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Infantile ZerebralpareseUnter dem Ausdruck infantile Zerebralparese oder Cerebralparese − von cerebrum (Gehirn) und parese (Lähmung) − versteht man Bewegungsstörungen, deren Ursache in einer frühkindlichen Hirnschädigung liegt. Die dadurch hervorgerufene Behinderung ist charakterisiert durch Störungen des Nerven- und Muskelsystems im Bereich der willkürlichen Bewegungskoordination. Am häufigsten sind spastische Mischformen und eine Erhöhung der Muskelspannung (Muskelhypertonie). Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
SynonymeMan spricht von Zerebraler Kinderlähmung, Infantiler Paralyse, Paralysis infantum; nach dem englischen Orthopäden William John Little auch (veraltet) von der Littleschen Krankheit („Little's disease“). Die Menschen, die von einer ICP betroffen sind, werden im Allgemeinen auch Spastiker genannt. AllgemeinesDas menschliche Gehirn ist unter anderem eine Schaltzentrale, die Befehle an den Bewegungsapparat sendet. Dieser wiederum meldet ausgeführte Aktionen an das Gehirn zurück. So entsteht der Kreislauf der menschlichen Motorik. Bei einem Kind mit zerebralen Bewegungsstörungen, deren Ursachen meistens auf die Schwangerschaft, die Geburt oder auf Krankheiten zurückzuführen sind, ist die Funktion einiger Anteile des motorischen Rindengebietes beeinträchtigt. Es entstehen Löcher in diesem Bewegungskreislauf. Eine zerebrale Bewegungsstörung wird zum einen meist durch eine hohe Muskelspannung (Muskelhypertonie) oder ständiges Wechseln von starken und schwachen Muskelverspannungen (Muskelhypotonie) sichtbar. Zum anderen ist die Zusammenarbeit verschiedener Muskeln gestört. Ein Mensch mit Zerebralparese kann seine Muskeln nicht wie üblich kontrollieren. Eine Zerebralparese lässt sich bei schwer betroffenen Kindern schon bald nach der Geburt erkennen, bei anderen erst nach drei bis vier Monaten. Allgemein spricht man aber erst nach Ende des ersten Lebensjahres von einer Zerebralparese. Es gibt keine bestimmte Behandlungsmethode bei Zerebralparesen, jedes Kind reagiert anders. HäufigkeitStatistisch gesehen kann bei etwa einem von 500 lebend geborenen Kindern eine Zerebralparese diagnostiziert werden. Sehr kleine Frühgeborene sind etwa 100 bis 300 Mal häufiger betroffen als reif geborene Kinder. SymptomeEs kommt zu einer Verhinderung der üblichen Entwicklung des zentralen Nervensystems, zu einer Entwicklungshemmung, einem Weiterbestehen primitiver Reflexe und die Entwicklung physiologischer Reflexbahnen bleibt aus. Die motorische Entwicklung verläuft verlangsamt. Der Muskeltonus, die Muskelstärke, die Muskelkoordination und die Bewegungsabläufe sind betroffen. Es lassen sich verschiedene Formen von Bewegungs- und Haltungbesonderheiten unterscheiden, oftmals handelt es sich um Mischformen:
Infolge der spastischen Lähmung kommt es zur Gelenkversteifung, wobei die Beugemuskeln und die Adduktoren von der Spastik betroffen sind:
Bei 15% der Menschen kommt es zu ataktischen Syndromen, d. h., zu Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen, Sprachstörungen, Tremor (Muskelzittern), Störung der feinen Muskelbewegungen und muskulärer Hypotonie. Bei 10% der Menschen kommt es zu dyskinetischen Syndromen, d. h. wurmartige, unkontrollierte und unwillkürliche Bewegungsabläufe (Athetose), Tremor, mangelnde Kontrolle der Mimik, häufiges Grimassieren und Überdehnung der Gelenkkapseln. Neben diesen drei beschriebenen Syndromen treten häufig auf:
AuswirkungenIn Folge der spastischen Lähmungen kommt es zu einer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit der betroffenen Extremitäten und ggf. wird die Nutzung eines Rollstuhls notwendig. Dadurch ist die selbstständige Bewältigung des Alltags (z. B. essen und trinken, Toilettengang, an- und ausziehen) erschwert. Durch epileptische Anfälle kann es zu Stürzen kommen. Die Hör- und Sprachstörungen beeinträchtigen die Teilnahme am sozialen Leben. Kognitive Einschränkungen können die Selbstständigkeit und die Bewältigung des Alltags beeinträchtigen. Oftmals sind die Menschen ausgegrenzt und es kann zu sozialer Isolation kommen. UrsachenNachweisbare Ursachen für die Hirnentwicklungsstörung lassen sich in etwa 50% der Fälle finden. Beispiele sind:
Die Diagnose wird nach Ausschluss anderer fortschreitender Erkrankungen und auf Grund des klinischen Befundes gestellt. BehandlungEine multidisziplinäre Therapie aus unterschiedlichen medizinischen und therapeutischen Bereichen steht im Mittelpunkt der Behandlung der ICP. Grundsätzlich sollte diese so früh wie möglich im Verlauf der Erkrankung beginnen. Eine kausale, also die Erkrankung heilende Therapie ist auf Grund der Vielfältigkeit der betroffenen Organsysteme nur in den seltensten Fällen möglich. Von besonderer Bedeutung ist die Ausarbeitung eines die verschiedenen Therapiemöglichkeiten einbeziehenden Rehabilitationsplanes, in dem insbesondere die zu erreichenden Therapieziele erläutert und festgelegt werden sollten. Hierbei stehen unterstützende konservative Therapiemaßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, die durch spezielle medikamentöse Therapien und konservative orthopädische Kontrakturvorbeugung durch verschiedene Orthopädietechniken unterstützt werden, im Vordergrund der Behandlung. Erst bei einem fortschreitenden Verlauf, der Ausschöpfung aller konservativen Maßnahmen und unter sehr strenger Operationsindikation sollten operative Maßnahmen zum Einsatz kommen. Konservative TherapieDie konservative Therapie umfasst ein großes Spektrum der Rehabilitationsmedizin. Sie sollte so bald als möglich nach der Diagnose beginnen
Operative TherapieIm Vordergrund der operativen Therapie steht die Korrektur und Prophylaxe von Kontrakturen und Deformitäten, sowie die größtmögliche Herstellung des Muskelgleichgewichts zur weitergehenden Verhinderung pathologischer Bewegungsmuster. Es stehen hierfür verschiedene operative Techniken zur Verfügung:
Schulischer AspektBei Kindern mit einer Zerebralparese ist die Einschulung in eine Regelschule meist ein schwerer und bürokratischer Prozess. Viele Lehrer sind nicht dazu ausgebildet, Kinder mit einer Körperbehinderung aufzunehmen, selbst wenn ihre kognitiven Fähigkeiten mit denen eines Regelkindes vergleichbar sind. Deshalb wird z. B. in der Schweiz keinem Lehrer vorgeschrieben, ein Kind mit einer Zerebralparese aufnehmen zu müssen. In vielen Fällen liegt es an den Eltern, sich dafür einzusetzen, dass das eigene Kind in eine Regelklasse aufgenommen wird. Wenn ein Kind mit körperlichen Schwierigkeiten in die Regelklasse aufgenommen wird, ist dessen Schulalltag oft von vielerlei Hürden geprägt. Problematisch ist schon die Tatsache, dass von einem Kind mit Behinderung meist das Gleiche erwartet wird wie von Kindern ohne Einschränkungen. Andererseits ist es gerade für Kinder mit einer körperlichen Behinderung sehr wichtig, ihnen nicht in gutgemeinter Hilfsbereitschaft jede Arbeit abzunehmen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie gesellschaftlich wichtige Arbeit leisten und selbständig für sich sorgen können. Die Anforderungen an das Lehrpersonal sind daher bei Kindern mit Behinderung enorm; dazu kommen noch potentielle Konflikte zwischen behinderten und nichtbehinderten Schülern. Literatur
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Infantile_Zerebralparese aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |