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Ernst NeumannFranz Ernst Christian Neumann (* 30. Januar 1834 in Königsberg (Preußen); † 6. März 1918 ebenda) war ein deutscher Pathologe und Hämatologe.
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LebenFranz Ernst Christian Neumann war der Enkel des Naturforschers Karl Gottfried Hagen und Sohn des Physikers Franz Ernst Neumann (1798–1895). Mit seinen Brüdern Carl Gottfried Neumann und Julius Neumann besuchte E. Neumann das Altstädtische Gymnasium in Königsberg. Nach dem Abitur belegte er 1850 zunächst mathematische und philosophische Vorlesungen und wechselte schließlich zur Medizinischen Fakultät der Königsberger Universität über. Er studierte ab 1850 an der Universität Königsberg (Albertina) und wurde dort 1855 promoviert. Einer seiner Lehrer war Hermann von Helmholtz (1821–1894). Nach weiteren Studien in Prag und Berlin (bei Rudolf Virchow) wurde er 1866 Professor in Königsberg. 1866 übernahm er das erst ein Jahr zuvor eingerichtete Pathologische Institut von dem Virchow-Schüler R. von Recklinghausen. Neumann leitete das Pathologische Institut Königsberg von 1866 bis 1903. Er war verheiratet mit Anna König (1839 - 1903), einer Tochter des Gymnasialprofessors für Mathematik und Astronomie Johann Friedrich König (1798 - 1865) und Schwester des Pariser Wissenschaftlers und Feinmechanikers Rudolph Koenig (1832 – 1901). Von den sechs Kindern verstarben drei im frühen Alter. Der Sohn Ernst Richard Neumann wurde Mathematiker an der Universität Marburg und Helene Neumann (1874 - 1942) Graphikerin als Schülerin von Heinrich Wolff. Neumann starb am 06.03.1918 und wurde auf dem 1.Tragheimer Friedhof begraben. Überblick Pathologie, HämatologieBereits drei Jahre nach Übernahme des Pathologischen Instituts beschrieb Neumann die „lympoide Markzelle“ im Knochenmark. 1868 beschrieb er das Knochenmark als Ort der Blutbildung und stellte das Stammzellenkonzept der Hämatopoese auf. Außerdem beschrieb er die akute myeloische Leukämie. Mit dieser „Sensation allerersten Ranges“ (Boroviczeny) ging dieses Pathologische Institut in die Medizingeschichte ein, denn damit wurde 1868 das Spezialfach der „modernen Hämatologie des 19. Jahrhunderts“ aus der Pathologie herausgelöst (Wintrobe und Tavassoli). Neben der Hämatologie umfassten Neumanns Arbeitsgebiete die Pathologie, darunter besonders die Nerven- und Muskelregenration, die Pigment- und Entzündungslehre und die Zahnheilkunde. Die Vielseitigkeit seines Schaffens führte in der Literatur mehrfach zu der ihn ehrenden Benennung als "Virchow des Ostens". Hämatologische Studien, BlutpigmenteStudien über Regenerationsvorgänge an Zahn- und Knochengewebe, über elektrophysiologische Untersuchungen an der Erythrozytenmembran und über den Ikterus neonatorum, den er von pathologischen Ikterusformen abgrenzte, führten 1868 zur Erstbeschreibung der Ursprungszelle der roten Blutkörperchen (vergl. Link zur Geschichte der Blutstammzelle) 1869 folgte die erste Beschreibung der Morphologie des Knochenmarks einschl. seines kapillär-venösen Gefäßsystems. In der gleichen Arbeit verwies er darauf, dass auch das Knochenmark, neben der Milz und der Leber, ein embryonales Blutbildungsorgan darstellt. Alle Untersuchungen wurden mit dem von ihm erstmals beschriebenen Nativpräparat (Mikroskopische Untersuchung in einer Zellebene ohne chemische Zusätze) durchgeführt. Anhand von Blutausstrichen, die Neumann am Krankenbett durchführte, beschrieb er 1869/71 die knochenmarkbedingte Leukämie, die er „Myelogene Leukämie“ nannte im Gegensatz zur „Myloide Leukämie“ (markähnliche Leukämie) Paul Ehrlichs. Im Jahre 1878 verlegte Neumann auch die die Produktion der weißen Blutkörperchen Leukozytopoese in das Knochenmark. 1882 folgte die Beschreibung des Gesetzes über die Verbreitung des gelben und roten Knochenmarks in den Extremitäten ("Neumann-law", M. Wintrobe) Ein weiteres hämatologisches Gesetz wurde 1888 von Neumann formuliert, das Exklusionsgesetz der Hämoglobinabkömmlinge (roter Blutfarbstoff). Es beinhaltet, dass das Blutpigment „Hämosiderin" (Neumann) im lebenden Organismus gebildet wird, während das Hämatoidin das Pigmentsymbol der Nekrose darstellt. In einer umfassenden hämatologischen Arbeit aus dem Jahre 1912 definiert Neumann die postembryonlae Blutbildung aus der von ihm bereits 1869 beschriebenen Markzelle, die er später mit P. Ehrlich und A.W. Maximow als „großen Lymphozyten“, schließlich 1912 als eine pluripotente „großlymphozytäre Stammzelle“ für alle Blutzellreihen bezeichnet, aus der sich demnach die Erythro-Leuko-und die Lymphozytopoese entwickelt (Unitarischer Standpunkt). Das Reticulum wiederum ist das Ursprungsgewebe der Blutbildung in der embryonalen Leber, Milz und im Knochenmark. Weiterhin lieferte Neumann bedeutende Beiträge zum Krankheitsbild der Perniziösen Anämie. Studien zur Allgemeinen Pathologie und Pathologischen AnatomieI. Entzündungslehre: Als im 19. Jahrhundert in Europa der Aderlass noch weit verbreitet war, verfocht Neumann als einer der ersten Pathologen die These, dass die Entzündung primär einen Heilungsprozess zum Schutze des Organismus darstellt. Die Entzündung wurde unterteilt in einen entzündlichen Prozess, ausgehend von der „laesio continui“ oder Mikronekrose und einem regeneratorischen Prozeß. In der regeneratorischen Abheilungsphase spielt die Bindegewebsbildung eine überragende Rolle. Neumann gab den Fibroblasten ihren Namen und schilderte ihr Verhalten bei entzündlichen Prozessen. . Im Jahre 1896 prägte er die Bezeichnung „fibrinoide Degenration“, später auch „fibrinoide Nekrose“ für eine Entzündungsreaktion an serösen Häuten im Unterschied zur „fibrinösen Exsudation“ (Neumann, 1896). II. Degeneration und Regeneration von Muskeln und Nerven. Die nach Neumann bezeichneten Muskelknospen stellen eine Regenerationsform quergestreiften Muskelgewebes dar. Dabei spielt das regenerative Ausstülpen des Regenerationsepithels (Bindegewebe) eine entscheidende Rolle. Hinsichtlich der Studien über Nervendegeneration und –Regeneration führte Neumann bereits Nerventransplantationen im Tierversuch durch. Dabei wertete er die Schwann´schen Zellen sehr hoch ein, indem sie an der Regeneration eines durchtrennten Nerven einen maßgeblichen Anteil haben sollten (Schwann´sche Neuroblasten- oder Zellkettentheorie). Das „Neumann´sche Nervenentwicklungsgesetz“ beinhaltet die Beziehung der motorischen Nervenbahnen in zeitlicher Abhängigkeit zur Anlage des Hirns beim Embryo. III. Der Neumann´sche Tumor entspricht der Erstbeschreibung der congenitalen Epulis IV Zeitgleich zu Sertoli beschrieb Neumann 1868 die mancherorts bezeichneten Sertoli-Neumann Zellen als wichtige Zellen innerhalb der Spermiogenese. V Zahnheilkunde: Die Neumann´schen Zahnscheiden sind eigenständige Wandungen der Zahnkanälchen, die besonders widerstandsfähig gegenüber chemischen Substanzen sind und in denen sich die Tome´schen Zahnfasern befinden. Die Zahnkaries stellt einen aktiven Prozess des lebenden Zahns infolge eines äußeren Einflusses mit entzündlicher Schwellung der Zahnfasern dar unter Verbreiterung der Zahnscheiden und damit Verengung der Zahnkanälchen.
AuszeichnungenNeumann wurde 1883 zum Geheimen Medicinalrath ernannt. Neumann erhielt die Ehrendoktorwürde der Universitäten Tübingen (1898) und Genf (1915). 1916 wurde ihm der Adlerorden verliehen. Zu seinem 80.Geburtstag überreichten ihm seine ehemaligen Schüler und die Albertus-Universität Königsberg eine von Stanislaus Cauer gefertigte Goldplakette (siehe Abb.). Ebenfalls von Stanislaus Cauer angefertigte Gipsplaketten finden sich heute in den jeweiligen Medizinhistorischen Museum in Ingolstadt und in Berlin. Anlässlich der Verleihung des „Ernst Neumann Awards“ am 27.8.1995 in Düsseldorf im Rahmen des 24th Meeting of the International Society for Experimental Hematology wurde diese Medaille in Gold neu gegossen und an den Preisträger Prof. D. Metcalf für dessen Verdienste an der Hämatologie überreicht. Literaturwerk
Arch. für mikroskopische Anatomie 85,Abt.I (1914) 480-520
Arch. für Entwicklungsmechanik 6 H.4 (1898) S.326-236 Neueste Literatur über E.Neumann(wegen des Umfanges hier nur Lit. in Buchform)
Mc. Graw Hill Book Company, Leo Febiger Philadelphia 1980
Links
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Kategorien: Pathologe | Hämatologe | Mediziner (19. Jahrhundert) | Mediziner (20. Jahrhundert) |
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