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Jacques Lacan



Jacques-Marie Émile Lacan, bekannter unter dem Namen Jacques Lacan (* 13. April 1901 in Paris; † 9. September 1981 ebenda) war ein französischer Psychoanalytiker, der die Schriften Sigmund Freuds neu interpretierte und radikalisierte. Dies beinhaltete sowohl das Postulat einer „Rückkehr zu Freud“ als auch das Ziel, „Freud gegen Freud“ zu lesen, also ihn dort weiter zu entwickeln, wo er für Lacan hinter seinen eigenen Annahmen zurückblieb. Der innerhalb der Psychoanalyse nicht unumstrittene Theoretiker hat unter anderem auf den Poststrukturalismus prägenden Einfluss ausgeübt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Lacan wuchs in einer Familie mit starker katholischer Tradition auf. Seine Geschwister sind Magdeleine-Marie und der jüngere Bruder Marc-Marie, der später Benediktinermönch in der Abtei von Hautecombe wurde. Lacan besuchte das Collège Stanislas, eine Jesuitenschule. Nach seinem Baccalauréat studiert er zunächst Medizin, später Psychiatrie. Er arbeitete als Arzt für Neurologie und Psychiatrie und betätigte sich als Schriftsteller.

Lacan war bis an sein Lebensende praktizierender Psychoanalytiker. Aufgrund seiner unorthodoxen Behandlungsmethoden (er variierte beispielsweise die Behandlungsdauer willkürlich, verkürzte sie bisweilen auf wenige Minuten[1], und behandelte vorschriftswidrig akut suizidgefährdete Patienten) wurde er von Gegnern als „Scharlatan“ kritisiert.

Nach machtpolitischen und organisatorischen Streitigkeiten trat er 1953 mit vier seiner Kollegen aus der Psychoanalytischen Vereinigung Frankreichs (Sociéte Psychanalytique de Paris, SPP), deren mehrfacher Vizepräsident er war, aus. Eine Woche später gründete er die Sociéte Française de Psychanalyse (SFP), der sich etwa die Hälfte der in der SPP in Ausbildung befindlichen Psychoanalytiker anschlossen. Die Organisation wurde jedoch von der International Psychoanalytical Association (IPA) nicht anerkannt. 1965 löste sich die SFP auf, nachdem sie sich in zwei miteinander konkurrierende Gesellschaften gespalten hatte: die gegen Lacan gerichtete Association Française de Psychanalyse (AFP) und die von Lacan 1964 selbst gegründete Ecole Française de Psychanalyse, die kurze Zeit später in „École Freudienne de Paris“ (EFP) umbenannt wurde. Die lacanianische EFP wurde schließlich „zur einflussreichsten und mitgliederstärksten psychoanalytischen Fachorganisation in Frankreich“.[2]

Grundlagen der Theorie Lacans sind außer dem Werk Freuds unter anderem die Arbeiten der strukturalistischen Linguisten Ferdinand de Saussure und Roman Ossipowitsch Jakobson. Außerdem bezieht Lacan sich auf philosophische Autoren wie Edmund Husserl, Descartes oder Hegel (sowie dessen Interpreten Alexandre Kojève), aber auch auf Mathematiker wie René Thom, Nicolas Bourbaki, insbesondere auf topologische Theorien der Knoten.

Lacan war u. a. mit Salvador Dalí, Alberto Giacometti, Michel Leiris und Georges Bataille befreundet, dessen 1946 geschiedene Ehefrau Sylvia Bataille (geb. Maklès) er 1953 heiratete. Lacan beteiligte sich auch an den Aktivitäten der 1936 von Bataille ins Leben gerufenen Geheimgesellschaft Acéphale.

Werk und Sprache

Lacans Werk gilt als äußerst schwer zugänglich. Seine Lehre verbreitete er anfänglich nur in seinen Seminaren (1951–1979), bis er 1966 seine Schriften (Écrits, dt.: Schriften I-III) erstmals in Buchform publizierte. Danach wurden nach und nach auch die Mitschriften seiner Seminare herausgegeben, wobei bis heute noch nicht alle der insgesamt 25 von Lacan gehaltenen und aufgezeichneten Seminarskripte (1953–1979) veröffentlicht sind.

Charakteristisch ist, dass Lacan selten exakte Definitionen seiner Begrifflichkeit gab: beispielsweise scheint der Begriff des „Dings“ („chose“, aber auch deutsch im Original) je nach Kontext entweder ein „verlorenes Objekt“ zu bezeichnen (ähnlich dem Ding an sich bei Kant), oder aber dem traumatischen Kern des Subjekts nahe zu stehen.

Lacans Logik ist dialektisch, sofern jeder Begriff sich bei ihm nur durch den Kontext und in Abgrenzung und Verneinung anderer Begriffe bestimmen lässt. So sind etwa die Begriffe des Symbolischen, Imaginären und Realen, die man als die drei wesentlichen Strukturbestimmungen des Subjekts bei Lacan bezeichnen kann, nicht in abstrakter Weise voneinander zu trennen.

Vier Grundannahmen der Lacanschen Theorie

Lacans Theorie lässt sich vereinfacht in vier Grundannahmen zusammenfassen:

  • Das Ich entwickelt sich im Spiegelstadium, welches die grundlegende Matrix der Subjektivität bildet.
  • Das Subjekt ist ein Sprachwesen, das heißt durch die symbolische Ordnung der Sprache geprägt: „Das Unbewusste ist wie eine Sprache strukturiert.“
  • Das Subjekt ist ein begehrendes Subjekt. Da das Objekt des Begehrens (Objekt klein a) immer schon verloren ist, ist es ein grundsätzlicher Mangel, der das Begehren des Menschen aufrecht erhält.
  • Die menschliche Psyche konstituiert sich in der unauflösbaren Trias Imaginäres-Symbolisches-Reales (RSI).

Das Imaginäre und das Spiegelstadium

  Die Theorie des Spiegelstadiums (Das Spiegelstadium als Bildner der Ichfunktion, in: Schriften I, S. 61–70) zählt zu Lacans berühmtesten Konzeptionen. Sie geht auf Beobachtungen des Psychologen James Mark Baldwin zurück.

Nach Lacan beginnt das Kind in der Zeit zwischen dem 6. und dem 18. Lebensmonat, wenn man es vor einen Spiegel hält, sich selbst in ihm zu erkennen und zu identifizieren, worauf es mit einer „jubilatorischen Geste“ reagiert. Mit einem deutschen Begriff nennt Lacan diesen wichtigen Einschnitt ein Aha-Erlebnis. Von nun an verändert sich der Blick auf das eigene Selbst, ja er wird jetzt überhaupt erst möglich: aus dem in „Partialobjekte“ „zerstückelten“ Blick auf sich aus der Leib-Perspektive wird nun ein Blick von außen, der das Kind erstmals vollständig zeigt. Die jubilatorische Geste ist deshalb auch eine narzisstische Geste der Allmachtsphantasie, in der sich ein „Größenselbst“ („Ideal-Ich“) zeigt, das fortan zur Matrix wird, auf die das Subjekt sein Ich orientiert. Das Spiegelstadium geht daher mit der psychischen Geburt des Ichs einher.

Zugleich aber ist das Spiegelstadium der Beginn einer Entfremdung. Denn im Spiegel sieht das Kind eine körperliche Einheit, die es selbst noch gar nicht fühlt. Es identifiziert sich mit etwas, das es nicht ist, nämlich mit der „totalen Form des Körpers“, und zwar an einem Ort, an dem es sich nicht befindet (nämlich im Spiegel). Deshalb ist das Erkennen im Spiegel zugleich ein imaginäres Verkennen und führt zur Spaltung des Subjekts in „moi“ (Ideal-Ich, das „imaginäre Subjekt“) und „je“, das soziale Ich. Daraus folgt der im Deutschen paradox klingende Satz: „Das Ich ist nicht das Ich.“ – „Le je n’est pas le moi.

Das Symbolische und die Sprache

Die dualistische Situation im Spiegelstadium (der Bereich des Imaginären) wird erst durch das Erreichen der symbolischen Ordnung überwunden, das heißt in dem Augenblick, in dem das Subjekt zu sprechen beginnt und so am großen Anderen, der Sprache, teil hat. Die erste Verkörperung des Symbolischen ist die Mutter; sie ist ein „großer anderer Wille“, der spricht und der das Kind in die Ordnung der Sprache und des Sozialen einführt. Noch mehr gilt dies für den Vater, der im Ödipuskonflikt die verbietende Rolle des Gesetzes einnimmt (Inzesttabu, Kastrationsdrohung), das Kind aus dem ödipalen Begehren herausdrängt und zur außerfamiliären, sozialen Welt hin orientiert.

In der Gesellschaft gilt das Gesetz des Symbolischen, d. h. das Gesetz der Sprache, der sozialen Normen und des ökonomischen Tauschs (vgl. auch Reziprozität). Das Symbolische ist in diesem Sinne gleichzusetzen mit der Ordnung der Sprache, des Diskurses, der staatlichen Herrschaft und der Ökonomie sowie dem „Gesetz des Vaters“ („Name-des-Vaters“). Sie bilden gleichermaßen eine symbolische Herrschaftsordnung, die das Subjekt unterwirft (sub-jectum = Unterworfenes) und strukturiert.

Auch das Unbewusste unterliegt der Struktur des Symbolischen: „Das Unbewusste ist wie eine Sprache strukturiert.“ (Seminar XI. Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse, S. 26) Das Symbolische ist daher die dominante der drei Strukturbestimmungen des Psychischen (auch das Imaginäre ist immer schon symbolisch überformt). Es ist auch jener Bereich, der in der psychoanalytischen Behandlung die zentrale Rolle spielt, die ja wesentlich eine Form der Heilung durch Sprache ist. (Vgl. Funktion und Feld des Sprechens und der Sprache in der Psychoanalyse, in: Schriften III, S. 71–169)

Zum Sprachkonzept Lacans vergleiche auch den Artikel Signifikant (Psychoanalyse).

Das begehrende Subjekt

Das Subjekt ist der Träger eines irreduziblen Mangels. Dieser Mangel beginnt mit der Geburt, die das Kind aus der Vollkommenheit seines embryonalen Daseins herauswirft und verstärkt sich durch seine zweite große Trennung, die Trennung der Symbiose mit der Mutter(brust). Auch von seinem Spiegelbild, dem es sich im Spiegelstadium gegenüber sieht, ist es getrennt und entfremdet. Das Subjekt ist seitdem unvollständig, weshalb es stets danach begehrt, vollständig zu werden und seinen Mangel, seine Lücke im Subjekt durch Objekte aufzufüllen. Ein solches Objekt, genannt Objekt klein a, fungiert als Antrieb und Auslöser der Handlungen des Subjekts und insofern als äußerer „Grund des Begehrens“. Aber der Mangel ist letztlich nicht aufhebbar, das Objekt bleibt unerreichbar und ist ein „immer schon verlorengegangenes“ Objekt, ein unerreichbares „Ding“.

Um diese Theorie des Mangels und des Begehrens herum errichtet Lacan den Teil seiner psychoanalytischen Theorie, der die klassischen psychoanalytischen Persönlichkeitsstrukturen integriert und aufnimmt, etwa die neurotischen oder psychotischen Persönlichkeitsstrukturen, die er als spezifische Weisen versteht, mit dem fundamentalen Mangel und dem Begehren umzugehen. Eine Form, den Mangel imaginär aufzufüllen, ist das Phantasma; es ist der Rahmen, das Szenario, in dem die Objekte klein a in Erscheinung treten.

Lacans Begriff des „Begehrens“ entspricht in etwa Sigmund Freuds Begriff des „Wunsches“, wobei es stets der Wunsch nach dem anderen (dem Objekt klein a), aber auch der Wunsch des (großen) Anderen ist, der das Subjekt bestimmt. So hat Lacan sich von Alexandre Kojève folgenden Aphorismus ausgeliehen: „Das Begehren des Menschen ist das Begehren des Anderen“. Und Arthur Rimbaud zitierend hielt er fest: „Ich ist ein Anderer.“

Dem Begehren gegenüber steht das Genießen (Jouissance). Während das Begehren sein Objekt metonymisch wechselt und von der Entsagung des Begehrten lebt, gleicht das Genießen, die unmittelbare, ‚idiotische‘ sexuelle Befriedigung, eher einem zähen Schleim. Das Genießen ist zugleich eine bestimmte Weise des Subjekts, seine Triebökonomie und damit sein Dasein zu organisieren. So zeigt sich gerade im Symptom als eines zu interpretierenden Signifikanten immer auch ein Rest des Nicht-Interpretierbaren, wofür Lacan den Begriff „Sinthom“ einführt.

Das Reale, das Symbolische und das Imaginäre (RSI)

  Das Imaginäre ist jener Bereich des Psychischen, der bildhaft und dual organisiert ist und in dem Identifikation und Narzissmus angesiedelt sind. Insbesondere das Spiegelstadium gehört der Sphäre des Imaginären an, ebenso das Objekt klein a.

Das Symbolische ist jener Bereich des Psychischen, der organisiert ist wie eine Sprache und der eine Ordnung von Signifikanten und Signifikaten bildet, die wohlorganisiert und geordnet zueinander stehen. Die Instanz, die die Ordnung des Symbolischen garantiert, ist der große Andere bzw. der Name des Vaters. Die symbolische Ordnung ist deshalb eine dreistellige Struktur (Signifikant-Signifikat-Referenz), während das Imaginäre eine duale Struktur besitzt.

Das Reale, den wohl rätselhaftesten Begriff seiner Theorie, beschreibt Lacan als das, was weder imaginär noch symbolisierbar ist, sondern eine eigene, massive, nichtreduzierbare und singuläre Existenz und Präsenz besitzt – etwa ein Traum, unter dem man leidet und der (noch) nicht in eine Geschichte verwandelbar ist. Das Reale ist immer etwas Unfassbares, Unsagbares, nicht Kontrollierbares, eine Art von Horror oder Trauma. Es tritt auch in den Sphären der Sexualität, des Todes und der Gewalt in Erscheinung. Es ist auf keinen Fall gleichzusetzen mit dem Begriff der Realität, der eher der symbolisch strukturierten Ordnung der Sprache und des Diskurses angehört. Das Reale lässt sich nicht vorstellen oder repräsentieren, sondern ist dasjenige, was sich dem Sprechen entzieht und verweigert. Dennoch liegt das Reale nicht gänzlich außerhalb der symbolischen Ordnung, sondern ist gerade der ihr immanente Un-Grund des Signifikanten. Darin besteht das eigentliche Paradoxon dieses (Un-)Begriffs.

Jedes psychische Objekt kann Aspekte jeder dieser drei Dimensionen aufweisen. So unterscheidet Lacan etwa zwischen einer realen, einer imaginären und einer symbolischen Mutter. Das gleiche gilt für den Vater oder den Phallus. Auch lässt sich von einem „imaginären Realen“, einem „symbolischen Realen“, einem „realen Realen“ etc. sprechen.

  Die drei Strukturbestimmungen des Subjekts RSI sind in der Struktur eines Borromäischen Knotens miteinander verbunden, das heißt: Jedes dieser „Register“ des Psychischen bedingt die anderen beiden, so dass die drei Begriffe eine unauflösbare Einheit bilden. Löst man einen von ihnen aus dem Gesamtgeflecht heraus, lösen sich auch die übrigen und das Geflecht verliert seine Kohärenz. Es ist unklar, ob Lacan diese Einheit als universal und auflöslich betrachtet, oder ob nicht in der Psychose diese Einheit auf traumatische Weise aufgelöst ist, wie er in seinem späten Seminar XXIII. Le sinthome (1975–76) angedeutet hat (vgl. Dylan Evans, Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse, S. 65).

In seinem späten Werk, ab 1974, setzt Lacan das Objekt klein a in die Mitte seines Borromäischen Knotens, also an jene Stelle des Psychischen, an dem sich das Imaginäre, das Symbolische und das Reale überschneiden. (Dylan Evans: Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse, S. 206)

Einfluss und Kritik

Lacans Werk war insbesondere für die Geisteswissenschaften in Frankreich außerordentlich einflussreich, vergleichbar etwa mit dem Einfluss Freuds in Deutschland. Eine breitere Rezeption in Deutschland setzte erst seit den 90er Jahren ein. Im Umfeld der traditionellen Psychoanalyse insbesondere in Deutschland ist Lacans Modifizierung Freuds umstritten.

Einfluss übte Lacan insbesondere auf den französischen Poststrukturalismus aus, dem er auch oft zugerechnet wird. Auch die Literaturwissenschaft beeinflusste er, insbesondere durch seine berühmt gewordene Analyse von Edgar Allan Poes Geschichte Der entwendete Brief (Schriften I, S. 7–60). Poes Geschichte war auch Gegenstand eines umfangreichen Briefwechsels zwischen Lacan und Jacques Derrida.

Der marxistische Philosoph Louis Althusser gründete seine einflussreiche Theorie der ideologischen „Anrufung“ („Interpellation“) auf Lacans Konzeption des großen Anderen. Über den Umweg Althussers übte Lacan damit auch einen wichtigen Einfluss auf Michel Foucault und dessen Konzeption des Diskurses aus – ein Einfluss, an dem sich Foucault Zeit seines Lebens abarbeitete, auch wenn er sich selbst als expliziter Gegenspieler der Lacan’schen (und sonstigen) Psychoanalyse verstand.[3]

Der Philosoph Slavoj Žižek leistet eine Übertragung der Lacanschen Psychoanalyse sowohl auf die europäische Philosophiegeschichte (vgl. Die Tücke des Subjekts, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2001) als auch auf die Populärkultur, insbesondere Literatur und Kino (Matrix, Hitchcock, Science-Fiction etc.).

Julia Kristeva, eine Schülerin Lacans, kritisiert, dass Sprache bei ihm als etwas Überhistorisches erscheine. Weiter komme das Subjekt im Poststrukturalismus nicht vor; auch sei für Heterogenität, sie nennt das auch Weiblichkeit, kein Platz: selbst eine Lücke, eine Leerstelle wirke nur strukturbildend auf ein anderes Feld. Sie erweitert die Theorie auch mit Aspekten des historischen Materialismus.

Die feministische Psychoanalytikerin Luce Irigaray hat in ihrem 1974 erschienen Werk Speculum – Spiegel des anderen Geschlechts versucht, auf der Grundlage einer kritischen Re-Lektüre von Freud und Lacan einen weiblichen Diskurs und eine weibliche Identität zu erarbeiten und damit eine zentrale Lücke des männlich dominierten psychoanalytischen Diskurses zu schließen – eine Lücke, die besonders in Lacans umstrittenem Satz zum Ausdruck kommt: „La femme n' existe pas.“ (Seminar XVIII, 1970–71)

Gilles Deleuze und Félix Guattari betonen in ihrem Buch Anti-Ödipus. Kapitalismus und Schizophrenie I die gesellschaftliche Ausrichtung der Wunschproduktion. Das Buch versteht sich als Kritik an Jacques Lacan und der Psychoanalyse.

Siehe auch

  • Alain Badiou, Rudolf Heinz, Homi K. Bhabha, Frantz Fanon, Interpassivität

Fußnoten

  1. Vgl. dazu ausführlich Nicolas Langlitz: Lacans Praxis der variablen Sitzungsdauer und seine Theorie der Zeitlichkeit, Digitale Dissertation an der FU Berlin (2004).
  2. Alle Angaben in diesem Abschnitt: Gerhard Schmitz: Das Seminar von Lacan, in: Gondek et al.: Jacques Lacan – Wege zu seinem Werk, S. 238.
  3. Vgl. dazu Philipp Sarasin: Michel Foucault zur Einführung, Hamburg: Junius 2006 (2., überarb. Auflage), S. 156 ff.

Werke

Werkausgabe

  • Schriften. Ausgew. und hrsg. von Norbert Haas. 3 Bände. Olten/Freiburg im Breisgau: Walter 1973–1980; Taschenbuchausgabe bei Suhrkamp 1975 (nur Bd. 1); sowie: Weinheim/Berlin: Quadriga 1991 ff. ISBN 3-88679-903-4 (alle drei Ausgaben sind seitenidentisch)
  • Das Seminar. (Bde.: I, II, III, IV, V, VII, XI, XX) Olten/Freiburg: Walter 1978 ff.; Weinheim/Berlin: Quadriga 1986 ff.; Wien: Turia + Kant 2000 ff.; Wien: Passagen 2007
    • Buch I (1953–1954): Freuds technische Schriften. ISBN 3-88679-904-2
    • Buch II (1954–1955): Das Ich in der Theorie Freuds und in der Technik der Psychoanalyse. ISBN 3-88679-905-0
    • Buch III (1955–1956): Die Psychosen. ISBN 3-88679-909-3
    • Buch IV (1956–1957): Die Objektbeziehung. ISBN 3-85132-300-9
    • Buch V (1957–1958): Die Bildungen des Unbewussten. ISBN 3-85132-470-6
    • Buch VII (1959–1960): Die Ethik der Psychoanalyse. ISBN 3-88679-910-7
    • Buch VIII : Die Übertragung. ISBN 978-3-85165-817-0
    • Buch XI (1964): Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse. ISBN 3-88679-906-9
    • Buch XX (1972–1973): Encore. ISBN 3-88679-907-7

Einzelausgaben

  • Zusammenfassende Wiedergaben der Seminare IV–VI von Jacques Lacan. Hrsg. von Jean-Bertrand Pontalis. Wien: Turia + Kant 1999. ISBN 3-85132-200-2
  • Radiophonie/Television. Übers. von Hans-Joachim Metzger, Jutta Prasse u. Hinrich Lühmann. Weinheim/Berlin:Quadriga 1988. ISBN 3-88679-908-5
  • Namen-des-Vaters. Übers. von Hans-Dieter Gondek. Wien: Turia + Kant 2006. ISBN 3-85132-450-1
  • Über die paranoische Psychose und ihre Beziehungen zur Persönlichkeit und frühe Schriften über die Paranoia. Übers. von Hans-Dieter Gondek. Wien: Passagen 2002. ISBN 3-85165-406-4
  • Das Freudsche Ding oder der Sinn einer Rückkehr zu Freud in der Psychoanalyse. Übers. von Monika Mager. Wien: Turia und Kant 2005. ISBN 3-85132-452-8
  • Der Triumph der Religion, welchem vorausgeht Der Diskurs an die Katholiken. Übers. von Hans-Dieter Gondek. Wien: Turia und Kant 2006. ISBN 978-3-85132-451-8
  • Über den "Trieb" bei Freud und das Begehren des Psychoanalytikers. In: Lacan - Trieb und Begehren. Hrsg. von Christian Kupke. Berlin: Parodos 2007. ISBN 978-3-938880-06-7

Literatur

  • Wolfram Bergande: Lacans Psychoanalyse und die Dekonstruktion. Wien: Passagen 2002. ISBN 3-85165-520-6
  • Tim Caspar Boehme: Ethik und Genießen: Kant und Lacan. Wien: Turia & Kant 2005. ISBN 3-85132-416-1
  • Claudia Blümle, Anne von der Heiden (Hg.): Blickzähmung und Augentäuschung. Zu Jacques Lacans Bildtheorie. Zürich/Berlin: Diaphanes 2005. ISBN 3-935300-80-8
  • Christoph Braun: Die Stellung des Subjekts. Lacans Psychoanalyse. Berlin: Parodos 2007. ISBN 3-938880-08-2
  • Jacques Derrida: Aus Liebe zu Lacan. in: ders.: Vergessen wir nicht – die Psychoanalyse! Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1998, S. 15-59. ISBN 3-518-11980-X
  • Dylan Evans: Wörterbuch der Lacanschen Psychoanalyse. Wien: Turia + Kant 2002. ISBN 3-85132-190-1
  • Bruce Fink: Eine klinische Einführung in die Lacansche Psychoanalyse. Theorie und Technik. Wien: Turia + Kant 2005. ISBN 3-85132-323-8
  • Thomas Gebel: Krise des Begehrens. Theorien zu Sexualität und Geschlechterbeziehungen im späten 20. Jahrhundert. Hamburg: Dr. Kovac 2002. ISBN 3-8300-0501-6
  • Christian Kupke (Hg.): Lacan – Trieb und Begehren. Berlin: Parodos 2007. ISBN 978-3-938880-06-7
  • Hermann Lang: Die Sprache und das Unbewusste: Jacques Lacans Grundlegung der Psychoanalyse. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1986 (= Univ.-Diss., Heidelberg 1972). ISBN 3-518-28226-3
  • Nicolas Langlitz: Die Zeit der Psychoanalyse: Lacan und das Problem der Sitzungsdauer. Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2005. ISBN 3-518-29357-5 (= Univ.-Diss., FU Berlin 2004 [1])
  • Thanos Lipowatz: Politik der Psyche. Eine Einführung in die Psychopathologie des Politischen. Wien: Turia + Kant 1998. ISBN 3-85132-156-1
  • Nina Ort: Objektkonstitution als Zeichenprozeß: Jacques Lacans Psychosemiologie und Systemtheorie. Wiesbaden: DUV 1998. ISBN 3-8244-4276-0
  • Gerda Pagel: Jacques Lacan zur Einführung, Hamburg: Junius 2002 (4. Aufl.). ISBN 3-88506-364-6
  • Elisabeth Roudinesco: Jacques Lacan. Bericht über ein Leben, Geschichte eines Denksystems. Köln: Kiepenheuer und Witsch 1996. ISBN 3-462-02574-0 (Tb.: ISBN 3-596-13843-4)
  • R. Schwand-Marie: Der Tod und das Ding Aleph. Eine kriminanalytische Hy-Story. Wien: Passagen 1992. ISBN 3-85165-027-1 (Roman!)
  • Samuel Weber: Rückkehr zu Freud. Jacques Lacans Ent-stellung der Psychoanalyse, Wien: Passagen 2000. ISBN 3-85165-424-2
  • Peter Widmer: Subversion des Begehrens: Jacques Lacan oder die 2. Revolution der Psychoanalyse. Frankfurt a.M.: Fischer 1990. ISBN 3-596-24188-X; Neuauflage: Subversion des Begehrens. Eine Einführung in Jacques Lacans Werk, Wien: Turia + Kant 1997. ISBN 3-85132-150-2
  • Slavoj Žižek: Liebe Dein Symptom wie Dich selbst! Jacques Lacans Psychoanalyse und die Medien. Berlin: Merve 1991. ISBN 3-88396-081-0
  • Slavoj Žižek: Mehr-Genießen. Lacan in der Populärkultur. Wien: Turia + Kant 1992. ISBN 3-85132-037-9
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