Erstickung oder (lat.) Suffocatio ist die medizinische Bezeichnung für alle Vorgänge, die aufgrund eines unzureichenden Sauerstoffangebots, aber auch einer beeinträchtigten Sauerstoffaufnahme oder -verarbeitung zum Tode führen.
Zwar ist jeder Endzustand einer Erstickung mit einem Atemstillstand verbunden (so wie jeder Tod zum Herzstillstand führt), doch führt nicht jeder Atemstillstand zum Ersticken. So können beim obstruktiven Schlafapnoesyndrom (OSAS) im Schlaflabor pro Nacht Atemstillstände von jeweils wenigen Sekunden bis hin zu mehreren Minuten mit entsprechendem Abfall der Sauerstoffsättigung im Gewebe registriert werden.
Weiteres empfehlenswertes Fachwissen
Formen
Ursachen für Erstickung sind:
- durch eine Beeinträchtigung der Atemtätigkeit, siehe Atemlähmung, Atemstillstand, Verschüttung
- eine unzureichende Konzentration von Sauerstoff in der Atemluft (so in großen Höhen, abgedichteten Räumen)
- als inneres Ersticken eine Blockade der Atmungskette oder der Sauerstoffaufnahme durch die roten Blutkörperchen
- durch vagale Reflexe, dem Bolustod
Wie bei der Atmung selbst wird auch hier in äußere und innere Formen der Erstickung unterteilt:
äußere Erstickung
Als äußere Erstickung gelten
- eine erniedrigte Sauerstoffkonzentration der Atemluft von weniger als 130 mbar O2-Partialdruck in
- großer Höhe: bei unterschiedlicher individueller Empfindlichkeit meist in Höhenlagen ab 4.000 m. Dies gilt nicht für einzelne, entsprechend gut vorbereitete Extremsportler. So bestiegen der Südtiroler Reinhold Messner und der Österreicher Peter Habeler 1978 als erste Bergsteiger den 8.844 Meter hohen Mount Everest ohne Sauerstoffgerät. Siehe auch: Höhenmedizin
- abgedichteten Räumen: durch Verbrauch des Sauerstoffs in der Atemluft. Taphephobie als die Angst vor einem Scheintod mit Ersticken im Sarg ist eine der sog. isolierten Phobien.
- Anwesenheit von Inertgasen, meist Stickstoff, die den Sauerstoff verdrängen; in engen, unbelüfteten Räumen wie Tanks, Behältern und Schächten und Kellern; der deutsche Name für das chemische Element "Stickstoff" beruht auf eben dieser seiner Eigenschaft, Flammen und Lebewesen zu "ersticken"
- Verlegung oder Einengung der Atemwege durch :
- Atemlähmungen unterschiedlicher Ursache
innere Erstickung
Bei der inneren Erstickung (das heißt bei normaler Sauerstoffkonzentration Atemluft und unbehinderter Atemtätigkeit) kann eine Einteilung anhand der spezifischen Angriffspunkte oder - wie hier - anhand der Auslöser erfolgen:
- Erstickungsgase, die nicht über eine bloße Verdrängung des Sauerstoffs aus der Atemluft wirken, sind
- Blausäure (Cyanwasserstoff, HCN): führt ebenso wie Schwefelwasserstoff zur Blockade der Atmungskette; und ebenso wie dieses wurde HCN in den Gaskammern der nationalsozialistischen Vernichtungslager (als sog. Zyklon B) eingesetzt. Andererseits ist noch heute seine Verwendung zur Vollstreckung der Todesstrafe in den Gaskammern der US-Bundesstaaten Arizona, Kalifornien und Missouri möglich.
Rechtsmedizin
Rechtsmedizinisch wird die "äußere Erstickung" allerdings nicht unter dem Gesichtspunkt pathophysiologischer Grundsätze, sondern dem der "äußeren" Verursachung betrachtet, letztlich somit im Rahmen eines Untersuchungsauftags bei Fragen nach Schuld und Haftung untersucht. Unter dieser Sichtweise hat auch die innere Erstickung als Folge des Einsatzes von Cyanwasserstoff eine äußere Ursache.
ICD-10
Klassifikation nach ICD-10
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T17 | Fremdkörper in den Atemwegen
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T17.5 | Fremdkörper im Bronchus
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T17.8 | Fremdkörper an sonstigen und mehreren Lokalisationen der Atemwege
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T17.9 | Fremdkörper in den Atemwegen, Teil nicht näher bezeichnet
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T58 | Toxische Wirkung von Kohlenmonoxid
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T59 | Toxische Wirkung sonstiger Gase, Dämpfe oder sonstigen Rauches
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T70.2 | Sonstige und nicht näher bezeichnete Schäden durch große Höhe
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T71 | Erstickung
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ICD-10 online (WHO-Version 2006)
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Nach ICD-10 werden nur das Ersticken durch Strangulation sowie ein systemischer Sauerstoffmangel durch mechanische Behinderung der Atmung oder niedrigen Sauerstoffgehalt der Umgebungsluft als "T71" unter Erstickung zusammengefasst.
- Der Sauerstoffmangel in großer Höhe wird unter "Sonstige und nicht näher bezeichnete Schäden durch äußere Ursachen" als "Sonstige und nicht näher bezeichnete Schäden durch große Höhe" (T70.2) erwähnt.
- Die Aspiration von Fremdkörpern ist eine der "Folgen des Eindringens eines Fremdkörpers durch eine natürliche Körperöffnung", genauer ein "Fremdkörper in den Atemwegen" (T17.-) mit weiterer Einteilung nach anatomischer Lokalisation (so "Fremdkörper in der Trachea", T17.5; "Fremdkörper an sonstigen und mehreren Lokalisationen der Atemwegem", T17.8; "Fremdkörper in den Atemwegen, Teil nicht näher bezeichnet", T 17.9)[1]
- Die Kohlenmonoxidvergiftung jeder Herkunft wird unter "Toxische Wirkungen von vorwiegend nicht medizinisch verwendeten Substanzen" als "Toxische Wirkung von Kohlenmonoxid" eingeordnet und erhält das Kürzel T58
- Die Wirkung von Schwefelwasserstoff wird unter "Asphyxie durch sonstige Gase, Dämpfe oder sonstiger Rauch" mit T59.- eingeordnet.
Siehe auch
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