Um alle Funktionen dieser Seite zu nutzen, aktivieren Sie bitte die Cookies in Ihrem Browser.
my.bionity.com
Mit einem my.bionity.com-Account haben Sie immer alles im Überblick - und können sich Ihre eigene Website und Ihren individuellen Newsletter konfigurieren.
- Meine Merkliste
- Meine gespeicherte Suche
- Meine gespeicherten Themen
- Meine Newsletter
FlüssigkeitsbeatmungFlüssigkeitsbeatmung (engl. liquid ventilation) bezeichnet eine Form der Beatmung, bei der Patienten statt Atemluft eine mit Sauerstoff angereicherte Flüssigkeit aus der Familie der Perfluorcarbone atmen. Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
GeschichteFrühe Experimente fanden in der Mitte der 1960er Jahre an der State University in New York statt. Seither ergaben Forschungen an Mäusen immer wieder Fortschritte in der Anwendung. Seit 1990 finden klinische Studien an Menschen statt. Hierbei kommt Perflubron alias LiquiVent zum Einsatz. Vor- und NachteileWichtigster Vorteil der Flüssigkeitsbeatmung ist die Herabsenkung der Oberflächenspannung der Lungenalveolen; die verringerte Oberflächenspannung verhindert den Kollaps der Alveolen, so dass größere Lungenareale wieder am Gasaustausch beteiligt werden. Nachteilig wirken sich unter Umständen die erschwerte Abatmung von Kohlendioxid und die Schädigung des Lungengewebes durch das Medium aus. Aufgrund der höheren Dichte und Viskosität des Perfluorkarbons erhöhen sich Atemwegswiderstand und damit die Atemarbeit. AnwendungÜberblickDie Flüssigkeitsbeatmung kommt zur Anwendung bei Frühgeborenen und Erwachsenen mit schweren Lungenschäden. Eine weitere denkbare Anwendung könnte das Tauchen sein. Die Atmung von Flüssigkeit überwindet hier die bekannten Druckprobleme, eine derartige Darstellung findet sich im Science-Fiction-Film The Abyss von 1989 und wird auch im Rollenspielsystem LodlanD verwendet. Obwohl Perfluorcarbone bei der Beatmung von Patienten mit ARDS (acute respiratory distress syndrome) in vielen Fallberichten einen überzeugenden Effekt aufweisen, ist bisher noch keine Standardapplikation für Perfluorcarbon (PFC) etabliert. Aufgrund des großen technischen Aufwandes bzw. der Risiken für den Patienten bestehen erhebliche Bedenken gegenüber der vollständigen Flüssigkeitsbeatmung und der partiellen Flüssigkeitsbeatmung. Verschiedene Formen der Flüssigkeitsbeatmung (Beatmung mit Perfluorcarbon) sind derzeit beschrieben:
Vollständige FlüssigkeitsbeatmungBei der vollständigen Flüssigkeitsbeatmung (TLV) mit vollständiger PFC-Füllung der Lungen wird ein spezielles Beatmungsgerät, das Flüssigkeitspumpen, einen Membranoxygenator, einen Heizer und ein flüssigkeitsgefülltes Schlauchsystem einschließt, verwendet. Zur Beatmung werden reine Flüssigkeitsatemhübe appliziert. (Deshalb wird TLV auch gelegentlich mit „Tidal Liquid Ventilation“ übersetzt tidal = Flut.) Obwohl theoretisch ein klares Konzept für die erfolgreiche Anwendung dieser Beatmung spricht, wird die Praktikabilität der TLV bisher durch den komplizierten Aufbau und das technisch aufwendige Verfahren relativiert. Partielle FlüssigkeitsbeatmungDie partielle Flüssigkeitsbeatmung (PLV) kann mit einem Standardbeatmungsgerät und einem atemgasgefüllten Schlauchsystem erfolgen. Die funktionelle Residualkapazität der Lunge wird mit Perfluorcarbon gefüllt, und es werden wie bei der konventionellen Gasbeatmung Gas-Tidalvolumina auf den intrapulmonalen Perfluorcabon-Spiegel appliziert. Der Einfluss von PLV auf Gasaustausch und Lungenmechanik wurde in mehreren tierexperimentellen Studien an unterschiedlichen Modellen eines Lungenversagens untersucht. Klinische Anwendungsbeobachtungen der PLV liegen für das ARDS, das Mekoniumaspirations-Syndrom (MAS), angeborene Zwerchfellhernie und das Atemnotsyndrom des Frühgeborenen (iRDS) vor. Die Anwendung der PLV, insbesondere das Aufrechterhalten des PFC-Füllvolumens, erfordert äußerste Sorgfalt. In einer 2002 abgebrochenen Phase-3-Studie an Erwachsenen mit ARDS (320 eingeschlossene Patienten mit PLV, nicht publiziert) erwiesen sich sowohl insbesondere der Füllvorgang als auch die Überwachung des Füllvolumens als hochgradig schwierig. Zusätzlich bestehen erhebliche Unsicherheiten über die Einstellung der Beatmungsparameter. Beispielsweise haben Änderungen der Respiratorparameter durch die PFC-Füllung andere Auswirkungen auf die Lungen, als es von der Gasventilation bekannt ist. Zudem bestehen unterschiedliche Auswirkungen auf gas- oder flüssigkeitsgefüllte Lungenareale eines Patienten. PerfluorcarbondampfbeatmungEine alternative Beatmung mit Perfluorcarbon ist durch den Einsatz stark flüchtiger Substanzen möglich. Perfluorhexan verdampft bei Raumtemperatur und kann mit einem modifizierten Narkosegasverdampfer kontrolliert der Atemluft zugemischt werden. Die Effekte dieser Anwendung scheinen jenen der PLV zu entsprechen. Die strikte Begrenzung auf Perfluorcarbone mit sehr hohem Dampfdruck schränkt jedoch die Auswahl an geeigneten Substanzen erheblich ein. Unklarheit besteht derzeit über die Bedeutung extraalveolärer, vakuolärer Einschlüsse nach experimenteller Beatmung mit Perfluorhexan. Veröffentlichung von Bleyl und Ragaller Aerosol-PFCZiel der Beatmung mit aerosolisiertem und inhaliertem PFC (Aerosol-PFC) ist es, die Oberfläche der gasbeatmeten Lungen mit Perfluorcarbon zu beschichten und dabei keine PFC-Flüssigkeitsspiegel in der Lungen zu erzeugen. Damit sollen alle bekannten Nachteile der PLV vermieden werden. Dazu gehören auch Differenzen der Zeitkonstanten in unterschiedlichen Lungenarealen, die aufgrund der Trägheit des flüssigen PFC im Vergleich zu den gasgefüllten Atemwegen resultieren. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass Interaktionen des PFC mit dem verbleibenden Surfactantfilm in den Alveolen in Abhängigkeit von der PFC-Menge zu unterschiedlichen Effekten führen. Der Übergang von der reinen Gasbeatmung zur perfluorcarbonunterstützten Beatmung (perflurocarbon enhanced gas exchange: PEGE) und das Entwöhnen (weaning) von der Perflurorcarbonbeatmung sollen keinen Wechsel der Elemente, des Aggregatzustandes in den Atemwegen verursachen und dadurch so wenig Nachteile wie möglich für den Patienten mit sich bringen. Da die Effekte der PFC Beatmung „Oberflächeneffekte“ sind, ihre Wirkung also auf der Oberfläche der Atemwege entfalten, ist die Anwendung von PFC als Inhalation mehrfach versucht worden. Zunächst blieb der Erfolg aus. Dann jedoch konnte Michael Kandler mit einem neuen Ansatz die kontrollierte Beatmung mit PFC als Inhalation anwenden. Siehe auch
Kategorien: Beatmungsmuster | Medizintechnik |
|||
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Flüssigkeitsbeatmung aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar. |