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KiDD-Syndrom



Als KiDD-Syndrom (Kopfgelenks-Induzierte-Dyspraxie und -Dysgnosie, teilweise auch KISS-induzierte Dysgnosie und Dyspraxie) kurz KiDD bezeichnet man eine Folgeerkrankung des KiSS-Syndroms. Dysgnosie steht für die Unfähigkeit Gelerntes zu reproduzieren. Dyspraxie bezeichnet eine Koordinations- und Entwicklungsstörung bei der unter anderem zu fein- und grobmotorischen Störungen kommt. Die Existenz der Störung ist umstritten.

Inhaltsverzeichnis

Epidemiologie

Als angebliche Folgepathologie des ebenso umstrittenen KiSS werden Wahrnehmungs- und motorischen Störungen in der Säuglings- und Kleinkindentwicklung dem KiDD zugeordnet. Vergesellschaftet sollen auch Begleitprobleme wie Fehlhaltungen, Schmerzstörungen (zumeist Zervikozephalgien als Leitsymptom), vegetative Störungen, unangepasstes Sozialverhalten, Hyperkinesie und anderes mehr sein. Eine Überschneidung zum AD(H)S (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) ist augenfällig. Die Häufigkeit ist auch deshalb schwer abschätzbar. Beim AD(H)S geht man von einer Häufigkeit von 3–10 % aller Kinder und Überwiegen des männlichen Geschlechts aus. Die Erkrankung wird üblicherweise ab dem fünften Lebensjahr (Verlassen der sensomotorischen „Grauzone“ des Kleinkindalters) differenzierbar und reicht bis in das Erwachsenenalter hinein.

Ätiologie

Die Ätiologie der Störung ist ungeklärt. Neurophysioloische Forschungen, Anatomie und das Wissen um die therapeutischen Möglichkeiten lassen aber Hypothesen zu.

Aus manualmedizinischer Sicht kommt den Kopfgelenken mit der hohen Muskelspindeldichte der sie bewegenden Muskulatur eine große Bedeutung als „Wahrnehmungsorgan“ zu. Für die Umsetzung aller Wahrnehmungsinformationen ist die Information über die Kopf-Körperstellung ein wichtiger Faktor. Die Afferenzen der Kopfgelenke sind mit Nervenkernen der meisten Wahrnehmungsorgane auf Höhe der Medulla oblongata verknüpft. Eine Funktionsstörung der Kopfgelenke mit fehlerhaftem Afferenzmuster soll dabei als Störung aller Afferenz-Systeme wirken, da die Systeme mit diesem Faktor abgeglichen werden. Dies verursacht eine Störung des Körperschemas und zieht angeblich alle Wahrnehmungsqualitäten in Mitleidenschaft. Eine ungestörte Motorik (Efferenz) ist von korrekten Informationen der Stellung des Körpers und der Extremitäten im Raum (Propriozeption/Afferenz) abhängig. Ein auf falschen Informationen erstelltes Bewegungsprogramm wird mehr oder minder fehlschlagen (Dyspraxie). Auch müssen die Fehlinformationen ständig kompensiert werden, was für die Kinder schon bei Alltagstätigkeiten einen erhöhten Konzentrationsaufwand bedeutet. Dadurch soll ein Konzentrations- beziehungsweise Aufmerksamkeits-Defizit entstehen und auch bereits beherrschte kognitive Leistungen nicht mehr erbracht werden (Dysgnosie). Zusätzlich kommt es zu einer Beeinflussung der tonischen Nackenreflexe (TNR) mit Ausbildung einer Tonusasymmetrie der Muskulatur und Folgen für die Haltung. Die TNR können nicht ausreichend integriert werden und führen zu weiteren Bewegungsstörungen und Unsicherheiten. Eine zusätzliche Rolle sollen Funktionsstörungen der Kreuzdarmbeingelenke und anderer Wirbelsäulenregionen sowie kieferorthopädische Probleme spielen.

Symptome

Diese Symptome werden mit KiDD in Verbindung gebracht:

  • Kopfschmerzen, Migräne, Rücken- und Knieschmerzen, „Wachstumsschmerzen“
  • Fehlhaltungen und Haltungsinsuffizienz
  • Bewegungseinschränkungen
  • Koordinationsschwierigkeiten und motorische Defizite
  • Lern- und Konzentrationsstörungen in der Schule, Dyslexie, Dyskalkulie
  • Wahrnehmungsstörungen
  • gestörte soziale Integration
  • Emotionsstörungen
  • Hyperkinesie, Hyperaktivität (Zappelphilip)
  • Hypoaktivität mit Rückzugsverhalten (Träumelinchen) bis hin zu autistischen Zügen
  • Unsicherheiten in der Raumorientierung, Höhenangst, Schwindel
  • vegetative Störungen, z. B. Schlafstörungen, nächtliches Wasserlassen
  • Kieferorthopädische Probleme wie z. B. Fehlbiss, Kreuzbiss, Überbiss, Mundatmung

Therapie

Dieser Artikel oder Abschnitt besteht hauptsächlich aus , an deren Stelle besser Fließtext stehen sollte.
  • Kausale Therapie aus manualmedizinischer Sicht - Lösung der Funktionsstörung über
Impulsmanipulation nach Röntgenfunktionsanalyse (HIO-Technik nach Gutmann)
Atlastherapie nach Arlen
chirotherapeutische Grifftechniken
Osteopathische Grifftechniken
  • Kinder- und familienpsychologische Therapie
  • pharmazeutische Therapie
  • ernährungsmedizinische Therapie
  • Verschiedene naturheilkundliche Therapieansätze
  • Begleitend sind häufig auch afferenzverbessernde Heilmittel wie Ergotherapie, Sensorische Integration, Motopädie, förderlich.
  • Kieferorthopädische Probleme können der effektiven Therapie des KiDD entgegenstehen und sollten ihrerseits frühestmöglich angegangen werden.

Prognose

Nach Beseitigung der Funktionsstörung sollen ca. 60 % der Kinder schon nach einer Behandlung hinsichtlich der geklagten Symptome profitieren. Auch in der Fremdwahrnehmung (Conner-Skala) bessert sich die Situation. Bei weiteren ca. 20 % sind weitere Therapien erforderlich um eine Besserung zu erreichen. Der Rest der Kinder wird trotz segmentaler Besserung und Normalisierung einzelner Funktionen wie z. B. der Haltung nicht profitieren. Eine andere grundsätzliche Pathologie muss hier angenommen werden. Die Störung rezidiviert in Abhängigkeit von Begleitstörungen, Formveränderungen und äußeren Faktoren.

Kritik, Relevanz und wissenschaftlicher Stellenwert der Diagnosen KiSS und KiDD

Die Diagnosen KiSS und KiDD werden im Wesentlichen von Ärzten und Therapeuten vertreten die in der „European workgroup for manual medicine“ (EWMM) europaweit organisiert sind. Die Diagnosen werden von vielen Autoren angezweifelt oder anders gedeutet. So sieht die Gesellschaft für Neuropädiatrie in einer den Themenkomplex als spekulativ, unhaltbar und pauschalisiert an. Manipulationen im Bereich der Halswirbelsäule zur Behandlung von Symmetriestörungen oder motorischen Koordinationsstörungen seien grundsätzlich nicht zu empfehlen. [1]

Auch innerhalb des Fachgebietes der manuellen Medizin findet sich Kritik. So bevorzugt die „Ärztegesellschaft für Atlastherapie und Manuelle Kinderbehandlung e.V.“ (ÄGAMK) anstatt des KiSS-Begriffes den des Tonusasymmetrie-Syndroms (TAS) und zieht hinsichtlich Behandlungsempfehlung (Atlastherapie nach Arlen) und Einschätzung möglicher Behandlungsrisiken andere Schlüsse.

Wissenschaftliche Studien auf niedrigem Evidenzniveau sind in größerer Zahl von mehreren Autorengruppen vorgelegt worden. Eine doppelblinde, placebokontrollierte Studie zum Leitsymptom Kopfschmerz befindet sich in der Studienphase.

Literatur

  • Heiner Biedermann: Kopfgelenk-induzierte-Symmetriestörungen bei Kleinkindern. Kinderarzt 1991 22: p.1475-1482
  • Heiner Biedermann: Manualtherapie bei Kindern. Enke 1999
  • Heiner Biedermann: Manuelle Therapie bei Kindern. Elsevier 2006
  • Robby Sacher: Handbuch KISS KIDDs. Verlag Modernes Lernen, 2004
  • Zeitschrift Manuelle Medizin, Rubrik: Manuelle Medizin bei Kindern, Springer 1993-fortlaufend

Einzelnachweise

  1. Stellungnahme der Gesellschaft für Neuropädiatrie
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel KiDD-Syndrom aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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