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Krebs (Medizin)Krebs bezeichnet in der Medizin einen malignen (bösartigen) Tumor. Im engeren Sinn sind die malignen epithelialen Tumoren (Karzinome) und die malignen mesenchymalen Tumoren (Sarkome) gemeint. Umgangssprachlich werden auch die bösartigen Hämoblastosen, wie z. B. Leukämien, als „Blutkrebs“ bezeichnet. Nicht jeder Tumor ist ein Krebs, denn ein Tumor kann jede umschriebene Gewebsvermehrung bzw. Raumforderung im Körper sein. Diese beinhaltet sowohl die Schwellung bei einer Entzündung als auch die Neubildungen (Neoplasien) von Körpergewebe durch Fehlregulationen des Zellwachstums. Gutartige Tumore wie Muttermale und Fettgeschwülste (Lipome) werden in der Fachsprache nicht als Krebs bezeichnet, aber sie können trotzdem gefährlich werden, da sie u. a. entarten können. Krebs ist im allgemeinen Sprachgebrauch ein Sammelbegriff für eine Vielzahl verwandter Krankheiten, bei denen Körperzellen unkontrolliert wachsen, sich teilen und gesundes Gewebe verdrängen und zerstören können. Krebs hat unterschiedliche Auslöser, die letztlich alle zu einer Störung des genetisch geregelten Gleichgewichts zwischen Zellzyklus (Wachstum und Teilung) und Zelltod (Apoptose) führen. Weiteres empfehlenswertes FachwissenVorkommen und VerlaufPrinzipiell kann jedes Organ des menschlichen Körpers von Krebs befallen werden, es gibt jedoch erhebliche Häufigkeitsunterschiede nach Alter, Geschlecht, kollektiver Zugehörigkeit, geographischer Region, Ernährungsgewohnheiten usw. In Deutschland treten Krebserkrankungen gehäuft in Organen wie Brustdrüse (Frauen), Prostata (Männer), Lunge und Dickdarm auf. Krebs ist nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Dennoch ist nicht jeder Krebsverlauf tödlich, falls rechtzeitig eine Therapie begonnen wird oder der Krebs erst in hohem Lebensalter auftritt und daher langsam wächst. Die derzeitige Heilungsrate bei allen Krebserkrankungen beträgt durchschnittlich 30 bis 40 Prozent. Als geheilt wird in der Onkologie ein Patient bezeichnet, der mindestens fünf Jahre lang ohne Rückfall (Rezidiv) überlebt. Diese Definition von geheilt ist problematisch, weil viele der Rückfälle erst zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Es fließen mithin viele Patienten in die Krebs-Erfolgsstatistik ein, die später an Krebs sterben (Vgl. Krebsatlas). Die Krebserkrankung äußert sich in verschiedenen Ausprägungen und Krankheitsbildern, aus diesem Grunde können keine generellen Aussagen bezüglich Lebenserwartung und Heilungschancen gemacht werden. Es sind gegenwärtig ca. 100 verschiedene Krebserkrankungen bekannt, die sich in Überlebenschance, Behandlungsmöglichkeiten und der Bildung von Metastasen teilweise stark unterscheiden. Die meisten Krebserkrankungen nehmen an Häufigkeit im Alter deutlich zu, so dass man Krebs auch als eine degenerative Alterserkrankung des Zellwachstums ansehen kann. Neben dem Alter sind das Rauchen, andere karzinogene Noxen, familiäre Disposition (Veranlagung) und Virusinfektionen die Hauptursachen für Krebserkrankungen. Durch Krebsvorbeugung und Früherkennung kann das Krebsrisiko unter bestimmten Umständen (abhängig vom Diagnosezeitpunkt, der Krebsart und einem dafür optimalen Alter des Patienten) deutlich verringert werden.
NamensgeschichteDer Name Krebs wurde Galenus zufolge durch die Ähnlichkeit der geschwollenen Venen eines äußeren Tumors mit Krebsbeinen inspiriert (siehe Krankheit als Metapher). Zuvor verwendete Hippokrates den Begriff „Krebs“ vermutlich als erster, als er bei der Behandlung eines Brustgeschwüres die Ähnlichkeit mit den Beinen eines Krustentieres entdeckte – außerdem galt der Brustbereich dem Tierkreiszeichen Krebs zugehörig (vgl. Homo signorum). Aristoteles bezeichnete als Krebs oberflächlich feststellbare, in benachbarte Organe infiltrierende und einwachsende Geschwülste (z. B. fortgeschrittener Hautkrebs oder Brustkrebs). KrebsentstehungBei Krebszellen ist die Abstimmung von Wachstum, Teilung und Zerstörung im Zellverband außer Kraft gesetzt. Regulierende Signale werden nicht erkannt oder nicht ausgeführt, da meistens der dafür benötigte genetische Code defekt ist. Etwa 5.000 von insgesamt 25.000 Genen des Menschen sind mit der Konstanthaltung des genetischen Codes von einer Zellgeneration zur nächsten beschäftigt. Diese sogenannten Onkogene und Tumorsuppressorgene überwachen die korrekte Abfolge der Basenpaare in der DNA nach jeder Reduplikation, entscheiden über die Notwendigkeit von Reparaturvorgängen, halten den Zellzyklus an, bis die Reparaturen ausgeführt sind und veranlassen gegebenenfalls einen programmierten Zelltod (Apoptose), falls die Reparatur nicht zum Erfolg führt. Die derzeit plausibelste Theorie der Krebsentstehung (Karzinogenese) besagt, dass ein Kopierfehler – oder seltener ein bereits angeborener Schaden – in einem dieser „Wächtergene“ die Initialzündung liefert: Das entsprechende Gen kann den von ihm überwachten Teilschritt nicht mehr korrekt ausführen, so dass es in der nächsten Zellgeneration zu weiteren Defekten kommt. Ist ein zweites Wächtergen betroffen, so potenziert sich der Effekt usw. Sind schließlich auch Gene betroffen, die in diesen hochgradig defekten Zellen eigentlich den Zelltod auslösen müssten (z. B. p53), so werden die Zellen unsterblich. Auf im Detail noch nicht geklärte Weise entstehen aus dem Chaos völlig neue Zelleigenschaften, z. B. die Fähigkeit, unter Sauerstoffmangel zu überleben, eine eigene Blutversorgung aufzubauen (Angiogenese) oder aus dem Verband auszuwandern und sich in fremden Geweben wie Knochen, Lunge oder Gehirn anzusiedeln (Metastasierung). Erst durch dieses Phänomen gewinnt der Krebs seine tödliche Potenz: 90 % aller Krebspatienten, bei denen die Krankheit tödlich ausgeht, sterben nicht am Primärtumor, sondern an dessen Metastasen, beziehungsweise an Folgekrankheiten der Metastatisierung. Das Immunsystem des Gesamtorganismus versucht, die unkontrolliert wachsenden Zellen zu attackieren. Da sie in vieler Hinsicht aber noch normalen Körperzellen ähneln, fallen die Abwehrmechanismen zu schwach aus, um den sinnlosen Wachstumsprozess zu stoppen. Krebszellen sind häufig aneuploid, das heißt, sie haben dann eine veränderte Chromosomenzahl.[1] Es ist Gegenstand der Forschung, ob die Aneuploidie von Krebszellen Ursache oder Folge der Erkrankung ist. Damit gekoppelt ist die Theorie, dass die Entstehung von Krebs nicht, oder nicht nur auf die Mutation einzelner Gene, sondern auf die Veränderung des kompletten Chromosomensatzes zurückgeht.[2] Mehrstufenmodell/MehrschrittmodellDie meisten Krebsforscher gehen von einem Mehrschrittmodell der Krebsentstehung aus. Das ältere so genannte Dreistufenmodell gliedert die Krebsentstehung dagegen in Phasen: Initiation, Promotion und Progression. So soll die Jahre bzw. Jahrzehnte dauernde Latenzphase zwischen dem initialen DNA-Schaden, also der Transformation einer einzelnen Zelle, und dem nachweisbaren Tumor erklärt werden. Problematisch am Mehrstufenmodell ist, dass die Begrifflichkeiten Initiation, Promotion und Progression lediglich beschreiben und nicht die Ursache erklären. Das Mehrschrittmodell versucht die Krebsentwicklung ursächlich zu verstehen. Die Proliferation der relevant genetisch veränderten Zelle zu einem Zellhaufen, ohne äußere Einflüsse im Lauf der Zeit, oder schneller durch promovierende Einflüsse, vergrößert dabei entscheidend die Wahrscheinlichkeit für eine weitere relevante genetische Veränderungen im Rahmen des Mehrschrittprozesses. Solche Veränderungen können wieder durch äußere Einflüsse (krebserregende Stoffe) induziert werden, oder durch genetische Instabilität der veränderten Zellpopulation zustande kommen. Irritierende Reize können durch Erhöhung der Proliferation diesen Prozess beschleunigen. Bis zu zehn verschiedene Mutationen müssen erfolgt sein. Einige dieser notwendigen Mutationen können vererbt werden, was erklärt, dass auch sehr kleine Kinder an Krebs erkranken können und dass Krebs in so genannten „Krebsfamilien“ gehäuft auftreten kann. Ein typisches Beispiel dafür ist das vererbbare Xeroderma pigmentosum. Bei nahen Verwandten von Patientinnen mit Brustkrebs ist die Wahrscheinlichkeit, Brustkrebs zu bekommen doppelt so hoch wie in der übrigen Bevölkerung. In den dazwischenliegenden Schritten der Tumorentstehung (Promotion und Progression) spielen nicht genotoxische Prozesse eine große Rolle, was Beobachter dazu verleiten könnte, diese Einflüsse als eigentliche „Krebserreger“ einzustufen. Die eigentliche Malignität (bei malignen Tumoren) der entarteten Zelle wird in der Phase der Progression erreicht. Die Begriffe Promotion und Progression werden zunehmend vom Begriff der Co-Carcinogenese ersetzt. Historische Annahmen1902 schrieb John Beard, dass Krebszellen trophoblastischen Embryonalzellen glichen. Zu Beginn einer Schwangerschaft sorgten diese Zellen dafür, dass sich der Embryo in der Gebärmutter einnisten könne. Das Wachstum sei aggressiv und chaotisch. Die Zellen teilten sich schnell und gewännen ihre Energie aus der Zuckergärung. Sie unterdrückten das Immunsystem der Mutter und produzierten humanes Choriongonadotropin (hCG), das mittlerweile als Tumormarker anerkannt ist. Die Wucherung stoppt erst, wenn der Embryo ab 7. Woche Pankreasenzyme erzeugt. Ohne diese Enzyme entstünde der bösartigste Tumor, das Chorionkarzinom. Die Annahme, dass Krebstumoren Energie aus der Zuckergärung gewännen (d. h. der Tumor würde anaerob leben), war die Basis für viele überholte Behandlungsmethoden. Im Jahr 1908 entdeckten Ellermann und Bang ein Virus, das Leukämie in Hühnern verursachte. Peyton Rous war es dann, der 1911 aus einem Muskeltumor mit der sehr hohen Filterfeinheit von 120 Nanometern einen Extrakt herausfilterte, mit dem er wieder Krebs erzeugen konnte. Er vermutete in diesem Extrakt ein Virus. 1966 erhielt Rous für diese Entdeckung des Rous-Sarkom-Virus (RSV) den Nobelpreis. Todesursachen bei KrebsDie wenigsten Patienten sterben an dem Primärtumor, sondern an dessen Metastasen.[3] Lebermetastasen sind dabei die häufigste Todesursache. Beispielsweise sterben nach Informationen des Universitätsklinikum Frankfurt am Main rund 25 % der in Deutschland an Dickdarmkrebs erkranken Patienten an Tochtergeschwulsten in der Leber. Ca. 30 % der gynäkologischen Tumoren bilden Lebermetastasen.[4] Die unkontrollierte Vermehrung vor allem der Metastasen schädigt lebenswichtige Organe, bis diese ihre Funktion nicht mehr erfüllen können. Krebs tötet viele Patienten jedoch auch indirekt, indem die Erkrankung ihren Körper schwächt, auszehrt und somit anfälliger für Infektionen, wie beispielsweise eine Lungenentzündung, macht. Todesursache kann häufig auch eine Sepsis sein.[5] Die zweithäufigste Todesursache bei Krebspatienten (ca. 15 %) sind venöse Thromboembolien.[6] Die Todesursachen sind jedoch außerordentlich individuell. Mediziner weisen darauf hin, dass Sterben etwas Individuelles sei. So wie jeder Mensch anders sei, sei auch jedes Sterben anders.[7] Die Richtlinien der WHO schreiben vor, alle Krankheiten, Leiden oder Verletzungen in die Todesbescheinigung einzutragen, die entweder unmittelbar zum Tod führten oder zum Tod des Patienten beitrugen. Man spricht in diesem Fall von einer Kausalkette. Ein Beispiel für eine Kausalkette in einer Todesbescheinigung für eine Krebserkrankung ist: Lungenembolie, pathologische Fraktur, Metastase des Femurs und als Ursache Mammakarzinom.[8] Letztlich stirbt der Patient – wie bei jedem Tod eines Menschen – durch eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Theorien zu KrebsauslösernEntsprechend der oben beschriebenen Theorie sind vor allem Einflüsse, die das Erbgut verändern, krebserregend. Besonders empfindlich dafür ist die Zelle während der Zellteilung; daher sind Zellen, die sich schnell teilen, besonders anfällig. Auch Einflüsse, die das Immunsystem daran hindern, entartete Zellen zu erkennen und zu beseitigen, gelten als krebsfördernd. Besonders gefährlich sind demnach:
Einordnung der KrebsartenBösartige (maligne) Tumore unterscheiden sich von gutartigen (benignen) Tumoren durch drei Kennzeichen: Sie wachsen
Die Stadieneinteilung erfolgt bei Karzinomen nach der internationalen TNM-Klassifikation. Dabei steht T0 bis T4 für die Ausdehnung des Primär-Tumors, N0 bis N3 für den Lymphknotenbefall (lat. Nodulus lymphaticus) und M0 bzw. M1 für das Fehlen oder Vorhandensein von Fern-Metastasen. SonderformenDaneben werden noch semimaligne Tumore und Präkanzerosen unterschieden. Semimaligne Tumoren erfüllen nur zwei der genannten Kriterien, Präkanzerosen sind entartetes Gewebe, welches sich mit hoher Wahrscheinlichkeit zu malignen Tumoren entdifferenziert, aber noch nicht infiltrierend und metastasierend gewachsen ist. Der häufigste semimaligne Tumor ist das Basaliom, ein Tumor der Basalzellschicht vor allem der sonnenexponierten Haut, der infiltrierend und destruierend wächst, allerdings nicht metastasiert. Unbehandelt kann der Tumor das gesamte Gesicht einschließlich der Gesichtsknochen zerstören. Die weitaus häufigste Präkanzerose ist die zervikale intraepitheliale Neoplasie, eine Wucherung des Gebärmutterhalses, deren Zellen zellbiologisch Zeichen der Malignität aufweisen, allerdings vom Gewebe her noch nicht infiltriert, destruiert oder metastasiert haben. Zur Vorsorge wird Frauen der jährliche Gebärmutterabstrich nach Papanicolaou, auch PAP-Abstrich genannt, empfohlen, da Präkanzerosen sich deutlich besser behandeln lassen. GewebeherkunftKrebstumoren werden nach dem Typ des entarteten Gewebes klassifiziert. Den weitaus größten Teil aller Krebserkrankungen machen Karzinome aus, also Tumore, die von Epithel ausgehen. Diese werden nochmals differenziert in Plattenepithel- oder squamöse Karzinome, die sich von verhornter und unverhornter (Schleim-)Haut ableiten, und Adenokarzinome, welche sich vom Drüsenepithel ableiten und je nach Ursprung und Aufbau weiter differenziert werden. Vom Übergangsgewebe ausgehende Karzinome werden als Urothelkarzinome bezeichnet und sind unter anderem für den Blasenkrebs typische. Eine weitere große Gruppe sind die hämatologischen Krebsformen des Blutes und der blutbildenden Organe, die sich in Leukämien und Lymphome, auch „Lymphdrüsenkrebs“ genannt, unterteilen lassen. Daneben gibt es seltenere bösartige Tumoren, wie die vom Stütz- und Bindegewebe ausgehenden Sarkome, neuroendokrine Tumoren wie das Karzinoid oder von embryonalem Gewebe ausgehende Teratome (vor allem der Keimdrüsen). LokalisationDie Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) klassifiziert maligne Tumoren nach ihrer Lokalisation. StatistikIn Deutschland erkranken etwa 395.000 Menschen jährlich an Krebs, davon rund 195.000 Frauen und 200.000 Männer. Die meisten Fälle treten im Alter von über 60 Jahren auf. Die unter 60-jährigen machen mit etwa 107.000 Fällen nur rund ein Viertel der Krebs-Neuerkrankungen aus. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 1.750 Kinder unter 15 Jahren an Krebs. Am häufigsten werden in dieser Altersgruppe Leukämien, Tumore des Gehirns und des Rückenmarks sowie Lymphknotenkrebs diagnostiziert. Die neuesten für Deutschland zur Verfügung stehenden statistischen Zahlen (Krebsregister des Saarlandes) ergeben für den Zeitraum von 1998 bis 2002 für alle Krebsarten eine relative 5-Jahres-Überlebensrate von 55 Prozent. Nach dieser 5 jährigen Überlebenszeit ergibt sich für die Überlebenden sodann meistens eine durchschnittliche Lebenserwartung die der von Gleichaltrigen der allgemeinen Bevölkerung entspricht. Nur bei sehr wenigen Krebsarten ist dies nicht der Fall, hier muss eine 10-Jahresfrist abgewartet werden. Von allen Krebsheilungen werden ca. 90 % ausschließlich durch die lokal auf die Tumorregion gerichtete, so genannte lokoregionäre Behandlung, also durch Operation und Strahlentherapie (»Stahl und Strahl«) erreicht. Sehr selten gibt es auch Spontanremissionen. Sie treten nur bei etwa 1:50.000-100.000 Fällen auf. Als Spontanremission bezeichnet man ein komplettes oder teilweises Verschwinden eines bösartigen Tumors in Abwesenheit aller Behandlungen oder mit Behandlungen, für die bisher kein Wirksamkeitsnachweis geführt werden konnte. Allerdings liegt die Wahrscheinlichkeit solcher Spontanremissionen unter der Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose. Trotz intensiver Forschung gelingt es zur Zeit nicht, gezielt Spontanremissionen therapeutisch zu induzieren. "Wir beobachten seit 15 Jahren, dass die Krebssterblichkeit in den USA und Deutschland sinkt", sagt Nikolaus Becker vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Den größten Anteil am Erfolg schreibt die US-Statistik der Darmkrebsfrüherkennung zu. Bei Männern sinke die Lungenkrebs-Rate, weil sie weniger rauchten. [22] Viele Malignompatienten tauchen in Krebsstatistiken offenbar nicht auf. Oft werden bösartige Tumoren nur durch eine Sektion aufgedeckt. In Hamburg hat man die zwischen 1994 und 2002 am Institut für Rechtsmedizin durchgeführten Autopsien in Sachen Krebsdiagnose genauer untersucht. 8844 Sektionen gingen in die Auswertung ein. Bei 519 Toten (5,9 %) fand sich ein bösartiger Tumor. Nur 58 dieser Fälle waren dem Krebsregister gemeldet worden. Zwei Drittel der Malignome waren zu Lebzeiten bekannt, 27,2 % wurden erst bei der Sektion entdeckt. Bei gut der Hälfte war der Krebs die Todesursache. Selbst von den letalen Tumoren waren 17 % erst bei der Autopsie erkannt worden. Damit scheinen die Krebsregister, die ja auf zu Lebzeiten bekannten Tumorerkrankungen basieren, nicht exakt zu sein. [23] Vergleich der diagnostizierten und der tödlichen Krebserkrankungen in DeutschlandZahlen mit Stand: 2002[24]
Krebshäufungen bei bestimmten Berufen
Behandlungsmöglichkeiten
Die unbefriedigende Heilungsrate bei bestimmten Tumorerkrankungen und die Nebenwirkungen der etablierten Behandlungsmethoden lösen oft Ängste und Verzweiflung bei den Betroffenen und deren Angehörigen aus. Dies führt unter Umständen zur Hinwendung zu unkonventionellen Behandlungsarten, denen in vielen Fällen der Nachweis der Wirksamkeit fehlt, und deren Grundlagen meist einer naturwissenschaftlichen Überprüfung nicht standhalten. Einige von ihnen werden als „Wunderheilung“ abgelehnt, andere hingegen als ergänzende Therapieverfahren auch von der Schulmedizin akzeptiert. Auch wenn - leider häufig - eine vollständige Heilung nicht erreicht werden kann, ist in Betracht zu ziehen, dass bei einem 75-jährigen Krebspatienten eine Lebenszeitverlängerung von 1 oder 2 Jahren schon als ein sehr gutes Resultat zu betrachten ist (ältere Krebspatienten sterben oft an etwas anderem als am Krebs selber), während bei einer 45-jährigen Brustkrebspatientin erst eine 10-jährige Rückfallfreiheit als „sehr gut“ bewertet wird - denn sie hat eigentlich noch eine deutlich höhere Lebenserwartung. In den Industriestaaten überleben 75 von 100 Kindern eine Krebserkrankung, während die krebsbedingte Mortalität bei Kindern in Entwicklungsländern bei zwei Dritteln liegt (The Lancet). Grenzen der BehandlungsmethodenDie derzeitige Heilungsrate bei Krebs liegt in den Industrieländern bei ca. 30 bis 65 Prozent (USA: 65 Prozent), wenn man alle verschiedenen Krebserkrankungen bei beiden Geschlechtern zusammenfasst. Solange eine Krebskrankheit örtlich begrenzt bleibt, sind die Heilungschancen besser, als wenn der Tumor sich bereits in mehreren Organen des Körpers ausgebreitet hat. Die Schwierigkeit vieler Krebserkrankungen liegt allerdings darin, dass sie sehr spät erkannt werden - ein Tumor kann schon ab einem Volumen von unter 1 Milliliter Metastasen produzieren, aber z. B. Brustkrebs kann mittels Selbstabtastung durch einen Laien erst ab dieser Größe erkannt werden. Ein Problem stellt mitunter die anatomische Zugänglichkeit der Tumoren für eine operative Entfernung dar, beispielsweise an der Speiseröhre. Auch sind die Symptome nicht immer leicht zu erkennen oder treten erst in fortgeschrittenem Stadium auf, weshalb Bauchspeicheldrüsenkrebs oftmals sehr spät erkannt wird. Krebskranke haben äußerst unterschiedliche Überlebenschancen - siehe die Aufstellung oben. Faktoren, die dazu beitragen sind
Theorie resistenter KrebsstammzellenIn den letzten Jahren wurde die Frage aufgeworfen, ob konventionelle Chemotherapie wirklich die entscheidenden Zellen trifft. Die Krebsstammzell-Theorie geht davon aus, dass in einem Tumor mindestens zwei Zellpopulationen vorkommen: eine große Zahl von Krebszellen und eine kleine Menge an Krebsstammzellen. Erstere werden durch die übliche Chemotherapie getötet, wodurch sich die Tumormasse verringert. Letztere sind möglicherweise resistent gegen eine solche Behandlung und bilden nach einer Latenzzeit den Tumor neu. Es ist also von entscheidender Bedeutung, Krebsstammzellen bei einer Therapie zu treffen. KrebsvorbeugungEs sind nicht alle Faktoren bekannt, die die Krebsentstehung fördern oder hemmen. Um das Risiko einer Krebserkrankung zu vermindern, sollte ein Aussetzen des Körpers gegenüber kanzerogenen Stoffen vermieden werden. Bedeutende krebsfördernde Faktoren sind:
Es ist zwar nicht handfest bewiesen, dass man z. B. durch eine „allgemeine gesunde Lebensweise“ das Risiko an Krebs zu erkranken, verringern kann, aber diese kann auch bei anderen Erkrankungen (z. B. Herzinfarkt) vorbeugend wirken. Es ist ratsam, sich in regelmäßigen Abständen auf Krebs untersuchen zu lassen, da eine Früherkennung bei vielen Krebsarten die Heilungschancen enorm verbessert – dies gilt vor allem für ältere Menschen, da bei ihnen viele Krebserkrankungen häufiger auftreten als bei jungen. Wie Ernährung und Krebsraten zusammenhängen könnten: Im Rahmen der EPIC-Studie [28] wird seit 1992 über 500.000 anfangs gesunden Teilnehmern aus zehn europäischen Ländern auf den Esstisch geschaut. Außerdem werden deren Gewicht, Größe und Körper-Fettverteilung registriert und Blut abgenommen. Seit 15 Jahren werden alle neu aufgetretenen Krebsfälle und anderen chronischen Krankheiten erfasst und mit den Ernährungsgewohnheiten und Lebensstil assoziiert. Im Lauf der Jahre konnten so immer mehr Erkenntnisse über die Zusammensetzung einer „gesunden" Ernährung gewonnen werden, die einen potenziellen Schutz vor Krebs und anderen Erkrankungen bieten könnten. Im April 2007 zogen Wissenschaftler der Studienzentren am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIFE) in Potsdam-Rehbrücke Bilanz:
Zur Erklärung der präventiven Wirkungen von Obst und Gemüse kommen einige Substanzen in Frage, die synergetisch im Naturverbund wirken: sekundäre Pflanzenstoffe, Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe.[31] Zahlreiche Studien weisen auf das Eingreifen von sekundären Pflanzenstoffen in die Krebsentstehung hin[32]:
FrüherkennungBei den meisten Krebserkrankungen ist die Früherkennung wichtig. Nur selten, wie beispielsweise beim Lungenkrebs, ist die Früherkennung bislang ineffektiv. Die Früherkennung ist primär Aufgabe jedes Menschen und nicht bloß des Arztes. Unbehandelt wächst der maligne Tumor solange, bis das Organ bzw. der Körper zerstört ist. Da die Gefahr einer Krebserkrankung für eine Bevölkerung schwankt und u. a. von neu aufkommenden Umweltgiften abhängt oder von der Eliminierung solcher Gifte durch Umweltschutzgesetze, sowie durch das Ernährungsverhalten und der Bereitschaft, sich vor direkter Sonneneinstrahlung zu schützen, aber auch durch das Sexualverhalten (Durchseuchung einer Bevölkerung mit möglicherweise krebserregenden Viren), muss für jede Generation und jedes Land immer aufs Neue das individuelle Krebsrisiko bestimmt werden. Je eher ein Krebs erkannt wird, desto besser die Heilungsaussichten. Es ließen sich mehr Krebskrankheiten heilen, wenn sie früher erkannt würden. Aber nicht jede Früherkennung bietet nur Vorteile (siehe auch Screening). Man tauscht ein Risiko gegen ein Bündel anderer Risiken, wie falsch-positive Befunde. Für Männer sind regelmäßige Untersuchungen des Arztes auf Blut im Stuhl und das Abtasten der Prostata wichtig, für Frauen ein Abstrich vom Gebärmutterhals (systematische Früherkennungsuntersuchung auf Gebärmutterhalskrebs) und Mammographie-Vorsorgeuntersuchungen (über 50 Jahren), wobei der in absoluten Zahlen geringe Nutzen der Mammographie mit dem Arzt besprochen sein sollte. Auch mittels gentechnischer Untersuchungen ist es möglich, bestimmte Krebsarten bereits im Frühstadium zu erkennen. Dieses Verfahren wird in der Praxis jedoch selten angewandt. Viele Krebserkrankungen werden vom Patienten selbst aufgrund von Veränderungen erkannt. Ein Arztbesuch ist empfehlenswert bei:
Jede dieser Selbstuntersuchungen ist mit einem recht großen Fehlerrisiko behaftet. Knötchen in der Brust können gut harmlos sein, und andererseits können Laien bösartige Brusttumoren erst ertasten, wenn sie schon 1 ml Volumen haben - und mit großer Wahrscheinlichkeit schon metastasiert haben. Anlaufstellen
Einzelnachweise
LiteraturWissenschaftliche Literatur
Sachbücher ohne wissenschaftlichen Anspruch
Belletristik
Siehe auch
|
- Tumorzentren: Der „Krebs-Webweiser“ des Tumorzentrums Freiburg bietet eine Zusammenstellung von Internet-Adressen zu über 350 Stichworten (Tumorarten, Tumorzentrum bzw. Interdisziplinäres Onkologisches Zentrum bzw. Schwerpunkt bundesweit)
- http://www.dkfz.de
- www.krebsinformation.de - Krebsinformationsdienst
- www.ksid.de - Krebsschmerz-Informationsdienst
- www.aerztezeitung.de - „Die Chance, dass ein Tumor plötzlich verschwindet, liegt bei einigen Krebsarten durchaus im Prozentbereich“ (Ärztezeitung)
- www.swisscancer.ch - Schweizer Krebsliga
- www.inkanet.de - Informationsnetz für Krebspatienten und deren Angehörige (Inka)
- www.krebs-kompass.de - Mehrfach ausgezeichnete Selbsthilfeseite, Chat und Forum (Krebs-Kompass)
- www.hvbg.de - Liste der krebserzeugenden, erbgutverändernden oder fortpflanzungsgefährdenden Stoffe (KMR-Liste)
- www.grid.org - Cancer Research Project der Universität Oxford mit Hilfe von privaten Haushalten
- www.onkologie.de - Sehr umfangreiches Krebsportal mit breitem Serviceangebot
- www.krebsgesellschaft.de - Die unabhängige Informationsseite der Deutschen Krebsgesellschaft e.V. für Patienten und Ärzte
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