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Johann Reinhold Forster



  Johann Reinhold Forster (* 22. Oktober 1729 in Dirschau, Preußen; † 9. Dezember 1798 in Halle a.d. Saale) war ein deutscher Naturwissenschaftler und trug auch Wesentliches zur Ethnologie bei. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „J.R.Forst.“.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Forster entstammte einer Familie, die sich auf die alte Familie der Lords Forrester in Schottland, Anhänger des Königs Karl I., zurückführte. Forsters Vorfahre Georg Forster (wie Johann Reinhold auch seinen ersten Sohn nannte) emigrierte, nachdem die Familie durch Cromwells Bestrebungen England in eine Republik zu verwandeln, den Großteil ihrer Besitztümer verloren hatte, wie viele andere Engländer und Schotten zu jener Zeit nach Preußen, in die Region um Danzig. Forster war der Sohn von Georg Reinhold Forster und der Tochter des Bürgermeisters Johann Wolff. Der Vater war - wie schon der Großvater Georg und der um 1666 in jene Stadt gezogene Urgroßvater Adam (wiederum Sohn des oben genannten aus Schottland stammenden Georg Forster) - Bürgermeister von Dirschau.

Kindheit

Bereits in seiner Kindheit fiel Forster durch seine außerordentlichen Sprachkenntnisse auf. Da sein Vater ausschließlich Latein und seine Mutter Polnisch mit ihm sprach, beherrschte Forster im Alter von vier Jahren diese beiden Sprachen fließend. Deutsch, die eigentliche Landessprache zu jener Zeit, erlernte er hingegen erst mit sechs Jahren durch den zunehmenden Kontakt mit Gleichaltrigen.

Wissenschaft, Beruf und Familie

Forster studierte an der Universität Halle - entgegen der Familientradition - nicht Rechtswissenschaften, sondern entschied sich, da sein Wunschfach Medizin vom Vater keine Unterstützung gefunden hätte, für die Theologie. Daneben allerdings besuchte er regelmäßig medizinische Vorlesungen. Nach seinem Studium diente er als evangelischer Pastor in der kleinen Gemeinde Hochzeit (Wislina) am Ufer der Mottlau, nahe Nassenhuben. Dort heiratete er seine Cousine, die aus Marienwerder stammende Ratsherrentochter Justine Elisabeth Nicolai. Dieser Ehe entstammten acht Kinder, von denen sieben die Kindheit überlebten. Das erste ihrer Kinder war der 1754 geborene Sohn Georg, dessen kindliche Neugier Forster dazu motivierte, sich mit der Naturgeschichte und somit insbesondere mit Linnés Schriften genauer auseinanderzusetzen. Außerdem unterrichtete er seinen Sohn Georg im Schreiben, Rechnen, in Latein und Französisch.

Forster vertiefte sich außerdem in die Chronologie, die antike Geographie und setzte sich im Besonderen mit der koptischen Sprache auseinander. Aufgrund seiner Begeisterung für die Wissenschaft gab er nach und nach das gesamte Erbe seines Vaters und Onkels aus, um seine private Bibliothek zu erweitern. Sie umfasste schließlich rund 2500 Titel. Die Wissenschaft spielte bald schon eine wichtigere Rolle als Beruf und Familie. (Eine Anekdote aus dieser Zeit berichtet, Forster sei während eines Gottesdienstes neben der Kanzel eingeschlafen, da er seine Predigt offenbar erst bei Nacht und schwarzem Kaffee verfasst hatte.) Seine Privatbibliothek hingegen schrumpfte schon wenige Jahre später wieder, als seine Frau sich während seiner Arbeiten in Russland gezwungen sah, durch Bücherverkäufe das Überleben der restlichen in Preußen verbliebenen Familie zu sichern.

An der Wolga

  Nach dem Sturz des Zaren Peter III. durch Katharina II. im Jahre 1762 und durch die daraufhin wiederaufgegriffenen Pläne, die noch unerschlossenen Gebiete im Süden Russlands zu kolonisieren, wurden Deutsche mit Hilfe von finanziellen und ideellen Anreizen angeworben. Aufgrund der sehr unwirtlichen Siedlungsbedingungen gerieten allerdings die russischen Agenten rasch in Argumentationsnöte.

Um den Gerüchten über die miserablen Bedingungen an der unteren Wolga einen positiveren Charakter zu verleihen, wurde Forster, der sich zuvor bereits vergeblich um eine Professur in St. Petersburg beworben hatte, im Jahre 1765 für die Erforschung der deutschen Wolgakolonisten und der Gebiete der Kolonien engagiert. Diese Reise war für Forster vor allem aus naturhistorischen Gründen interessant. Er wurde von seinem zu jener Zeit erst zehn Jahre alten Sohn Georg begleitet. Von seinen Aufgaben als Pastor wurde er für die Zeit seines Auftrages beurlaubt.

Neben den von Orlow geforderten Informationen zur Region und der Lage der Kolonisten sammelte Forster auch Antiquitäten alter nomadischer Völker. In ein an Orlow gerichtetes, mit Karten ausgestattetes Memorandum zu den Ergebnissen seiner Untersuchungen flossen auch die Klagen der Kolonisten insbesondere bezüglich ihrer rechtlichen Lage ein. Auf Verlangen von Katharina II. wurden Forster und ein zweiter reformierter Prediger namens Dilthey damit beauftragt, in Vertretung der deutschen Kolonisten ein den Siedlern eigenes Gesetzesbuch zu schaffen.

Während dieser Zeit ging Forsters Beurlaubung für seine Pastorenstelle in Preußen zu Ende und im Mai 1766 erfuhr er, dass er die Stelle an jemand anderen verloren hatte. Auch die Abfassung des Gesetzesbuches und dessen Abgabe bei Orlow führte nicht zu den erwarteten Ergebnissen und schließlich reisten Vater und Sohn Forster ohne Erfolg und Belohnung aus Russland ab. An der Situation der Kolonisten änderte sich im Wesentlichen nichts.

England und die Südseereise

1766 reiste Forster mit Georg nach England. Er gab drei Jahre lang Unterricht am Dissenter’s College in Warrington und zog dann nach London, wo er bereits zuvor als Naturhistoriker bekannt und Ehrenmitglied der Society of Antiquaries of London geworden war. Forster sprach nun eine Vielzahl an Sprachen (darunter Latein, Polnisch, Deutsch, Russisch, Englisch, Französisch, Koptisch und Samaritanisch) und betätigte sich als Linguist, Anthropologe und Philosoph.

Als Joseph Banks kurz vor James Cooks zweiter Südsee-Reise von der Admiralität als offizieller wissenschaftlicher Begleiter fallen gelassen wurde, ging dessen Auftrag an Forster, der darauf bestand, seinen Sohn als Assistenten mitzunehmen. Im Juli 1772 segelten sie an Bord der Resolution von Plymouth aus los und kamen nach drei Jahren wieder in England an. Bei einem Aufenthalt in Kapstadt stellte Forster Anders Sparrman als seinen Assistenten ein.

Beide Forsters führten Tagebücher mit genauen Einzelheiten von allem, was sie auf der Reise sahen. Die materiellen Erträge dieser Reise, insbesondere die Reiseaufzeichnungen des Vaters, eine Fülle von Pflanzenpräparaten, ethnografischen und naturkundlichen Sammelstücken, sowie rund 600 größtenteils kolorierte Zeichnungen des Sohnes, wurden zur Grundlage der folgenden Publikationen der beiden und damit ihres internationalen Rufs.

Die großartigen Sammlungen von naturgeschichtlichen und geschichtlichen Gegenständen mussten sie aufgrund von wiederkehrenden Geldnöten schrittweise wieder verkaufen. Nachdem der Auftrag für die Abfassung des offiziellen Reiseberichtes Reise wider Erwarten entzogen wurde, veröffentlichten die Forsters auf eigene Faust die Observations Made during a Voyage round the World (1777, deutsche Übersetzung von Georg Forster 1778-80 - siehe hierzu unten Abschnitt „Werke“).

In Anbetracht wachsender Konflikte mit der Admiralität (wegen der nicht autorisierten Veröffentlichung) und steigender Schulden in England richteten sich die Hoffnungen Forsters auf Deutschland, zumal Vater und Sohn bereits in England einige freundschaftliche Verbindungen - darunter mit dem Physiker Georg Christoph Lichtenberg und dem Anatomen Samuel Thomas von Soemmerring - geknüpft hatten. Durch eine Sammlung des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, die dieser unter deutschen Freimaurerlogen veranstaltete, wurde die Familie schließlich von ihren Schulden befreit.

Die Zeit nach England

Im November 1779 wurde er zum Professor der Naturkunde und Mineralienforschung an der Universität Halle ernannt. Dort blieb er bis zu seinem Tode im Jahre 1798. Sein Grab befindet sich auf dem hallischen Stadtgottesacker.

Leistung

Forster, ein Anhänger von Carl von Linné und dessen Binominaler Nomenklatur, war ein äußerst vielseitiger Naturforscher und trug unter anderem maßgeblich zur Ornithologie Europas und Nordamerikas bei.

Werke

Einige der unter dem Namen Johann Reinhold Forster veröffentlichten Werke und Übersetzungen wurden nicht von ihm selbst, sondern von seinem Sohn Georg verfasst. Andererseits fanden etwa in dem von Georg Forster 1777 vor dem offiziellen Reisebericht zu Cook's zweiter Pazifikreise verfassten und veröffentlichten A Voyage round the World sowohl Georgs als auch des Vaters Aufzeichnungen Eingang. Eine klare Abgrenzung zwischen den Werken Johann Reinhold Fosters und denjenigen seines Sohnes ist aufgrund ihrer langjährigen engen Zusammenarbeit nicht immer einwandfrei möglich.

  • Observations Made during a Voyage round the World (1778),
  • The Resolution Journal of Johann Reinhold Forster ed. by Michael E. Hoare,Volume 1-4, Hakluyt Society London 1982

Literatur

  • Michael E. Hoare: The Tactless Philosopher, Johann Reinhold Forster (1729-1798). Hawthorn Press, Melbourne 1975, ISBN 0-7256-0121-3

Zitate

  • "Sire, ich habe bereits fünf Könige gesehen, drei wilde, zwei zahme; aber wie Ew. Majestät keinen." - zu Friedrich dem Großen

Sonstiges

Seit 1805 trägt ein bekannter Stollen im Siegener Stadtteil Eiserfeld den Namen Reinhold Forster Erbstollen.

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Johann_Reinhold_Forster aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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