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Erich von Holst



Erich Walter von Holst (* 28. November 1908 in Riga; † 26. Mai 1962 in Herrsching am Ammersee) war ein deutscher Biologe und Verhaltensforscher.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Er entstammte einer Pastorenfamilie (16. Jahrhundert) aus Basedow bei Malchin und war der Sohn des Nervenarztes Dr. med Walter von Holst (1872-??) und der Dora Dehio (1882-??).

Er war ein Verwandter des Historikers Hermann Eduard von Holst (1841-1904).

In erster Ehe war er seit 1936 verheiratet mit Hildegard Schwaller, in zweiter Ehe seit 1951 mit Eveline Grisebach.

Leben

Erich von Holst hatte in Berlin studiert und war danach ab 1939 als Dozent tätig. 1947 wurde er Professor in Heidelberg, ab 1949 forschte er am Max-Planck-Institut für Meeresbiologie in Wilhelmshaven über die Physiologie des Zentralnervensystems und der Sinnesorgane bei Fischen und ab 1955 am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen bei Starnberg als dessen Gründungsdirektor; in dieser Funktion war er bis zu seinem frühen Tod der Chef seines Nachfolgers Konrad Lorenz und hatte in München eine Professur inne.

Forschungsergebnisse

Erich von Holst entdeckte u. a. das Reafferenzprinzip in der Wahrnehmungslehre (zusammen mit Horst Mittelstaedt) und konstruierte Anfang 1940 an der Universität Göttingen die ersten sog. Schwingenflugmodelle ("künstliche Vögel"), um zu dokumentieren, dass er die Mechanik des Vogelflugs durchschaut hatte.

Einer von Konrad Lorenz häufig erzählten Anekdote zufolge hat er Lorenz 1936 davon überzeugt, die Erklärung von tierischem Verhalten mit Hilfe der damals weithin akzeptierten sogenannten Reflexkettentheorie zugunsten der Instinkttheorie aufzugeben. Der 26-jährige von Holst habe seinerzeit in Berlin während eines Vortrags von Lorenz zufällig neben Lorenz' Ehefrau gesessen und ständig "Idiot, Idiot" gemurmelt, wenn Lorenz seine Verhaltensbeobachtungen mit der Reflexkettentheorie zu deuten versuchte. Im Anschluss an den Vortrag habe es nur eine halbe Stunde gedauert, bis er Lorenz "ein für allemal von der grundsätzlichen Unrichtigkeit der herrschende Reflexlehre" überzeugt hatte (K. Lorenz in der Einleitung zu: Grzimeks Tierleben, Ergänzungsband Verhaltensforschung, Kindler Verlag 1974). In der Geschichte der Ethologie wird diese Begegnung häufig zur eigentlichen Geburtsstunde des Faches verklärt.

Großen Einfluss auf die Entwicklung der anfangs bloß beobachtenden und beschreibenden Tierpsychologie in Richtung einer Physiologie des Verhaltens hatten Holsts Experimente u. a. mit "geköpften" Regenwürmern. Er trennte das Bauchmark des Tieres von dessen Oberschlundganglion (dem "Gehirn") ab und durchschnitt gleichfalls die meisten Verbindungen zu den Muskelzellen. Dann registrierte er die von jedem Ganglienpaar eines Wurmsegmentes (von jedem "Ring") ausgehenden Nervenimpulse. Wie sich zeigte, schickten die Ganglienpaare weiterhin wohlkoordinierte, rhythmische Impulse aus, die genau der segmentweisen Muskelkontraktion entsprachen, die ein unbeschädigtes Tier zur Vorwärtsbewegung befähigen. So war bewiesen, dass autonome, innere - von Umweltreizen unabhängige - Rhythmen das Bewegungsverhalten des Regenwurmes bestimmen.

In ähnlicher Weise konnte Holst bei Rückenmarkspräparaten von Fischen nachweisen, dass die Schwimmbewegungen nicht nur im Zentralnervensystem erzeugt werden (also ohne äußere Reize!), sondern auch in ihm selbst koordiniert werden, das heißt ohne Mitwirkung von Propriozeptoren und zuleitenden Nerven.

Als exzellenter Viola-Spieler und Instrumentenbauer rekonstruierte von Holst Bratschen, die wie altitalienische Modelle klangen - um zu beweisen, dass er die Gesetzmäßigkeiten der Klangbildung richtig erfasst hatte. Darüber hinaus entwickelte er einen Vorschlag zur Lösung des sogenannten "Bratschenproblems" durch eine asymmetrische Bauweise.

1954 entdeckte von Holst die Efferenzkopie.

Werke

  • Biologische und aerodynamische Probleme des Tierfluges in: Die Naturwissenschaften 1941, 29. Jahrgang, Heft 24/25, S. 348-362.
  • Untersuchungen zur Flugbiophysik, I. Messungen zur Aerodynamik kleiner schwingender Flügel in: Biol. Zentralblatt Band 63, Heft 7/8, Juli/August 1943, S. 289-326.
  • Das Reafferenzprinzip in: Die Naturwissenschaften 1950, 37.

Literatur

  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, Teil B 1928, Seite 265, Verlag Justus Perthes, Gotha 1928
 
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