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Kretinismus
Kretinismus (abgeleitet von frz. crétin: Idiot) ist eine (angeborene) Krankheit des Kindes, die während der Schwangerschaft entsteht. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Allgemeines, SymptomeDie kindliche Schilddrüse produziert zu wenig Thyroxin. Dadurch verlangsamt sich der gesamte Stoffwechsel, es kommt zu Entwicklungsverzögerung des Zentralnervensystems (ZNS), Missbildungen des Skeletts, (verkürzte Extremitäten, Minderwuchs, Zwergwuchs), Sprachstörungen, Schwerhörigkeit, evtl. Taubheit. Die Kinder haben oft eine dicke Zunge und trockene Haut und sind körperlich und geistig schwerbehindert (Kretins). Außerdem kann Kretinismus zu einer erhöhten Fettleibigkeit führen, da der Magen langsamer arbeitet. UrsachenKretinismus beim Ungeborenen entsteht durch erheblichen Iodmangel und die dadurch verursachte Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) der Mutter. Selten kann Kretinismus auch angeboren sein. Ursache hierfür ist ein genetisch bedingter Mangel an Schilddrüsenperoxidase in der Stoffwechselkette vom Tyrosin zum Schilddrüsenhormon Thyroxin. ProphylaxeDurch die Iodmangelprophylaxe mit Iodsalz u.a. iodierten Lebensmitteln, sowie durch die Gabe von Iodtabletten während der Schwangerschaft ist diese Erkrankung sehr selten geworden. Außerdem werden heutzutage alle Säuglinge auf eine Unterfunktion der Schilddrüse untersucht. Anhand einer Blutuntersuchung lässt sich die Menge an Schilddrüsen stimulierenden Hormonen sowie Schilddrüsenhormonen (zum Beispiel Thyroxin) bestimmen. BehandlungEine Behandlung mit Thyroxin ersetzt die fehlenden Schilddrüsenhormone beim Kind, aber die entstandenen Entwicklungsschäden können nicht mehr rückgängig gemacht werden, sind also irreversibel. Daher wird bei Neugeborenen ein Test durchgeführt, der zeigt, ob das Baby genug schilddrüsenstimulierendes Hormon im Blut hat (TSH -Screening). GeschichtlichesUrsprünglich wurde das Wort Chretien (Französisch: Christ) in der Schweiz für die geistig Zurückgebliebenen und gutmütigen Mitmenschen benutzt. Aus Chretien (Christ) wurde Cretin. Geschichtlich gehen aus dem Interesse einiger Ärzte für den Kretinismus die ersten Gründungen von Anstalten für "blödsinnige" Kinder hervor. Zu nennen ist hier vor allem die erste international bekannt gewordene "Heilanstalt für Kretinen und blödsinnige Kinder" des Schweizer Arztes Johann Jakob Guggenbühl, welche er 1841 gründete. Seine Schrift "Hülfsruf aus den Alpen, zur Bekämpfung des schrecklichen Cretinismus" (1840) erregte allgemeines Interesse in der damaligen Fachwelt. Es folgten weitere Anstaltsgründungen im alpinen und süddeutschen Raum (v.a. in Württemberg). Das Vorkommen des Kretinismus wurde von den Fachvertretern besonders stark in den Alpentälern beobachtet, während das Leiden in der Höhenluft nicht mehr zu existieren schien. Guggenbühl beschreibt die regionalen klimatischen Bedingungen und die schlechten Hygiene-Zustände in den Dörfern als Ursachen für den Kretinismus: "Kein frisches Lüftchen durchstreicht die Gemächer, der gräßlichste Gestank ist den Leuten ein wahrer Lebensbalsam; kein Sonnenstrahl kann sie erleuchten, da die ohnedies kleinen Fenster vor Schmutz ganz undurchsichtig und obendrein meist mit Papier verklebt sind. Die Stuben sind so feucht, das Cryptogamen an den Wänden gedeihn, dazu mit unsaubern Kleidern und was sonst noch stinkt behangen, so dass ein Gifthauch den Raum erfüllt, der mich [...] mehrfach zum Erbrechen reizte. [...] Nach der Geburt werden die Kinder in die Wiege eingebunden, bleiben Tage lang auf ihrem Unflath liegen; in eine Kammer eingeschlossen, ganz isoliert und sich selbst überlassen, bis die Arbeit vollbracht ist." Später allerdings bezeichnet Guggenbühl mit dem Begriff des Kretinismus sämtliche Formen von geistiger Behinderung. Er geht überdies noch von einer möglichen Heilung des Kretinismus durch Höhenluft, Reinlichkeit, Diät, medizinische Behandlung aber auch die richtige Erziehung aus.
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Kretinismus aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |