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GeschlechtsmerkmalEin Geschlechtsmerkmal ist eine Eigenschaft, die bei den verschiedenen Geschlechtern einer Spezies unterschiedlich ausgeprägt ist. Man unterscheidet zwischen körperlichen (auch engl: sex) und sozialen (auch engl: gender) oder Verhaltensgeschlechtsmerkmalen.
EinteilungEs wird unterschieden zwischen primären, sekundären und tertiären Geschlechtsmerkmalen. Werden die Begriffe Sex und Gender gebraucht, sind die primären und sekundären Geschlechtsmerkmale Sex, die tertiären Gender. Primäre und Sekundäre GeschlechtsmerkmalePrimäre und Sekundäre Geschlechtsmerkmale (Sex) sind genetisch-biologisch veranlagt. Die Struktur ist bereits in der befruchteten Eizelle festgelegt. Die spätere Ausprägung wird hormononell unterstützt.
Tertiäre GeschlechtsmerkmaleTertiäre Geschlechtsmerkmale (Gender) sind die bei höheren Lebewesen vorkommenden psychischen und sozio-kulturellen, geschlechtsspezifischen und sich im Verhalten zeigenden Geschlechtsmerkmale. Die insbesondere beim Menschen zum Tragen kommenden tertiären Geschlechtsmerkmale sind starken kulturellen Unterschieden und Schwankungen unterworfen. Viele Phänomene können je nach Zusammenhang sowohl als soziales Rollenverhalten als auch als tertiäres Geschlechtsmerkmal etikettiert werden. Deshalb ist letzterer Begriff etwas umstritten. Benutzern des Begriffs „tertiäres Geschlechtsmerkmal“ wird bisweilen vorgeworfen, sie verlegten rein sozial bedingte Rollenzwänge in das Individuum. Beispiel: „Frauen tragen Röcke, Männer nicht“ – die Einhaltung dieser sozialen Rollennorm dient in vielen Kulturen der Unterscheidung zwischen den Geschlechtern und ist dort somit gleichzeitig tertiäres Geschlechtsmerkmal. Feingliederung der primären MerkmaleBei den primären Geschlechtsmerkmalen unterscheidet man:
AnomalienSind die primären und/oder sekundären Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig, spricht man von Intersexualität. Entsprechen insbesondere primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale nicht dem Identitätsgeschlecht, spricht man beim Menschen von Transgender. Menschliche GeschlechtsmerkmaleEntwicklungIn den frühen Entwicklungsstadien sind die Geschlechtsmerkmale anatomisch kaum zu unterscheiden. Erst einige Zeit später sind beim Embryo die strukturellen Veränderung offensichtlich, sind aber bei Mann und Frau durchaus ähnlich; die gemeinsame ursprüngliche Struktur bleibt auch später erkennbar. Mit Einsetzen der Pubertät reifen die Geschlechtsmerkmale aus. Dieser Prozess setzt grundsätzlich bei Mädchen eher ein als bei Jungen. Offensichtlich erfolgt die körperliche Veränderung in einer bestimmten Reihenfolge, wobei der jeweilige Zeitpunkt der einzelnen Entwicklungsschritte individuell verschieden ist und auch von anderen Faktoren (Umwelteinflüsse, Nahrungsangebot, usw.) abhängig ist. Für den Menschen sind im Wesentlichen folgende Geschlechtsmerkmale festzustellen:
Siehe auchKritikDie 'simple' binäre - entweder weibliche oder männliche - Entwicklung von primären Geschlechtsmerkmalen ist innerhalb der Biologie umstritten. So haben neuere Forschungen gezeigt, dass zahlreiche Chromosomen (neben den Chromosomen X und Y auch die Chromsomen 1, 9, 11), zahlreiche Gene (mindestens 19 Gene bzw. 'deren Faktoren' (Proteine)) in die primäre Geschlechtsausbildung involviert sind. Diese 'Faktoren' wechselwirken intensiv miteinander, statt in einer hierarchischen Abfolge von Schritten hintereinander geschaltet zu sein. Auch die als "geschlechtlich" bezeichneten Hormone Östrogen, Progesteron und Testosteron kommen bei allen Menschen (sowohl Männern, als auch Frauen!) vor - ihre Konzentration ist individuell unterschiedlich und variiert insbesondere zeitlich (Burren/Rieder 2003; Schmitz 2006a; Ebeling 2006). Dies deutet darauf hin, dass die primäre Geschlechtsentwicklung in mehr als zwei Richtungen möglich sein dürfte, bisher nur zahlreiche Möglichkeiten als "pathologisch", als "Abweichung" gedeutet wurden. So stellte A. Fausto-Sterling heraus, dass Merkmale der Muskulatur, des Fettansatzes und des Knochenbaus biologisch nicht geschlechtlich verschieden seien. Diesbezügliche geschlechtliche Unterschiede seien in hohem Maß auf Sozialisationsprozesse zurückzuführen. So werde bspw. Mädchen in früher Jugend eine geringere Bewegungsfreiheit außerhalb der Wohnung eingeräumt (u.a. aus Vergewaltigungsangst der Eltern), gälten unterschiedliche Schönheitsmaßstäbe etc.. Besonders deutlich wird ein solch sozialer Einfluss bei der Ernährung: proteinreiche Kost befördert Größenwachstum, Unterernährung hemmt das Wachstum (Fausto-Sterling 1988 (1985), 300-312; Fausto-Sterling 2005). Vermeintliche geschlechtliche Unterschiede im Gehirn stehen ebenso in der Kritik. So konnten in Folgestudien Geschlechtsunterschiede bei der Beteiligung der linken und rechten Hirnhälfte (diese hatte eine Studie des Ehepaars Shaywitz postuliert) in der Reimerkennung nicht mehr gezeigt werden. Vielmehr deutet sich an, dass sich Gehrinstrukturen insbesondere durch Sozailisationsprozesse ausprägen: das frühe oder späte Erlernen einer Zweit- oder Drittsprache, das Erlernen oder Nicht-erlernen des Spielens eines Musikinstruments, bei dem beide Hände synchron gebraucht werden, zeige sich auch in den Hirnstrukturen (Schmitz 2006b). Literatur
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