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Eugen Bleuler



  Paul Eugen Bleuler (* 30. April 1857 in Zollikon bei Zürich; † 15. Juli 1939 ebenda) war ein schweizerischer Psychiater.

Inhaltsverzeichnis

Leistungen

Bekannt geworden ist Bleuler vor allem durch seine Beschreibung der Schizophrenie (1911: Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien), mit der er den bisherigen Begriff Dementia praecox von Emil Kraepelin ersetzt hatte. Für Bleuler war die Ambivalenz das Hauptsympton der Schizophrenie.

Bleuler prägte 1911 auch den Begriff Autismus sowie die Bezeichnung Morbus Bleuler.

Bleuler war zur damaliger Zeit der einzige Ordinarius der Psychiatrie, der sich mit der Psychoanalyse von Sigmund Freud auseinandersetzte. Im Gegensatz zu den meisten Gelehrten seiner Zeit ging Bleuler nicht von einer klaren Trennung zwischen geistiger Gesundheit und Krankheit aus. Seine Arbeiten beruhen auf einer um Details bemühten Betrachtung jedes einzelnen Falls und der Entwicklung der Person des Kranken. Bemerkenswert ist hier besonders die Beschäftigung mit den „Wahnwelten“ einzelner Kranker und der realitätsbezogenen Auslegung von deren Äußerungen.

Des Weiteren entwickelte Bleuler die von ihm so benannte „Udenotherapie“. Diese besagt, dass man Krankheiten nicht sofort mit blindem Aktionismus heilen soll, sondern den natürlichen Ablauf der Krankheit abwarten soll, und somit oft auch eine Heilung erreicht.

In einer Zeit, in der für die Behandlung der Schizophrenie und anderer Erkrankungen keinerlei medikamentöse Therapie zur Verfügung stand, erreichte Bleuler durch Verbesserung der allgemeingesundheitlichen Voraussetzungen und durch persönliche Zuwendung oft eine Besserung der Symptomatik. Er war somit auch einer der ersten, die auf diesen Zusammenhang hinwiesen und bewirkte eine Abkehr von dem klassischen „Irrenhaus“, das nicht viel mehr als eine reine Verwahranstalt gewesen war und nicht selten zu einer seelischen Verwahrlosung der Kranken geführt hatte. Bleuler vertrat allerdings auch – wie sein Vorgänger Auguste Forel – eugenische und rassistische Ansichten.

Leben

Zu seinem Entschluss für die Psychiatrie hat wahrscheinlich unter anderem die geistige Krankheit seiner Schwester beigetragen. Bleuler studierte Medizin in Zürich (Abschluss 1881). Die folgenden Stationen seines Lebens führten ihn als Assistenzarzt an die psychiatrischen Universitätskliniken Waldau und Burghölzli sowie zu Studienaufenthalten nach Paris und München. Von 1886 bis 1898 war Bleuler Chefarzt der psychiatrischen Klinik Rheinau, bevor er 1898 zu seinem Heimatort näher liegendem Burghölzli wechselte. Dort war er von 1898 bis 1927 Direktor sowie ordentlicher Professor für Psychiatrie an der medizinischen Fakultät der Universität Zürich.

Nach dem Tod von Eugen Bleuler hat sein Sohn Manfred Bleuler (1903-1994) sein Werk weitergeführt. Die Neuauflagen des Standardwerks seines Vaters Lehrbuch der Psychiatrie, das erstmals 1916 erschien und damals schon eugenische Auffassungen enthielt, besorgte er ab 1937. In die Auflagen, welche 1937 und 1943 in Deutschland erschienen, fügte Manfred Bleuler Aufsätze von Rassenhygienikern wie Hans Luxenburger und Friedrich Meggendorf ein. In den Nachkriegsauflagen des jahrzehntelang hoch angesehenen Standardwerks wurden diese Einfügungen wieder getilgt und durch Hinweise auf psychiatrische Methoden wie Lobotomie (Hirnoperationen) und Neuroleptika (Psychopharmaka) ersetzt.

Literatur

  • Eugen Bleuler: Dementia praecox oder Gruppe der Schizophrenien. Leipzig und Wien: F. Deuticke 1911. - Abb. des Titelblattes in: «Atlas zur Entwicklung der Psychiatrie» [1]
  • Eugen Bleuler: Lehrbuch der Psychiatrie. Berlin: J. Springer 1916. - Abb. von Einband und Titelblatt in: «Atlas zur Entwicklung der Psychiatrie» [2]
  • Daniel Hell, Christian Scharfetter, Arnulf Möller (Hrsg.): Eugen Bleuler — Leben und Werk. Bern, 2001, (Verlag Hans Huber). ISBN 3-456-83646-5
  • Willi Wottreng: Hirnriss - Wie die Irrenärzte August Forel & Eugen Bleuler das Menschengeschlecht retten wollten, Weltwoche-ABC-Verlag Zürich, ISBN 3-85504-177-6
  • Thomas Huonker: Diagnose 'moralisch defekt'. Kastration, Sterilisation und Rassenhygiene im Dienst der Schweizer Sozialpolitik und Psychiatrie 1890-1970. (Verlag Orell Füssli). Zürich 2003. ISBN 3-280-06003-6
  • Bernhard Küchenhoff: Eugen Bleulers Beziehung zu Sigmund Freud. In: Schweizer Monatshefte. Zeitschrift für Politik Wirtschaft Kultur. Heft 01/02, Januar/Februar 2007, S. 45-49
  • Artikel Eugen Bleuler, in: Michael Kühntopf, Schweiz-Lexikon. Sach- und Sprachlexikon zur Schweiz, 3. erw. Auflage, Norderstedt 2006, ISBN 978-3-8334-6326-6

siehe auch

 
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