Um alle Funktionen dieser Seite zu nutzen, aktivieren Sie bitte die Cookies in Ihrem Browser.
my.bionity.com
Mit einem my.bionity.com-Account haben Sie immer alles im Überblick - und können sich Ihre eigene Website und Ihren individuellen Newsletter konfigurieren.
- Meine Merkliste
- Meine gespeicherte Suche
- Meine gespeicherten Themen
- Meine Newsletter
IndividuumUnter einem Individuum (lat.: unteilbar, aber auch nicht zu Teilendes) versteht man etwas Einzelnes in seiner Gesamtheit mit allen Eigenheiten und Eigenarten, die in ihrem Gesamtgefüge wiederum bestimmend sind für seine Individualität. Es bezeichnet also das räumlich und qualitativ einmalige Einzelwesen (seltener auch Einzelding). Der Begriff Individuum wird auf tierliche Lebewesen und auf den Menschen angewendet; Einheit und intakte Ganzheit ist bei ihnen lebensnotwendig. Im Bereich der "künstlichen Intelligenz" und in der Science-Fiction-Literatur wird er auf Systeme angewendet, die den Turing-Test bestehen. Zyniker fragen, ob hier beispielhaft ELIZA bereits als ein Individuum anzusehen ist; praktisch und interneterprobt werden Chatbots tatsächlich von menschlichen Gesprächspartnern so begriffen. Im Allgemeinen ist ein Individuum ein Etwas, das denken kann, und spezieller: Ein Ding mit einem Bewusstsein. Bei Menschen wird statt von "Individuen" auch von "Personen" geredet, deren individuelle Eigenschaften und Interessen dann den Besonderheiten, die in einer Bevölkerungsgruppe (Gemeinschaft, Gesellschaft, Kollektiv) vorherrschen, gegenübergestellt werden können. Diesen Sachverhalt bezeichnet man als Subjektivität. Weiteres empfehlenswertes FachwissenDer Begriff "Individuum" in der GeistesgeschichteDie Bedeutung des Individuums schwankt in der Geistesgeschichte sowohl in der zeitlichen Dimension (epochenabhängig) wie auch in der räumlichen Dimension (Kulturen). Die Moderne, die heute Europa und Nordamerika bestimmt, betont das Individuum im historischen wie auch im interkulturellen Vergleich sehr stark. Diese starke Betonung des Individuums wird auch Individualismus genannt, im Gegensatz zum Kollektivismus. Die geistesgeschichtliche Streitfrage ist die nach der Bedeutung und Autonomie des Einzelnen im Vergleich zu der Gemeinschaft, in der er lebt. In neuerer Zeit wurde dies in den Extrempositionen von Max Stirner ("Der Einzige und sein Eigentum") und dem Nationalsozialismus ("Du bist nichts, Dein Volk ist alles") besonders deutlich. Dem Individualismus kommen Gedankensysteme wie der Anarchismus oder der Liberalismus sehr entgegen. Die Gegenpositionen zum Individualismus nehmen besonders sozialistische Systeme ein. Es gibt allerdings Ausnahmen von dieser groben Orientierung. So betont etwa der Liberale Max Weber das Volk als hohen Wert, während es Sozialisten gibt, die eine Gesellschaftsordnung anstreben, in der der einzelne ohne gesellschaftliche Bindung leben kann. Einer der ersten, die im europäisch-abendländischen Kulturkreis das Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft thematisiert haben, war Aristoteles, der in seiner Politik den Menschen als zoon politikon, also als Gemeinschaftslebewesen bezeichnete. Dem gegenüber steht die Privatperson, bezeichnet als "idiotes" [1] . In neuerer Zeit war es vor allem Jean-Jacques Rousseau, der sich des Themas annahm. Er unterschied in der Gesellschaft zwischen dem Willen aller (Individuen) einerseits und dem allgemeinen Willen der Gemeinschaft. Diese Unterscheidung findet heute z. B. Anwendung im Versicherungsparadoxon. Danach hat jeder individuelle Versicherte ein Interesse daran, möglichst viel aus der Versicherung herauszuholen. Wenn dies aber alle tun, wird die Versicherung immer teuerer, was dem Interesse der Versichertengemeinschaft widerspricht. Die Abhängigkeit der Moral und Ethik von der Gesellschaft hat der Soziologe Emile Durkheim herausgearbeitet. Ihm zufolge gibt es Moral überhaupt erst durch das Kollektiv. Das Individuum an sich kennt keine Moral. Nach Durkheim sind so auch Verbrechen nichts als ein Verstoß gegen kollektive Gefühle. In der liberalen Wirtschaftsideologie im Anschluss an Adam Smith wird hingegen - ganz im Gegensatz zur Aussage von Rousseau und Adam Smith selbst - davon ausgegangen, dass die Summe der Einzelegoismen automatisch "zum größtmöglichen Glück der größten Zahl" führen kann (Jeremy Bentham). Der Staat solle seine Aktivitäten auf wenige Ausnahmen beschränken (äußere und innere Sicherheit), was polemisch häufig als Idee vom Nachtwächterstaat bezeichnet wurde. Individuum, Masse und PersönlichkeitMit dem Heraufkommen der besonderen Bedeutung eines jeden Individuums entstanden Begriffe wie Masse und Persönlichkeit. Individuen werden ohne soziale Einbindung zur einsamen Masse, wie der Soziologe David Riesman es nannte. Einen Aufstand der Massen diagnostizierte der spanische Philosoph Ortega y Gasset. Er erfolgt aus der Vereinigung der zu Individuen Vereinzelten. Unter einer Persönlichkeit versteht man im Allgemeinen ein Individuum, dem es gelungen ist, sich aus der Masse zu erheben. So sieht denn die Kritik am Individualismus zwei Möglichkeiten: Das anonyme Aufgehen des Einzelnen in der Masse, die unter Umständen von kollektivistischen Bewegungen organisiert werden und dann geschichtsträchtig werden können. Die andere Möglichkeit ist die Höherentwicklung des Individuums zur eigenständigen, emanzipierten Persönlichkeit. Daraus ergeben sich zwei Bewegungsrichtungen. Eine optimistische unterstellt, dass sich die meisten Individuen zur Persönlichkeit weiterentwickeln können und der Individualismus daher ein Fortschritt auf dem Weg zu einer besseren Gesellschaft ist. Die entgegengesetzte pessimistische unterstellt, dass die Individuen dies nicht schaffen, sondern als Masse lediglich Spielball einer Minderheit sind bzw. werden oder von Demagogen ausgenutzt werden, der Individualismus daher eine Fehlentwicklung sei. Individuum im interkulturellen VergleichDas Individuum hat unter einer religiös-göttlichen Betrachtung eine gänzlich andere Bedeutung als in der Moderne. Zwar ist es der einzelne Mensch, der selig wird, aber dies wird nicht so sehr im Gegensatz zur Gesellschaft, sondern im Verhältnis zu Gott gesehen. Der Individualismus der Moderne setzt daher die Säkularisierung voraus. Wo diese nicht erfolgt ist, hat das Individuum eine sehr persönliche Bedeutung gegenüber Gott, aber nicht gegenüber der Gesellschaft. Erkennbar wird das beispielsweise daran, dass im Mittelalter Künstler, die Kirchen ausschmückten, ihre Werke nicht individuell zeichneten. Die Signatur eines Kunstwerkes kam erst auf, als das Individuum begann, eine gesellschaftliche Bedeutung zu erlangen. Auch der Islam hat in weiten Zügen eine solche anonyme Ausrichtung, verstärkt durch die Bilderfeindlichkeit im Koran. Im Gegensatz der Moderne und dem Islam prallen so auch unterschiedliche Vorstellungen über die Bedeutung und den Wert des Individuums aufeinander. Das vor allem aus indischen Einflüssen bestimmte asiatische Denken legt dem Individuum ebenfalls einen deutlich geringeren Wert bei. Die antiwestlichen Strömungen werden auch daraus genährt. Zwar gibt es auch im asiatischen Denken den einzelnen Menschen, aber niemals in der starken Betonung wie in der westlichen Moderne. Das Indiviuum ist dort viel stärker eingebunden in den ewigen Kreislauf bzw. in die Tradition der Familie, wie dies insbesondere in China deutlich wird. Wissenschaften, die sich mit dem Individuum befassen
Auffassungen in der Antike und im IdealismusIn der antiken Philosophie wurde der Begriff hauptsächlich für das "Atom" verwendet, später, vor allem mit der frühbürgerlichen Revolution in Europa auch für das einzelne Lebewesen und den einzelnen Menschen. In idealistischen und religiösen Auffassungen beschränkt sich die Anwendung auf das Wesen, dem eine immatrielle Seele zugesprochen wird. In der neueren Zeit wird damit vorwiegend eine einzelnen Organisation und der Mensch bezeichnet, aber auch andere materiellen Objekte, z.B. für einzelne Elementarteilchen. Die Systemeigenschaften im Hinblick auf Eigenschaften eines IndividuumsIm Prinzip ist jedes materielle System als Individuum anzusehen, da es über Eigenschaften (d.h. Systemeigenschaften) verfügt, die keines seiner Elemente losgelöst von den anderen Elementen des Systems besitzt und in dieser spezifischen Ausprägung infolge seiner Herausbildung in einer konkreten spezifischen Umwelt auch kein anderes System. Als Individuum grenzt sich jedes lebende System (lebendes System) raumzeitlich und qualitativ von seiner Umwelt ab, mit der es in Wechselwirkung steht, so daß von einer dialektischen Wechselwirkung gesprochen werden kann, welches spezifische Bedingungen für das Individuum schafft. Daraus ergibt sich die relative Selbständigkeit des Individuums, die Fähigkeit zu eigener Entwicklung aufgrund innewohnender Triebkräfte, zu ihm eigentümlichen Bewegungen und Reaktionen auf Einwirkungen aus der Umwelt. Die Herausbildung der IndividualitätDer Grad der relativen Selbständigkeit, Besonderheit und Eigentümlichkeit wird auch der Grad der Individualität bezeichnet. Der Grad der Individualität jedes Systems ist abhängig von dem des übergeordneten umfassenden Systems und dem seiner eigenen Elemente. In Integrationsprozessen nimmt in der Regel der Individualitätsgrad von Systemen zu und der ihrer Elemente ab (Integration (Philosophie)). Die Verabsolutierung der Individualität, besonders des einzelnen Menschen, wird als Individualismus bezeichnet. Im Sinne der oben genannten Auffassung vom Individuum kann man jedoch auch andere Verabsolutierungen der Individualität (z.B. einer territorialen Einheit, einer Berufsgruppe, eines Volkes, einer Nation, der menschlichen Zivilisation auf der Erde) als verschiedene Formen des Individualismus auffassen. Daraus ergibt sich auch die Staatsräson. Der Begriff des Individuums in der BiologieIn der Biologie wurde über lange Zeiträume der Begriff des Individuums fast ausschließlich auf den einzelnen Organismus bezogen. Diese Verabsolutierung wurde im 20. Jahrhundert schrittweise übernommen unter Kritik des "Organismozentrismus". Nach der Entdeckung der pflanzlichen und tierischen Zelle trat im 19. Jahrhundert zeitweilig eine gewisse Überbewertung der Individulität der Zelle zuungunsten der Individualität des Gesamtorganismus auf ("Zellenstaattheorien"). In der biologischen Diskussion um die Mitte des 20. Jahrhunderts gab es eine Überbewertung der Individualität der Art zuungunsten des Organismus. Derartige Überbewertungen sind in den heutigen Vorstellungen der hierarchischen Ordnung lebender Systeme weitgehend überwunden. Siehe hierzu auch: Warum jeder Mensch so einzigartig ist - Individuelle Unterschiede im Genom sind 5- bis 10-mal größer als bislang angenommen (Bericht in wissenschaft.de vom 23. November 2006) Das Individuum in der LogikIn der modernen Logik wird unter einem Individuum jedes Objekt außerhalb und innerhalb des Bewusstseins bezeichnet, das Eigenschaften besitzt und irgendwelche Beziehungen aufweist, aber nicht selbst Eigenschaft oder Beziehung bildet. Die Individuen in diesem allgemeinen und abstrakten Sinne mit ihren Eigenschaften und Beziehungen konstituieren Individuenbereiche, auf die sich die logischen Ausdrücke, Aussagen u.a. beziehen. Da die logischen Gesetze im Allgemeinen für beliebige (nicht leere) Individuenbereiche gelten, wird üblicherweise nicht näher bestimmt, welcher Natur diese Individuen sind. Hängt die Gültigkeit eines logischen Gesetzes von der Anzahl der Individuen ab, die dem zugrunde liegenden Individuenbereich angehören, so wird nur diese Anzahl angegeben. Der Begriff des Individuums gehört zu den Grundbegriffen der modernen Logik, die in ihrem Rahmen als indefiniert angenommen werden und auch dort gar nicht definiert werden können. Bei Anwendungen der Logik muss jedoch genau bestimmt werden, was im Rahmen des betrachteten Individuenbereichs als Individuum anzusehen ist. Wird insbesondere die Unterscheidung zwischen den Individuen einerseits und den ihnen zukommenden Eigenschaften und Beziehungen andererseits nicht streng eingehalten, besteht die Gefahr des Auftretens logischer, d.h. syntaktischer Antinomien. Im Rahmen verschiedener Anwendungen der Logik kann allerdings ein und dasselbe Objekt einmal als Individuum, ein anderes Mal als Eigenschaft angesehen werden. Will man z. B. gewisse Eigenschaften und ihre Beziehungen untersuchen, ohne ihre Beziehungen zu den Individuen, deren Eigenschaften sie sind, ebenfalls zu berücksichtigen, dürfen sie wie Individuen und dürfen ihre Eigenschaften und Beziehungen wie solche erster Stufe behandelt werden. Der Vorteil dieser Verfahrensweise besteht darin, dass man nicht von der Stufenlogik mitsamt den mit ihr verbundenen Schwierigkeiten Gebrauch machen muss, sondern mit der wesentlich einfacheren Prädikatenlogik der ersten Stufe auskommt. In Darstellungen der Prädikatenlogik verwendet man Individuenvariable, um Existential- oder Allaussagen über die Individuen des entsprechenden Individuenbeichs treffen zu können. Bei Anwendungen der Logik muss man eventuell auch Individuenkonstante einführen. Der Begriff des Individuums in anderen Bereichen
Literatur
Quellenangaben
Siehe auch
|
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Individuum aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |