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Lamarckismus



  Der Lamarckismus ist eine veraltete Evolutionstheorie, die vom französischen Biologen Jean-Baptiste Pierre Antoine de Monet, Chevalier de Lamarck im 19. Jahrhundert entwickelt wurde.

Lamarcks Lehre besagte u.a., dass Lebewesen ihren Nachkommen auch jene Eigenschaften vererben, die sie in ihrem Leben neu erworben haben. Als Beispiel wird für diese Annahme häufig das Entstehen des langen Halses der Giraffen erwähnt: Eine Giraffe, die ihren Hals häufig und besonders lang streckte, habe diese Fähigkeit vererbt, weswegen ihre Nachkommen, die ein ähnliches Verhalten zeigten, zunehmend längere Hälse bekommen hätten. In ähnlicher Weise wird im Sinne Lamarcks, gelegentlich auch heute noch, das Entstehen von intelligentem Verhalten erklärt: Die von den Eltern erworbene Intelligenz werde an die Kinder vererbt, wodurch diese von Geburt an intelligenter seien als die Kinder weniger intelligenter Eltern.

Die Evolution wird also laut Lamarck sozusagen zielgerichtet vorangetrieben, nicht nur zufällig durch Variabilität und Selektion der biologisch Unangepassten, wie es die darwinsche Lehre besagt.

Durch die von Gregor Mendel beschriebenen Regeln der Vererbung und die Entdeckung der Gene wurden die Annahmen des Lamarckismus widerlegt. Erworbene Eigenschaften der Eltern haben keinerlei Einfluss auf den Genotyp des Nachwuchses, wenn man ungerichtete genetische Änderungen – zum Beispiel durch Bestrahlung – nicht mitrechnet.

Ebenfalls kein Beleg für die Annahmen des Lamarckismus sind Modifikationen: Viele morphologischen Merkmale können durch die Umwelt stark beeinflusst werden. So zeigt zum Beispiel eine bestimmte Löwenzahn-Art ab einer Höhe von ca. 1500 m einen beträchtlich kleineren Wuchs als die Individuen der gleichen Art im Flachland. Dies beruht jedoch auf physiologisch bedingten Abwandlungen (auf einer unterschiedlichen – modifizierten – „Aktivität“ der Gene) und ist kein Anzeichen dafür, dass Umwelteinflüsse bestimmte Gene dauerhaft verändern. Würde man Nachkommen der Gebirgsform dieser Löwenzahn-Art im Flachland kultivieren, wüchse die Flachland-Form heran.

Kritiker des Lamarckismus hatten schon früh eingewandt, dass Phänomene, die kulturelle Prozesse beschreiben, auf biologische Prozesse übertragen wurden. Innerhalb einer Kultur wird erworbenes Wissen bekanntlich von Generation zu Generation weitergegeben.

Lamarckismus im 20. Jahrhundert

Der österreichische Biologe Paul Kammerer führte Experimente an Geburtshelferkröten durch, die die Vererbung erworbener Eigenschaften zu beweisen schienen. Kammerer erschoss sich 1926, nachdem seine Ergebnisse als Fälschungen entlarvt worden waren.

Der ukrainische Agronom Trofim Denissowitsch Lyssenko verfocht während der Regierungszeit Josef Stalins in der UdSSR eine abgewandelte Form des Lamarckismus und versuchte, die Vererbung erworbener Eigenschaften zu beweisen. Auf seine Anweisung hin wurden erhebliche Flächen mit Weizen bepflanzt, die dafür klimatisch nicht geeignet waren. Die dadurch hervorgerufenen Missernten verschärften die ohnehin schlechte Ernährungslage der russischen Bevölkerung deutlich, es kam zu Hungersnöten. Die von ihm praktizierte Kontrolle der Wissenschaft durch die Politik wird auch als Lyssenkoismus bezeichnet.

In Frankreich vertritt der Biologe Pierre Paul Grassé lamarckistische Ideen. Sie wurden von katholischen und islamischen Gegnern des Darwinismus aufgegriffen (z.B. Jean Staune, Maurice Bucaille).

Literatur

Lamarckismus in der Gegenwart

  • Maurice Bucaille: L' homme, d'où vient-il? : les réponses de la science et des Écritures saintes, Paris, 1981
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Lamarckismus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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