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Eid des Hippokrates



 

Der Eid des Hippokrates, vermutlich entstanden um 400 v.Chr. und benannt nach dem griechischen Arzt Hippokrates von Kós, gilt als erste grundlegende Formulierung einer ärztlichen Ethik. Hippokrates soll allerdings nicht der Urheber des Eids sein.

Vielmehr wird der Text einer pythagoreischen Sekte zugeschrieben. Der Eid des Hippokrates wird in seiner klassischen Form heute nicht mehr von Ärzten geleistet und hat keine Rechtswirkung, hat aber gleichwohl immer noch Einfluss auf die Formulierung moderner Alternativen. Er enthält mehrere Elemente, die auch heute noch Bestandteil ärztlicher Ethik sind (Gebot, Kranken nicht zu schaden, Schweigepflicht, Verbot sexueller Handlungen an Patienten etc.). Manche Teile entsprechen nicht mehr den heutigen Gegebenheiten (z. B. das Verbot, Blasensteine zu operieren, da Chirurgen damals ein eigener Berufsstand neben den Ärzten waren); diese werden oft entsprechend heutiger Gegebenheiten uminterpretiert (z. B. als Verbot, Behandlungen durchzuführen, für die der Arzt nicht das nötige Spezialistenwissen besitzt). Schwangerschaftsabbruch und aktive Sterbehilfe werden durch den Eid des Hippokrates ausdrücklich untersagt.

Inhaltsverzeichnis

Wortlaut

„Ich schwöre und rufe Apollon, den Arzt, und Asklepios und Hygeia und Panakeia und alle Götter und Göttinnen zu Zeugen an, dass ich diesen Eid und diesen Vertrag nach meiner Fähigkeit und nach meiner Einsicht erfüllen werde.

Ich werde den, der mich diese Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern achten, ihn an meinem Unterricht teilnehmen lassen, ihm wenn er in Not gerät, von dem Meinigen abgeben, seine Nachkommen gleich meinen Brüdern halten und sie diese Kunst lehren, wenn sie sie zu lernen verlangen, ohne Entgelt und Vertrag. Und ich werde an Vorschriften, Vorlesungen und aller übrigen Unterweisung meine Söhne und die meines Lehrers und die vertraglich verpflichteten und nach der ärztlichen Sitte vereidigten Schüler teilnehmen lassen, sonst aber niemanden.

Ärztliche Verordnungen werde ich treffen zum Nutzen der Kranken nach meiner Fähigkeit und meinem Urteil, hüten aber werde ich mich davor, sie zum Schaden und in unrechter Weise anzuwenden.

Auch werde ich niemandem ein tödliches Gift geben, auch nicht wenn ich darum gebeten werde, und ich werde auch niemanden dabei beraten; auch werde ich keiner Frau ein Abtreibungsmittel geben.

Rein und fromm werde ich mein Leben und meine Kunst bewahren.

Ich werde nicht schneiden, sogar Steinleidende nicht, sondern werde das den Männern überlassen, die dieses Handwerk ausüben.

In alle Häuser, in die ich komme, werde ich zum Nutzen der Kranken hineingehen, frei von jedem bewussten Unrecht und jeder Übeltat, besonders von jedem geschlechtlichen Missbrauch an Frauen und Männern, Freien und Sklaven.

Was ich bei der Behandlung oder auch außerhalb meiner Praxis im Umgang mit Menschen sehe und höre, das man nicht weiterreden darf, werde ich verschweigen und als Geheimnis bewahren.

Wenn ich diesen Eid erfülle und nicht breche, so sei mir beschieden, in meinem Leben und in meiner Kunst voranzukommen, indem ich Ansehen bei allen Menschen für alle Zeit gewinne; wenn ich ihn aber übertrete und breche, so geschehe mir das Gegenteil.“

(Übersetzung aus dem Altgriechischen.)

Ökonomische Bedeutung des Eides

Der Eid hatte eine ökonomische Bedeutung im Sinne einer frühen Sozialversicherung. Durch die enthaltene Regelung zum Unterhalt und zur Ausbildung der Nachkommen des Lehrers wurde dieser für Zeiten seiner Berufsunfähigkeit ökonomisch abgesichert. Dies wirkte wie ein „Generationenvertrag" oder die Austragsregelung in der Landwirtschaft. Zugleich war es eine Krankheitsversicherung, wenn die gegenseitige Behandlung von Kollegen kostenfrei zugesichert wird.

Im Sinne einer Standesregel/Absicherung der Berufsgruppe wirkten die Bestimmungen, indem risikobehaftete Behandlungsformen verboten werden, die Einzelne vielleicht aus Gewinnstreben bereit wären durchzuführen: Die Ärzteschaft als Ganzes sollte möglichst nicht mit dem Todeseintritt nach einer Abtreibung oder einer riskanten chirurgischen Behandlung in Verbindung gebracht werden...

Moderne Alternativen

Literatur

  • Wolfgang U. Eckart: Geschichte der Medizin. 5. Aufl. 2005, 335 S. 35 Illus.; ISBN 3-540-21287-6. Springer, Berlin. ISBN
  • Charles Lichtenthaeler: Der Eid des Hippokrates. ISBN 3-7691-0088-3, Deutscher Ärzte-Verlag GmbH

Siehe auch: Medizinethik, Patientologie, Standesrecht

 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Eid_des_Hippokrates aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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