum Schutz vor dem Bösen. Er behauptete, in der Mark Brandenburg Orte zu kennen, an denen Saphire, Rubine und Smaragde zu finden seinen, außerdem enthielte der Schlick der Spree Gold. In seiner Druckerei produzierte er Schriften in unterschiedlichsten Alphabeten und nutzte dafür neben deutschen, lateinischen, griechischen und hebräischen Lettern auch solche mit arabischen Schriftzeichen. Er richtete das erste naturwissenschaftliche Kabinett in Brandenburg ein, legte einen botanischen Garten an und hielt exotische Tiere auf dem Hof.

Einen Wendepunkt in seinem Leben stellte eine Reise 1559 in seine Heimatstadt Basel dar. Hier heiratete er seine dritte Frau und holte einen großen Teil seiner Reichtümer nach Basel. Nach heftigen Streitigkeiten mit seiner Frau kehrte Leonhard Thurneysser 1580 nach Berlin zurück, verlor jedoch dabei seine Besitztümer in Basel, die beschlagnahmt und der Frau zugesprochen wurden. 1584 verließ er Berlin endgültig und ließ sich katholisch taufen. Kurze Zeit lebte er in Rom; 1595 starb er verarmt in einem Kloster nahe Köln.

Zu den beeindruckendsten Büchern aus seiner Werkstatt zählt gleichzeitig eines seiner Hauptwerke, seine Archidoxa, ein großformatiges Buch in Form eines Astrolabiums mit Planetentafeln, das es - den richtigen Gebrauch vorausgesetzt - dem Benutzer ermöglichen sollte, Vorhersagen zum persönlichen Schicksal oder zu Naturereignissen treffen. Die graphische Gestaltung übernahm der Radierer, Holzschnittmacher und Zeichner Jost Amman. Der vollständige Titel der zweiten Auflage in der damaligen Orthographie lautet:

Archidoxa. Dorin der recht war Motus, Lauff vnd Gang auch heimligkeit, Wirckung vnd Krafft der Planeten Gstirns vnd gantzen Firmaments Mutierung vnd ausziechung aller Subtiliteten vnd das Fünffte wesen auss den Metallen sampt dem auszug vnd Verstandt des Astrolabij vnd aller Zircklen Caracter vnd Zeichen.
Zum andern mal vnd jetz von newen gemert vnd sampt dem verstand der Caracter an tag geben. Durch Leonhart Thurneisser zum Thurn. Churfürstlichen Brandenburgischen Bestalten Leibs Medicum. Berlin: Im Grawen Closter. 1575

Weiterhin verfasste er 1583 eine einer Enzyklopädie ähnelnde Schrift Magna Alchymia, die ein Wörterbuch von Begriffen enthielt, wie sie von Paracelsus verwendet wurden. Diese Schrift enthielt aber auch die Sammlung seiner mineralogischen Kenntnisse[1].

Literatur

  • Eva Dannemann: Der Baseler Wundermann, Berlinische Monatsschrift Heft 2/1995; S. 80f

Einzelreferenzen

  1. Peter Rawert: Von der Errettung durch Einweihung, Artikel in der FAZ vom 17. Februar 2007
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Leonhard_Thurneysser aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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