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Hilde Bruch



Hilde Bruch (* 11. März 1904 in Dülken, Niederrhein; † 15. Dezember 1984 in Houston, Texas) war eine deutsch-amerikanische Ärztin, Psychoanalytikerin und Spezialistin für Essstörungen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hilde Bruch wuchs als drittes Kind mit vier Brüdern und zwei Schwestern auf. Ihre Eltern, Hirsch und Adele (Rath) Bruch, besaßen einen Bauernhof in einem katholischen deutschen Dorf in der Nähe der holländischen Grenze. Hilde Bruch hatte den Wunsch Mathematikerin zu werden. Ein Onkel überzeugte sie jedoch, dass die Medizin bessere Karrieremöglichkeiten für eine jüdische Frau bot. Sie studierte an der Universität Freiburg im Breisgau wo sie 1929 mit dem Doktor in Medizin abschloss. Aufgrund des aufkommenden Antisemitismus in der Universität gab sie ihre akademische Laufbahn auf und wechselte in eine Privatpraxis.

1933 flüchtete sie nach England. Nach einem Jahresaufenthalt in London emigrierte sie in die USA. In New York arbeitete sie in einem Kinderspital. Ab 1937 begann sie über Fettleibigkeit bei Kindern zu forschen. 1941-1943 studierte sie Psychiatrie an der Johns Hopkins Universität. In Baltimore lernte sie Harry Stack Sullivan, Frieda Fromm-Reichmann, Edith Weigert, und Theodore und Ruth Lidz kennen. Sullivan, Lawrence S. Kubie und Fromm-Reichmann waren ihre wichtigsten Lehrer. Letztere lud sie zu ihren wöchentlichen psychoanalytischen Seminaren in Chestnut Lodge ein. Sie kehrte 1943 nach New York zurück, eröffnete eine private psychoanalytische Praxis und lehrte an der Columbia Universität. 1952 erschien ihr Buch Don't Be Afraid of Your Child: A Guide for Perplexed Parents. 1964 erhielt sie eine Professur in Psychiatrie am Baylor College für Medizin in Houston, Texas.

Werk

Neben einer florierenden Privatpraxis und einem Lehrstuhl an der Columbia Universität, war sie in der Forschung aktiv und verfasste unzählige Fachartikel, die ihr den Ruf einer Autorität in Schizophrenie und Essstörungen verschaffte.

Als das Buch The Importance of Overweight 1957 veröffentlicht wurde, galt Hilde Bruch bereits als führende Forscherin über Fettleibigkeit bei Kindern. Ihr Werk war eines der ersten, die die Öffentlichkeit über die Gefahren bei Übergewicht von Kindern aufklärten.

Als in 1960er und 1970er Jahren die Magersucht (Anorexia nervosa) rasch zunahm, beschäftigte sie sich vermehrt mit der Behandlung dieser Krankheit und wurde bald eine der weltweit führenden Fachautoritäten auf diesem Gebiet.

Hilde Bruch galt auch als brillante und kreative Psychotherapeutin. In ihrem Buch Grundzüge der Psychotherapie lieferte sie eine genaue und fundierte Beschreibung des intensiven, interpersonalen psychotherapeutischen Prozesses, wie er erstmals von Alfred Adler praktiziert und dann von ihrern Lehrern Sullivan und Fromm-Reichmann und ihr selbst in der Praxis weiterentwickelt wurde.


Psychotherapie zu lernen ist ein lebenslanger Prozess; es ist eine nie zu erledigende Aufgabe ständiger schöpferischer Neuorientierung, eines auf unbeirrbarer Objektivität und Lernbereitschaft beruhenden Studiums von Fehlschlägen wie von Erfolgen. Der Therapeut kann sein berufliches Fachwissen nicht dadurch vermehren, dass der unablässig wiederholt, was er bislang getan oder gelernt hat. Jeden neuen Patienten muss er als den behandeln, der er ist, als einen Fremden, dessen Nöte und Probleme einzigartig, ohne Beispiel sind; die Herausforderung, die vom Patienten ausgeht, besteht darin, sich ihm in besonderer Weise zu nähern, in einer Weise, die auf seine spezielle Situation zugeschnitten ist. Gerade dieses wache Gespür für die Neuheit jeder therapeutischen Begegnung gestattet es dem voll ausgebildeten Therapeuten, bisherige Erfahrungen wie auch gegenwärtige Unwissenheit auf konstruktive Weise einzusetzen. (Hilde Bruch, Grundzüge der Psychotherapie)“

Auszeichnungen

  • 1978 Ehrendoktor der Baylor University in Waco, Texas
  • 1978 William A. Schonfeld Award von der American Society for Adolescent Psychiatry
  • 1979 Goldmedaille der Mount Airy Foundation für hervorragende Verdienste in der Psychiatrie
  • 1980 Nolan D.C. Lewis Award von der American Psychiatric Association
  • 1981 Joseph B. Goldberger Award von der American Medical Association als erste Psychiaterin
  • Seit 1984 verleiht die Baylor Universität in Waco, jährlich den Hilde Bruch Award für herausragende Leistungen in der Psychiatrie

Literatur

  • Hilde Bruch: Grundzüge der Psychotherapie. Fischer S. Verlag GmbH, 1977, ISBN 3-10-008402-0.
  • Hilde Bruch: Der goldene Käfig. Das Rätsel der Magersucht. 18. Auflage. Fischer Taschenbuch, Frankfurt 1998, ISBN 3-596-26744-7.
  • Hilde Bruch: Essstörungen. Fischer Taschenbuch, Frankfurt 2000, ISBN 3-596-26796-X.
  • Hilde Bruch: Das verhungerte Selbst. Gespräche mit Magersüchtigen. Fischer Taschenbuch, Frankfurt 1994, ISBN 3-596-10167-0.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Hilde_Bruch aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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