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Morbus Crohn



Klassifikation nach ICD-10
K50.- Crohn-Krankheit [Enteritis regionalis] [Morbus Crohn]
K50.0 Crohn-Krankheit des Dünndarmes I5642
K50.1 Crohn-Krankheit des Dickdarmes I5646
K50.8 Sonstige Crohn-Krankheit
K50.9 Crohn-Krankheit, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Der Morbus Crohn gehört zur Gruppe der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Es handelt sich um eine vermutlich autoaggressive, chronisch-granulomatöse Entzündung, die im gesamten Magen-Darm-Trakt von der Mundhöhle bis zum After auftreten kann. Bevorzugt befallen sind der untere Dünndarm (terminales Ileum, Befall in zirka 40 %) und Grimmdarm (Colon) , seltener Speiseröhre (Ösophagus) und Mund. Charakterisierend für Morbus Crohn ist der diskontinuierliche, segmentale Befall (sog. „skip lesions“) der Darmschleimhaut, d. h. es können gleichzeitig mehrere Darmabschnitte erkrankt sein, die durch gesunde Abschnitte voneinander getrennt sind.

Die Erkrankung ist benannt nach dem amerikanischen Magen- und Darmspezialisten Dr. Burrill Bernard Crohn (1884-1983), der das Krankheitsbild 1932 erstmals beschrieb. Andere Bezeichnungen für die Krankheit sind Enteritis regionalis Crohn, Ileitis terminalis, Enterocolitis regionalis und sklerosierende chronische Enteritis, bzw. die Abkürzungen MC, CD (Crohn's Disease) und zusammen mit der Colitis ulcerosa als CED (Chronisch entzündliche Darmerkrankung, engl. IBD: inflammatory bowel disease).    

Inhaltsverzeichnis

Häufigkeit

In den westlichen Industriestaaten liegt die jährliche Anzahl von Neuerkrankungen von M. Crohn bei etwa 8 auf 100.000 Einwohner, die Prävalenz (der Bestand an Erkrankten) bei etwa 150 auf 100.000[1]. Die Zahl der Erkrankungen nimmt in den letzten 20 Jahren zu. Beide Geschlechter sind gleich häufig betroffen, meist erkranken junge Erwachsene zwischen dem 16. und 35. Lebensjahr sowie ältere Menschen ab einem Alter von 60. Man beobachtet sowohl eine familiäre Häufung als auch eine ethnische. Hellhäutige Menschen erkranken etwa doppelt so oft wie dunkelhäutige.

Entstehung von Morbus Crohn

Die Ätiologie und Pathogenese des Morbus Crohn sind nicht eindeutig geklärt. Es sind aber eine Reihe von Konditionen bekannt, die bei der Entstehung der Erkrankung von Bedeutung sind.

Autoimmunerkrankung

Die derzeit am meisten vertretene Ansicht sieht im Morbus Crohn eine Autoimmunerkrankung der Darmschleimhaut. Das Hauptargument für diese Ansicht ist das gute Ansprechen der Krankheit auf immunhemmende Medikamente wie Cortison und Azathioprin und der fehlende Nachweis eines spezifischen Erregers.

Der Auslöser für die Autoimmunreaktion ist bislang nicht bekannt, auch konnten keine spezifischen Autoantikörper nachgewiesen werden, wie dies bei anderen Autoimmunerkrankungen der Fall ist. Nach derzeitigen Erkenntnissen könnte sowohl eine genetisch prädisponierte geschwächte, als auch eine krankhaft gesteigerte Immunreaktion gegen die Darmflora Ursache einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sein.

Neuere Studien (Februar 2006) stützen eher die These einer geschwächten Immunreaktion in Verbindung mit einer krankhaft verminderten Durchblutung von Wunden. Dies führt zu einem langanhaltenden bakteriellen Schleimhautbefall, der vom Immunsystem nur mit Mitteln bekämpft werden kann, die die Darmschleimhaut schädigen.

Rauchen

Das Risiko der Entwicklung eines Morbus Crohn ist bei Rauchern doppelt so hoch wie bei Nichtrauchern. Eine Beendigung des Rauchens wirkt sich in der Regel günstig auf den Krankheitsverlauf oder auf die Rezidivrate nach einer Operation aus. [2]

Genetik

Es besteht eine erbliche Veranlagung für die Krankheit. Es sind mittlerweile mehrere Erbfaktoren entdeckt worden, deren Nachweis das Risiko für die Krankheit erhöhen. Gene, die ursächlich mit Morbus Crohn in Verbindung gebracht werden sind NOD2 (früher: CARD15), IL23R (Chromosom 1p31) [3], ATG16L1, DLG5 und NELL1 (Chromosom 11p15.1) [4]. Ein Faktor scheint die verminderte Anzahl an Genabschnitten zu sein, die für die Produktion von beta-Defensinen verantwortlich sind. Defensine sind eine Art natürliches Antibiotikum, das in Schleimhäuten zur Abwehr von Bakterien vorkommt. Menschen mit Morbus Crohn im Dickdarm haben 3 Defensin produzierende Genabschnitte am Chromosom Nr. 8 während gesunde Menschen im allgemeinen 4 davon tragen. Dementsprechend ist auch ihr Defensin-Spiegel in der Schleimhaut höher. Für den wesentlich häufigeren Morbus Crohn im Dünndarm gibt es diesen Zusammenhang allerdings nicht.

Barrierestörung

Vieles deutet daraufhin, dass zumindest bei einem Teil der Morbus-Crohn-Patienten die Barriere zwischen dem Darmlumen und dem Organismus defekt ist. Konkrete Hinweise auf diesen Barrieredefekt zeigen sich z. B. im Mangel an anti-infektiv wirksamen Peptiden (Defensinen) im Mucus (Schleim), der der Darmschleimhaut aufgelagert ist. Zudem sind häufig die abdichtenden Verbindungen zwischen der Epithelzellen der Darmschleimhaut „undicht“, d. h. nicht mehr funktionell und in ihrer Zahl vermindert. Ob der kontrollierte Zelltod (Apoptose) vieler Epithelzellen ein primäres oder sekundäres Phänomen ist und damit dem Krankheitsbild ursächlich zugrunde liegt, oder nur zur Chronifizierung der Entzündung beiträgt, ist unklar. Durch den Defekt der Barrierefunktion gelangen - im Gegensatz zur Situation beim Gesunden - Bakterien der normalen Darmflora in großer Zahl direkt auf das Epithel der Darmschleimhaut und dringen teilweise auch in die Darmwand ein, wo sie dann an sich regelrechte Entzündungen auslösen, die die Barriere noch weiter schädigen, sodass im Sinne eines Teufelskreises weitere Bakterien der Darmflora in die Darmwand eindringen und die Entzündung weiter anfachen. Der primäre Defekt der Barrierestörung kann zumindest teilweise genetisch bedingt sein. So ist die Produktion bestimmter alpha-Defensine bei Morbus-Crohn-Patienten mit für Morbus Crohn charakteristischen Mutationen in einem Gen (NOD2/CARD15), welches einen intrazellulären Sensor für bakterielle Strukturen codiert, gegenüber Morbus-Crohn-Patienten ohne diesen Gendefekt noch stärker vermindert, obwohl die Defensinproduktion auch bei Morbus-Crohn-Patienten ohne diesen Gendefekt bereits drastisch gegenüber Gesunden reduziert ist. Dieses gilt für den Dünndarmbefall, bei Lokalisation im Dickdarm ist offenbar die Zahl der beta-Defensin-Gene und dementsprechend die beta-Defensinsynthese vermindert. Somit erklären die verschiedenen Defensindefekte die unterschiedlichen Lokalisationen der Erkrankung.

Weitere mögliche Ursachen

Übermäßige Hygiene

Welche Faktoren der Umwelt zur verbreiteten Entwicklung des Morbus Crohn in Gesellschaften mit hohem hygienischem Standard führen ist noch unklar. Möglicherweise beugt ein Befall mit Parasiten (beispielsweise Würmern), durch eine spezifische Modulation der Immunantwort der Chronifizierung der Entzündungsreaktion vor. Auch andere Hypothesen, wie die Schädigung der Darmbarriere durch die zunehmende Exposition gegenüber Detergentien, wie Seifen, Weichmachern oder Emulgatoren, könnte dazu beitragen, die Barrierefunktion der Darmwand zu schädigen und so dem Eindringen von Bakterien der normalen Darmflora Vorschub zu leisten. Wahrscheinlich sekundär ist, dass die Darmflora bei Morbus-Crohn-Patienten verändert ist: Im Vergleich zu Gesunden findet man eine deutliche Reduktion der Anzahl verschiedener Bakterienspezies.

Ernährung

Früher vermutete Zusammenhänge mit einer spezifischen Ernährung, wie z. B. vermehrter Gebrauch von raffinierten Zuckersorten bei MC-Patienten, werden heute als sekundär erachtet, da viele Morbus-Crohn-Patienten aufgrund der Entzündungen im Dünndarm eine generell verminderte Resorption und damit eine schlechtere Nahrungsverwertung aufweisen.

Psychosomatik

Es ist bekannt, das emotionale Belastungen Veränderungen der Darmfunktionen und abdominelle Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfälle auslösen oder verstärken können. Psychosozialer Stress kann zur Symptomauslösung oder -verstärkung führen. Es wird vermutet, dass bei den CED psychosozialer Stress auch zu einer Fehlregulation der Immunantwort und - bei entsprechender Veranlagung - zur Krankheitsaktivierung führen kann. Stress kann bei Morbus-Crohn-Patienten zum Auftreten erneuter Entzündungen führen.

Mykobakterien

Es gibt einige Indizien, dass am Krankheitsverlauf Bakterien oder Viren, namentlich das Mycobacterium paratuberculosis (MAP), beteiligt sind. Bei vielen Crohn-Patienten kann MAP nachgewiesen werden. MAP löst bei Rindern und anderen Tieren ebenfalls eine chronische Darmentzündung –die Paratuberkulose aus. Das Mycobakterium avium paratuberculosis indiziert beim Menschen einen spezifischen Antikörper mit der Bezeichnung „ASCA. Diese Antikörper werden im Blut von zwei Drittel aller Morbus Crohn Patienten gefunden. Zur Zeit laufen Untersuchungen ob Crohn Patienten erfolgreich mit einer Antibiotikakombination behandelt werden können. [5]

Symptomatik

Morbus Crohn beginnt meist beim jungen Erwachsenen mit Müdigkeit, Schmerzen im rechten Unterbauch und (meist unblutigen) Durchfällen. Ebenfalls können unklares Fieber, starker Gewichtsverlust, Übelkeit und Erbrechen entstehen. Eine Manifestation der Erkrankung ohne Durchfall ist auch möglich. Schubweise auch mit Fieber, einem Anstieg der weißen Blutkörperchen und einer Anämie (Abnahme des roten Blutfarbstoffes). Bei vielen Patienten jedoch ist die Art und das Empfinden der Symptome unterschiedlich. Es kann beispielsweise zu Beginn und im Verlauf einer „Entzündungsphase“ (einem so genannten „Schub“) zu Appetitlosigkeit, Schmerzen oder Krämpfen im gesamten Unterbauch und Oberbauch kommen. Auch wird von Betroffenen „schmetterlingsartiges Kribbeln“ beschrieben, das nach einem Toilettengang verschwindet, bzw. sich die Symptomatik zeitweise bessert.

Bei bis zu 50 Prozent der Morbus-Crohn-Patienten treten daneben extraintestinale Manifestationen auf (Symptome, die außerhalb des Magen-Darm-Trakts in Erscheinung treten). Am häufigsten sind dabei die Gelenke betroffen, es kann zu Arthralgien bzw. zu Arthritiden kommen. Weiterhin sind im Rahmen des Morbus Crohn Hautveränderungen in Form des Erythema nodosums oder des Pyoderma gangraenosums möglich. Ebenso ist eine Begünstigung einer Rosacea (Rosazea) möglich und es können sich Entzündungen an den Augen entwickeln (z. B. Uveitis). Beachten: Die extraintestinalen Manifestationen können selten auch Monate bis Jahre vor der intestinalen Symptomatik auftreten. Normalerweise verschwinden die extrainstinalen Symptome, wenn der Morbus Crohn als Grunderkrankung behandelt wird. Neben der Erkrankung selbst kommen auch Nebenwirkungen der Medikation als Auslöser für extraintestinalen Manifestationen in Frage.

In Europa und Nordamerika betrifft diese Krankheit zumeist weiße Menschen und beginnt meistens zwischen 15 und 30 Jahren. Morbus Crohn ist eine Krankheit, die trotz Behandlung immer wieder kommt, also eine lebenslange Krankheit.

Komplikationen

  • Mechanischer Ileus: Anfangs häufig durch Einengung des betroffenen Darmsegmentes während des entzündlichen Prozesses bedingt, im späteren Stadium durch fibröse Strikturen. Ein Ileus tritt bei zirka 20 % bis 30 % der Patienten im Verlauf der Erkrankung auf.
  • Fistel: Fisteln treten im chronischen Verlauf recht häufig auf und können recht verschieden sein: kutan, enteroenteritisch, enterovesikal, enterovaginal, peranal, rektal. Seltener hingegen sind Fisteln in die freie Bauchhöhle hinein, da die Umgebung des Darms meist stark verwachsen ist.
  • Abszess: intra- und retroperitoneale Abszesse kommen vor.
  • intestinale Blutungen
  • toxisches Megakolon: (= durch „Gift“ bedingte abnorme Weitstellung des Dickdarms) eher selten bei Morbus Crohn, dafür häufiger bei Colitis ulcerosa
  • Karzinom: Vor allem für Dünndarmkarzinome besteht ein erhöhtes Risiko.
  • Osteoporose bzw. Osteopenie: Veränderungen der Knochendichte treten häufig als Folgeerscheinungen von Malabsorption sowie als Nebenwirkung einer Cortisontherapie auf.
  • Gallensteine (durch den gestörten enterohepatischen Kreislauf)

Diagnostik

Pathologie/Morphologie

  Makroskopisch sind folgende Veränderungen charakteristisch:

  • Gartenschlauchphänomen: Durch Fibrosierung verursachte Segmentstenosen
  • Pflastersteinphänomen: Entzündete Schleimhaut wechseln sich mit tiefen Ulzerationen ab, wodurch ein pflastersteinartiges Aussehen entsteht.
  • Entzündlicher Konglomerattumor: Verschiedene Darmabschnitte verkleben miteinander.

Histologisch (feingeweblich) erkennt man vor allem eine Häufung von Lymphozyten, (eosinophilen) Granulozyten und Histiozyten in der Biopsie des entzündeten Darmgewebes. Angrenzende Lymphknoten sind meist vergrößert. Häufig bilden sich Granulome, die sich in zwei Typen unterscheiden lassen: Epitheloidzellgranulome und Mikrogranulome (kleiner und ohne zentrale Nekrose).

Differentialdiagnostik

Der Morbus Crohn ist manchmal schwer von der Colitis ulcerosa abzugrenzen, in manchen Fällen gelingt es gar nicht (zu den Unterschieden siehe auch die Tabelle unter chronisch-entzündliche Darmerkrankungen).

Darüber hinaus muss eine Reihe anderer Krankheiten ausgeschlossen werden, was mit Hilfe von Bildgebung (Sonografie, CT) und zusätzlichen Untersuchungen geschieht:

Aktivitätsindex

Um festzustellen, ob es sich um einen akuten behandlungsbedürftigen Schub handelt, wird eine Punktzahl nach dem Crohn's Disease Activity Index (CDAI) nach Best errechnet. Bei einem CDAI >150 handelt es sich um einen akuten behandlungsbedürftigen Schub.

Therapie

Grundsätzlich unterscheidet man bei der Therapie des Morbus Crohn zwischen der Schubtherapie und der Remissionserhaltung. Ziel der Schubtherapie ist bei Verschlechterung, das heißt bei Vorliegen eines Schubes, die Linderung der akuten Symptome. Mit der remissionserhaltenden Therapie soll die Zahl der Schübe verringert werden, das heißt, es soll die Zeit der Remission verlängert werden. Die konservativen (Medikamente) und operativen Therapieansätze ergänzen sich dabei. Grundsätzlich versucht man, Resektionen des Darmes zu vermeiden, aber in einigen Situationen ist die Chirurgie der Inneren Medizin überlegen. Dies ist vor Allem bei Fisteln, Stenosen (narbigen Engen) und lebensgefährlichen Komplikationen der Fall.

Derzeit wird eine wissenschaftliche Debatte geführt, ob das Ziel der Therapie die Beschwerdefreiheit des Patienten oder die komplette Abwesenheit von Entzündung (sog. Mucosal Healing) sein sollte. Befürworter des Mucosal Healing argumentieren, dass so einem Funktionsverlust des Darmes, sowohl als auch häufigen Schüben und der Entstehung von Krebserkrankungen vorgebeugt werden könnte. Sichere Beweise für diese Hypothesen stehen noch aus.

Für Diagnose und Therapie gibt es evidenzbasierte Leitlinien der deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten im Konsens mit der deutschen Gesellschaft für Pathologie[6] und auch auf europäischer Ebene den European evidence based consensus on the diagnosis and management of Crohn's disease für die Diagnose[7], die allgemeine Therapie[8] und für Spezialfälle[9].

Akuter Schub

In der Schubtherapie unterscheidet man zwischen leicht bis mittelgradigen Schüben und mittelgradigen bis schweren Schüben. Außerdem spielt die Lokalisation der Erkrankung gerade beim Morbus Crohn, der den gesamten Magen-Darm-Trakt befallen kann, für die Therapieentscheidung eine wichtige Rolle. Bei perianalem Befall mit Fisteln oder Abszessen kommen wieder andere Therapien zum Einsatz.

  • Diät, eventuell mit parenteraler Ernährung, oder voll resorbierbarer, ballaststoffarmer Flüssignahrung kann Symptome während eines schweren Schubes lindern. Leider scheint man einen Schub nicht mit Diät alleine behandeln zu können.
  • Glukokortikoide sind die wichtigsten Medikamente bei der Behandlung des Morbus Crohn. Sie führen selbst in schwersten Fällen noch bei der Hälfte aller Patienten zu einer Remission. Bei einem leichten bis mittelgradigen Schub verbessern sich die Beschwerden bei rund 90 % aller Patienten. Bei einem Befall der rechten Hälfte des Dickdarms und des terminalen Ileums kann auch Budesonid verwendet werden, ein Kortisonpräparat, das vor allem dort wirkt und wenig Nebenwirkungen im Rest des Körpers verursacht. Bei einem Befall des Mastdarmes kann auch Kortison als Klysma eingesetzt werden, das ebenfalls weniger Nebenwirkungen hervorruft.

 

  • Salazosulfapyridin kann im Gegensatz zu 5-Aminosalicylsäure bei einem leicht- bis mittelgradigen Schub des linken Dickdarmes durchaus zu einer Verbesserung führen. Obwohl etwa die Hälfte aller Crohn-Patienten eines dieser beiden Medikamente verschrieben bekommen, hat sich mittlerweile gezeigt, dass die Wirksamkeit nur sehr gering ist. Allerdings stehen Untersuchungen, ob Teilgruppen von Patienten nicht doch von 5-Aminosalicylsäure Mesalazin profitieren, noch aus.
  • Metronidazol und Ciprofloxacin können vor allem zur Behandlung von Fisteln eingesetzt werden.
  • Bei schweren, therapierefraktären Schüben werden insbesondere TNF-Blocker wie Infliximab, Adalimumab aber auch Ciclosporin oder Tacrolimus eingesetzt.
  • Chirurgische Therapie (Resektion betroffener Darmabschnitte): Führt zu keiner definitiven Heilung, ist aber bei schwereren Fällen unter Umständen unerlässlich, um schwere Komplikationen wie Stenosen, Fisteln, Abszesse oder Perforationen zu vermeiden.

Remissionserhaltung

Derzeit gibt es kein Mittel, das man jedem Patienten mit Morbus Crohn empfehlen kann, und das Schübe verhindert. Während bei der Colitis ulcerosa Mesalazin gut wirksam ist, hat es beim M. Crohn nur bei operierten Patienten eine schubunterdrückende Wirkung. Bei Patienten, die schwere Schübe haben, bei denen häufige Schübe auftreten, aber auch bei Patienten, bei denen beim Versuch, Kortison abzusetzen, die Krankheit immer wieder aufflammt, sollten eine remissionserhaltende Therapie bekommen. Dazu kommen derzeit zwei Medikamentengruppen in Frage

  • Immunsuppressiva: Die Immunsuppressiva, für die eine Wirkung beim M. Crohn bewiesen sind, sind Azathioprin, bzw. 6-Mercaptopurin, und Methotrexat. Diese Medikamente können in Einzelfällen schwere Nebenwirkungen haben, so dass eine regelmäßige Kontrolle unerwünschter Effekte erfolgen muss. Wenn diese Kontrollen durchgeführt werden, können die Immunsuppressiva problemlos über mehrere Jahre eingenommen werden.
  • TNF-α-Blocker: Zur Therapie des M. Crohn ist Infliximab und im Laufe des Jahres 2007 wahrscheinlich auch Adalimumab und Certolizumab-Pegol zugelassen. Unter einer Therapie mit TNF-α-Blockern kann eine Tuberkulose reaktiviert werden, so dass vor einer Therapie mit diesen Medikamenten eine Infektion mit Tuberkelbakterien ausgeschlossen oder behandelt werden muss.

Begleitende Therapiemöglichkeiten

Die folgenden „alternativen“ Therapiemöglichkeiten sind teilweise nicht wissenschaftlich belegt:

  • Ernährungstherapie, z. B. mit Modulen (nährstoffbilanzierte Trinknahrung zur ausreichenden Versorgung mit Makro- und Mikronährstoffen)
  • Psychotherapie und Entspannungsmethoden (z. B. Feldenkrais-Methode, progressive Muskelentspannung, Autogenes Training) können Hilfe bei der Stressbewältigung sein und damit zur Verminderung der psychosomatischen Einflussfaktoren beitragen.
  • Einnahme von Schweine-Peitschenwurm-Eiern
  • Cannabis
  • H15-Weihrauch-Tabletten

Prognose

Es handelt sich meist um eine chronische Erkrankung mit hoher Rezidiv- oder Wiederauftrittsrate. Komplikationen machen in den meisten Fällen eine operative Therapie erforderlich, die aber auch zu keiner definitiven Heilung führt. Ob sich die Erkrankung auf die Lebenserwartung auswirkt, ist umstritten. Es existieren sowohl Untersuchungen, bei denen keine Signifikanz festgestellt werden konnte, als auch solche, die zu dem Schluss kamen, dass die Lebenserwartung durch die Erkrankung geringfügig sinkt. Vorausgesetzt wird hierbei immer eine adäquate Therapie.

Literatur

  • Monika Stoll, Stefan Schreiber: Morbus Crohn: Zweites krankheitsassoziiertes Gen entdeckt. Biologie in unserer Zeit 34(4), S. 208 - 209 (2004), ISSN 0045-205X.
  • Korzenik JR, Dieckgraefe BK: Is Crohn's disease an immunodeficiency? A hypothesis suggesting possible early events in the pathogenesis of Crohn s disease. Dig Dis Sci 2000 Jun;45(6):1121-9, PMID 10877227.
  • Baumgart DC, Wiedenmann B, Dignass A: Biologische Therapie chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen. Z Gastroenterol 2003; 41: 1017–1032, PMID 14562200.
  • Burgdorf W: Cutaneous manifestations of Crohn´s disease. J Am Acad Dermatol 1981; 5: 689, PMID 6459345.
    • Hautmanifestationen des Morbus Crohn
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  • D'Haens G, Van Deventer S, Van Hogezand R, Chalmers D, Kothe C, Baert F, Braakman T, Schaible T, Geboes K, Rutgeerts P: Endoscopic and histological healing with Infliximab antibodies in Crohn´s disease: a European multicenter trial. Gastroenterology 1999; 116: 1029–1034, PMID 10220494.
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  • Targan SR, Hanauer SB, van Deventer SJ, Mayer L, Present DH, Braakman T, DeWoody KL, Schaible TF, Rutgeerts PJ: A short-term study of chimeric monoclonal antibody cA2 to tumor necrosis factor alpha for Crohn´s disease. Crohn´s Disease cA2 Study Group. N Engl J Med 1997; 337: 1029–1035, PMID 9321530.
  • Wehkamp J, Harder J, Weichenthal M, Schwab M, Schaffeler E, Schlee M, Herrlinger KR, Stallmach A, Noack F, Fritz P, Schroder JM, Bevins CL, Fellermann K, Stange EF: NOD2 (CARD15) mutations in Crohn´s disease are associated with diminished mucosal a-defensin expression. Gut. 2004 Nov;53:1658-64, PMID 15479689.
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  • Weiner SR, Clarke J, Taggart N, Utsinger PD: Rheumatic manifestations of inflammatory bowel disease. Semin Arthritis Rheum 1991; 20: 353.
  • Bruker Dr. M. O.: Leber-, Galle- Magen-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenerkrankungen ISBN 3-89189-008-7 emu-Verlag, 56112 Lahnstein
  • Bruker Dr. M. O.: Zucker, Zucker ..., - krank durch Fabrikzucker - ISBN 3-89189-034-6 emu-Verlag, 56112 Lahnstein

Vereine und Selbsthilfegruppen

  • Deutsche Morbus-Crohn-/Colitis-ulcerosa-Vereinigung (DCCV e. V.)
  • Österreichische Morbus Crohn/Colitis ulcerosa Vereinigung (ÖMCCV)
  • Schweizerische Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Vereinigung (SMCCV)
  • European Federation of Crohn's and Ulcerative Colitis Associations (EFCCA) - Dachverband der eurpäischen Patientenvereinigungen

Quellen

  1. Jacobsen BA et al. Increase in incidence and prevalence of inflammatory bowel disease in northern Denmark: a population-based study, 1978-2002. Eur J Gastroenterol Hepatol. 2006 Jun;18(6):601-6.
  2. dvvc.de
  3. aerzteblatt (27. Oktober 2006)
  4. [1] (August 2007)
  5. Mpofu et al: Microbial mannan inhibits bacterial killing by macrophages: a possible pathogenic mechanism for Crohn's disease., Gastroenterology 2007 Nov;133(5):1487-98
  6. http://www.uni-duesseldorf.de/awmf/ll-na/021-004.htm
  7. http://gut.bmj.com/cgi/content/full/55/suppl_1/i1
  8. http://gut.bmj.com/cgi/content/full/55/suppl_1/i16
  9. http://gut.bmj.com/cgi/content/full/55/suppl_1/i36
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