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Gefahren der Einsatzstelle



Gefahren (an) der Einsatzstelle ist der Oberbegriff der Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, THW und anderen Hilfsorganisationen für die Vielfalt schädlicher Einflüsse, die an ihren Einsatzstellen auftreten können. Um sich vor ihnen zu schützen, müssen sie diese Gefahren, ihre Auswirkungen sowie Mittel für ihre Abwehr kennen (Eigenschutz).

Inhaltsverzeichnis

Gefahrenschema

Da die einzelnen Gefahren umfangreich und unüberschaubar sein können, bedienen sich die Einsatzkräfte des Gefahrenschemas, einer Merkregel (4A-1C-4E-Regel), die die wichtigsten Gefahrenschwerpunkte benennt. Besonders im Führungsvorgang wird durch systematisches Durchgehen aller Einzelschritte sichergestellt, dass keine Gefahr übersehen wurde und die einsatztaktisch richtigen Entscheidungen getroffen werden.

A Atemgifte
A Ausbreitung
A Angstreaktion / Panik
A Atomare Gefahren / ionisierende Strahlung
C Chemische Gefahren
E Explosion
E Erkrankung / Verletzung
E Elektrizität
E Einsturz

Erweiterung des Gefahrenschemas

Je nach Literatur wird die 4A-1C-4E-Regel durch hinzufügen von

  • Absturz
  • Biologische Gefahren
  • Ertrinken/Wassergefahren

zur 5A-1B-1C-5E-Regel erweitert. Das soll im Rahmen des Führungsvorganges die Beachtung dieser Gefahren verstärken.

Verfechter der einfacheren Form wähnen Absturz bereits in Einsturz enthalten, es können schließlich nicht nur Sachen über jemanden hereinbrechen, sondern auch unter jemandem weg, die Grundlage Biologischer Gefahren sind letztlich auch nur Kohlenwasserstoffverbindungen und werden meist unter Chemische Gefahren, wegen des ähnlichen einsatztaktischen Vorgehens, bzw. Erkrankung, der Folgen wegen, abgehakt, Ertrinken fällt dann in die Kategorie Erkrankung / Verletzung und Wassergefahren am ehesten zu Ausbreitung.

Das THW, um seine typischen Gefahrenquellen besser zu erfassen, erweitert 4A-1C-4E zu 5A-B-C-D-5E durch:

  • Absturz
  • Brand
  • Durchbruch
  • Ertrinken

Weitere Gefahren im Einsatz

Neben den in den Schemata enthaltenen Gefahren existieren weitere Gefahren, die jedoch aufgrund fehlender Allgemeingültigkeit nicht ins Schema übernommen werden. Beispiele sind die Wege zum Feuerwehrhaus, Fahrten mit Sonder- und Wegerechten, Gefahren die von besonderen Geräten ausgehen (z.B. Motorsägen, Trennschleifer, hydraulisches Rettungsgerät) sowie Gefahren im Straßenverkehr.

Matrix betroffener Personen und Gegenstände

Nicht alle Gefahren betreffen Menschen, Tiere, Umwelt und Sachwerte gleichermaßen. Für die Zwecke des Führungsvorgangs werden in diese Matrix zusätzlich Mannschaft und Gerät aufgenommen.

MenschenTiereUmweltSachwerteMannschaftGerät
Atemgifte
Angstreaktion
Ausbreitung
Atomare Gefahren / ionisierende Strahlung
Chemische Gefahren
Erkrankung / Verletzung
Explosion
Einsturz
Elektrizität

Die rot markierten Kombinationen aus Gefahr und betroffenem Gut existieren so nicht.

Taktische Möglichkeiten der Gefahrenabwehr

Angriff Beseitigen der Ursache der Gefahr.
Verteidigung Schutz des bedrohten Gutes durch Aufhebung des Einflusses der Gefahr.
Rettung Entfernen des bedrohten Gutes aus dem Einflussbereich der Gefahr.
Rückzug Aufgabe des bedrohten Gutes.

Erläuterung der einzelnen Gefahren

Atemgifte

Gifte, die durch die Atmung inkorporiert werden können. Obwohl bereits in „chemische Gefahren“ enthalten, werden Atemgifte im Merkschema nochmals aufgeführt, um ihrer Wichtigkeit (Häufigkeit des Auftretens, hohe Gefährdung, einfacher Schutz) Rechnung zu tragen. Atemgifte können neben dem Inkorporationsweg Atmung Einsatzkräfte auch anderweitig gefährden (z.B. Kontaktgifte, Ätzwirkung).
Beispiel: Toxische Brandgase (siehe Atemgift).

Angstreaktion / Panik

Instinktgesteuertes Verhalten von Menschen, Tieren und Einsatzkräften in verschiedenen Ausprägungen.
Beispiel: Sprung aus dem brennenden Haus in den noch nicht aufgebauten Sprungretter oder in die gerade im Aufbau befindliche Leiter (siehe Panik).

Ausbreitung

Sämtliche Formen der Vergrößerung einer Einsatzlage, betreffend sowohl räumliche Vergrößerung als auch Vergrößerung des Kreises der Betroffenen.
Beispiel: Übergreifen des Brandes auf ein Nebengebäude, Kontaminationsverschleppung im GABC-Einsatz.

Atomare Gefahren / ionisierende Strahlung

Schädliche Einflüsse durch ionisierende Strahlung aus radioaktiven Quellen oder technischen Einrichtungen wie Röntgengeräte oder Teilchenbeschleuniger.
Beispiel: Verkehrsunfall mit Beteiligung eines Transports von radioaktiven Präparaten für die Medizin (siehe Gefahrgut).

Chemische Gefahren

Aus chemischen Eigenschaften resultierende Gefahren wie Verätzung und Vergiftung.
Beispiel: Reaktion von Haushaltsreinigern mit Bildung von Chlorgas (siehe Gefahrgut).

Erkrankung / Verletzung

Allgemein jede Form von Erkrankung, besonders traumatische Verletzungen durch Unfälle und Infektionen.
Beispiel: Einsatz in einer Klinik, Gefährdung durch eventuell infektiöses Material (siehe Gefahrgut, Erste Hilfe).

Explosion

Gefährdung durch Wurfstücke und Druckwelle bei verschiedenen Ereignissen.
Beispiel: Schwungradexplosion nach mechanischem Defekt, Druckbehälterzerknall nach Brandeinwirkung (siehe Gefahrgut, Sprengstoff, BLEVE, Explosionsschutz).

Einsturz

Gefährdung durch Trümmerteile, Absturz von Einsatzkräften.
Beispiel: Durch Brandeinwirkung geschwächte Baustatik führt zur Zerstörung des Gebäudes (siehe Baustatik, Absturz).

Elektrizität

Schädliche Einflüsse auf den menschlichen Körper durch Stromfluss, Brandgefahr.
Beispiel: Einsätze im Bereich von Oberleitungen der Bahn (siehe Elektrounfall).

Siehe auch

Weitere Merkschemata: GAMS-Regel, 3A-Regel, HAUS-Regel

Literatur

  • Karl-Heinz Knorr: Die Gefahren der Einsatzstelle, Kohlhammer-Verlag, ISBN 3-170166-58-1
  • Roland Lipp und Bernd Domres (Hrsg.): LPN 4 - Berufskunde, Organisation, Einsatztaktik. 2., überarbeitete Auflage. S. 216-223. Stumpf und Kossendey, Edewecht, Wien 2000, ISBN 3-932750-43-8
  • Hans Kemper: Fachwissen Feuerwehr: Gefahren der Einsatzstelle, ecomed-Verlag, ISBN 3-609-62268-7
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Gefahren_der_Einsatzstelle aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
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