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First-Pass-Effekt



Als First-Pass-Effekt wird die Eigenschaft einiger Arzneistoffe bezeichnet, bereits vor und bei ihrer ersten Passage (engl. first pass) durch die Leber zu einem hohen Anteil durch biochemische Reaktionen abgebaut beziehungsweise deaktiviert zu werden. Von Relevanz ist dieser Effekt für die betreffenden Arzneistoffe, wenn sie in sogenannten peroralen Arzneiformen verabreicht werden. Dies sind alle Arzneiformen, die geschluckt werden, beispielsweise Tabletten, Kapseln, Dragées und zum Trinken vorgesehene Lösungen.

In den enterohepatischen Kreislauf gelangen bestimmte Arzneistoffe mit gegenteiligen Auswirkungen.

Prinzip des First-Pass-Effekts

Arzneistoffe, die in peroralen Arzneiformen eingenommen werden, kommen nach der Einnahme zunächst in den Darm. Dort werden sie von den Darmzellen resorbiert und gelangen so in den Blutkreislauf, bei festen Arzneiformen nach deren vorheriger Auflösung. Von dort ausgehend kommen sie über die Pfortader (Vena portae) zunächst in die Leber, bevor sie nach der Leberpassage mit dem Blutstrom im weiteren Körper verteilt werden und so ihre Wirkorte erreichen. In den Zellen des Darmes und der Leber unterliegen diese Stoffe biochemischen Reaktionen, bei denen sie durch Enzyme sowohl gespalten als auch mit bestimmten chemischen Gruppen versehen werden. Diese Reaktionen werden auch als Metabolisierung bezeichnet, die Reaktionsprodukte heißen Metabolite. Ziel dieser Reaktionen ist es, die Arzneistoffe, die für den Körper Fremdstoffe sind, zu inaktivieren und ihre Wasserlöslichkeit (Hydrophilie) zu erhöhen, um ihre Ausscheidung zu verbessern und zu beschleunigen. Ein ausgeprägter First-Pass-Effekt führt also dazu, dass ein betroffener Arzneistoff noch vor Erreichen seines Wirkorts zu einem großen Teil metabolisiert oder ausgeschieden wird.

Relevanz des First-Pass-Effekts

Bei Arzneistoffen mit einem ausgeprägten First-Pass-Effekt sinkt ihre Bioverfügbarkeit und damit meist ihre Wirkung, da durch die Metabolisierung und Ausscheidung ein großer Teil des Wirkstoffes verloren geht, ohne den Wirkort zu erreichen. Möglich ist allerdings auch, daß die bei der Leberpassage entstehenden Metabolite ebenfalls eine Wirkung im Körper aufweisen. Wenn dieser Effekt gewünscht wird, so spricht man beim eigentlichen Arzneistoff von einem sogenannten Prodrug, also einer Vorstufe zum eigentlich wirksamen Metaboliten. Häufiger sind allerdings unerwünschte Wirkungen durch die Metabolite eines Arzneistoffes.

Es gibt im wesentlichen zwei Möglichkeiten, den First-Pass-Effekt zu umgehen, wenn er für die Wirkung eines Arzneistoffes negative Folgen hat. Zum einen kann die Dosierung entsprechend erhöht werden, um die durch Inaktivierung und Ausscheidung verlorengehende Menge an Arzneistoff auszugleichen. Dies ist jedoch nicht möglich bei Substanzen, bei denen der First-Pass-Effekt zu unerwünschten Nebenwirkungen durch die entstehenden Metabolite führt. Darüber hinaus kann eine Überschreitung der Metabolisierungskapazität der Leber ebenfalls negative Wirkungen im Körper zur Folge haben, so dass einer Erhöhung der Dosis Grenzen gesetzt sind. Alternativ ist es deshalb möglich, für den gleichen Arzneistoff eine Arzneiform ohne Magen-Darm-Passage zu wählen, beispielsweise eine Sublingualtablette, ein Suppositorium (Zäpfchen), ein transdermales Pflaster oder eine intravenöse beziehungsweise intramuskuläre Injektion.

Bei einigen Arzneistoffen kann ein First-Pass-Effekt auch erst nach längerer regelmäßiger Einnahme auftreten. Dies ist dann der Fall, wenn durch die regelmäßige Einnahme eine verstärkte Bildung der entsprechenden Enzyme in der Leber angeregt wird. Man spricht dann von Enzyminduktion. Dadurch sinkt die Wirkung des betreffenden Arzneistoffes bei längerfristiger Einnahme, was dann unter Umständen ebenfalls durch die genannten Maßnahmen ausgeglichen werden kann.

Der First-Pass-Effekt kann auch erwünscht sein, wenn bei örtlicher Anwendung eines Arzneimittels nach dessen Resorption Wirkung und Nebenwirkungen auf den Gesamtorganismus stark vermindert werden. Ein typisches Beispiel dafür ist die Inhalation des Glukokortikoids Budesonid.

Literatur

  • Ernst Mutschler, Gerd Geisslinger, Heyo K. Kroemer, Monika Schäfer-Korting: Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie. 8. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2001, ISBN 3-80-471763-2
 
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