Der Fersensporn ist eine schmerzhafte Erkrankung am Fersenbein. Er stellt sich als dornartige, verknöcherte Ausziehung am zehenwärts gerichteten Fersenbein dar. Er bildet sich infolge einer, durch Überbeanspruchung entstandenen, Mikrotraumatisierung am Ansatz der Plantaraponeurose (= breitflächiger Sehnenansatz am Fersenbein). In dessen Verlauf lagert der Körper als frustrane (= vergebliche) Reparaturmaßnahme Knochenmaterial in den Sehnenansatz ein. Diese körpereigene Maßnahme ist deshalb vergeblich, weil die Entstehung von Verknöcherungen im Sehnenbereich zu weiteren Reizungen und damit zu verstärkten Entzündungen führt. Ohne Behandlung führt das zu einer permanenten Verschlechterung mit der Gefahr eines chronischen Verlaufs. Oft bestehen diese Fersensporne über sehr lange Zeit, ohne wesentliche Beschwerden zu verursachen. Wenn es dann zu einem Reizzustand kommt, sich die Region entzündet, ist ein normaler Abrollvorgang beim Gehen ohne Behandlung meist nicht mehr möglich. Nicht das Vorhandensein eines Fersensporns verursacht die Beschwerden, sondern die entzündeten Sehnenansätze.
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Synonyme
- Kalkaneussporn
- Calcaneussporn lat. calcaneus=Ferse(nbein)
- Fasciitis plantaris (=Sehnenentzündung an der Fußsohle)
Formen
Je nach Lage am Fuß sind zwei Formen zu unterscheiden:
- Der häufigere "Untere Fersensporn" ist eine Verknöcherung im Ansatzbereich der kleinen Fußmuskeln an der Unterseite des Fersenbeins (Fußsohle).
- Der seltenere "Obere (dorsalen)/hintere Fersensporn" ist eine Verknöcherung am Fersenbeinansatz der Achillessehne.
Symptome
- stechender Schmerz beim Auftreten
- dumpfe, unregelmäßig auftretende Schmerzen im Fersenbereich auch ohne Belastung (z. B. im Liegen)
- Anlaufschmerzen (nach längerem Liegen oder Sitzen, insbesondere morgens)
- starke Druckempfindlichkeit am Sehnenansatz (seitlich im unteren Fersenbereich)
- starke Druckempfindlichkeit der Achillessehne, vor allem etwa auf Knöchelhöhe
- kann gemeinsam mit Fersenschmerzen auftreten (stechender Schmerz unter der Ferse)
- meistens mit Schmerzen im Sinne eines kontrakten Senkfußes verbunden, das TM I - Gelenk wird gereizt
- gelegentlich Schwellungen im Knöchelbereich
Ätiologie (Ursachen)
Es werden verschiedene Auslöser für diese Krankheit vermutet.
Dabei bilden sich kleine Risse im Ansatz der Muskeln und Sehnen. Dies führt zu Entzündungen, Einblutungen, Gewebeveränderungen und letztendlich zu Kalkablagerungen (=Verknöcherung) in den Rissen. Dadurch entsteht allmählich der knöcherne Fersensporn.
Verbreitung
Der Fersensporn findet sich bei etwa 10 Prozent der Bevölkerung. Er tritt im Allgemeinem zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf. In den meisten Fällen bleibt er beschwerdefrei.
Therapie
- Orthopädische Einlagen, die im Bereich des Sporns eine Aussparung aufweisen und an der schmerzempfindlichen Stelle für Druckentlastung sorgt. Diese Aussparung hat in der Regel ein Schaumstoffpolster. Zudem muss mit diesen Einlagen das Fußlängsgewölbe abgestützt werden, die Polsterung des Spornes alleine reicht meistens nicht aus. Die Industrie bietet Silikon-Polster an, die recht hübsch aussehen, aber nur selten ihren Zweck erfüllen. Das wiederum kann auch kaum anders sein, weil sie nicht ausreichend auf den konkreten Einzelfall (Patient) zugeschnittene "Rohlinge" produzieren kann. Als vorteilhaft hat sich erwiesen, die Einlagen in stark trittgedämpften Lauf(turn)schuhen einzupassen. Vorher sollten die ursprünglichen Sohlen entfernt werden.
- Lokale Kältetherapie (Eismassage) wirkt schmerzlindernd, entzündungshemmend und abschwellend. Sie ist sehr einfach in Eigenbehandlung anwendbar. Dazu einen Jogurtbecher mit Plastiklöffel in das Gefrierfach stellen. Nach 3-4 Stunden kann mit einem "großen Eiswürfel am Stil" Fußsohle, Knöchel und Ferse sanft mit kreisenden Bewegungen abgerieben werden. Dabei sollte nicht zu lange auf einer Stelle verharrt werden und die Gesamtdauer der Eismassage 10 Minuten nicht übersteigen. Der Vorgang sollte alle 2-3 Stunden wiederholt werden. Davor eventuell Dehnungsübungen durchführen.
- Cortisoninjektionen, die ausgesprochen schmerzhaft sind, da die Fußsohle hochempfindlich ist. Dabei wird der Muskelansatz mit entzündungshemmendem und schmerzstillendem Medikamentengemisch aus Lokalanästhetika und Kortikoidgemisch infiltriert. Teilweise werden bis zu drei Injektionen vorgeschlagen. Der Nutzen ist zeitlich meist sehr begrenzt. Es besteht die Gefahr von dauerhaften Gewebeveränderungen an der Fußsohle, die eine Schmerzverstärkung mit sich bringen.
- Operation: Durch einen Schnitt auf wenigstens einer Seite des Fußes wird der Fersensporn abgemeißelt. Zusätzlich können Nerven durchtrennt und der in der Regel entzündete Schleimbeutel entfernt werden. Liegezeit ca. 2-4 Tage, anschließend Entlastung der Sehne durch Spezialschuhe mit zusätzlichen Einlagen, die über einen Zeitraum von ca. 6 Wochen schrittweise reduziert werden. Bei leichten Fällen ist, sofern erforderlich, eine beidseitige OP möglich. In schwereren Fällen muss der eine Fuß erst ausheilen, bevor der andere operiert werden kann, da eine Belastung des operierten Fußes zunächst nicht möglich ist. Oft führen diese Operationen allerdings dazu, dass zu den Beschwerden, die der Fersensporn verursacht, noch die Beschwerden durch das Narbengewebe dazukommen.
- Entzündungshemmende Medikamente: Meistens werden nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) verwendet, die schmerzmindernd, fiebersenkend und abschwellend wirken. Die am häufigsten zu beobachtenden Nebenwirkungen bestehen in Störungen des Magen-Darmtraktes, die sich zunächst in Oberbauchbeschwerden äußern.
- Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESTW): Die Anwendung hochenergetischer fokussierter Schallwellen soll manchmal den chronischen Schmerz lindern, der Wirkmechanismus ist ungeklärt. Die Kosten des Verfahrens muss der Patient selbst tragen. Einige (private) Krankenkassen übernehmen die Kosten auf Antrag, wenn die konventionellen Maßnahmen ausgeschöpft wurden. Die Kosten pro Anwendung betragen etwa 400 Euro (03-2007).
- Radiale Stoßwellentherapie: Stellt eine kostengünstige Variante der ESTW dar. Sie ist weniger fokussiert und tiefwirkend. Sie wird - im Gegensatz zur Extrakorporalen Stoßwellentherapie offensichtlich von (vielen) Krankenkassen erstattet. Es werden drei bis maximal fünf Stoßwellenbehandlungen beispielsweise bei neun Hertz (=9 Impulse pro Sekunde) bei insgesamt 2.000 Impulsen empfohlen. An dem Gerät sind unterschiedliche "Schlagstärken" und Frequenzen einstellbar. Die Skala reicht bei einigen Apparaten von 0,5 bis zu 4,0 Bar. Die Impulstärke wird auf die gerade noch erträgliche Schmerzgrenze eingestellt. Einige Patienten empfinden bereits 0,5 Bar als schmerzhaft. Die Behandlung soll im Gewebe eine Erhöhung des Stoffwechsels und Resorption von Kalkdepots in den Sehnen bewirken. Gegebenenfalls erhalten empfindliche Patienten ein Lokalanästhetikum.
- Querfriktion nach Dr. James Cyriax (= intermittierende Massage an Muskel- oder Knochen-Sehnenübergängen), ggf. abwechselnd mit Eisanwendung sowie vorheriger Wärme-, Elektro-, oder Laserbehandlung. Durch sie sollen Entzündungen sowie eingelagerte Ödeme in den Sehnen beseitigt werden.
- Schmerzbehandlung durch Röntgenbestrahlung (auch als (Röntgen-) Reizbestrahlung oder Entzündungsbestrahlung bezeichnet) des betroffenen Bereiches in meist 4-6 Sitzungen. Hierbei kommt Elektronen- oder Photonenstrahlung bzw. Röntgenstrahlung höherer Energie zur Anwendung. Bei der klassischen Röntgentherapie ab 150 keV, seit einigen Jahren zunehmend durch Beschleunigeranlagen (Strahlentherapiezentren) mit Energien von 4-6 MeV. Jede Sitzung dauert nur ca. 20-40 Sekunden, die Therapie ist völlig schmerzfrei. In zahlreichen Untersuchungen wurden Ansprechraten von bis zu 80 % nachgewiesen. Es handelt sich um eine Regelleistung der gesetzlichen und privaten Krankenkassen.
- Akupunktur: Wird von Patienten bei Behandlung des Fersensporns als sehr schmerzhafte Therapie beschrieben, bei einigen Patienten tritt eine Besserung der Fersenspornschmerzen ein.
- Hekla Lava D6 bzw. D2: Hekla Lava ist ein homöopathisches Arzneimittel. Im Sinne der klassischen Homöopathie sollte allerdings ein Arzneimittel gewählt werden, das die Gesamtsituation des Patienten in Betracht zieht.
- Schüßler-Salze: die Schuessler Salze 1, 2 und 11 zusammen 4-6 mal am Tag jeweils 2 Tabletten, bei akuten Schmerzen auch häufiger. Während der Einnahme kein Kaffee, kein Mineralwasser mit Kohlensäure und keinen schwarzen Tee. Besser sind Säfte oder einfaches Wasser. Nach ein paar Tagen sollte der Schmerz verschwunden sein. Die Tabletten ca. 6-8 Wochen einnehmen. Bei chronischer Entzündung auch länger.
Prognose
Bei 85 Prozent aller Betroffenen klingen die Beschwerden auch ohne operative Maßnahmen wieder ab. Nach Durchführung einer operativen Maßnahme ist mit einer Erfolgsquote zwischen 80 und 90 Prozent zu rechnen.
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