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HeterozysteHeterocysten sind spezialisierte Zellen in manchen Zellketten (=Filament) bildenden Cyanobakterien (s. Abbildung dort), in denen die enzymatische Fixierung des Luftstickstoffs durch das Enzym Nitrogenase (Stickstofffixierung) stattfindet. Diese Zellen werden gebildet, sobald gebundener Stickstoff (Nitrat, Ammonium) in der Umgebung fehlt. Etwa jede zehnte vegetative Zelle eines Filaments wird in einem zehn bis 15-stündigen Entwicklungsprogramm irreversibel differenziert. Unter dem Mikroskop fallen diese oft auch etwas größeren Zellen auf durch ihre verdickte Zellwand, die hellgrüne bis fast gelblich-transparente Erscheinung und die bei älteren Heterocysten auffälligen, aus dem Reserve-Polymer Cyanophycin (Arginin-Aspartat-Copoymer) bestehenden Polkörper an den Verbindungsstellen zu den vegetativen Zellen. Weiteres empfehlenswertes FachwissenAm Ende des Zelldifferenzierungsprogramms der Heterocysten steht die Expression eines Zelltyp spezifischen Stickstofffixierungssystems (entwicklungsgesteuertes Nif1-System). In vegetativen Zellen mancher Cyanobakterien kann zudem (schon nach circa zwei Stunden) ein eigenes Stickstofffixierungssystem angeschaltet werden, jedoch ist bei diesem die Abwesenheit von gebundenem Stickstoff UND von Sauerstoff in der Umgebung erforderlich (umweltgesteuertes Nif2-System). Da alle Nitrogenasen äußerst sauerstoffempfindlich sind, ist der Sauerstoff entwickelnde Teil der Photosynthese (Photosystem II) in Heterocysten nicht aktiv. Photosystem I arbeitet jedoch, und kann daher, - neben der Atmung - im Licht dazu beitragen, den sehr hohen Energiebedarf (ATP) der Nitrogenase zu gewährleisten. Vor von außen eindringendem Sauerstoff schützt die Heterocysten eine extra aufgelagerte Zellwandschicht aus Glycolipid- und Polysaccharidschichten, deren Schichtdicke sich dem Sauerstoffgehalt der Umgebung anpasst (Sauerstoff wird auch bei der Synthese dieser Schicht benötigt!). In den umgebenden Zellen des Filaments durch Sauerstoff entwickelnde Photosynthese erzeugte Zucker (wahrscheinlich vor allem Saccharose) werden in die Heterocysten transportiert und dort so weit teiloxidiert, dass sowohl genügend Elektronen zur Reduktion des Luftstickstoffs zu Ammonium als auch zum Einbau des Ammoniums in die beim Zuckerteilabbau entstandenden Kohlenstoffgerüste zur Verfügung stehen (Endprodukt: Glutamin). Der im Glutamin fixierte Luftstickstoff wird in die benachbarten Zellen transportiert und versorgt so den gesamten Zellfaden mit gebundenem Stickstoff. Der in den Heterocysten ablaufende Stoffwechsel ergänzt die in den vegetativen Zellen ablaufende Photosynthese des Kohlenstoffs (CO2-Fixierung) durch eine Photosynthese des Luftstickstoffs (N2-Fixierung). Auf diese Weise wird in Heterocysten bildenden Cyanobakterien aus den „unerschöpflichen“ Grundstoffen H2O, CO2 und N2 Biomasse unter maximaler Ausnutzung von Lichtenergie erzeugt. Es handelt sich um die effektivste bekannte Art der Produktion von Biomasse (Primärproduktion). Es ist anzunehmen, dass die Erfindung der gleichzeitigen Photofixierung von Kohlendioxid und Distickstoff zur Primäproduktion in einem Organismus schon sehr früh in der Erdgeschichte „in der Luft lag“: als Reaktion auf den Rückgang anderer ergiebiger organischer und anorganischer Energie-, Kohlenstoff- und Stickstoffquellen, verursacht durch die Stoffwechseltätigkeit konkurrierender Bakterien. Anzeichen von Heterocysten gibt es jedenfalls schon aus Fossilien in Sedimenten, die ein Alter von etwa 2,2 Milliarden Jahre aufweisen. In dieser Zeit war die Atmosphäre praktisch noch frei von Sauerstoff. Dieser Befund unterstützt die Schlussfolgerung, dass die Entwicklung der Heterocysten zuerst auf den Schutz der Nitrogenase vor Sauerstoff zurückgeht, der in den eigenen vegetativen Zellen durch zeitgleiche Photosynthese produziert wird, und der zu hohen lokalen Überkonzentrationen von Sauerstoff in der Mikroumgebung der Zellfilamente führen kann. Kategorien: Photosynthese | Mikrobiologie |
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Heterozyste aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |