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Leonardo Conti (Mediziner)



Leonardo Conti (* 24. August 1900 in Lugano; † 6. Oktober 1945 in Nürnberg (Suizid)) war ein deutsch-Schweizer Mediziner. Während des Dritten Reichs war er als Reichsgesundheitsführer gleichzeitig Chef der Reichsärztekammer, Leiter des Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebundes (NSDÄB) und als Hauptdienstleiter der NSDAP Leiter des Hauptamtes für Volksgesundheit.

Leben

Conti stammt aus einer italienisch-schweizerischen Familie. Sein Vater war Postdirektor; seine Mutter, Nanna Conti, wurde in der Zeit des Nationalsozialismus Reichshebammenführerin.

Conti studierte von 1919 bis 1923 in Berlin und Erlangen Medizin. Die Approbation erhielt er 1925; im gleichen Jahr promovierte er „Über Weichteilplastik im Gesicht“.

Schon 1918 war Conti Mitbegründer eines antisemitischen Kampfbundes und aktiv in der völkischen Studentenbewegung. 1919 trat er der DNVP bei; 1920 nahm er am Kapp-Putsch teil. Seit 1923 war er Mitglied der SA und wurde deren erster Arzt. 1927 ließ er sich als Allgemeinarzt nieder; im gleichen Jahr trat er der NSDAP (Mitglieds-Nr. 72.225) bei und organisierte den NSDÄB im Gau Berlin. Der spätere NS-„Märtyrer“ Horst Wessel gehörte zu seinen Patienten. 1930 wechselte Conti von der SA zur SS (Mitglieds-Nr. 3.982). Ab 1932 war er Abgeordneter im Preußischen Landtag.

Nach der Machtergreifung arbeitete Conti für das Reichsinnenministerium. 1934 ernannte Hermann Göring Conti zum Preußischen Staatsrat, im gleichen Jahr wurde er Abteilungsleiter für Volksgesundheit bei der NSDAP-Reichsleitung. 1936 wurde Conti Stadtmedizinalrat in Berlin. 1939 wurde Conti zum Reichsgesundheitsführer, Reichsärzteführer und Staatssekretär im Innenministerium ernannt. Zudem übernahm er das NSDAP-Hauptamt für Volksgesundheit.

Conti gehörte zu dem Personenkreis, dem im Januar 1940 im Alten Zuchthaus Brandenburg die Tötung von Menschen in einer Gaskammer und zu Vergleichszwecken die Tötung mit Injektionen vorgeführt wurde. Conti soll dabei selbst Injektionen vorgenommen haben.[1] Diese sogenannte „Brandenburger Probevergasung“ war Teil der Vorbereitungen der Aktion T4, der massenhaften Tötung von Kranken und Behinderten.

In der SS wurde Conti am 20. April 1944 zum Obergruppenführer (General) befördert. Am 3. März 1945 wurde er zum Honorarprofessor ernannt.

Nach der deutschen Kapitulation sollte er sich wegen seiner Verwicklung am „Euthanasie“-Programm vor Gericht verantworten, erhängte sich aber am 6. Oktober 1945 in seiner Zelle in Nürnberg.

Anmerkungen

  1. Aussage von Werner Heyde, zitiert in: Thomas Vormbaum (Hrsg): „Euthanasie“ vor Gericht. Die Anklageschrift des Generalstaatsanwalts beim OLG Frankfurt/M. gegen Dr. Werner Heyde u. a. vom 22. Mai 1962. BWV, Berlin, 2005. ISBN 3-8305-1047-0. Seite 156
 
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