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KitzelnKitzeln ist der Akt des leichten Berührens des Körpers, um unfreiwilliges Lachen oder Zuckungen zu erzeugen, den Kitzel. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
GesellschaftKitzeln ist fast stets eine Form der gesellschaftlichen Interaktion. Eine Eigenschaft des Kitzeln ist, dass wir nicht lachen, wenn wir uns selber kitzeln, nur andere Personen können uns kitzeln. Charles Darwin stellte die Theorie der Verbindung des Kitzeln mit sozialen Beziehungen auf, da Kitzeln Lachen provoziere durch die Erwartung von Genuss. Wenn ein Fremder ein Kind ohne Vorwarnung kitzelt und es dabei überrascht, so besteht die Reaktion wahrscheinlich aus Rückzug oder Missvergnügen statt Lachen und Jauchzen. Darwin bemerkte ebenfalls, dass Kitzeln nur dann wirksam ist, wenn der genaue Punkt der Stimulation nicht im voraus bekannt ist, und begründete damit, dass Selbstkitzeln nicht möglich sei. Das allerdings ist umstritten. Einverständliches erotisches KitzelnKitzeln kann außerdem als erotisches Spiel zwischen zwei Partnern zum Sexualleben beitragen. Dem passiven Partner - dem Gekitzelten - wird dadurch die Möglichkeit gegeben, sich selbst zu „entpanzern“, zu entgrenzen, nach und nach Hemmungen abzulegen, sich fallen zu lassen und sich dem anderen anzuvertrauen. Dem aktiven Partner - dem Kitzelnden - hilft es, die „wahren“ Wünsche des sich an seiner Kontrollgrenze bewegenden Gekitzelten richtig zu erspüren. Kitzeln und Gekitzelt werden erlauben eine direkte nonverbale Kommunikation darüber, was bis wohin erwünscht ist, und ob der, der kitzelt, das ihm entgegengebrachte Vertrauen verdient. Kitzeln ist deshalb ein sehr flexibles und dabei für den Gekitzelten in der Spieldauer beherrschbares Spielfeld, ob vor dem Geschlechtsverkehr oder unabhängig davon. Anders als z.B. beim erotischen Spanking ist der aktive Partner deshalb oft beim erotischen Kitzeln (auch) der dienende, der Gekitzelte (auch) der beherrschende Teil. Der Reiz des erotischen Kitzelns liegt dabei für beide Teile allerdings wesentlich in dem Spiel mit dieser Regel. So ist bei durchgängig beibehaltener Rolle als körperlich agierender oder nur reagierender Teil beim erotischen Kitzeln ein Switching der Kontrolle möglich; eine Spielmöglichkeit, die beim erotischen Spanking ebenfalls fehlt. In diesem Sinne kann erotisches Kitzeln auch als Macht- und Unterwerfungsspiel gespielt werden, an dessen Ende sich entscheiden soll, ob der kitzelnde oder der gekitzelte Partner „mächtiger“ ist. Das Kitzeln nach Fesselung des passiven Partners (engl. „bondage and tickling“) wird vielfach als besonders erregend empfunden. Gekitzeltwerden löst im Kleinhirn Endorphin-Ausschüttungen aus und wird deshalb als anregend empfunden. Aber auch, wenn man jemand anderen kitzeln kann, kann dies (in einem „sadistischen“ Sinne) als erotisch empfunden werden, da man den Partner kontrolliert auskitzeln kann, ohne dass er sich wehren kann. Meistens werden dabei die Fußsohlen oder der Bauch gekitzelt, wobei persönliche Vorlieben jedoch z.T. weit auseinandergehen. Umfragen haben ergeben, dass über die Hälfte der Befragten Fessel- und Auskitzelspiele für sehr erotisch halten. Dennoch handelt es sich hierbei immer noch um ein gesellschaftliches Tabuthema. Folter (Ziegenlecken)Der Akt des Kitzelns ist auch als Methode des Folterns bekannt, da ein verlängertes Kitzeln einer Person für diese schmerzhaft werden kann. Zur Römerzeit wurde dauerhaftes Kitzeln als brutale Methode der Exekution verwendet. Kitzeln als Folter überlebte bis ins Mittelalter und die Zeit des kolonialen Amerika, allerdings im Wesentlichen zur öffentlichen Demütigung. Der „Stock“ war eine spezielle Form des Prangers, die entworfen wurde, um die nackten Füße des Opfers zu fixieren, damit Passanten die Fußsohlen kitzeln konnten. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Kitzelfolter von Söldnern und Marodeuren angeblich in Form von Ziegenlecken eingesetzt in der Absicht, Nahrungsmittel, Geld oder andere Sachwerte von der Zivilbevölkerung zu erpressen. Bei langer Fortdauer dieser Folterung kam es vor, dass durch die raue Zunge der Ziege und das Salz die Haut gewissermaßen „aufgeleckt“ wurde und letztlich das Salz auf Fleisch gestreut wurde. Die Folter konnte also nach Belieben verstärkt werden. Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen beschreibt in seinem Roman Der abenteuerliche Simplicissimus sowohl die Foltermethode des Schwedentrunks als auch die des hier so genannten Ziegenleckens. Simplicius, der Held des Romans berichtet, wie Soldaten den elterlichen Hof überfallen und seinen Vater folterten: „(S)ie banden ihn, dass er weder Händ noch Füß regen konnte, und rieben seine Fußsohlen mit angefeuchtem Salz, welches ihm unser alte Geiß wieder ablecken und dadurch also kitzeln musste, dass er vor Lachen hätte zerbersten mögen; das kam so artlich, daß ich Gesellschaft halber, oder weil ichs nicht besser verstund, von Herzen mitlachen mußte. In solchem Gelächter bekannte er seine Schuldigkeit, und öffnet' den verborgenen Schatz, welcher von Gold, Perlen und Kleinodien viel reicher war, als man hinter Bauren hätte suchen mögen.“ Außer bei Grimmelshausen ist diese Foltermethode im Unterschied zu dem von ihm ebenfalls beschriebenen Schwedentrunks nicht bezeugt. Es ist daher auch möglich, dass Grimmelshausen sich das nur ausgedacht hatte - gewissermaßen als Scherz. WissenschaftSarah-Jayne Blakemore bestätigte Darwins Annahme, indem sie untersuchte, wie das Gehirn zwischen Sinneseindrücken, die wir selber schaffen, und Sinneseindrücken, die andere für uns erzeugen, unterscheidet. Blakemore benutzte einen Roboterarm, um Personen zu kitzeln, und er war genauso effektiv wie reale Personen. Wenn die Versuchsperson einen Joystick zur Kontrolle des Kitzelroboters steuerte, konnten sie sich nicht zum Lachen bringen. Dieses legt nahe, dass das Kleinhirn dem somatosensiblen Kortex genaue Informationen zu der Position des Kitzelortes übergibt und somit zu der Empfindung, die zu erwarten ist. Anscheinend sorgt ein kortikaler Mechanismus dann für die Reduktion oder Unterdrückung des Kitzelreizes.
Andere Referenzen
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Kitzeln aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |