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Geschichte der DiabetologieDie Geschichte des Insulins und der Insulinpräparate ist ein wichtiger Teil der Medizingeschichte, nicht zuletzt weil durch die Ergebnisse dieser Forschungen der Diabetes mellitus seinen Schrecken als tödliche Krankheit verloren hat. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
AntikeSchon um 100 n. Chr. schreibt Aretaios: „Der Diabetes ist eine rätselhafte Erkrankung.“[1] 17. JahrhundertThomas Willis beschreibt den honigsüßen Geschmack des Urins bei Diabetes.[1] 18. Jahrhundert1888 wird von Cowley erstmals ein Zusammenhang von Diabetes und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse beschrieben.[2] 19. Jahrhundert1860 behandelt Joseph Alexander Fles (1819–1905) einen Diabetikern mit Extrakten aus Kälberpankreas. 1864 veröffentlicht er diese Versuche.[2] 1869 beschreibt Paul Langerhans in seiner Dissertation die Inselzellen im Gewebe des Pankreas (der Bauchspeicheldrüse); deren Funktion untersucht er nicht.[3] 1869 berichtet Langdon-Down berichtet über einen Behandlungsversuch mit Pankreatin.[2] 1889 beschreibt Wilhelm von Leube den häufigen Zusammenhang von Pankreaserkrankungen und Diabetes mellitus.[2] 1889 entfernen die deutschen Ärzte Oskar Minkowski (1858–1931) und Joseph von Mering (1849–1908) die Bauchspeicheldrüse von Hunden, um die Auswirkung auf den Fettstoffwechsel zu beobachten. Sie entdeckten jedoch, dass sie dadurch die Krankheit Diabetes mellitus auslösten.[4] 1893 nennt der französische Pathologe Gustave-Edouard Laguesse die Zellanhäufungen zu Ehren von Paul Langerhans „Ilots de Langerhans“, „Langerhans-Inseln“. Er postuliert auch ihre Funktion als endokrines (hormonproduzierendes) Gewebe mit regulatorischer Wirkung auf den Stoffwechsel.[5] 1893 versucht Minkowski die Zufuhr eines Pankreasextraktes durch subkutane Injektion. Minkowski, Hédon und Thiroloix entdecken, dass nach Entfernung der Pankreas der Diabetes ausbleibt, wenn Pankreassubstanz irgendwo unter die Haut transplantiert wird.[2] 1898 veröffentlicht Carl von Noorden die zweite Auflage von „Die Zuckerkrankheit und ihre Behandlung“.[2] Erste Hälfte des 20. Jahrhunderts1900 erkannte Leonid Sobolew (1876–1919) die „Inseln“ als Produktionsstätten blutzuckersenkender Substanzen.[3] 1902 entwickelte Carl von Noorden eine Diäthaferkur, die den Blutzuckerspiegel senkt.[7] 1903 entwickelte der deutsche Internist Georg Ludwig Zülzer (1870–1949) ein therapeutisches Bauchspeicheldrüsenextrakt, das den Blutzucker senken konnte und der erste Ansatz zur Therapie des Diabetes mellitus war. Wegen schwerer Nebenwirkungen, die möglicherweise allergischer Natur waren, konnte das als „Zülzer-Extrakt“ bezeichnete Präparat jedoch nicht beim Menschen eingesetzt werden. 1909 schlug der Belgier Jean de Meyer den Name „Insulin“, abgeleitet vom lateinischen „insula“ für die noch unbekannte Substanz vor.[8] 1910 nannte der englische Physiologe Edward Albert Sharpey-Schafer die den Diabetikern fehlende Substanz aus des Pankreas “Insulin”. [9] Wer den Namen zuerst geprägt hat, ist aus den vorliegenden Quellen nicht klar ersichtlich. 1916 gelang es Nicolae Paulescu erstmals, Insulin aus Pankreasgewebe zu gewinnen. Er nannte das Präparat Pankrein, es war bei einem diabetischen Hund wirksam. 1921 veröffentlichte Paulescu seine Erkenntnisse, 1922 ließ er das Herstellungsverfahren für Pankrein in Rumänien patentieren. 1921 gelang auch Frederick Banting und Charles Best die Extraktion von Insulin, sie nannten es Isletin. Auch sie führten ihre Experimente an Hunden durch, denen die Bauchspeicheldrüse operativ entfernt worden war. Sie bestätigten in ihren Publikationen die Arbeiten Paulescus. Frühere Versuche anderer Wissenschaftler waren nicht erfolgreich gewesen, da sie die komplette gemahlene Bauchspeicheldrüse verwendet hatten, wobei andere Verdauungssäfte des Pankreas das Insulin zerstörten. Der Biochemiker James Collip wurde von John James Richard Macleod beauftragt, Banting und Best zu unterstützen. Collip gelang es mittels fraktionierter Eiweißfällung mit hochprozentigem Alkohol ein wesentlich reineres Extrakt zu gewinnen.[10] Im Januar 1922 gelang dem Team um Banting und Best die erste Rettung eines Diabetikers. Der 13 Jahre alte Leonard Thompson, der seit eineinhalb Jahren an der Krankheit litt, wurde von ihnen im Toronto General Hospital mit Rinderinsulin behandelt. Schon nach drei Tagen war sein Harn frei von Zucker und Azeton.[11] Banting, Best, Collip, Campbell und Fletcher berichteteten darüber im Canadian Medical Association Journal.[12] 1922 wird durch den Senat der Universität Toronto ein Komitee gegründet, um die industrielle Herstellung von Insulin nach dem patentierten Verfahren zu kontrollieren. Zunächst wurde mit der Firma Lilly ein Vertrag geschlossen.[13] 1923 erhielten Banting und MacLeod den Nobelpreis für Medizin; sie teilten später den Preis freiwillig mit Best und Collip. Im selben Jahr brachte Eli Lilly and Company, die mit Banting und Best zusammengearbeitet hatten, in Toronto das erste Insulinpräparat „Isletin“ (Foto) auf dem Markt. 1923 begann die Insulinproduktion in Europa. Am 31. Oktober stellten die Farbwerke Hoechst das aus Kälber- und Rinder-Bauchspeicheldrüsen hergestellte „Insulin Hoechst“ vor.[14] Weitere Produktionsstätten entstanden in Dänemark (Hagedorn) und Österreich.
1926 gelang es John Jacob Abel (1857–1938) an der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore, Insulin in reiner, kristalliner Form darzustellen.[3]. 1928 gelang Oskar Wintersteiner der Nachweis, dass Insulin ein Protein ist. 1930 eröffnte Gerhardt Katsch das erste Diebetikerheim in Garz auf Rügen, wo Patienten betreut und im Umgang mit der Krankheit geschult wurden. 1934 entwickelte A. Scott das erste Zinkinsulin, nachdem er gezeigt hatte, dass Insulin Zink enthält und es dadurch in seiner Wirkung gebremst wird. 1936 wird neutrales Protamin Hagedorn (NPH-Insulin) entwickelt. 1950 wurde die International Diabetes Federation gegründet.
Zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts1955 publizierte Frederick Sanger nach zwölfjähriger Arbeit die komplette Aminosäurensequenz des Insulins. Dafür wurde er 1958 mit dem zweiten Nobelpreis in der Geschichte des Insulins, diesmal im Bereich Chemie, „für seine Arbeiten über die Struktur der Proteine, besonders des Insulins“ ausgezeichnet. 1960 beschrieben Nicol und Smith die Struktur von Humaninsulin. 1963 gelang Helmut Zahn und seinem Team am Deutschen Wollforschungsinstitut in Aachen die weltweit erste chemische Synthese des Insulins. Auf Grund der über 200 Synthesestufen konnte diese Insulinsynthese jedoch noch nicht industriell genutzt werden. Sie räumte allerdings mit dem Vorurteil auf, dass man Proteine nicht synthetisieren könne. 1979 gelang Obermaier und Geiger die Synthese von Humaninsulin. 1982 war es erstmals möglich, dieses durch gentechnisch veränderte Bakterien in großer Menge herzustellen. Inzwischen übernehmen auch Hefepilze diese Aufgabe. 1985 wurde der erste Insulinpen, der NovoPen von Novo Nordisk, auf den Markt gebracht. 1991 wurde der Geburtstag von Frederick Banting von der IDF und der WHO zum Welt-Diabetes-Tag bestimmt. 1996 kam mit Lispro das erste schnellwirkende Insulinanalogon auf den Markt. 21. Jahrhundert2000 kam mit Glargine von Sanofi-Aventis das erste langwirkende Analoginsulin auf den Markt. 2002 brachte Novo mit Aspart das zweite schnellwirkende Analoginsulin auf den Markt. 2004 wurde Detemir von Novo als zweites Langzeit-Analoginsulin verfügbar gemacht. 2005 wird mit Symlin®, einem Analogon des Hormons Amylin das seit Insulin erste Medikament für Typ-1-Diabetiker von der FDA zugelassen.[15] 2006 wurde mit Glulisin von Sanofi-Aventis das dritte schnellwirkende Analoginsuline zur Verfügung gestellt. 2007 wurde der Welt-Diabetes-Tag von der UNO zu einem UNO-Aktionstag erklärt. Siehe auchEinzelnachweise
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Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Geschichte_der_Diabetologie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |