Meine Merkliste
my.bionity.com  
Login  

Georg Engelmann



 

Georg Theodor Engelmann, in den USA ab 1833 George Engelmann genannt (* 2. Februar 1809 in Frankfurt am Main; † 4. Februar 1884 in St. Louis, Missouri, USA) war ein nordamerikanischer Arzt, Botaniker und Meteorologe deutscher Abstammung. Sein offizielles botanisches Autorenkürzel lautet „Engelm.“.

Er gehörte mit zu den ersten Ärzten, die Chinin gegen Malaria einsetzten. Er wurde der Begründer der amerikanischen Kakteenkunde. Engelmann war der wichtigste Berater von Henry Shaw beim Aufbau des Missouri Botanical Garden und 1859 Mitbegründer sowie erster Präsident der „St. Louis Academy of Science“.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Engelmann entstammte einer Theologen-Familie aus Bacharach am Rhein (Landkreis Mainz-Bingen, Rheinland-Pfalz); er war der Sohn des Theologen Dr. Julius Bernhard Engelmann (1773-1844), Leiter der Höheren Töchterschule in Frankfurt am Main, und der Julie Antonie May. 1840 heiratete er in Kreuznach seine Nichte Dorothea Horstmann (1804-1879). Sein Sohn war Georg J. Engelmann (1847-1903), Arzt und Fachbuchautor in St. Louis und Boston (Massachusetts).

Sein Vetter Theodor Engelmann (1808-1889), Rechtsanwalt und Zeitungsverleger, lebte im benachbarten Belleville, St. Clair County (Illinois).

Leben

 

Engelmann besuchte in Frankfurt zunächst das Gymnasium und studierte danach Medizin an der Universität Heidelberg. Schon während der Schulzeit entwickelte er auch ein starkes Interesse an der Botanik und unternahm botanische Exkursionen mit seinen Freunden Ferdinand Lindheimer und Georg Fresenius. Dieses Interesse wurde auch während seiner Studienzeit gestützt durch Freunde wie Karl Friedrich Schimper, Alexander Braun oder seinen Heidelberger Professor Gottlieb Wilhelm Bischoff (1797-1854).

Sein Medizin-Studium setzte Engelmann an den Universitäten Berlin und Würzburg fort und promovierte in Würzburg 1831 zum Dr. med. Seine Dissertation erregte auch bei Goethe Aufmerksamkeit. Im Frühjahr und Sommer 1832 hielt sich Engelmann in den Cholerahospitälern in Paris auf.

Im Herbst 1832 begab er sich von Bremen aus nach Nordamerika, um für Verwandte am Mississippi River Land zu kaufen. Diesen Aufenthalt nutzte Engelmann zu ausgedehnten Reisen durch die Staaten Illinois, Missouri, Arkansas, Texas und das Indianer-Territorium (Oklahoma). Die dabei gesammelten Pflanzen vermachte er später seinem Freund Alexander Braun und dem Botanischen Museum Berlin. Animiert zu seinen intensiven botanischen Forschungen in den USA wurde Engelmann in erster Linie durch ein Treffen mit Asa Gray (1810-1888) im Jahr 1840. Auf diesem Fachgebiet arbeitete er auch eng mit dem Hobby-Botaniker Otfried Hans Freiherr von Meusebach zusammen, dem zweiten Generalkommissar des „Mainzer Adelsvereins“ in Fredericksburg, Texas.

Im Jahr 1835 ließ sich Engelmann in St. Louis, damals ein Ort mit nur 3.000 Einwohnern, als praktischer Arzt nieder. Gleichzeitig begann er als Meteorologe mit Wetterbeobachtungen und -messungen. Zur botanischen Forschung und Sammeltätigkeit, für die er selbst nur noch wenig Zeit erübrigen konnte, animierte er Freunde und Bekannte: Karl Andreas Geyer erforschte die Umgebung von St. Louis, Ferdinand Lindheimer besuchte Texas und August Fendler u.a. das Gebirge von Neu-Mexiko und war somit der erste Botaniker dieses Staates.

Erst später sammelte Engelmann selbst wieder, unter anderem in den Bergen von North Carolina, in Tennessee, in den Rocky Mountains und in den Ebenen von Colorado.

Zur Verheiratung mit seiner Nichte reiste er im Jahr 1840 erstmals wieder nach Deutschland. 1856-1858 hielt er sich in Paris auf, um die Auswertung der Ergebnisse seiner Forschungsarbeit zu überwachen, dann noch einmal 1868-1869. Im Jahr 1883 reiste er zu einem Erholungsaufenthalt wieder nach Deutschland. Er starb bald nach seiner Rückkehr im Februar 1884 an den Folgen eines Herzleidens.

Engelmanns Tätigkeit als Meteorologe ist unverdient hinter seiner Arbeit als Botaniker verborgen geblieben. Der amtliche Wetterdienst der USA begann erst nach einer Resolution von US-Präsident Ulysses S. Grant vom 9. Februar 1870 mit seiner Arbeit, als Engelmann schon 35 Jahre in seiner neuen Heimatstadt St. Louis als „Wetterfrosch“ wissenschaftlich tätig gewesen war. Die Niederlassung des NOAA's National Weather Service Weather Forecast Office[1] in St. Louis arbeitet deshalb noch heute mit Engelmanns Ergebnissen; Zitat eines dortigen Data Acquisition Program Managers: „We use the weather observations he recorded in our climatological records.[2]

Ehrungen

  • Die Pflanzengattung Engelmannia und die Engelmann-Fichte sind nach ihm benannt.
  • Ehrendoktorwürde
  • Im Jahr 2000 wurde am 4344 Shaw Boulevard in St. Louis eine Bronze-Büste des Künstlers Paul T. Granlund (1925-2003) aufgestellt.


Bibliografie

  • Plantae Lindheimerianae: An enumeration of F. Lindheimer's collection of Texan plants, with remarks and descriptions of new species, etc., gemeinsam mit Asa Gray, Boston Journal of Natural History, Band 5 + 6, Boston 1845 und 1850
  • Description Of The Cactaceae. Report Of The Botany Of The Expedition, in: „Explorations and Surveys for a Railroad Route from the Mississippi River to the Pacific Ocean; Route Near the Thirty-Fifth Parallel“, Band 4 Teil 5, zusammen mit John Milton Bigelow und Lt. A. W. Whipple (Hg.), Government Printing Office, Washington 1856
  • Cactaceae of the Boundary from United States and Mexican Boundary Survey under the Order of Lietu. Col. W. H. Emory, Smithsonian Institution, Government Printing Office, Washington 1859/1986
  • Systematic arrangement of the genus Cuscuta, 1859
  • CBC Synopsis of the Cactaceae, 1856/1988
  • Kakteen der Grenze, 1859/1986
  • The American Juniper of the Section Sabina, Verlag R. P. Studeley, St. Louis (Missouri) 1877.

Quellen und weiterführende Informationen

Literatur

  • Minetta Altgelt Goyne: A Life among the Texas Flora: Ferdinand Lindheimer's Letters to George Engelmann, Texas A&M University Press, Tamu (Texas) 1991, ISBN 0890964572 (gebunden) und ISBN 1585440213 (Taschenbuch).
  • Gouglas Hale: Wanderers Between Two Worlds: German Rebels in the American West 1830-1860, Verlag Xlibris Corporation, 2005, ISBN 1413445926.
  • G. Bäcker und F. Engelmann: Die kurpfälzischen Familien Engelmann und Hilgard, 1958 mit einer Ergänzung von 1983, St. Clair County Historical Society, Belleville (Illinois).
  • George Engelmann, in: Bulletin of the Torrey Botanical Club, Band 11, Heft 4, Seite 38f., 1884.
  • Cornelia Marschall Smith: Meusebach-Engelmann-Lindheimer, in: Texas Journal of Science, Heft 34, 1982.

Einzelreferenzen

  1. http://www.crh.noaa.gov/lsx/stl-history.php
  2. Mitteilung von Arno Perlow, Data Acquisition Program Manager, St. Louis, 30. Januar 2006.
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Georg_Engelmann aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.