Meine Merkliste
my.bionity.com  
Login  

Flosse



 

Eine Flosse ist ein flächiges, bewegliches Antriebs- und Stabilisierungsorgan bei im Wasser lebenden Chordatieren und einigen Weichtieren. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff meist die hier beschriebenen Organe der Fische.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Flossen bestehen aus einem mit Hautfalten (Flossenhaut) verbundenem Gerüst, den Flossenstrahlen. Bei Knochenfischen sind diese Strahlen verknöchert, Knorpelfische haben Hornstrahlen. In der Muskulatur werden die Flossenstrahlen mit Flossenstrahlträgern verankert. Einige Fischarten verfügen zudem auch über skelettlose Flossen (Fettflosse, siehe unten).

  Die Flossenstrahlen der Knochenfische werden in Hart- (auch Stachelstrahlen) und Weichstrahlen (auch Gliederstrahlen) unterteilt. Hartstrahlen sind ungegliederte, meist glatte Knochenstückchen, Weichstrahlen bestehen aus zwei miteinander verwachsenen Hälften. Bei den Weichstrahlen wird zwischen verschiedenen Formen unterschieden:

  • ungeteilt, ungegliedert, stachelartig
  • ungeteilt, gegliedert
  • fächerartig geteilt, gegliedert

Sofern eine Flosse Hartstrahlen enthält, befinden diese sich immer vor den Weichstrahlen. Die Bezeichnungen Hart- und Weichstrahlen sind etwas irreführend. Hartstrahlen können durchaus biegsam und weich sein, während ungegliederte Weichstrahlen verkalkt und dornenartig sein können. Die Unterscheidung zwischen Hartstrahlen und ungegliederten Weichstrahlen ist im Zweifelsfall am leichtesten durch die Betrachtung von vorn möglich, die die beiden Hälften der Weichstrahlen erkennen lässt.

Echte Hartstrahlen sind nur bei den Stachelflossern zu finden. Bei einigen Fischen sind sie mit Giftdrüsen versehen (z. B. Großer Roter Drachenkopf, Steinfisch, Indischer Rotfeuerfisch) und auch ein sägeförmiges Profil an der Rückseite ist möglich.

Einteilung und Anordnung

  Die meisten Fische verfügen über 7 Flossen. Sie sind paarig und unpaarig (einzelne Flossen) am Fischkörper angeordnet. Die paarigen Flossen entsprechen den Extremitäten der landlebenden Wirbeltiere, haben jedoch keine direkte Verbindung mit der Wirbelsäule.

Paarige Flossen:

  • Bauchflosse (Ventrale)
  • Brustflosse (Pectorale)

Unpaarige Flossen:

  • Rückenflosse (Dorsale)
  • Schwanzflosse (Caudale)
  • Afterflosse (Anale)

  Manche Arten (Welsartige, Salmler, Lachsartige) haben außerdem zwischen Rücken- und Schwanzflosse einen mit Fett gefüllten Hautsack, die Fettflosse.

In Anpassung an den jeweiligen Lebensraum ist diese Grundkonfiguration bei vielen Fischen teilweise deutlich modifiziert, so können Flossen geteilt, miteinander verwachsen oder stark in der Form verändert sein und sogar vollständig fehlen. Auch funktionale Anpassungen sind möglich, sodass die jeweilige Flosse nicht mehr gemäß ihrem ursprünglichen Zweck als Fortbewegungsorgan Verwendung findet.

Rückenflosse

  Die Funktion der Rückenflosse entspricht der eines Kiels, das heißt sie stabilisiert die senkrechte Haltung des Fisches im Wasser. Sie kann in mehrere Teile (z. B. Barsche) oder auch eine ganze Reihe von kleinen Abschnitten geteilt sein (beispielsweise Flössler). Die Länge der Rückenflosse und ihre Stellung am Körper ist sehr variabel. Meist befinden sich im vorderen Teil der Rückenflosse Hartstrahlen oder es existiert eine komplett hartstrahlige vordere Rückenflosse. Die Stichlinge haben sogar vor einer hinteren Rückenflosse völlig freie und bewegliche Stacheln. In manchen Fällen verfügen die Hartstrahlen über einen Sperrmechanismus mit dem sie ohne Muskelkraft aufrecht gehalten werden können. Nur in sehr seltenen Fällen fehlt die Rückenflosse (z. B. Zitteraal).

Spezialformen:

  • Für Seenadeln dient diese Flosse (zusammen mit den Brustflossen) der Erzeugung des Vortriebs.
  • Seeteufel und Teufelsangler haben aus Flossenstrahlen der Rückenflosse Köder zum anlocken potentieller Beute entwickelt.
  • Bei den Schiffshaltern ist die Rückenflosse zu einem Haftorgan umgebildet.

Afterflosse

Die Afterflosse ähnelt in Funktion und Form der Rückenflosse. Auch sie kann geteilt sein und im vorderen Teil Hartstrahlen aufweisen.

Spezialformen:

  • Einige Familien der Fische haben die Afterflosse in ein Begattungsorgan umgewandelt:
    • Das Gonopodium bei Lebendgebärenden Zahnkarpfen.
    • Das Andropodium bei Hochlandkärpflingen und Halbschnabelhechten.

Brustflossen

Entsprechend ihrer Funktion als Höhensteuer, Bremse und Stabilisierungsorgan sind die Brustflossen meist beweglich, weich und transparent. Sie sind über das Skelett mit dem Schädel verbunden und befinden sich deshalb fast immer direkt hinter den Kiemendeckeln. Gelegentlich ist die Vorderkante, wie beispielsweise bei vielen Welsen, durch harte Weichstrahlen verstärkt. Auch diese Flossen können mitunter fehlen, so etwa bei den Muränen.

Spezialformen:

  • Eine flügelartige Abwandlung der Brust- und Bauchflossen erlaubt den Fliegenden Fischen längere Gleitflüge über der Wasseroberfläche.
  • Die Schlammspringer können sich mit Hilfe ihre stielartigen Brustflossen an Land fortbewegen.

Bauchflossen

Diese Flossen sind in der Regel relativ klein, sie übernehmen Steuerungsfunktionen. Die Lage am Fischkörper variiert zwischen bauch-, brust- und in seltenen Fällen, noch vor den Brustflossen befindlich, kehlständig. Von allen Flossenarten fehlen diese Flossen am häufigsten, so haben unter anderem Aale, Seewölfe und Igelfische keine Bauchflossen.

Spezialformen:

  • Eine aus den Bauchflossen gebildete Saugscheibe gestattet es den Grundeln und den Seehasen besseren Halt auf steinigem Untergrund zu finden.
  • Fadenfische tragen Geschmacksknopsen an ihren fadenförmig verlängerten Bauchflossen.
  • Knurrhähne verfügen über Tastorgane die aus den ersten Strahlen der Bauchflossen gebildet wurden.

Schwanzflosse

Zusammen mit dem Schwanzstiel ist die Schwanzflosse das Hauptantriebsorgan. Fische erzeugen den Vortrieb in der Regel indem sie ihren Körper mit kräftigen, seitlichen Schlängen nach vorn durch das Wasser drücken. Der Fischkörper führt dabei längs seiner Achse starke, wellenartige Bewegungen aus. Die Strahlen der Schwanzflosse sind direkt mit der Wirbelsäule verbunden. Nur in Ausnahmefällen wie den Seepferdchen, fehlt die Schwanzflosse.

Schwanzflossen werden nach ihrer Anatomie in sechs verschiedene Typen eingeteilt:  

  • A, Heterocerk: Das Ende der Wirbelsäule biegt sich nach oben und stützt den oberen größeren Teil der Schwanzflosse, so etwa bei den meisten Haien und urtümlichen Knochenfischen wie den Störartigen (Acipenseriformes) und den Knochenhechten (Lepisosteidae).
  • B, Protocerk: Das Ende der Wirbelsäule ist gerade. Die Schwanzflosse bildet einen Saum um sie herum, z.B. bei den Aalartigen (Anguilliformes).
  • C, Homocerk: Die Schwanzflosse ist symmetrisch, beispielsweise bei den meisten Echten Knochenfischen (Teleostei). Trotzdem kann sich das Ende der Wirbelsäule bei primitiven Formen noch etwas nach oben biegen. Es ist äußerlich nicht mehr sichtbar, zeigt aber, dass sich die homocerke Schwanzflosse aus der heterocerken entwickelt hat.
  • D, Diphycerk: Das Ende der Wirbelsäule ist gerade. Die Schwanzflosse besteht aus zwei Teilen oberhalb und unterhalb der Wirbelsäule, etwa bei den Quastenflossern (Latimera).
  • Hypocerk: Das Ende der Wirbelsäule biegt sich nach unten und stützt den unteren Teil der Schwanzflosse, z.B. bei den Ichthyosauriern.
  • Gephyrocerk: Die Schwanzflosse schließt als Saum den stumpf endenden Körper ab. Dies tritt nur bei den Mondfischen (Molidae) auf.

Bedeutung für die Systematik

Form, Aufbau und Anzahl der Flossen sind charakteristisch für eine Art und spielen daher eine wichtige Rolle bei deren Beschreibung und Bestimmung.

Flossenformel

Die Anzahl und Art der Flossenstrahlen lässt sich mit Hilfe der sogenannten Flossenformel beschreiben. Die Flossenformel setzt sich aus dem ersten Buchstaben der lateinischen Flossenbezeichnung, der Anzahl der Hartstrahlen und der Anzahl der ungeteilten und geteilten Weichstrahlen zusammen. Hartstrahlen werden dabei mit römischen, Weichstrahlen mit arabischen Zahlen angegeben. Da Hartstrahlen und ungeteilte Weichstrahlen immer am Flossenanfang, die geteilten Weichstrahlen immer im hinteren Teil der Flosse stehen, lässt sich durch die Trennung mit einem Schrägstrich eine eindeutige Darstellung erzeugen. Ist eine Flossenart mehrfach vorhanden, wird die Stellung der beschriebenen Flosse durch eine arabische Ziffer unmittelbar hinter dem Buchstaben angegeben.

  • Beispiele:
    • D I/5 - In der Rückenflosse folgen auf einen Hartstrahl fünf Weichstrahlen.
    • D2 3/9 - In der zweiten Rückenflosse folgen auf drei ungeteilte Weichstrahlen neun geteilte Weichstrahlen.
    • A II-III/5-7 - In der Afterflosse folgen auf zwei bis drei Hartstrahlen fünf bis sieben Weichstrahlen.
    • C II(-III)/7 - In der Schwanzflosse folgen auf zwei, in Ausnahmefällen drei, Hartstrahlen sieben Weichstrahlen.

In der Flossenformel fehlen häufig die Angaben zur Schwanzflosse, da diese weniger signifikant sind.

Siehe auch

Die Flossen der Wale heißen:

Literatur

  • Günther Sterba: Süßwasserfische der Welt., Weltbild Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-89350-991-7
  • Günther Sterba u. a.: Lexikon der Aquaristik und Ichthyologie., Edition Leipzig 1978
  • Horst Müller: Fische Europas., Neumann Verlag, Leipzig u. Radebeul 1983, ISBN 3-7402-0044-8
  • Stinglwagner/Bachfischer: Das große Kosmos Angel- und Fischereilexikon., Franckh-Kosmos Verlag 2002, ISBN 3-440-09281-X
 
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Flosse aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
Ihr Bowser ist nicht aktuell. Microsoft Internet Explorer 6.0 unterstützt einige Funktionen auf ie.DE nicht.