Meine Merkliste
my.bionity.com  
Login  

Imagination




Imagination (lat.: imago „Bild“) im weiten, umgangssprachlichen Sinne ist die Fähigkeit, Konzepte, Ideen oder Bilder zu entwickeln oder zu erinnern, die materiell nicht vorhanden sind (Vorstellungskraft).

Im engeren, psychotherapeutischen Sinne ist Imagination das Vermögen, bei wachem Bewusstsein mit (zumeist) geschlossenen Augen innere bzw. mentale Bilder wahrzunehmen. Die inneren Bilder ähneln Traumbildern, ihr Entstehen kann jedoch willentlich gefördert und modifiziert werden. Imagination wird oft mit Entspannungsmethoden kombiniert.

Anwendung

Methoden mit Imaginationstechniken sind z. B.: Die Oberstufe des autogenen Trainings, katathymes Bilderleben, Hypnose mit hypnagogen Bildern, Meditation, Klartraum. Die entstehenden Bilder können sowohl durch Vorstellungsinhalte, Sätze und Gedanken beeinflusst werden, führen aber auch eine unbewusste Eigendynamik und sind damit, wie auch die Atmung, sowohl bewusst als auch unbewusst gesteuert.

In der Literaturwissenschaft kann man den Begriff „wissenschaftliche Imagination“ für bestimmte Erzähltechniken verwenden, die z. B. im französischen Realismus bei Honoré de Balzac (Le Père Goriot) zutage treten.

Die Imagination wurde und wird in vielen Kulturen im religiösen Kontext angewandt und ist von C.G. Jung in die Psychotherapie eingeführt worden, der die bewusst erlebten inneren Bilder als Mittler zwischen Bewusstsein und Unbewusstem ansah.

Imaginationen werden im Rahmen vieler unterschiedlichen Psychotherapieformen eingesetzt, insbesondere bei tiefenpsychologisch orientierten Verfahren, aber auch im Kontext von Logotherapie und Existenzanalyse (Böschemeyer), bei kognitiver Verhaltenstherapie (Lazarus) u. a.

Ab ca. 1950 versuchte Hanscarl Leuner Imaginationen für die Medizin nutzbar zu machen und systematisierte auf psychoanalytischer Grundlage Vorgehen und Ausbildung. Eine fachlich gediegene Grundausbildung (Medizin, Psychologie) erscheint für eine professionelle Arbeit mit Tiefen-Imaginationen unabdingbar.

Wie Träume eröffnen Imaginationen Fenster zum Unbewussten. Im Unterschied zu Träumen geht es bei Imaginationen aber um mehr oder weniger bewusst kontrollierte bildhafte Vorstellungen, wobei alle Sinne beteiligt sein können (Sehen, Hören, Schmecken usw.). Stellen Sie sich einfach mal vor, Sie schneiden eine Zitrone auf und beißen hinein!

Je nach Stärke der Ich-Kontrolle kann man Visualisierung z. B. nach Simonton (stärker bewusst kontrolliert), geführte Imaginationen als Phantasiereisen (Kontrolle wird wesentlich an Begleiter abgegeben, oft auch bei der Hypnotherapie) und tiefe, authentische Imaginationen (Tiefenimaginationen) unterscheiden, bei denen die bewusste Kontrolle in einem hypnoiden Zustand so weit wie möglich zurückgenommen wird, was eine gewisse Angstfreiheit und zumindest in der Anfangsphase professionell geschulte Begleitung nötig macht.

Imagination im Rahmen einer Psychotherapie kann bei vielen psychischen Störungen angewendet werden.

Für Patienten mit chronischen Schmerzen haben sich besonders positive Bilder (Strandszenen, Naturbilder, Spaziergänge, Urlaubsbilder) als hilfreich herausgestellt.

Die Kombination der Entspannung mit der Imagination hat folgende Vorteile 1. Entspannung wird vertieft 2. Positive Emotionen werden erlebt 3. Verstärkte Schmerzablenkung 4. Motivation zur Krankheitsbewältigung wird gestärkt

siehe auch

  • Das Imaginäre
  • Phantasie
  • Phantasma
  • Visualisierung
  • Visualisierung (Meditation)
  • Psychodynamisch Imaginative Traumatherapie
  • Halluzination

Literatur

  • Tietze, Henry G.: Imagination und Symboldeutung. Wie innere Bilder heilen und vorbeugen helfen. München: Knaur, 1986 (relativ gute Übersicht)
  • Singer, Jerome L.; Pope, Kenneth S. (Hg.): Imaginative Verfahren in der Psychotherpie. Paderborn: Junfermann, 1986 (klassischer Überblick)
  • Friebel, Volker: Innere Bilder. Imaginative Techniken in der Psychotherapie. Düsseldorf: Walter, 2000 (Überblick)
  • Maass, Hermann: Der Therapeut in uns. Heilung durch aktive Imagination. Olten/Freiburg: Walter, 1981 (Aktive Imagination nach C.G. Jung)
  • Johnson, Robert: Bilder der Seele. Traumarbeit und Aktive Imagination. München: Hugendubel, 1995 (nach dem Ansatz von C.G. Jung)
  • Leuner, Hanscarl: Lehrbuch der katathym-imaginativen Psychotherapie. Bern: Huber, 1988 ff.
  • Kottje-Birnbacher, Leonore; Sachsse, Ulrich; Wilke, Eberhard (Hg.): Imagination in der Psychotherapie. Bern: Huber, 1997 (Katathym-Imaginative Psychotherapie nach Leuner)
  • Böschemeyer, Uwe: Wertorientierte Imagination. Hamburg, 2000
  • Pfau, Armin: Zur Wahrnehmung innerer Bilder aus psychologischer Sicht. Existenz & Logos, 11, 2001, (H.1), 43–80 (Wahrnehmungsaspekt)
  • Hüther, Gerald: Die Macht der inneren Bilder. Göttingen: Vandenhoek & R., 2004 (Hirnforschung)
  • Hoffmann, Bernd: Handbuch des autogenen Trainings, München: dtv 1977, 1981
  • Gawain, Shakti: Stell dir vor. Reinbek: Rowohlt, 1988
  • Seifert, Ang Lee; Seifert,Theodor; Schmidt, Paul: Der Energie der Seele folgen. Gelassen und frei durch Aktive Imagination. Patmos Verlag, 2003
  • Reddemann, Luise: Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren, 2001, ISBN 3608897089
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Imagination aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.