Henry Walter Bates (* 8. Februar 1825 in Leicester, England; † 16. Februar 1892) war ein englischer Naturforscher, Evolutionsbiologe und Entomologe. Er wurde berühmt durch seine Amazonas-Expedition, die er zusammen mit Alfred Russel Wallace 1848 begann. Bates schickte bis zu seiner Rückkehr aus Brasilien 1859 mehr als 14.000 Arten (meistens Insekten), von denen 8.000 für die Wissenschaft neu waren, nach England zurück. Er war ein früher Anhänger der Evolutionstheorie von Charles Darwin. Die ‚Batessche Mimikry’ ist nach ihm benannt.
Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Leben
Henry Walter Bates wurde am 8. Februar 1825 in Leicester als ältester von vier Söhnen eines Strickwarenherstellers geboren. Mit 13 Jahren begann er eine Lehre bei einem Strickwarenhändler. In seiner Freizeit sammelte er Insekten. 1843 veröffentlichte er eine kurze Arbeit über Käfer in der Zeitschrift „Zoologist“. Er befreundete sich mit Alfred Russel Wallace, der ebenfalls ein leidenschaftlicher Insektenkundler war. Nachdem sie William Henry Edwards Buch über dessen Amazonas-Expedition gelesen hatten, entschieden sie sich, den tropischen Regenwald selbst zu bereisen und durch den Verkauf der gesammelten Exemplare ihre Reise zu finanzieren. Bates gab seine Stelle als Büroangestellter auf, und sie starteten gemeinsam auf ihre Expedition.
1848 landeten sie in Pará (heute Belém (Brasilien)), wo sie eineinhalb Jahre blieben und von wo aus sie ihre Exkursionen im Mündungsgebiet des Amazonas unternahmen. 1850 trennten sich ihre Wege und jeder forschte und sammelte für sich.
Drei Jahre lang war dann Santarém (Pará) Hauptstützpunkt für Bates. Von hier aus erkundete er die Umgebung und den Rio Tapajós, einen der größten Nebenflüsse des Amazonas. Immer wieder schickte er gesammelte Exemplare (Säugetiere, Vögel, Reptilien, Fische, Insekten, Weichtiere, Zoophyten (festsitzende Meerestiere)) nach Europa zu Museen und Sammlern.
Er zog weiter stromaufwärts und erforschte Flora und Fauna in der Gegend von Ega (heute Tefé), Fonte Boa und schließlich São Paulo de Olivenca nahe der peruanischen Grenze.
Nach elf Jahren in Brasilien kehrte er 1859 nach England zurück.
Durch seine Reise lieferte er wesentliche Beiträge zum Verständnis der Evolution. Er entdeckte die ‚Batessche Mimikry’, die nach ihm benannt wurde. Harmlose Tiere nehmen das Aussehen (Warntracht) von wehrhaften oder ungenießbaren Tieren an und täuschen dadurch ihre Feinde.
1863 heiratete er Sara Ann Mason.
Nach einer vergeblichen Bewerbung auf eine Stelle an der zoologischen Abteilung des Britischen Museums, arbeitete er als Angestellter der Royal Geographical Society von 1864 an.
1881 wurde er Mitglied der Royal Society in London.
Henry Walter Bates starb am 16. Februar 1892 an Bronchitis.
Werke
- Contributions to an Insect Fauna of the Amazons Valley. Lepidoptera: Heliconiidae (1862). Darwin lobte diesen Aufsatz als one of the most remarkable and admirable papers I ever read in my life. ("als einen der bemerkenswertesten und bewunderungswürdigsten Aufsatz, den ich je in meinem Leben gelesen habe").
- The Naturalist on the River Amazon (1863) Das Buch beschreibt die Erkundungsreise von 1848 bis 1859 im Amazonasgebiet.
Inhaltsübersicht:
- Kapitel I Pará: Ankunft – Aussehen des Landes – Der Para Fluss – Erster Spaziergang in den Vorstädten von Pará – Vögel, Eidechsen und Insekten der Vorstädte – Blattschneideameise – Übersicht über Klima, Geschichte und die gegenwärtigen Zustände von Pará
- Kapitel II Pará : Die sumpfigen Wälder von Pará – Ein portugiesischer Grundbesitzer aus Portugal – Landhaus bei Nazareth – Leben eines Naturforschers unter dem Äquator – Die trockeneren Urwälder – Magoary – Altarme -Ureinwohner
- Kapitel III Para : Religiöse Feiertage – Marmoset Affen – Schlangen – Insekten
- Kapitel IV Der Rio Tocantins und Cameta : Reisevorbereitungen – Die Bucht von Goajara – Fächerpalmenhain – Der untere Tocantins – Beschreibung des Flusses Vista Allegre – Baiao – Stromschnellen – Bootstour zu den Guariba Wasserfällen – Das Leben der Einheimischen auf dem Tocantins – Zweite Reise nach Cameta
- Kapitel V Caripi und die Bucht von Marajo : Der Rio Pará und die Bucht von Marajo – Reise nach Caripi – Weihnachtsfeier bei Negern – Eine deutsche Familie – Fledermäuse – Ameisenbären – Kolibris – Exkursion zum Murucupi – Das häusliche Leben der Einwohner – Jagdausflug mit Indianern – Weiße Ameisen
- Kapitel VI Das untere Amazonasgebiet – Pará nach Obydos : Reisearten auf dem Amazonas – Geschichtliche Beschreibung der frühen Erforschungen des Flusses – Reisevorbereitungen – Leben an Bord eines großen Handelsschiffes – Die engen Kanäle, die Para mit dem Amazonas verbinden – Erste Begegnung mit dem Großen Fluss – Gurupa – Die Große Untiefe – Tafelberge – Santarem – Obydos
- Kapitel VII Das untere Amazonasgebiet, Von Obydos nach Manaus oder Barra des Rio Negro : Abreise von Obydos – Flussufer und Seitenkanäle – Kakaopflanzer – Tägliches Leben an Bord unseres Schiffes – Großer Sturm – Sandinsel und ihre Vögel – Hügel des Parentins – Negerhändler und Mauhes Indianer – Villa Nova: seine Bewohner, Wald und Tiere – Cararaucu – Ein ländliches Fest – Der See von Cararaucu – Motuca – Fliegen – Serpa – Weihnachtsfeiertage – Der Fluss Madeira – Ein Mameluken Farmer – Mura Indianer – Rio Negro – Beschreibung von Barra – Fahrt nach Pará hinunter – Gelbfieber
- Kapitel VIII Santarem : Lage von Santarem – Verhalten und Bräuche der Einwohner – Klima – Grasland und Wälder – Exkursionen zu Mapiri, Mahica und Irura mit kurzer Beschreibung ihrer Naturgeschichte – Palmen, wilde Obstbäume, Minierwespen, Mauerwespen, Bienen und Faultiere
- Kapitel IX Reise den Rio Tapajos hinauf : Reisevorbereitungen – Erster Segeltag – Bootsverlust – Altar de Chao – Möglichkeiten Fisch zu erhalten – Schwierigkeiten mit der Schiffsbesatzung – Ankunft bei Aveyros – Exkursionen in die Umgebung – Weiße Kapuzineraffen – Wesen der Kapuzineraffen – Zahmer Papagei – Missionssiedlung – Einfahrt in den Fluss Cupari – Abenteuer mit Anaconda – Rauchgetrockneter Affe – Boa Konstriktor – Dorf der Mundurucu Indianer und feindlicher Einfall eines wilden Stammes – Wasserfälle von Cupari – Hyazinthara – Wieder im breiten Tapajos – Den Fluss hinunter nach Santarem
- Kapitel X Das obere Amazonasgebiet – Reise nach Ega (=Tefé) : Abreise von Barra – Erster Tag und Nacht auf dem oberen Amazonas – Trostloses Aussehen des Flusses während der Flutsaison – Cucama Indianer – Psychische Verfassung der Indianer – Windböen – Seekühe – Wald – Schwimmende Bimssteine von den Anden – Abschüssige Ufer – Ega und seine Einwohner – Tägliches Leben eines Naturforschers in Ega – Die vier Jahreszeiten am oberen Amazonas
- Kapitel XI Exkursionen in die Nachbarschaft von Ega : Der Fluss Teffe – Streifzüge durch das Gehölz am Ufer – Ausflug zu dem Haus eines Passe Häuptlings – Charakter und Sitten des Passe Stammes – Erste Exkursion: Sandinseln der Solimoens – Gewohnheiten der großen Fluss-Schildkröte – Zweite Exkursion: Schildkrötenfang in den Inlandseen – Dritte Exkursion: Jagdstreifzüge mit Eingeborenen im Wald – Rückkehr nach Ega
- Kapitel XII Tiere in der Nachbarschaft von Ega : Rotgesichtige Affen – Parauacu Affen – Eulengesichtige Nachtaffen – Pinseläffchen – Jupura – Fledermäuse –Vögel – Cuviers Tukan – Krauskopfarassari – Insekten – hängende Kokoons – Wanderameisen – Blinde Ameisen
- Kapitel XIII Exkursionen jenseits von Ega : Reisen mit dem Dampfschiff auf dem Amazonas – Passagiere – Tunantins – Caishana Indianer – Die Jutahi – Die Sapo – Maraua Indianer – Fonte Boa – Reise nach São Paulo – Tucuna Indianer – Krankheit – Rückkehr nach Para – Veränderungen in Pará – Abreise nach England
- Herausgeber von Transactions of the Royal Geographical Society
- Beiträge zu 'Zoologist', 'Entomological Society’s Journal', 'Annals and Magazine of Natural History' und zu 'Entomologist'
Ehrungen
- Brazilian Order of the Rose
- Mitglied der Royal Society
Siehe auch
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