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HerzschrittmacherEin Herzschrittmacher oder Pacemaker (PM) (englisch „der Schrittmacher“) ist ein medizinisches elektrisches Gerät, das die Herzfrequenz bei zu langsamem Herzschlag (Bradykardie) beschleunigen kann. Streng genommen sind auch die biologischen Herzbestandteile des Sinusknotens und des Atrioventrikularknotens „natürliche Herzschrittmacher“, die Teile des physiologischen Erregungsleitungssystems sind, der Ausdruck wird aber ganz überwiegend für die künstlichen benutzt. Neuere Schrittmacher haben darüber hinaus weitere Funktionen:
Herzschrittmacherfunktionen sind auch in ICDs integriert, um das Herz wieder in den richtigen Rhythmus zu bringen, nachdem es aus dem Flimmern „herausgeschockt“ wurde. Herzschrittmacher sind nach langen Jahren der technischen Verbesserung mittlerweile sichere und gut funktionierende Systeme, die die chronische Medikamentenbehandlung von langsamen Herzrhythmusstörungen praktisch überflüssig gemacht haben. Das Durchschnittsalter bei der Erstimplantation beträgt derzeit 75 Jahre. Das Aggregat, im Volksmund oft fälschlicherweise als Batterie bezeichnet, besteht aus einer Lithiumiodid-Batterie und der Elektronik, beide sind in einem gemeinsamen Gehäuse untergebracht. Ein moderner Herzschrittmacher hat eine Funktionsdauer zwischen fünf und zwölf Jahren, im Durchschnitt acht Jahre. In Einzelfällen wurde auch eine Funktionsdauer von über 19 Jahren berichtet. Dann wird ein Aggregatwechsel durchgeführt, der inzwischen dank genormter Elektrodensteckverbinder (IS-1-Standard) einfach ist. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
TypenEs gibt vier verschiedene Arten von Herzschrittmachern, die sich nach dem Ort der Stimulation unterscheiden:
AufbauDie wesentlichen Komponenten eines Schrittmachersystems:
Elektroden
Typen von permanenten Herzschrittmachern
NBG-SchrittmachercodeDie heute angebotenen Schrittmacher folgen dem seit 1988 geltenden und 2002 revidierten NBG-Code (NASPE/BPEG Generic Pacemaker Code (NASPE: North American Society of Pacing and Electrophysiology; BPEG: British Pacing and Electrophysiology Group)) und lassen sich in mehrere Gruppen einteilen, die mit maximal fünf (meistens nur den ersten drei) Buchstaben abgekürzt/bezeichnet werden. Der erste Buchstabe gibt Auskunft über den Stimulationsort. Die Buchstaben orientieren sich dabei an der anatomischen Lage der Elektrode. „V“ steht für Stimulation im Ventrikel (Herzkammer), „A“ für Stimulation im Atrium, „D“ (Dual) für Stimulation in beiden Herzbereichen, „S“ (Single) für eine Einkammerstimulation in Atrium oder Ventrikel und „0“ für „keine Stimulation“. Der zweite Buchstabe gibt den Detektionsort an. Hier werden ebenfalls „V“ für Detektion im Ventrikel, „A“ für Detektion im Atrium, „D“ (Dual) für Detektion in beiden Herzbereichen, „S“ (Single) für eine Einkammerdetektion und „0“ für „keine Stimulation“ verwendet. Der dritte Buchstabe gibt die Betriebsart des Schrittmachers an. Man unterscheidet zwischen „I“ (Inhibited) und „T“ (Triggered): Im inhibierenden Modus kann der Schrittmacher die Abgabe eines Impulses bei eigener Herzaktivität unterdrücken, im getriggerten Modus führt ein wahrgenommenes Signal zur Impulsabgabe. „D“ (Dual) heißt auch hier wieder, dass jeweils beide Modi unterstützt werden und „0“, dass keiner von beiden Modi unterstützt wird. Der vierte Buchstabe beschreibt die Programmierbarkeit, Telemetrie und Frequenzadaption. „0“ bedeutet, dass der Schrittmacher nicht programmierbar ist. Mit „P“ (Programmable) bezeichnet sind Schrittmacher, die eine Programmierbarkeit von maximal zwei Funktionen erlauben und mit „M“ (Multi programmable) solche von mehr als zwei Funktionen. „C“ (Communication) zeigt die Möglichkeit der Datentelemetrie an und „R“ (Rate modulation) die Möglichkeit der Anpassung der Schrittmacherfrequenz an ein belastungsinduziertes Signal. Seit der Revision des NBG-Schrittmachercodes 2002 sind „P“, „M“ und „C“ nicht mehr offiziell verwendbar, zumal diese Funktionen bei jedem modernen Herzschrittmacher eine Selbstverständlichkeit geworden sind. Der fünfte und letzte Buchstabe bezeichnet den Ort der Multisite-Stimulation. „A“ bedeutet Stimulation an mehr als einer Stelle im rechten Atrium (oder Stimulation im rechten und linken Atrium). „V“ steht für die Stimulation an mehr als einer Stelle im rechten Ventrikel oder biventrikuläre Stimulation (Stimulation im rechten und linken Ventrikel). „D“ steht für Multisite-Stimulation in Atrium und Ventrikel. „0“ bedeutet keine Multisite-Stimulation, weder in Atrium noch in Ventrikel. Vor der Revision des Schrittmachercodes 2002 gab der fünfte Buchstabe die antitachykarde Funktion wieder. „0“ bedeutet keine antitachykarde Funktion, „P“ (Pacing) antitachykarde Stimulation, „S“ (Shock) und „D“ (Dual) Pacing und Shock. Gelegentlich wird diese veraltete Nomenklatur noch gebraucht. Einkammerschrittmacher
Eine Bezeichnung für den Einkammerschrittmacher, zu finden auf der Verpackung oder dem Schrittmacherausweis, kann auch SSI lauten, wobei das „S“ jeweils für „Single“ steht, also ein Einkammergerät. Zweikammerschrittmacher
Weitere Typen
GeschichteDer erste vollständig in den menschlichen Körper eingebettete Herzschrittmacher wurde am 8. Oktober 1958 von dem Arzt Åke Senning und dem Ingenieur der Firma Siemens Elema, Rune Elmquist, in Stockholm dem Patienten Arne Larson eingepflanzt. Das Gerät bestand aus zwei Transistoren, die in einer Kippschaltung arbeiteten, einer Quecksilberbatteriezelle und einer Spule zum externen Aufladen dieser Batterie. Die elektronischen Bauelemente wurden in einer Schuhcrèmedose mit Epoxydharz vergossen. Die benötigten Elektroden, die die Stimulationsenergie an das Herz abgaben, waren fest mit dem Schrittmacher verbunden. Sicherheitshinweise für Träger von HerzschrittmachernIn seltenen Ausnahmefällen können von einigen Geräten ausgehende elektromagnetische Felder vorübergehende Störungen des Herzschrittmachers verursachen. Anzeichen für eine mögliche Störung können Schwindel, Herzklopfen oder ein unregelmäßiger Puls sein. Sobald der Träger das entsprechende Gerät ausgeschaltet oder sich von der Störquelle entfernt hat, arbeitet ein Herzschrittmacher wieder normal. Sicherheitshalber sollten beim Einkaufen vorhandene Diebstahlsicherungsanlagen (beispielsweise hinter den Kassen und am Ein- und Ausgang) zügig durchquert werden und man sollte nicht in dem Bereich stehen bleiben. Auch sollten elektrische Geräte etwa 15 bis 20 cm von einem Herzschrittmacher entfernt gehalten werden, beispielsweise Haartrockner, Rasierapparate, Lötkolben, Mobilfunkgeräte, Funksprechgeräte, Bohrmaschinen, Tischsägen, Lautsprecheranlagen, Heizkissen, Fernsteuerungen, Magnete. Es treten jedoch außer bei größeren Magneten (beispielsweise in Magnetmatten gegen Rückenschmerzen) nur selten Störungen auf. (MRT Generell meiden sollten Herzschrittmacherträger die so genannte Magnetröhre), da diese starke wechselnde Magnetfelder erzeugt. Röntgenröhren (auch im Computertomografen) sind dagegen unbedenklich. Beim Gebrauch von Mobiltelefonen empfiehlt das Bundesamt für Strahlenschutz einen Mindestabstand von 20 cm zum implantierten Schrittmacher. Schnurlos-Telefone gelten als unbedenklich.[1] MagnetfunktionDie Magnetfunktion des Herzschrittmachers ist ein Notfallmodus. Falls es zu Fehlern bei der Detektion der Eigenaktionen des Herzens oder anderen Komplikationen kommt, kann man dem Patienten einen Dauermagneten auf den Herzschrittmacher legen. Dieses sollte allerdings nur unter einer EKG-Überwachung erfolgen, da die Magnetauflage eine asynchrone Stimulation (S00 bei Einkammersystemen, bzw. D00-Modus bei Zweikammer-Systemen) zur Folge hat. Eigenaktionen des Herzens werden dann komplett ignoriert (natürlich auch alle möglichen Störsignale), theoretisch ist damit aber auch eine Stimulation des Gerätes in die sogenannte vulnerable Phase des Herzens möglich (das so genannte R-auf-T-Phänomen), was lebensbedrohliches Kammerflimmern auslösen kann. Im Magnetmodus erregen Schrittmacher das Herz starrfrequent mit 60 bis 100 Schlägen pro Minute (je nach Modell und Firma, beispielsweise neuere Medtronic 85 bpm, Guidant 100 bpm, St. Jude 98 bpm, mehrere Modelle mit der programmierten Grundfrequenz) und ignorieren alle Eigenaktionen des Herzens. Weiterhin stellt die Magnetfrequenz einen (allerdings ungenauen) Marker der noch vorhandenen Batterieladung des Aggregates dar, so dass eine Änderung der Magnetfrequenz auf eine drohende Batterieerschöpfung hinweisen kann. Genaue Informationen zur Magnetfrequenz und deren Aussage finden sich beispielsweise im „Lampadius“ - einer Zusammenstellung der technischen Daten der bekannten Herzschrittmacher und implantierbaren Defibrillatoren. Die Magnetfunktion eines implantierbaren Defibrillators liegt dagegen in aller Regel darin, dass die gegen schnelle aus der Herzkammer kommende Rhythmusstörungen gerichteten Therapien mittels Magnet ausgeschaltet werden. Dieses ist etwa bei Operationen sinnvoll, bei denen der Chirurg das „elektrische Messer“ verwendet. Diese Stromanwendung kann ansonsten zu Abgabe unnötiger Elektroschocks führen. Diese Funktion kann in Einzelfällen aber auch dauerhaft ausgeschaltet werden (aktuell bei einigen Modellen der Fa. Guidant empfohlen, da in seltenen Fällen „hängende Magnetschalter“ nach Magnetauflage zu einer dauerhaften Unterdrückung der lebensrettenden Schockabgabe im Falle eines Kammerflimmerns hätten führen können). Siehe auch
Quellen
Kategorien: Kardiologie | Medizintechnik |
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Herzschrittmacher aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |