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Nikolaus Kopernikus



    Nikolaus Kopernikus, eigentlich Nikolas Koppernigk, (latein.: Nicolaus Copernicus, poln.: Mikołaj Kopernik) (* 19. Februar 1473 in Thorn; † 24. Mai 1543 in Frauenburg) wurde mit seinen Theorien von der Bewegung der Planeten auf Kreisbahnen um die Sonne zu einem der bedeutendsten Astronomen des Abendlandes. Mit seinen auf antiken griechischen Quellen fußenden Beschreibungen eigenen Beobachtungen, die er als „De Revolutionibus Orbium Coelestium“ erst in seinem Todesjahr veröffentlichen ließ, begründete er ein neues, nachmittelalterliches Weltbild. Als Domherr sowie Administrator war Kopernikus hauptberuflich ein Angehöriger des katholischen Klerus mit Ausbildung als Arzt und Jurist, der sich als nebenbei als Astronom und Mathematiker betätigte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Familie Kopernikus gehörte zur Bürgerschaft der Hansestadt Thorn an der Weichsel und wohnte dort in der St.-Annen-Gasse. Der Vater, ebenfalls mit dem Namen Nikolas Koppernigk, war ein wohlhabender Kupferhändler und Regierungsbeamter. Der kleine Nikolas war zehn Jahre alt, als sein Vater starb. Sein Onkel Lukas Watzenrode der Jüngere (1447−1512), der Bruder seiner Mutter Barbara Watzenrode, war der Fürstbischof von Ermland und sorgte für die Ausbildung der vier Waisen.

Ausbildung

Von 1491–94 besuchte Kopernikus die Universität in Krakau (Kraków), wo er u.a. Schüler von Wojciech Brudzewski (lat. Albertus de Brudzewo) und Leonardus de Dopczicze (um 1450–1508) war. Während seiner Studienzeit beschloss er, seinen Namen zu latinisieren und unterschrieb fortan mit Coppernicus, später Copernicus.  

1495 wurde er Kanoniker der ermländischen Domschule in Frauenburg: Nicolaus de Thorn, nepos episcopo. Watzenrode schickte ihn und den Bruder Andreas an die Universität Bologna, wo er 1496 zum Jurastudium immatrikuliert wurde und der natio germanorum beitrat, mit dem Eintrag Dominus Nicolaus Kopperlingk de Thorn - IX grossetos.[1][2][3][4]

In Bologna studierte Kopernikus auch Astronomie und lernte bei Dominicus Maria de Novara neuere Theorien zur Bewegung der Planeten kennen. 1499 erhielt er den Magistergrad in utroque jure. Nach Paduaner Archiven war er 1499 in Padua und erwarb sich den Grad eines Doctor medicinae. [5] Seit 1726 glaubte man, daß er sich in das Album der "natio Polona" eingetragen habe, dies erwies sich jedoch im späten 19. Jhd. als Irrtum bzw. Falschangabe.[6] [7]

Tätigkeit als Arzt und Administrator

Kopernikus wurde Arzt und bekam durch seinen Onkel eine Stelle im ermländischen Domkapitel in Frauenburg. Watzenrode plante, seinen Neffen ebenfalls Fürstbischof werden zu lassen. Das gesicherte Einkommen ermöglichte Kopernikus, den Bewohnern von Ermland 40 Jahre lang ärztliche Hilfe zu geben, was er für Bedürftige kostenfrei tat. Er hatte als Administrator die Regierungsgeschäfte zu regeln und reformierte zusammen mit dem Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach das preußische Münzwesen. Er gab dazu ein Schreiben heraus, das noch Jahrhunderte später als wegweisend für die Geldtheorie angesehen wurde.

Trotz der schwierigen Lage in Preußen, wo Städte und Menschen für und gegen die katholische Regierung kämpften, konnten Watzenrode, als königlich-polnischer Fürstbischof zugleich Landesherr, und sein Neffe Kopernikus die Eigenständigkeit des Ermlands gegenüber dem Orden und Selbstverwaltungsbefugnisse gegenüber der polnischen Krone bewahren. 1504 beteiligte sich Kopernikus an den Preußischen Landtagen in Marienburg und Elbing. 1506 sprach er auf der Preußischen Ständeversammlung in Marienburg. 1510, 1519, 1525 und 1528 wurde Kopernikus zum Kanzler des Ermländer Domkapitels gewählt.

In den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Orden und Polen vertrat Kopernikus, genau wie sein Onkel, die Seite des Preußischen Bundes, welcher mit Polen gegen den Deutschen Orden verbündet war. 1520 verlegte Kopernikus seine Residenz nach der Zerstörung Frauenburgs durch Ordensritter im sog. Reiterkrieg nach Allenstein. Dort organisierte er die Verteidigung der Stadt gegen die Ordensritter. 1521 kehrte Kopernikus nach Frauenburg zurück und klagte zusammen mit Tiedemann Giese auf dem Preußischen Landtag in Graudenz das Verhalten der Ordensritter an. Er wurde Teil einer königlich-polnischen Gesandtschaft zum Hochmeister des Ordens und „Kommissar von Ermland“ zwecks Rückerstattung von Besitztümern der polnischen Krone. 1537 wurde Kopernikus nach dem Tode des bisherigen Ermländer Bischofs Mauritius Ferber von Tiedemann Giese als Bischof vorgeschlagen, unterlag jedoch Johannes Dantiscus von Höfen.

Astronomische Forschung

1509 schuf Kopernikus in Heilsberg im Ermland den Commentariolus, in dem er die Theorie von der Sonne als Mittelpunkt der Planetenkreise und der durch die Drehung der Erde scheinbaren Bewegung der Fixsterne aufstellte (Heliozentrisches Weltbild). Auch kündigte er in dieser Schrift eine mathematische Ausarbeitung seiner Theorien an. Den Commentariolus machte er jedoch nur Vertrauten zugänglich, um sich nicht dem Spott der Fachwelt auszusetzen. Erst drei Jahrzehnte später veröffentlichte er dann sein Hauptwerk, kurz vor seinem Tode.

Obwohl er seine (falsche) Annahme, dass die Gestirne Kreisbahnen um die Sonne beschreiben, nicht beweisen konnte, stellte Kopernikus das seit 1300 Jahren unbestrittene (und von der katholischen Kirche nach ihren religionsideologischen Bedürfnissen abgewandelte) geozentrische Weltbild des Ptolemäus in Frage.

Es gilt inzwischen als gesichert, dass Kopernikus durch die heliozentrische Theorie des antiken Astronomen Aristarchos von Samos entscheidend angeregt wurde. Jedoch erst Johannes Kepler verfestigte die Richtigkeit des heliozentrischen Weltbildes, indem er berechnete, dass die Planeten in elliptischen Bahnen um die Sonne ziehen.

1526 arbeitete er zusammen mit Bernard Wapowski an der Landkarte des vereinigten Staates Königreich Polen-Großfürstentum Litauen, 1529 verfertigte er mit Albrecht von Brandenburg-Ansbach, dem ersten Herzog Preußens, auch eine Landkarte des Herzogtums Preußen. Das gesicherte Einkommen ermöglichte es ihm, sein „Hobby“ Astronomie zu pflegen. 1539 kam Georg Joachim Rheticus, bis dahin Hochschullehrer in Wittenberg, für drei Jahre nach Frauenburg, um mit Kopernikus zu studieren.

Die Freunde des Kopernikus, besonders Bischof Tiedemann Giese, Nikolaus Kardinal von Schönberg und Johannes Dantiscus von Höfen, versuchten jahrzehntelang, Kopernikus zur Veröffentlichung seiner astronomischen Arbeiten zu bewegen. Lange zögerte er damit, möglicherweise weil seine teilweise letztlich falschen, auf Aristoteles' Annahmen als Kreis als vollendetstem mathematischen Gebilde beruhenden Berechnungen der Plantenbahnen in Kreisumläufen um die Sonne nicht durch Beobachtungen gestützt werden konnten und deshalb eine Ablehnung durch das wissenschaftliche oder kirchliche Establishment zu befürchten war. Wegen der falschen Annahme der Kreisbahnen konnte Kopernikus seine Kritiker letztlich nicht zwingend widerlegen.

 

Mit der Hilfe von Georg Joachim Rheticus wurde schließlich 1540 die Narratio prima bei Rhode in Danzig gedruckt. Kurz vor seinem Tode im Jahre 1543 folgte dann in Nürnberg die Veröffentlichung des Papst Paul III. gewidmeten Hauptwerkes De Revolutionibus Orbium Coelestium („Von den Umdrehungen der Himmelskörper“). In dessen berühmtesten Absatz heißt es im Band I, Kapitel X:

Die erste und oberste von allen Sphären ist die der Fixsterne, die sich selbst und alles andere enthält (…). Es folgt als erster Planet Saturn, der in dreißig Jahren seinen Umlauf vollendet. Hierauf Jupiter mit seinem zwölfjährigen Umlauf. Dann Mars, der in zwei Jahren seine Bahn durchläuft. Den vierten Platz in der Reihe nimmt der jährliche Kreislauf ein, in dem, wie wir gesagt haben, die Erde mit der Mondbahn als Enzykel enthalten ist. An fünfter Stelle kreist Venus in neun Monaten. Die sechste Stelle schließlich nimmt Merkur ein, der in einem Zeitraum von achtzig Tagen seinen Umlauf vollendet. In der Mitte von allen aber hat die Sonne ihren Sitz.
Denn wer möchte sie in diesem herrlichen Tempel als Leuchte an einen anderen oder gar besseren Ort stellen als dorthin, von wo aus sie das Ganze zugleich beleuchten kann? Nennen doch einige sie ganz passend die Leuchte der Welt, andere den Weltengeist, wieder andere ihren Lenker, Trismegistos nennt sie den sichtbaren Gott, die Elektra des Sophokles den Allessehenden.
So lenkt die Sonne gleichsam auf königlichem Thron sitzend, in der Tat die sie umkreisende Familie der Gestirne. Auch wird die Erde keineswegs der Dienste des Mondes beraubt, sondern der Mond hat (...) mit der Erde die nächste Verwandtschaft. Indessen empfängt die Erde von der Sonne und wird mit jährlicher Frucht gesegnet.

Kopernikus war nicht der erste Wissenschaftler an der Wende zur Neuzeit, der ein heliozentrisches System in Betracht zog. Vor ihm wurde dieser Gedanke schon von Nikolaus von Kues, dem allerdings die Mittel für eine mathematische Ausarbeitung fehlten, und von Regiomontanus diskutiert, dessen früher Tod seinem Werk ein vorzeitiges Ende setzte. Es wird als gesichert angesehen, dass Kopernikus auf den Werken dieser beiden Wissenschaftler aufbaute.

Entgegen einer landläufigen Ansicht wurde die Propagierung des heliozentrischen Weltbildes zu Kopernikus' Zeiten keineswegs als Ketzerei angesehen, sondern allenfalls als Hirngespinst eines verwirrten Geistes. Immerhin schien ja das geozentrische System wesentlich besser mit dem gesunden Menschenverstand übereinzustimmen als eine sich bewegende Erde: Bei der Bewegung müsste man doch einen „Fahrtwind“ spüren, fallende Gegenstände eine schräge Bahn besitzen, auch sollten die Fixsterne im Jahresverlauf eine scheinbare Kreisbewegung ausführen, argumentierten die Gegner des Kopernikus mit der Lehre des Ptolemäus. Theologische Spitzfindigkeiten, die sich auf Bibelstellen stützten, wurden zunächst von Martin Luther angeführt. Er äußerte seine Meinung über Kopernikus nach der Aufzeichnung von Studenten sinngemäß wie folgt: „Der Narr will mir die ganze Kunst Astronomia umkehren! Aber wie die Heilige Schrift zeigt, hieß Josua die Sonne still stehen und nicht die Erde!“. Die Katholische Kirche, der Kopernikus angehörte, hielt sich mit einer Stellungnahme zurück. Eine Verfolgung durch die Inquisition hatte Kopernikus also – anders als Galileo Galilei einige Jahrzehnte später – nicht zu befürchten, da seine Theorie lediglich als mathematische Hilfskonstruktion zur einfacheren Berechnung der Planetenbahnen angesehen wurde. So waren die preußischen Tafeln leichter zu berechnen als die alfonsinischen Tafeln, obwohl beide zum gleichen Ergebnis führten.

Kopernikus konnte die (scheinbaren) physikalischen Widersprüche nur durch neue Hypothesen entkräften, auch war sein Rechenmodell im Grunde nicht genauer als das des Ptolemäus, lieferte aber wegen aktuellerer Ausgangsdaten bessere Ergebnisse.

Während das Werk des Kopernikus zunächst als reines Rechenmodell verwendet wurde, lieferten die Beobachtungen von Galileo Galilei von 1610 an überzeugende Argumente für die physikalische Realität des heliozentrischen Systems. (Den eigentlichen Nachweis konnten erst James Bradley 1728 mit der Entdeckung der Aberration des Lichtes und 1837 Friedrich Wilhelm Bessel mit der ersten sicheren Beobachtung der Fixsternparallaxe erbringen.) Johannes Kepler fand mit den ellipsenförmigen Planetenbahnen, die er in seinen drei Gesetzen beschrieb, das korrekte mathematische Modell. Isaac Newton lieferte mit dem Gravitationsgesetz schließlich die physikalische Begründung für das heliozentrische Weltbild und damit die theoretische Bestätigung von Kopernikus und insbesondere Kepler.

Das heliozentrische Weltbild wird zu Kopernikus Ehren auch das „Kopernikanische Weltbild“ genannt. Zudem ist auch der 1934 entdeckte Asteroid (1322) Coppernicus nach ihm benannt, in der von Leopold Prowe bevorzugten Schreibweise.

Herkunft und Loyalität

Kopernikus' Urgroßvater väterlicherseits stammte aus Köppernig (Koperniki) bei Neisse (Nysa) in Oberschlesien. Anfang des 15. Jahrhunderts übersiedelte der Urgroßvater nach Krakau (Kraków). Der Vater zog gegen 1456 nach Thorn, kurz nachdem sich die 1231 von westfälischen Siedlern gegründete Stadt 1454 nach etwa 200 Jahren ordensritterlicher Herrschaft vom Deutschen Orden lossagte und sich unter die Oberhoheit des polnischen Königs Kasimir IV. Jagiello stellte. Sein Vater verdiente im Kupferhandel und im Bankwesen den Lebensunterhalt der Familie. Die Eltern von Kopernikus' Mutter Barbara Watzenrode waren der Thorner Richter und Stadtrat Lukas Watzenrode der Ältere (1400−1462) und Katharina von Rüdiger. Die Vorfahren der Linie Watzenrode stammten aus dem niederschlesischen Wazyngerode. Über die Familie v. Rüdiger war Kopernikus ein entfernter Verwandter des damaligen Ermländer Bischofs Tiedemann Giese. Als Kind, nach dem Tod der Eltern, lebte Kopernikus im Fürstbistum Ermland und wurde dort von seinem Onkel Lukas Watzenrode aufgezogen und ausgebildet.

1512 schwor Kopernikus als Kanzler des Ermländer Domkapitels dem polnischen König Sigismund I. dem Alten, der die Oberhoheit über das Fürstbistum Ermland ausübte, seine Loyalität. Dieser Schwur hatte besondere Bedeutung. Denn einige Jahre zuvor hatten Sigismunds Eltern, Elisabeth von Habsburg und ihr Mann, König Kasimir IV. Jagiello, versucht, Sigismunds Bruder Friedrich anstelle von Kopernikus' Onkel Watzenrode als Ermländer Fürstbischof durchzusetzen. Als der weiter östlich gelegene Teil Preußens unter Albrecht von Brandenburg-Ansbach, dem ersten Herzog Preußens, 1525 protestantisch wurde, blieb Kopernikus als Administrator des Fürstbistums Ermland Anhänger und Verteidiger des katholischen Glaubens. Zur Zeit des Krieges zwischen Polen und dem letzten Deutschordenshochmeister in Preußen ging er nach Frauenburg zurück, kam aber im Herbst des Jahres 1520 wieder nach Allenstein, das er erfolgreich gegen Angriffe des Deutschen Ordens verteidigte. Aufgrund seiner erfolgreichen Verteidigung wurde Kopernikus zum Kommissar des Ermlands ernannt und mit dem Wiederaufbau beauftragt. Später war Kopernikus jahrzehntelang bis kurz vor seinem Tode Kanoniker in Breslau.

  Seine Wirkstätte war das Ermland. Es stand wie das westliche Preußen nach dem Dreizehnjährigen Krieg zwischen der Union von Krewo und dem Deutschen Orden seit 1466 unter der Oberhoheit der polnisch-litauischen Jagiellonen. Es besaß jedoch als Halbexklave und exemptes Fürstbistum weitgehende Autonomie. Das östliche Preußen blieb bis 1525 Deutschordensland, und wurde danach zum weltlichen Herzogtum Preußen unter polnischer Lehnshoheit (Unabhängigkeit 1654 de facto, 1660 auch de jure laut Vertrag von Oliva). Das Leben und politische Wirken von Kopernikus spielte sich in diesem politischen Spannungsfeld ab.

Das Kopernikusmanuskript kam durch Rheticus in andere Hand und erhielt am 16. Dezember 1603 in Heidelberg eine Eintragung von Jakob Christmann: Nicolai Copernick Canonici Varmiensis in Borussia Germaniae mathematici … (übersetzt: „des Nikolaus Kopernikus, Ermländer Domherr im Preußen Deutschlands, des Mathematikers …“) [8]. Seit 1953 befindet sich dieses Manuskript in Krakau, in der Bibliotheca Jagiellonica (Signatur: Ms. BJ. 10 000, online zugänglich). Die Namensunterschrift des Kopernikus zeigt deutlich mittelalterliche Schriftformen: Cop(er)nic(us).

Streit um seine Nationalität

Die Nationalität von Kopernikus (und anderen wie Hevelius) bietet seit dem im frühen 19. Jahrhundert aufgekommenen Chauvinismus immer wieder Anlass zu polemischer Kontroverse zwischen Deutschen und Polen, was schon 1875 festgestellt wurde[12]. Auch die Schreibweise des Namens, die in zahlreichen Varianten[9] überliefert ist, war Anlass von Kontroversen.

Obwohl er bis zum hohen Alter meist mit Coppernic unterschrieb und dann als Copernicus veröffentlichte, führte 1776 der Ostpreuße Herder im Teutschen Merkur die (unbelegte) Schreibweise Kopernikus ein,[10] die am 28. 12. 1942 vor dem Jubiläum von 1943 vom Reichsinnenministerium der Einfachheit halber als verbindlich festgelegt wurde[11], entgegen Gelehrtenmeinungen die für "Coppernicus" plädierten, die Variante die auch der Biograf Leopold Friedrich Prowe vertrat. Im Polnischen sind doppelte Konsonaten selbst in Fremdworten unüblich (z.B. pl:Aparat), zudem wird "C" immer ähnlich wie "Z" ausgesprochen, nicht wie "K".

Für die geplante Walhalla wurde schon 1807 als eine der ersten Büsten diejenige von Nicolaus Copernicus angefertigt und er somit als einer der Teutschen, welchen Stammes sie auch seyen in Stein gemeißelt. Während Deutsche unter und nach Napoleon zu einer Einigung der 38 Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes aufriefen und dabei 1800 Jahre alte Identifikationsfiguren wie Hermann hervorhoben, kämpften Polen unter hauptsächlich russischer Fremdherrschaft gegen nationalen Identitätsverlust und für die Wiederherstellung des 1795 von der Landkarte radierten Königreiches, u. a. mit Forderung der Form Kopernik[12] auch im Deutschen. Die polnische Argumentation ist dabei insofern paradox, als für das 19. Jhd. die polnische Identität von Untertanen des Russischen Zaren als ausschlaggebend angesehen wird, jedoch im Gegensatz dazu für das 15. Jhd die lehensrechtliche Zugehörigkeit von Kopernikus' Geburtsstadt Thorn hervorgehoben wird. Diese hat sich, als Teil des Preußischen Bundes, einige Jahre vor seiner Geburt aus innen- und finanzpolitischer Opposition zum Deutschen Orden, der die Stadt 1231 gegründet hatte, der Oberherrschaft des polnisch-litauischen Königs Kasimir IV. unterstellt. Das preußische Deutschordensland verlor 1466 im Zweiten Frieden von Thorn das westliche Preußen königlichen Anteils, das sich dem König von Polen unterstellte. Die Hochmeister im dem Orden verbleibenden Ostpreußen mussten dem König fortan einen Treueeid leisten, denn zuletzt Hochmeister Albrecht I. (Brandenburg-Ansbach) verweigerte, dann aber 1525 seinem Onkel als Herzog in Preußen huldigte.

Unzweifelhaft ist, dass Kopernikus Preuße war, aus dem Kulmerland stammend und im autonomen Bistum Ermland tätig. Das preußische Land war im Zuge der Christianisierung germanisiert worden, einige südliche Teile wie Masuren auch polonisiert. Kopernikus verfasste seine Schriften zum größeren Teil in der üblichen lateinischen und zum kleineren Teil in der Mittelniederdeutsche Sprache der Hanse. Schriftliche Zeugnisse von ihm in polnischer Sprache sind nicht bekannt, die Zahl der Kontakte zu Polen ist klein, der Austausch mit deutschsprachigen Gelehrten wie Johannes Schöner und Johannes Werner jedoch führte letztendlich zur Publikation seines Werkes in Nürnberg.

Grabstätte

Laut zeitgenössischen Unterlagen wurde Kopernikus im Dom in Frauenburg begraben. Die genaue Stelle des Grabmals ist nicht bekannt. Da die Kirche während der Schwedenkriege (Dreißigjähriger Krieg,Schwedisch-Polnischer Krieg) stark verwüstet wurde, kann es sein, dass die sterblichen Überreste nicht an ihrem ursprünglichen Platz blieben.

Im Sommer 2005 entdeckten Polnische Archäologen bei Grabungen im Altarraum der Kirche sterbliche Überreste, die aufgrund anthropologischer Vergleiche sehr wahrscheinlich als die von Kopernikus identifiziert wurden. Im November 2005 wurden anhand eines Schädels eine Rekonstruktion des Gesichtes [13] erstellt.

Gedenkstätten und Denkmäler

In Thorn (Toruń) befindet sich ein von Friedrich Tieck 1853 geschaffenes Kopernikus-Denkmal.

Eine Kopernikus-Ausstellung (mit Foucaultschem Pendel) und ein Denkmal befinden sich auf dem Domhügel in Frauenburg. Unter einem Epitaph befindet sich eine Platte mit stilisiertem Palmzweig aus Bronze mit der polnischen Inschrift "Für Nikolaus Kopernikus am ersten Jahrestag der Wiedergewinnung des Ermlandes - Mai 1946. Die Regierung der Republik Polen". Außerdem wurde aus Anlass des 500. Geburtstages von Kopernikus 1973 am Fuße des Domhügels in Frauenburg ein Denkmal errichtet.

Im Schloss von Allenstein (Olsztyn) befinden sich in einer besonderen Abteilung Exponate über Kopernikus und Originalhandschriften zu Berechnungen zur Begründung des kopernikanischen Weltbildes. Vor dem Eingang des Schlosses ist eine Bronzeplastik aufgestellt, die Kopernikus darstellt.

In Warschau steht ein Kopernikus-Denkmal von Bertel Thorvaldsen mit einer denkwürdigen Geschichte: Die Plastik wurde vom Bildhauer 1822 geschaffen und vom Warschauer Glockengießer Jan Gregoire 1833 ausgeführt. Die Skulptur wurde nach dem Warschauer Aufstand 1944 wahrscheinlich eingeschmolzen und das Material für die Rüstung verwendet. Nach dem Krieg wurde die Originalform in Dänemark gefunden, und die dänische Regierung schenkte Warschau einen zweiten Original-Abguss. Mit ihm wurde das Denkmal am 22. Juli 1945 wiedererrichtet.

Werke

  • Commentariolus. Heilsberg 1509
  • Monetae cudendae ratio. 1526
  • Narratio prima. mit Georg Joachim Rheticus, Danzig 1540
  • De Revolutionibus Orbium Coelestium  [1] & [2]  (deutsch: Von den Umdrehungen der Himmelskörper),  Nürnberg 1543

Referenzen

  1. Marian Biskup Regesta Copernicana (calendar of Copernicus' Papers), 1973, Ossolineum [1]
  2. Carlo Malagola: Della vita e delle opere di Antonio Urceo detto Codro: studi e ricerche,1878, [2] [3]
  3. Arthur Koestler, The Sleepwalkers, 1959 [4]
  4. Ernst Ludwig Wilhelm Maximilian Curtze: Nicolaus Coppernicus: Eine biographische Skizze, 1899 [5]
  5. [6]
  6. The Edinburgh Review: Or Critical Journal, 1929 [7]
  7. Kenneth Laine Ketner: Charles Sanders Peirce: Contributions to the Nation, 1982, [8]
  8. Nicolai Copernick Canonici Varmiensis in Borussia Germaniae mathematici Jakob Christmann Nikolaus Kopernikus [9]
  9. Koppernigk, ..., Kupernick, Cupernick, .. Cöppernick,... - Kazimierz Lucyan Ignacy: Beiträge zur Beantwortung der Frage nach der Nationalität des Nicolaus Copernicus, 1872 [10]
  10. Hans Koeppen, Nicolaus Copernicus zum 500. Geburtstag, 1973, S. 215-216
  11. laut Koeppen (Stand 1973) noch gültig
  12. ... sei es deutsche oder polnische Schreibart die einzige mögliche und richtige Form "Kopernik" ergeben müssen. ... entweder müssen sich sich dazu bequem nach der Polen Vorbilde "Kopernik" zu schreiben oder sie lassen ihn in der latinisirten Form Copernicus bestehen.- Kazimierz Lucyan Ignacy: Beiträge zur Beantwortung der Frage nach der Nationalität des Nicolaus Copernicus, 1872 [11]

Literatur

  • Leopold Prowe: Nicolaus Coppernicus, zwei Bände, Weidmannsche Buchhandlung Berlin, 1883
  • Wilhelm Strube: Domherr und Astronom. Roman über Nicolaus Copernicus. Verlag Neues Leben, Berlin 1977
  • Georg Hermanowski: Nikolaus Kopernikus. Leben. Styria, Graz 1985. ISBN 3-222-11592-3
  • Hans-Dietrich Lemmel: Beiträge zu Copernicus und seiner Verwandtschaft. in: Genealogie. Neustadt/Aisch 1993, 1–2
  • Jürgen Hamel: Nicolaus Copernicus. Leben, Werk und Wirkung. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1994. ISBN 3-86025-307-7
  • Thomas S. Kuhn: Die kopernikanische Revolution, Braunschweig [u.a.]: Vieweg, 1980
  • Hans Blumenberg: Die Genesis der kopernikanischen Welt, Frankfurt a.M. 1975.
  • Werner Thimm: Nicolaus Copernicus.Zum 500. Geburtstag des großen Astronomen. Ein Bilderbogen, Leer, Rautenberg Verlag 1973; (ZVAB.com)
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