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InfektionsepidemiologieWeiteres empfehlenswertes Fachwissen
Definition und InhaltLaut Schlagwortverzeichnis MeSH der weltweit gebräuchlichsten Medizin-Datenbasis Medline ist die Epidemiologie - Infektionsepi. wird dort nicht gesondert aufgeführt – dasjenige „Gebiet der Medizin, das sich befasst mit der Bestimmung von Ursachen, Häufigkeit und charakteristischem Verhalten von Krankheitsausbrüchen, die Populationen von Menschen betreffen. Hierin beinhaltet sind die gegenseitigen Beziehungen zwischen einem Wirt, einem Agens und der Umwelt, sofern sie mit der Verbreitung und Kontrolle der Krankheit in Verbindung stehen.“ Die Besonderheit der Infektionsepidemiologie liegt nun darin, dass einer der drei Bestandteile dieser Interaktion ein „Eigenleben“ hat bzw. sich verändern und anpassen kann. Ein Bakterium z.B. kann sich auf seinen (menschlichen) Wirt bzw. die Umwelt einstellen und kann „aktiv“ auf Veränderungen bei beiden reagieren.
GeschichteDie heutige Epidemiologie, die als übergreifende Wissenschaft eine große Vielfalt von Zweigen umfasst (vgl. z.B. die AGs der DGEpi), hat ihren Ursprung zu einem Gutteil in der Infektionsepidemiologie, vor allem im 19. Jhd. Noch bevor Robert Koch und andere Bakterien & Co. als Krankheitsauslöser identifizierten, waren durch nähere Analysen von Epidemien Zusammenhänge sichtbar gemacht worden, die zum Verständnis von Epidemien führten – bekanntestes Beispiel ist die Untersuchung einer Choleraepidemie in London um 1850 durch John Snow. In der Folge, Ende des 19. Jhd., verschmolzen beide „Teile“, der „diagnostische / mikrobiologische“ und der „epidemiologische“, zu einer einheitlichen Wissenschaft. Als dritter Teil der „klassischen“ Infektionsepidemiologie kam die Seuchenkontrolle hinzu, die schon viel länger existierte, z.B. im Rahmen von Quarantänemaßnahmen bei der Pest, nun aber in Verbindung mit den neu gewonnenen Einsichten aus Epidemiologie und Mikrobiologie zu einem effektiven Instrument der Gesundheitsfürsorge wurde. Ein 1891 gegründetes Königlich Preußisches Institut für Infektionskrankheiten, später nach Robert Koch benannt, übernahm allmählich all diese Aufgaben und dient heute schließlich der „Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankheiten, insbesondere der Infektionskrankheiten“, wobei eine von drei Abteilungen sich ausdrücklich mit Infektionsepidemiologie befasst. Die „moderne“ Infektionsepidemiologie um das Jahr 2000 stützt sich inzwischen auf eine Vielzahl von benachbarten Wissenschaftszweigen, zu nennen bzw. fortgeschrittene Diagnosetechniken wie molekularbiologische Untersuchungen, die Ursprung bzw. Übertragungsweg von Erregern erkennen lassen, genetische Untersuchungen, die die Empfänglichkeit von Individuen oder Populationen ggü. Infektionen beschreiben, die Mathematische Modellierung, die Infektionsausbrüche im Voraus simulieren kann.
Aktuelle SchwerpunkteIn Deutschland wird das aktuelle infektiologische Krankheitsgeschehen u.a. gemäß IfSG erhoben und jährlich im Infektionsepidemiologischen Jahrbuch meldepflichtiger Erreger, herausgegeben vom RKI, berichtet. An meldepflichtigen Infektionen in Deutschland standen 2006 Magen-Darm-Infekte mit Abstand an der Spitze, mit ca. 250.000 Fällen (wobei noch eine hohe Dunkelziffer hinzugerechnet werden darf). Zahlenmäßig „zweitrangig“ unter den 12 häufigsten Krankheiten – jedoch deutlich schwerwiegender – folgen Hepatitis-C, Tuberkulose, Influenza, Syphilis und HIV/AIDS, mit je ca. 7000-3000 Fällen (nebst einigen weiteren Darminfekten). Neben diesen dauerhaft solchermaßen häufigen Infektionen gibt es immer wieder kleinere Ausbrüche, die für Aufmerksamkeit sorgen, z.B. mit Masern, Hepatitis-A oder Q-Fieber. Bei solchen Ausbrüchen ist rasche infektionsepidemiologische Kompetenz gefragt, um den Ausbruchsherd zu identifizieren und abstellen zu können. In den vergangenen beiden Jahren hat die Epidemiologie einer bei uns noch gar nicht aufgetretenen Erkrankung, der Vogelgrippe beim Menschen, zu umfangreichen vorsorglichen Studien im Rahmen der Pandemieplanung geführt. International spielen Infektionskrankheiten eine viel größere Rolle, speziell in den Entwicklungsländern. Dort sorgen seit jeher vor allem Durchfallserkrankungen, Tuberkulose, Malaria, inzwischen aber auch HIV/AIDS, für hohe Krankheitslast und Todesfallzahlen. Daneben gibt es aber auch eine Reihe von weniger in der Öffentlichkeit beachteten Infektionen wie Cholera, Wurmerkrankungen, Leishmaniose u.v.m., an denen weltweit geschätzt über eine Milliarde Menschen – also etwa jeder sechste – leiden, und die von der WHO folgerichtig mit Neglected tropical diseases (NTDs) bezeichnet werden. Neben diesen, nun in globalem Maßstab, chronisch verbreiteten Infektionen treten auch hier immer wieder Ausbrüche auf, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, speziell, wenn sie das Potential für eine größere Ausbreitung haben. Im September 2007 war dies z.B. ein Ebola-Ausbruch im Kongo. WHO - Neglected tropical infections: [1] WHO - Ausbruch: [2]
Gesetzliche GrundlageMaßgeblich ist das „Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten beim Menschen“ (kurz: Infektionsschutzgesetz, IfSG) §1 (1) „Zweck des Gesetzes ist es, übertragbaren Krankheiten beim Menschen vorzubeugen, Infektionen frühzeitig zu erkennen und ihre Weiterverbreitung zu verhindern.“ [3]
Institutionen national und internationalRobert-Koch-Institut (RKI) bundesdeutsche zentrale Institution, Sitz in Berlin [4] European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) EU-weite zentrale Institution, Sitz in Stockholm [5] Weltgesundheitsorganisation (WHO) [6]
Wissenschaftliche Fachgesellschaften in DeutschlandMehrere medizinische bzw. biowissenschaftliche Fachgesellschaften beschäftigen sich mit der Infektionsepidemiologie. Die Dt. Ges. für Epidemiologie (DGEpi) hat eine Arbeitsgruppe Infektionsepidemiologie. AG Infektionsepidemiologie der Dt. Ges. für Epidemiologie (DGEpi) [7]
Fachliche QualifikationenDer gemäß Musterweiterbildungsordnung von 2003 in allen 16 Bundesländern bzw. 17 Ärztekammerbezirken (NRW hat 2) eingeführte Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie führt zwar die Infektionsepi. im Namen, ist jedoch gemäß Weiterbildungsinhalt – und auch in der Praxis – oft in erster Linie Labormediziner. Ebenfalls mit der „Epidemiologie ... von Infektionen“ beschäftigt sich die Zusatz-Weiterbildung „Infektiologie“. Die anderen in der Infektionsepi. tätigen Praktiker und Wissenschaftler setzen sich aus einer Vielfalt von Medizinern anderer Fachrichtungen und Biowissenschaftlern allgemein zusammen. Für die „Nicht-Mikrobiologen“ den o.g. Facharztqualifikationen vergleichbar zu werten ist das gemeinsame Zertifikat Epidemiologie der epidemiologischen Fachgesellschaften. Bundesärztekammer: (Muster-)Weiterbildungsordnung [8] Dt. Ges. für Epidemiologie: Zertifikat Epidemiologie [9]
QuellenBücher Bislang gibt es zwei vergleichbare Bücher zum Thema in deutsch, die beide auch für den wissenschaftlich Interessierten verständlich lesbar sind: Alexander Krämer & Ralf Reintjes (Hrsg.): Infektionsepidemiologie. Methoden, Moderne Surveillance, Mathematische Modelle, Global Public Health. Springer, Berlin-Heidelberg 2003, ISBN 978-3-540-42764-3 Ursula Schlipköter & Manfred Wildner (Hrsg.): Lehrbuch Infektionsepidemiologie, Verlag Hans Huber, Bern 2006, ISBN 978-3-456-84341-4 An englischsprachigen Büchern ist das gut lesbare Buch von Giesecke hervorzuheben, beim „Flaggschiff“ der Epi-Bücher, dem Rothman-Greenland, steht eine Neuauflage bevor. Johan Giesecke: Modern Infectious Disease Epidemiology, 2nd Edition, Arnold Publishers, 2002 M.E. Halloran: Concepts of infectious disease epidemiology, in: Rothman, Kenneth & Greenland, Sander (Hrsg.): Modern Epidemiology, 2nd Ed. 1997, S. 529-554 Zeitschriften Epidemiologisches Bulletin Vom RKI herausgegebene Monatsschrift zu infektionsepidemiologischen Themen. [10] Eurosurveillance Von der ECDC herausgegebenes Periodikum (erscheint themenbezogen unterschiedlich wöchentlich, monatlich und quartalsmäßig) [11] Internetquellen vgl. zunächst die Rubriken Institutionen und Fachgesellschaften eine umfangreiche Internetquelle mit vielen Querverweisen ist: [12] |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Infektionsepidemiologie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |